Hier wurden schon einige gute Dinge gesagt. Ich würde neben den genannten Schlagworten auch noch das Wort Ballast einwerfen, der sicherlich auch mit der Übersättigung durch den Markt und den eigenen finanziellen Möglichkeiten einhergeht. Gerade wenn man in ein Alter vorstößt, wo man nicht mehr monatelang auf ein Spiel hinsparen muss oder zu Geburtstag und Weihnachten seinen Wunschzettel mit allerlei Spielepotenzial zu füllen wusste, um ja etwas Neues in die Finger zu bekommen, wird einem doch Tür und Tor geöffnet. Real wie virtuelle Wege und Pforten, die einen massiven Rückgriff auf Spiele jeglicher Couleur ermöglichen, die dank Angeboten, Deals und Sales auch mal eben schnell in den eigenen Backlog wandern. Spiele, die man in Zukunft auch wirklich einmal angehen möchte, aber aktuell noch auf der Ersatzbank verweilen, weil man noch mit anderen Dingen (in der Regel anderen Spielen) beschäftigt ist. Dabei ist doch gerade das der Punkt, der einem den Spass an Spielen von vorneherein untergräbt und das aktuell gespielte Spiel schnell zur Arbeit werden lässt.

Man möchte noch schnell mit dem einen Spiel fertig werden, damit man bald und so früh wie möglich mit dem nächsten vermeintlichen Kleinod loslegen kann. Das aber dann auch schon die nächsten und übernächsten Perlen auf einen warten und die Releaselisten nur so gefüllt sind mit wirklich guten Dingern (Man kann mir trotz aller Spielermüdigkeit und Unzufriedenheiten einfach nicht erklären, dass es keine guten Spiele mehr geben soll…) lässt den Ballast auf der Spielerseele immer mehr wachsen. Eigentlich unterhaltsame Spiele werden zu Arbeit. Richtig gut genießbare Szenerien werden eben fix durchgespielt, damit man ja seine ganzen Releases und die Neuheiten zusammen mit dem Presse- und Kundentenor parallel abzuarbeiten weiß. Hinzu kommt vielleicht auch noch der eigenen Anspruch nach 100% oder Trophäen/Achievements/Erfolgen, die einen – auf Grund des Zeitdrucks – eher zur Komplettlösung im Internet über das Smartphone auf dem Schoss oder dem ausgedruckten Guide zum analogen abhaken greifen lässt, als dass man sie wirklich genießt. Wenn man Spielprinzip und Herausforderungen wirklich mag, sollte man sich der Tüftelei auch wirklich hingeben, statt einem Pfad zu folgen, der von anderen vorgegeben wurde. Wenn man mehr der Story folgen will, sollte man dies tun. Nur man sollte halt nie das nächste Spiel im Blick haben. Und um dies zu vermeiden, würde ich einmal den kompletten Backlog zu den Akten legen. Sei es durch radikalen Verkauf oder dem verstauen auf dem Dachboden. Bei digitalen Spielebibliotheken sicherlich schwerlich möglich, aber da auch einfach mal einen Kaufstopp initiieren, anstatt dass man immer kleingeistig auf den nächsten Sale wartet und sein virtuelles Regal mit allerlei Klassikern, Triple-A-Produkten und Indie-Neuheiten füllt, die man wahrscheinlich nie richtig angehen wird.

Gerade an so einem Punkt. Wenn einem gar kein Spiel mehr Freude bereitet, auch wenn es noch so gut sein soll (Presse- und Kundenmeinungen sind immer noch deren Meinungen, du kannst die Spiele dennoch ganz anders aufnehmen) ist eine Pause und/oder sukzessive entlasten der Spieleseele (“Weg mit dem Kram!“) sicherlich nicht verkehrt und gerade in dem Alter, wo man sich quasi noch einmal neuorientiert und andere Dingen zu schätzen lernt auch der richtige Schritt.

Wenn ich so daran denke, war das auch genau das Alter, wo ich mich von fast alle Games, die ich so über die Jahre angehäuft habe getrennt habe. Die Lust und Freude an Spielen kam später wieder wie von selbst. Weswegen auch ich jetzt wieder an einem Punkt mit prallen Schubladen voller Spielehüllen und schwarz unterlegten Regalen aus Bits und Bytes angelangt bin. Deswegen würde ich da auch einfach einen Cut machen. Ungespieltes Potential lässt mir jetzt zwar die Qual der Wahl (was ich begrüße) aber ich werde jetzt einfach mal auf lange Sicht (mit wenigen Ausnahmen) einfach mal nichts neues mehr holen. Spiele werden ja auch nicht schlecht, nur das Medien- und Konsumentenecho verklingt irgendwann einmal. Weswegen man auch mit älteren Spiele auch noch in Jahren seinen Spass haben dürfte. Und wenn schon im nächsten Jahr die nächsten Inkarnation auf einen wartet ist es höchstwahrscheinlich auch nicht das richtige Spiel.

Einfach mal Zeit lassen, den eigenen Anspruch entschleunigen, (wichtige) Pausen zulassen und nicht immer dem Zwang folgen, auch ja dann und dann seine Spielesessions einzulegen oder ja dieses und jenes Spiel auch wirklich durchzuspielen. Mir ist z.B. immer noch unbegreiflich, wie man ein Spiel massiv kritisieren kann, es aber dann dennoch durchspielt aka "ich habe 500+ Stunden mit dem Spiel verbracht, es ist aber scheiße!". Wenn du dir den Spass erhältst ist es das richtige Spiel. Wenn nicht, dann nicht. Einfach mal Spiel Spiel sein lassen und sich nicht von Seiten voller günstiger Angebote oder Eindrücken von Youtube, Twitter, Foren etc. erdrücken lassen und den Fehler begehen, schon das nächste Spiel im Auge zu haben. Weg mit dem Ballast, Pause einlegen, mal was anderes machen und irgendwann kommt die Lust wieder ganz von selbst oder eben nicht, wenn die Prioritäten sich wie von selbst verlagern . Einfach nicht den Fehler machen, sich beim Spielen wie auf der Flucht zu fühlen oder sich durch ein Spiel zu quälen eben weil es dieses eine Spiel ist.

Es gibt heute mehr guter Spiele denn je, die Bezugsmöglichkeiten sind enorm, dass preisliche Angebot absolut reizvoll. Das einzige, was schwindet ist deine Zeit. Und die würd ich dann wirklich nicht mit Dingen füllen, die keinen Spass machen. Ballast weg und nur das angehen, worauf du jetzt wirklich Bock hast. Und auch mal rausgehen, zu viel spielen ist ungesund!