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Couch Potato
So, nachdem ich scheinbar noch mehrere Woche auf den Release der PC-Version von Ys VIII warten muss, habe ich mich einfach mal an Fire Emblem: Genealogy of the Holy War gewagt, also den vierten Teil der Reihe. Ist zwar keiner der Teile der mir empfohlen wurde, aber nachdem ich selber noch ein bisschen rumgeschaut habe, habe ich gelesen, dass dieser mit zu den besten der Serie gehören soll. Da ich ansonsten nur Awakening gespielt habe, kann ich das natürlich weder bestätigen noch verneinen. Aber mit 55 Stunden hat es mich mehr als doppelt so lange beschäftigt, wenngleich ein paar Stunden eventuell durch das ständige Beschleunigen dazu gekommen sind. Und bei Awakening hab ich ja den ganzen Beziehungs-Kram verpasst weil ich niemanden verkuppelt habe. Sowas ähnliches gibt es übrigens auch hier, nur dass das System noch wesentlich undurchsichtiger ist und nie irgendwo erklärt wird. Es gibt nicht mal irgendwelche Hinweise, dass man die Charaktere überhaupt verkuppeln kann, von irgendwelchen Dorf-Gesprächen sowie der Romantik-Abfrage in Schlössern (wo man in Erfahrung bringen kann, ob irgendwer romantische Gefühle für jemand anderen hegt) mal abgesehen. Und das obwohl das Zeugen von Nachkommen ein essenzieller Aspekt des Spiels ist, spielt man doch zuerst die Eltern und Jahre später deren Nachkommen. Man bekommt zwar Ersatz-Charaktere wenn man niemanden verkuppelt hat, die sind dann aber nicht ganz so gut wie sie sein könnten. Könnte vielleicht erklären, warum ich manche Charaktere so nutzlos fand. Aber dazu später mehr.
Das Spiel handelt jedenfalls von einem Krieg der immer weiter eskaliert, bis alle Länder der Umgebung drin verwickelt sind. Dadurch kämpft man gegen viele verschiedene Gegner die meistens in dem selben Kapitel sterben in dem sie das erste Mal auftauchen. In dieser Hinsicht ist das Spiel also auch ein bisschen mangelhaft, wenngleich es sich dadurch tatsächlich wie ein verheerender Krieg anfühlt in den jeder mit hineingezogen wird, egal ob er will oder nicht. Die Story die sich durch das ganze Spiel zieht ist zwar ganz okay, aber sie hätte durchaus von mehr Tiefgang profitiert. Genauso wie die Charaktere, die unter anderem am Generations-System leiden. Weil dadurch hat jede der Heldengruppen (die aus jeweils 24 Charakten bestehen) nur ein halbes Spiel um sich wirklich zu entfalten. Und der ganze Romantik-Aspekt findet quasi offscreen statt, von optionalen Gesprächen mal abgesehen. So kann es passieren, dass Charaktere zwischen zwei Kapiteln heiraten, ohne dass man je davon erfährt. Man muss da extra im Schloss nachfragen um sowas zu erfahren. In dieser Hinsicht ist Fire Emblem: Awakening also etwas besser, auch wenn ich da ja nichts bis zum Ende durchgezogen habe.
Und ich finds halt echt blöd, dass das Spiel quasi nichts davon erklärt. Kann natürlich sein, dass das alles irgendwo im Handbuch erwähnt wurde, aber ingame gibt es keinerlei Tutorials. Dadurch ist mir erst nach knapp der Hälfte des Spiels aufgefallen, dass ich im Einheiten-Menü (für das ich ansonsten keinerlei Verwendung hatte) nachschauen kann welcher Charakter mit welch anderem Charakter reden will. Vorher hab ich halt auf gut Glück ein bisschen rumprobiert, auch wenn manche Gespräche offensichtlich sind, wie zum Beispiel wenn man einen neuen Charakter rekrutiert und dieser mit dem Anführer reden will. Kann also sein, dass ich einige Gespräche verpasst habe, zumal innerhalb einer Mission auch neue Gespräche verfügbar werden können.
Das größte Problem des Spiels ist aber eindeutig der Schwierigkeitsgrad. Keine Ahnung wie irgendjemand das ohne Savestates ertragen kann. Gut, man kann jede Runde speichern, mit gerade Mal vier Slots ist die Auswahl aber arg begrenzt. Und bei einem der nervigsten Features des Spiels sind Savestates eindeutig besser. So gibt es nämlich in jedem Schloss eine Arena in der man einige Runden lang trainieren und dabei Gold und Exp sammeln kann. Und wenn man verlieren sollte, dann bleibt einem der Charakter trotzdem erhalten. Klingt eigentlich ganz cool ... wenn da nicht die Tatsache wäre, dass nur Gewinner hochgeheilt werden. Dadurch musste ich die zweite Mission direkt neu starten, weil mir erst mittendrin aufgefallen ist, dass alle außer Sigurd (meinem Anführer) auf 1 HP runtergehauen wurden. Das hätte ich zwar Stück für Stück heilen können, aber nicht wenn ich gleichzeitig wichtige Charaktere retten muss. Und es gibt bescheuterweise keine Option sich gegen Geld zu heilen, außer man findet irgendwo eine Kirche und stellt sich für eine Runde drauf. Von daher hab ich also ständig gekämpft und neu geladen sobald ein Charakter verloren hat, was pro Kapitel einige Minuten verschlungen hat. Ohne wäre das Spiel aber noch nerviger gewesen als es ohnehin schon ist. Und jetzt zähle ich einfach mal ein paar frustierende Beispiele auf:
- Wenn man die selben Aktionen wiederholt, haben sie stets den selben Ausgang. Einfach nur speichern und mehrfach den selben Gegner angreifen bringt also nichts.
- Es gibt viele Missionen wo man nach Einnahme eines Schlosses plötzlich ganz woanders attackiert wird und dementsprechend zurückhechten müsste, vor allem wenn man keinen Warp Zauber besitzt. Von daher kann ich jedem nur raten vor Einnahme eines Schlosses zu speichern, dann zu schauen was passiert, und dann den Spielstand zu laden und die Einheiten erst mal an den Ort des Geschehens zu schicken.
- In einer Mission muss man ein Schloss erobern das nur über einen engen Bergpfad erreicht werden kann. Und das während der Boss des Schlosses mit einem mächtigen Zauber um sich wirft der viele meiner Charakter one-shotten konnte. Da musste ich mich langsam aber sicher mit zwei Heilern hocharbeiten und dabei hoffen, dass keiner von ihnen attackiert wird.
- Es gibt einige Missionen, wo man ein Schloss erreichen muss das von mindestens vier Magiern bewacht wird die einen aus großer Entfernung attackieren können. Das Risiko zwischendurch draufzugehen ist also sehr hoch, vor allem wenn sie sich auf einen Charakter fokussieren. Das Finale war in dieser Hinsicht allerdings am schlimmsten, weil das erste Schloss von Dutzenden Gegnern umgeben ist die Feuerbälle und Blitze um sich werfen. Und manche von denen können einen sogar einschläfern, wodurch gegen Ende des Gefechts meine halbe Armee ein Nickerchen gemacht hat.
- Wenn man einen bestimmten Charakter rekrutieren will, dann muss man erst dessen gesamte Armee vernichten ohne selber dabei draufzugehen (oder den Charakter zu töten), und dann muss man auch noch den Eingang zu dessen Schlosss blockieren damit er keine Verstärkung holen kann während man selber zum nächsten Schloss rennt um die Rekrutier-Bedingung zu erfüllen. War furchtbar nervig, da entweder meine Charaktere ständig getötet wurden oder der rekrutierbare Charakter.
- In der selben Mission war der Endkampf absolut unmöglich. Mein Anführer konnte zwar die gesamte Armee im Alleingang vernichten, aber sobald der Boss am Zug war hat er jeden Charakter in einem Zug vernichtet. Das haben selbst meine stärksten Charaktere nicht überlebt. Und selber konnte ich so gut wie keinen Schaden machen, egal was für Waffen ich verwendet habe. Ich habe die Mission dann nur geschafft indem ich den Boss weggelockt und sein unbewachtes Schloss übernommen habe. Der ablenkende Charakter wurde daraufhin bizarrerweise nicht attackiert. Da hat sich die Armee nur am Kartenrand drum gesammelt.
- In der vorletzten Mission gibt es ebenfalls One-Shot-Bosse, und das auch noch im Doppelpack. Die hauen zwar ab sobald sie einen Charakter töten, aber das wollte ich natürlich nicht. Also musste ich einige Zeit herumprobieren bis ich einen von denen mit einer Angriffskombo töten konnte.
- Am schlimmsten war aber das Finale. Den genauen Grund will ich hier nicht verraten, aber man muss an einer Stelle ans andere Ende der Karte hechten, ein Schloss einnehmen und dann schnell zurückrennen bevor die eigene Armee vernichtet wird. Bestimmte Items können diese Stelle zwar erleichtern, meins hatte aber nur zwei Ladungen und danach hätte ich 30000 Gold für die Reparatur zahlen müssen. Ging aber nicht, weil der Charakter pleite war. Andere Charaktere hätten zwar mehr als genug Geld gehabt um zu helfen, konnten es aber nicht. Weil nur Liebespaare sind in der Lage sich Geld zu geben. Oder Diebe. Die sind allerdings viel zu schwach, als dass man riskieren könnte sie ins Gefecht zu schicken. Außer man grindet soviel wie möglich indem man sie gegen Heiler oder Bosse schickt (welche sich jede Runde regenerieren, jedenfalls wenn sie ein Schloss bewachen).
- In Ergänzung zum letzten Punkt ist es auch nicht möglich Items zu tauschen. Stattdessen muss man sie erst verkaufen und dann fürs doppelte zurückkaufen. Ansonsten hätte ich einem meiner schwächeren Charakteren mal das Doppel-EXP-Item geben können, was nach dem Verkaufen aber 40000 Gold kostet. Das Limit ist übrigens 50000, was totaler Schwachsinn ist. Dadurch waren meine stärksten Charaktere stets am Limit, konnten sich aber so gut wie nichts von kaufen. Und die ganzen Preise in der Arena sind halt nutzlos verpufft.
Die gewaltige Größe der Maps ist ebenfalls ein bisschen problematisch. Dadurch fühlt es sich zwar tatsächlich wie ein Krieg und nicht wie ein kleines Scharmützel an, Fußeinheiten sind dadurch aber fast dauerhaft im Nachteil, weil sie langsamer zur Action kommen und dementsprechend kaum an Gefechten teilnehmen. Deswegen hatte ich selbst im Finale noch ein paar Charaktere um Level 10 - 20 (vom maximal 30), die dementsprechend so gut wie nutzlos waren. Einer meiner Heiler war zwar ebenfalls total unterlevelt, den bekommt man aber viel zu spät und selbst da ist er level-technisch schon weit abgeschlagen. Ansonsten finde ich es bei den Maps aber gut, dass die meisten nahtlos ineinander übergehen. Man kann also so gut wie jeden Schritt des Krieges von Anfang bis Ende mitverfolgen. Gibt glaube ich nur zwei Stellen wo man nicht im zuletzt eroberten Schloss startet.
In Sachen Missions-Vielfalt hat das Spiel allerdings nichts zu bieten. Ab und zu muss man zwar mal irgendwas beschützen, die Hauptaufgabe eines jeden Kapitels besteht aber einzig und allein darin, jedes einzelne Schloss zu erobern. Und an einer Stelle wirkt das irgendwie unmöglich, da die Brücke hochgezogen wurde und es keine Möglichkeit gibt diese wieder runterzufahren ... außer man stellt seinen Dieb auf die Straße, was sich scheinbar nur durch ein optionales Dorf-Gespräch in Erfahrung bringen lässt.
Es wäre außerdem cool gewesen, wenn die "Haupt-Romanze" ein bisschen glaubhafter in Szene gesetzt worden wäre. Stattdessen läuft sie in etwa so ab:
Erstes Trefffen: "Oh man, diese Frau ist wunderhübsch. Die muss ich wiedersehen."
Zweites Treffen: "Ich liebe dich. Heirate mich!" - "Okay!"
Liebe auf den ersten Blick die auch noch von beiden Seiten ausgeht ist schon irgendwie billig...
Von daher würde ich zwar gerne sagen, dass Genealogy of the Holy War besser ist als Awakening, aber das frustrierende Gameplay ruiniert den ansonsten positiven Gesamteindruck. Ohne Permadeath wäre es vielleicht ein bisschen erträglicher gewesen, aber in Awakening sind mir die Charaktere nie so schnell weggestorben wie es hier der Fall ist. Und lauter One-Shot Bosse gab es ebenfalls nicht. Es wäre also gut zu wissen, wie schwer die anderen guten Fire Emblems sind. Weil wenn die in etwa auf dem selben Level sind, dann weiß ich nicht ob ich mir die antun möchte.
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