Ja, das hatte sich die Mehrheit der Fans klar gewünscht und war Jahrzehnte lang geplant oder angedacht. Deshalb ist die Richtung, die sie eingeschlagen haben, umso enttäuschender. Der Film muss sich nicht nur an den Vorgängern messen lassen, sondern auch an der hypothetischen echten Fortsetzung in den Köpfen der Leute, die wir jetzt nie bekommen werden. Natürlich sind das oft idealisierte Vorstellungen. Aber es ist eine Sache, davon ein Stück weit abzuweichen, und eine ganz andere, es feige nichtmal zu versuchen. Hat denke ich auch nicht viel mit dem Lore zu tun, denn anders als bei Star Trek, das vor dem Semi-Reboot 40 Jahre an TV-Geschichte und zehn Kinofilme mitbrachte (wo ich sowas als Argument gelten lasse und zumindest irgendein Handlungsbedarf bestand, um es wieder zugänglicher zu machen, auch wenn ich da mit dem Wie überhaupt nicht einverstanden war), hätte man sich bei Ghostbusters trotz Trickserien etc. bloß an den zwei Filmen orientieren brauchen, und die Prämisse daraus ist schnell erzählt. Mit einer neuen Generation und nur ein paar Verbindungen zum Original wäre es immer noch frisch genug für jedermann gewesen, ohne Vorwissen neu einzusteigen. Oder siehe Star Wars Episode VII, das sich gar nicht drum schert und Kenntnis der Vorgänger einfach voraussetzt, weil er es sich leisten konnte. Das gilt für einen Klassiker wie Ghostbusters ganz genauso.
Aber nö, Amy Pascal, Paul Feig und Kumpane hatten ganz andere Vorstellungen und nichtmal im Ansatz die Absicht, sich wenigstens anzuhören, was bei allen gut ankommen würde, weil sie so sehr von ihren eigenen Ideen eingenommen und überzeugt waren - obwohl Ivan Reitman es längst begriffen und jahrelang darauf hingearbeitet hatte, wurde der Veteran von den Newcomern überstimmt. Glaube die Begründung zum Kontinuitätsbruch war laut Feig auch in erster Linie eher, dass die Welt mit Kenntnis von Geistern eine ganz andere wäre, speziell im Zeitalter von Smartphones und YouTube, und sich das zu sehr auf einen dritten Teil ausgewirkt hätte. Aber bei Ghostbusters II, was auch immer man von dem Film halten mag (ich mochte ihn), hat zumindest der Part wunderbar funktioniert und ich sehe keinen Grund, warum man das mit ein bisschen Originalität seitens der Autoren nicht hätte lösen können sollen. Zumal sie jetzt vor dem selben Problem stehen, wenn sie wirklich Sequels zur aktuellen Version machen wollen.
Insofern jepp, ich hasse Reboots, wenn sie nicht zwingend notwendig sind. Ich mag große Geschichten. Aus der alten Continuity hätte man noch jede Menge Story herausholen können, und die Zusammenhänge hätten jeder Handlung sofort viel mehr Gewicht verliehen. Wenn sie schon unbedingt ein neues Ghostbusters machen mussten, dann wäre das die einzig vernünftige Entscheidung gewesen. Der Punkt aus meinem vorangegangenen Post ist aber ein anderer: Selbst wenn diese Ausrichtung von vornherein feststand, also jede direkte Verbindung zu den Vorgängern gekappt wurde (die massenweise Cameos zählen ja nicht, da es andere Figuren sind... und diese Gastauftritte und Anspielungen werden jetzt selbst als Kritikpunkt an Ghostbusters 2016 mehrfach erwähnt, weil sie so krass ablenken!), hätte man es als komplett neue Geschichte trotzdem anders und besser angehen können. Nämlich vorrangig als creepy Fantasy-Abenteuer vor realistisch wirkendem Hintergrund, das durch intelligentes Writing und tolle Comedy-Talente zum Riesenspaß wird, und nicht vorrangig als Komödie mit bewusst "modernisierter" (und borderline Cartoon-) Ästhetik eines cookie-cutter Durchschnitts-Blockbusters voller offensichtlicher Computereffekte, der bis zum Rand mit Jokes vollgestopft wird und bemüht lustig sein will, bei dem aber bei Weitem nicht alle Scherze zünden.
Habe was das angeht im Zusammenhang mit Ghostbusters 2016 übrigens schon mehrfach den Begriff Slapstick gelesen, wonach auch die Trailer zum Teil aussahen, und das ist für mich im Bereich Comedy grundsätzlich ein rotes Tuch :-/ Oder dass der letzte "Endboss" der Geist aus dem Logo ist (wie schon in diversen Trailern gesehen, weshalb ich das jetzt nicht extra in einen Spoiler packe), was ich als Idee an sich schon total behämmert finde, und sie ihn besiegen, indem sie ihm mit den Proton Packs in den Genitalbereich ballern ...Soll das witzig sein? Oder Hemsworth' Logo-Entwurf mit den Brüsten? Klingt für mich nach Adam Sandler Niveau und ist eher zum Fremdschämen. Die alten Filme waren beizeiten auf angenehme Art cheesy, aber sind nie dermaßen billig und oberflächlich geworden, zumal das eben auch aus der Immersion in die Filmwelt herausreißt und die Glaubwürdigkeit schmälert.
Kann zwar gut sein, dass der Film gar nicht so fürchterlich geworden ist, wie viele nach dem Marketing gedacht hatten. Hab sogar gelesen, dass es ein paar wenige ehrlich gruselige Momente geben soll, wobei ich diesbezüglich durch die Art der Effekte, die mehr nach Vergnügungspark aussehen, starke Zweifel habe. Doch Ghostbusters hat was Besseres verdient als die personifizierte Hollywood-Mittelmäßigkeit, und mit mehr Feingefühl und Talent vor allem hinter den Kulissen und einem tieferen Verständnis der Franchise an sich wäre das auch locker drin gewesen.