Hatte mir vorgenommen, weniger zu schreiben, ehrlich xD Aber wenn einmal die Gedanken dazu fließen, tja.
Oh Mann, und jetzt kommen die ganzen Spinner an, die sich nicht mit den halbwegs brauchbaren Ergebnissen abfinden können und alles und jeden als Sony Shills oder vom Konzern bezahlt beschuldigen ^^ Auch das war traurigerweise irgendwie vorherzusehen. Allerdings kann man bei einigen positiven Reviews schon stutzig werden. Nicht weil sie so begeistert davon berichten würden, sondern weil bei genauerem Hinschauen in manchen Rotten Tomatoes Beispielen auffällt, dass die Autoren und Autorinnen schon vor Monaten im Zusammenhang mit der Kontroverse sehr einseitig und unverständig stur Stellung bezogen hatten (Hater = Misogynists), und sich das jetzt mit aller Voreingenommenheit in den Texten widerspiegelt. Man möchte die Gegenseite untermauern und all den bösen irrationalen Typen eine reinwürgen, sodass ich mir schon vorstellen kann, dass da Kritiker dabei sind, die nun zumindest die Tendenz haben, ihre Wertung demonstrativ gegenüber dem anzuheben, was sie unter normalen Umständen geschrieben hätten. Wechselt man mal von den derzeit positiven 76% aller Kritiker auf Rotten Tomatoes zu den "Top Critics", sind es auf einmal nur noch 54% (!) für den Film, was schon eine überdurchschnittliche Diskrepanz darstellt.
Hier Jeremys knappes Review, auf ihn ist immer Verlass :3
Was ich noch als größeren Knackpunkt aufgeschnappt habe, ist das überbordende Product Placement. Wenn die "Pringles-Szene" wirklich mit so einem dreisten in-your-face Werbedialog durch eine der Hauptfiguren (McKinnon) versehen wurde, ist das für mich ein DICKER Minuspunkt. Entweder, Filme versuchen, diese Sachen möglichst unauffällig im Hintergrund zu halten, oder sie weisen in Komödien so offensichtlich und selbstironisch mit Meta-Humor darauf hin, dass es schon wieder lustig ist. Aber alles dazwischen, diese Grauzone, ist wahrhaft Facepalm-würdig. Bedauernswert, wo die Branche inzwischen angelangt ist. Vielleicht konnte das Studio bei all seinen aktuellen Finanznöten einfach nicht anders das nötige Kleingeld zusammenkratzen ;P
Ausnahmsweise hab ich mich da aber sehr kurz gefasst, das waren nur wenige Zeilen, und auch kein Rant -_^ Auch sonst erscheint mir das abwegig, denn die frauenfeindlichen Sachen waren klar ersichtlich, wurden aber stehen gelassen. Das hätte als aller erstes sofort ins Auge springen müssen. Fänds sowieso schon blöd, wenn da wirklich jemand aufräumen sollte. So lange es keine Hetze ist und keine Gesetze bricht, herrscht immer noch Meinungsfreiheit, auch wenn einige Meinungen scheiße sind. Da "Ordnung zu schaffen" ist eine Form von Zensur, eine unangebrachte Beeinflussung durch die Verantwortlichen.
Davon kann gerade Sony ein Lied singen, schließlich sind die in vergangenen Jahren schonmal so weit gegangen, Fake-Rezensenten positive Kritiken posten zu lassen. Das wurde aufgedeckt, ging afaik sogar vor Gericht und sie haben den Prozess verloren, mussten sich den ganzen Mist öffentlich eingestehen. Ich erwähne das hier nur, um zu unterstreichen, dass dem Verein solche unlauteren Methoden durchaus zuzutrauen sind. Wenn die schon Täuschungen im größeren Maßstab fertiggebracht haben, dann ist das im Kleinen mit dem gezielten Löschen von Kommentaren, um einen bestimmten Eindruck zu erwecken, echt kein haltloses Hirngespinst. Von YouTube selbst ging das übrigens mit Sicherheit nicht aus - habe selbst mal beantragt, imho richtig üble Hass-Kommentare in einem ganz anderen Zusammenhang löschen zu lassen, aber der Obrigkeit ging das nicht weit genug, deshalb blieb es stehen. Die moderieren sowas nicht selbst wenn es nicht unbedingt nötig ist (deshalb tummeln sich in den YouTube Spalten auch so viele Idioten).
Wie gesagt aber alles keine Filme, die davor mit ganz anderem Konzept über 20 Jahre in der Development Hell verbracht haben, von Fans heiß herbeigesehnt und von Involvierten der Vorgänger immer wieder angeteasert wurden (Bill Murrays Auftritt im Kostüm bei einer Show, Interviews mit Ivan Reitman und anderen, fertige Drehbuchentwürfe, das Videospiel usw. usf., die Liste ist verdammt lang, hab das damals aufmerksam mitverfolgt). Auch ist die Trailer-Reaktion zu bedenken. Einen Planet of the Apes oder RoboCop haben die Clips immer noch eher besser aussehen lassen als das fertige Produkt war. Bei Ghostbusters ist es offenbar andersherum, und hier hatten die Leute eben ganz bestimmte Ansprüche daran. In Apes oder RoboCop erwartet man Sci-Fi-Action, und die ist auch in der Vorschau zu sehen. Selbst wenn es nicht jeden sofort überzeugen mag, wartet man in solchen Fällen zumindest leichter vorsichtig ab. Aber Ghostbusters wird vordergründig als Comedy verkauft und von der Mehrheit so wahrgenommen. Wenn dann in den Trailern kein Lacher vorkommt, sondern im Gegenteil der Humor mitunter zum Fremdschämen und auf extrem niedrigen Niveau ist, vergrößert sich der Aufschrei um ein Vielfaches. Denke also dennoch, dass die Situation kaum vergleichbar ist.Zitat
Abermals mit dem üblen Schnitzer verschlimmert, den ersten Trailer mit der Texteinblendung am Anfang so aussehen zu lassen, als sei es doch eine Art Fortsetzung und kein Reboot! Das ganze Mantra vonwegen "30 years ago...". Also genau das, was die Fans eigentlich wollten. Die Macher taten auch noch absichtlich so, als würden sie diesen Wunsch des Publikums erfüllen, in vollem Bewusstsein, das nicht zu tun. Ergo ein dreistes und perfides Spiel mit nostalgischen Gefühlen, eingesetzt gegen die Menge.
Die fröhlich mit einstimmenden Kreise derer, die tatsächlich ein Riesenproblem mit der weiblichen Besetzung hatten und haben, taten ihr übriges dazu bei, aber sind bestimmt nicht der Hauptgrund oder die Mehrheit. Hätte Sony die Marketingkampagne nicht so heftig vergeigt (dass dies der Fall ist, darin sind sich im Prinzip alle einig), sondern von Anfang an mit Qualität begeistert, hätte das viele skeptische Meinungen schon lange vorher umgestimmt. Sowas kommt vor. Stattdessen gab es Beleidigungen in Interviews und ein permanentes Ignorieren aller legitimen Bedenken. Dass sich da eine Dynamik entwickelt, in der die Leute, die sich aus gutem Grund persönlich angegriffen fühlen, den Film massenhaft entschieden ablehnen, downvoten und scheitern sehen wollen, verwundert mich nicht mehr. Die Diskrepanz erklärt das imho allemal.
Davon abgesehen habe ich an mehreren Orten im Vorfeld auch in tendenziell zivilisierteren Kreisen über den Film diskutiert. Etwa über Disqus auf Darkhorizons. Nirgendwo ist mir jemand untergekommen, der sich über das Geschlecht des Teams aufregte, aber mindestens 90 von 100 Personen fanden es aus einer ganzen Reihe von nachvollziehbaren Gründen dennoch furchtbar, wie das Reboot rüberkam und was sie draus gemacht haben. Niemandem davon würde ich unterstellen, solche Gründe nur vorgeschoben zu haben und unaufrichtig zu sein. Deshalb ist es einfach nicht in Ordnung von Sony, die alle als "Hater" über einen Kamm zu scheren und dabei vollkommen die eigenen Fehler und Versäumnisse unter den Teppich zu kehren.
Ich mein, wenn man sich mal mit dem Marketing auseinandersetzt, taucht sowas vage beschwichtigend-entschuldigendes ständig auf. Duncan Jones beruhigt Leute über Twitter, dass die grausam unpassende Musik des Trailers inhaltlich nichts mit dem Warcraft Film zu tun hat, sondern der Soundtrack von Djawadi kommt. Simon Pegg zerstreut Ängste zu Star Trek Beyond und räumt ein, dass mehr von der Franchise im fertigen Film steckt, als der erste wilde und actionlastige Teaser durchscheinen ließ. Und so weiter. Aber Ghostbusters, das aus oben angeführten Gründen so eine allergische Reaktion hervorruft? Nö, Feig und Sony haben angeblich alles richtig gemacht, waschen ihre Hände in Unschuld und schieben den schwarzen Peter anderen zu. Wie ich hier im Forum schonmal erwähnte: Anstatt von infantilen, frustrierten Erwachsenen im Keller zu reden, die keine Partnerin haben, hätte McCarthy auch einfach sagen können "Ich denke, wir haben einen wirklich guten Film gemacht. Ihr solltet euch selbst vom Ergebnis überzeugen." DAS wäre angemessen und vernünftig gewesen, und nicht, aufs eigene Publikum loszugehen. Und sei es nur indirekt - dass die falschen Leute das in den falschen Hals kriegen, bei so einer Stimmung, so unvorsichtigen, unüberlegten Aussagen, ist doch klar.
Finde ferner, dass man durchaus den Gender-Swap auch offen kritisieren kann. Nicht prinzipiell weil es nun vier Frauen sind, sondern weil hinterfragt werden sollte, aus welchem Grund so vorgegangen wurde. Stichworte Innovation, Kreativität, Originalität. Gehe davon aus, dass der Film insbesondere bei vielen Top-Kritikern noch deutlich schlechter angekommen wäre, wenn der Main Cast wieder aus Kerlen bestünde. Dadurch hätten sich Vergleiche zum Original automatisch noch wesentlich deutlicher aufgedrängt. Doch einfach nur das Geschlecht der Protagonisten zu tauschen, das ist eine sehr billige, schwache, oberflächliche Methode, etwas frisch und anders wirken zu lassen, speziell wenn man damit storymäßig dann nicht viel anstellt. Kann verstehen, wenn sich die skeptischen potentiellen Zuschauer in dem Fall fragen, ob das alles ist, was sie zu bieten haben.
Viel wichtiger wäre cleveres Writing, und das fehlt laut zahlreichen Rezensionen, die zu viele Ähnlichkeiten zur Struktur des Originals in mäßiger Ausführung ohne neue Ideen bemängeln. Riecht von daher irgendwie nach radikaler Mittel-zum-Zweck-Kur ("Hey, let's remake Ghostbusters, but now with women!! Mind blown. We won't need much else. Throw some cameos in to also capitalize on the nostalgia of the die-hard fans, and voilà, we have the authorization to print money" *__*). So ein Schritt hat Potential und könnte richtig cool sein, wenn man es richtig und aus den richtigen Gründen angeht. Das eröffnet eigentlich viele neue Story-Möglichkeiten, weshalb auch ich wie Paddy oben von Anfang an offen für diese Art von Entscheidung war und bin. Doch wie es sich seitdem im Reboot darstellt, wirkt es auf mich leider eher wie eine Ausrede. Ein Film wird meiner Meinung nach gewiss noch nicht gut oder schlecht, bloß weil man Frauen oder Männer castet. Sony sieht das anders und wähnt ihr Werk neuerdings als wichtigen Beitrag des sozialen Diskurses. Yeah, sure...
Letzteres eventuell, ersteres bestimmt nicht. Es gibt nur extrem wenige Franchises, die über Jahrzehnte hinweg ohne ein neues Hauptwerk den Hype und die Aktivität aufrecht erhalten können. Ghostbusters ist eine Popkultur-Ikone mit langfristiger Wirkung, insbesondere in den USA. Das ist nicht erst seit der Ankündigung des Reboots deutlich geworden. Für manche handelt es sich um das Sinnbild eines zentralen Parts ihrer Kindheit.Zitat
Glaube allerdings, dass es da vielen ähnlich geht wie mir: Würde mich nicht als Hardcore-Fan bezeichnen, aber denke auch mit wohlig-nostalgischen Gefühlen an die beiden Vorgänger aus Kindheitstagen zurück, die ich mindestens ein halbes Dutzend mal gesehen habe. Jetzt, wo das Thema so sehr in den Vordergrund rückt und das ungewollte Remake/Reboot viele Aspekte des Originals untergräbt und verschlimmbessert, wird manchen umso deutlicher wieder bewusst, wie viel ihnen die Vorgänger bedeutet haben, und wie sehr es sie folgerichtig stört, wie aktuell mit der IP umgegangen wird (die wollen schließlich eine neue Reihe mit - Zitat - "endlos" vielen Fortsetzungen draus machen >_>').
Der durchschnittliche Kinobesucher stimmt nicht auf YouTube über aktuelle Filmtrailer ab. Würde behaupten, dass das Meiste, was in dieser Geschichte gelaufen ist, zu einem signifikanten Teil von Fans und Freunden der alten Klassiker ausging. Diejenigen, die es wirklich kümmert, werden schließlich zuerst aktiv. Und die hatten wie beschrieben schon seit Langem Grund genug für einen Downvote, weil ihre wichtigsten und problemlos umsetzbaren Wünsche einfach rigoros und ohne Zögern mit großer Arroganz und Ignoranz übergangen worden sind.Zitat
Gerade die sind in den 80er Versionen meiner Ansicht nach exorbitant glaubwürdiger und gruseliger :'O Fällt mir grade schwer, nachzuvollziehen, wie jemand den knallbunten und offensichtlichen flashy CGI-Overkill bevorzugen kann, aber jedem das Seine, I guess... Vielleicht werd ich auch einfach nur alt :P
Ansonsten wünsch ich dir viel Spaß mit dem Film. Würde aber nicht zu viel erwarten: Habe auch schon negative Meinungen von Leuten mitbekommen, welche die von dir erwähnten Streifen toll fanden, oder die zumindest Ghostbusters 2016 denen gegenüber als deutlich unterlegen beschrieben. Kannst dann ja hier mal berichten, was du von dem Reboot hältst.