Ich denke, dass "gestelztes" Sprechen dann gut ist, wenn es nicht gestelzt rüberkommt. Damit meine ich, dass es natürlich wirkt, so als ob der Typ das gerade wirklich so zu seiner Partnerin sagen würde und man es instinktiv glaubhaft findet.
Bei einer genauen Analyse würde dann vielleicht jeder zugeben, dass das unnatürlich ist, und man selber wohl nie so antworten/reagieren würde, wäre man in der selben Situation.
Aber es kommt eben auf dieses instinktive an: spontan glaubwürdig und vor allem interessant/gut/besonders/mitreißend/etc.
Den normalerweise liest man den Text einmal und hat ihn 2 Minuten später wieder vergessen. Man erinnert sich dann nur noch daran, dass einem der Text bzw. im weiteren Verlauf auch die sprechenden Figuren, gefallen haben oder eben nicht. Die genauen Worte vergisst man, aber nicht die dabei entstandenen Gefühle und Eindrücke.
Und das ist mitunter das schwerste überhaupt. Ich hatte schon oft Szenen im Kopf, die genial waren. Also in meinem Kopf stellte ich sie mir genial vor. Und als ich dann versuchte sie hinzuschreiben hab ich erst gemerkt wie gekünstelt manche Handlungen waren oder wie unsauber sich manche Gespräche lasen.
Ich denke sich ne gute Szene ausdenken kann fast jeder. Diese dann aber richtig in Szene (Achtung: Wortspiel) setzen ist dann das wirklich schwere.
Macht mal das Experiment: Schaut euch Figuren in Filmen an. Es gibt zahlreiche Charaktere die nahezu identisch sind (zumindest in den wichtigen Eigenschaften). Dennoch nimmt man eine Figur als gelungen und eine andere als miserabel war.
Gerade bei Animes sieht man immer wieder die gleiche Handvoll an Stereotype, die da bewusst stark überzeichnet und beschränkt genutzt werden. Aber auch hier findet man nur bestimmte gut. Deren Doubles machen nicht viel anders, werden aber durch kleine Details anders dargestellt und schon kann sich die Waage des Mögens zur anderen Seite neigen.
Ich würde mir immer wieder die Fragen stellen: Mag ich die Figur so ("Mögen" im Sinne von "gefällt sie mir als Figur" und nicht im Sinne von "würde ich mit befreundet sein wollen")? Benimmt sie sich für ihre Verhältnisse authentisch? lesen sich deren Texte flüssig?
Denn letztendlich ist niemand anders als man selber das Maß der Dinge, wenn es um das eigene Spiel geht. Nicht dass ich was dagegen hätte Meinungen von Anderen einzuholen, aber es bleibt dabei, das man als Ersteller das letzte Wort hat (zumindest im Hobby-Maker-Bereich).