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Deus
Weise in dem Zusammenhang nochmal darauf hin, dass Sony, Feig & Co, anstatt sich ernsthaft und fair mit berechtigten Bedenken zur Qualität des Films auseinanderzusetzen und einfach nur zu beruhigen, kritische Fans in Interviews als Misogynisten, basement-dwelling Manbabies oder einfach nur als Arschlöcher beschimpft haben und dieses Narrativ auch aktiv verfolgt wurde in dem Sinne, die öffentliche Meinung in diese Richtung zu manipulieren. Schon als der erste Trailer, jetzt berüchtigterweise most disliked video in YouTube history, so viele harsche Kommentare bekam, waren darunter natürlich auch einige echte frauenfeindliche Aussagen, denn Spinner gibts immer. Jedoch haben die Verantwortlichen massenhaft legitime kritische Meinungen (zum Look, dem Humor, Reboot versus Fortsetzung usw.) aus den Kommentaren gelöscht, die frauenfeindlichen jedoch bewusst stehen lassen, wohl um mit dem Finger drauf zeigen und rufen zu können "Schaut her, alle die unseren Film nicht mögen sind Misogynisten!" Und sei es nur indirekt. Das ist ein Fakt und hat bei mir letztenendes die Stimmung gekippt, als ich das mitbekommen habe, da auch mein Kommentar einfach gelöscht worden ist.
So eine Shaming-Taktik ist einfach krass daneben und unentschuldbar. Beschränkte sich wie gesagt nicht auf YouTube-Kommentare. Egal ob der Film darauf ausgelegt ist oder nicht (kann man eh so oder so sehen, aber bin bestimmt der letzte, der was gegen eine angenehme Portion Girl Power hat), doch dieses Argument wurde gezielt benutzt, um alle Vorbehalte pauschal wegzuwischen mit dem Statement, dass jene Stimmen eh alle nur Abschaum seien. Auf diese Weise macht man das eigene Produkt gewissermaßen unangreifbar. Entweder du magst es, oder du bist ein Frauenhasser, so der Tenor. Das ging sogar so weit, dass sich namhafte Internetseiten meldeten und Leute zur Sau machten bzw. ihnen Aussagen in den Mund legten, die so nie getätigt worden sind. James Rolfe zum Beispiel, der bekannte Angry Video Game Nerd, hat in einem Video einfach nur sehr vernünftig, ruhig und nachvollziehbar begründet, warum er persönlich als Ghostbusters-Fan keinerlei Interesse an dem Reboot hat und es deshalb auch entgegen der Erwartungen seiner Zuschauer nicht reviewen wird - was sein gutes Recht ist (darauf, dass der neue Main Cast aus Frauen besteht, ging er dabei übrigens so gut wie gar nicht ein). Und dafür hat er richtig auf den Deckel bekommen mit verachtenswerten Anschuldigungen von Blogs und Autoren von Entertainment News, die sich das Video wahrscheinlich nichtmal wirklich angeschaut haben. Weil die reißerischen Überschriften zu solchen Themen natürlich mehr Aufmerksamkeit ziehen als etwas, das bei genauerem Hinsehen kaum eine Erwähnung wert wäre.
In der Art ging das dann immer weiter und wurde von beiden Seiten, Sony/Filmcrew einerseits und verärgerten Fans andererseits hochgekocht. Habe es jedenfalls selten erlebt, dass ein Studio so respektlos mit denen umgegangen ist, die sie überzeugen und denen sie ihren Film eigentlich verkaufen wollen. Dass die Verbraucher dank Anonymität mal ausfallend werden, kommt vor und ist normal, kein Blockbuster ohne laute Trolle - bei dem Reboot eines Klassikers, das von der Mehrheit so nie gewünscht worden ist, logischerweise umso mehr. Ich meine hey, das ist das Internet. Hätten sie vorher wissen können. Aber Personen wie hochrangige Produzenten, Regisseure oder Schauspieler sollten da imho drüber stehen und ggf. auch gute Miene zum bösen Spiel machen, um nicht selbst auf so ein Niveau abzusinken (Rede hier nicht von Zustimmung, aber auch Ablehnung kann man diplomatisch und vorsichtig rüberbringen). Stattdessen war sowas von offizieller Seite ständig zu hören! Und selbst wenn es nicht immer Beleidigungen waren - die gab es auch - merkt man selbst jetzt noch die Gehässigkeit, mit der zum Beispiel Tom Rothman (Vorsitzender von Sony Pictures Entertainment's Motion Picture Group) davon sprechen, dass die hitzige Kontroverse ihrem Film geholfen und ihn zu einem "real important part of the social conversation" gemacht habe, wobei insbesondere letzterer Punkt totaler Bullshit ist. Es handelt sich um eine hinterhältige Marketing-Masche, mehr nicht.
Als ich den ersten Trailer zum ersten Mal sah, war ich noch an Bord. Haute mich zwar nicht vom Hocker und ein paar Punkte fand ich doof, aber mir haben auch ein paar Dinge daraus gefallen. War vorsichtig optimistisch, dass das was werden kann (wobei die darauffolgenden Trailer und TV-Spots den Eindruck bei mir merklich verschlimmert haben). Vielleicht ist es auch einigermaßen was geworden, immerhin sind die Reviews trotz diverser deutlicher Kritikpunkte zumindest nicht mehrheitlich negativ. Aber das spielt für mich inzwischen ehrlich gesagt keine Rolle mehr, weil diese Kampagne dermaßen abgründig, arglistig und unterirdisch war, dass mir jede Lust, die ich mal auf den Film hatte, vorerst vergangen ist und ich Sony in diesem Fall bestimmt nicht auch noch für ihr Verhalten bezahlen möchte, so viele schwache Entscheidungen getroffen zu haben, sowohl bezogen auf die Inhalte, als auch auf den Versuch, mich neben tausenden von anderen verstummen zu lassen und in eine ganz bestimmte Ecke zu stellen. Nur weil man sich Gedanken drum macht und einem diese Franchise nicht völlig egal ist.
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