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Thema: Character Challenge

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Ich denke, dass "gestelztes" Sprechen dann gut ist, wenn es nicht gestelzt rüberkommt. Damit meine ich, dass es natürlich wirkt, so als ob der Typ das gerade wirklich so zu seiner Partnerin sagen würde und man es instinktiv glaubhaft findet.
    Bei einer genauen Analyse würde dann vielleicht jeder zugeben, dass das unnatürlich ist, und man selber wohl nie so antworten/reagieren würde, wäre man in der selben Situation.
    Aber es kommt eben auf dieses instinktive an: spontan glaubwürdig und vor allem interessant/gut/besonders/mitreißend/etc.
    Den normalerweise liest man den Text einmal und hat ihn 2 Minuten später wieder vergessen. Man erinnert sich dann nur noch daran, dass einem der Text bzw. im weiteren Verlauf auch die sprechenden Figuren, gefallen haben oder eben nicht. Die genauen Worte vergisst man, aber nicht die dabei entstandenen Gefühle und Eindrücke.

    Und das ist mitunter das schwerste überhaupt. Ich hatte schon oft Szenen im Kopf, die genial waren. Also in meinem Kopf stellte ich sie mir genial vor. Und als ich dann versuchte sie hinzuschreiben hab ich erst gemerkt wie gekünstelt manche Handlungen waren oder wie unsauber sich manche Gespräche lasen.
    Ich denke sich ne gute Szene ausdenken kann fast jeder. Diese dann aber richtig in Szene (Achtung: Wortspiel) setzen ist dann das wirklich schwere.
    Macht mal das Experiment: Schaut euch Figuren in Filmen an. Es gibt zahlreiche Charaktere die nahezu identisch sind (zumindest in den wichtigen Eigenschaften). Dennoch nimmt man eine Figur als gelungen und eine andere als miserabel war.
    Gerade bei Animes sieht man immer wieder die gleiche Handvoll an Stereotype, die da bewusst stark überzeichnet und beschränkt genutzt werden. Aber auch hier findet man nur bestimmte gut. Deren Doubles machen nicht viel anders, werden aber durch kleine Details anders dargestellt und schon kann sich die Waage des Mögens zur anderen Seite neigen.

    Ich würde mir immer wieder die Fragen stellen: Mag ich die Figur so ("Mögen" im Sinne von "gefällt sie mir als Figur" und nicht im Sinne von "würde ich mit befreundet sein wollen")? Benimmt sie sich für ihre Verhältnisse authentisch? lesen sich deren Texte flüssig?
    Denn letztendlich ist niemand anders als man selber das Maß der Dinge, wenn es um das eigene Spiel geht. Nicht dass ich was dagegen hätte Meinungen von Anderen einzuholen, aber es bleibt dabei, das man als Ersteller das letzte Wort hat (zumindest im Hobby-Maker-Bereich ).

  2. #2
    @Owly
    Ich finde es nicht schlimm, dass Filme und Spiele, die mMn den Filmen näher sind als den Büchern, nicht so ausführlich über das Innenleben der Figuren sprechen wie Bücher. Wenn es auf das "Warum" ankommt, gelingt es mir meistens auch ohne Beschreibung der Gedanken recht gut, es zu verstehen. Ich muss das aber auch sagen, weil ich Filme und Spiele deutlich mehr mag als Bücher. Ich würde in einem Spiel also eher zu den Mitteln des Films greifen, obwohl ich selbst schon mal eine Ausnahme gemacht hab und eine Erzählstimme einbaute. Ich finde aber, dass ein Erzähler, in einem Spiel, Spieler und Spielfigur voneinander entfernt. Und gerade in einem Spiel soll das Abenteuer ja life miterlebt und nicht nur nacherzählt werden.

    Ich würde ein Spiel mit solchen Dialogen spielen. ^^ Wenn jeder so spricht, hast du Shakespeare. Aber du hast recht, man sollte Kunstsprache nicht mit Fantasy-Atmosphäre verwechseln. Ich bin zwar der Meinung, dass Figuren in Fantasy-Spielen schon etwas anders reden sollten als Teenager in der Moderne, aber übertrieben verschnörkelt sollte die Sprache trotzdem nicht sein. Vor allem sollte sie zur Figur passen. Ich meinte aber auch nicht die extremste Form der Kunstsprache, sondern allgemein gewitzte Dialoge, die so gut aufeinander abgestimmt sind, wie es in echt spontan kaum möglich wäre. Die Autoren denken ja lange über die Dialoge nach, ein Luxus, den man in echt nicht hat. Auch das gibt Geschichten aus meiner Sicht etwas Künstliches, macht ihre Dialoge aber auch viel unterhaltsamer als das oft zusammenhanglose Wirrwarr der Realität.

    @Eddy131
    Zitat Zitat
    Gerade bei Animes sieht man immer wieder die gleiche Handvoll an Stereotype, die da bewusst stark überzeichnet und beschränkt genutzt werden. Aber auch hier findet man nur bestimmte gut. Deren Doubles machen nicht viel anders, werden aber durch kleine Details anders dargestellt und schon kann sich die Waage des Mögens zur anderen Seite neigen.
    Dahinter steckt eine ganz einfache Wahrheit: Ob uns etwas gefällt oder nicht, entscheiden wir nicht über Logik, sondern über Emotion und Emotionen sind launisch. Manchmal reicht die kleinste Kleinigkeit, um sie umschlagen zu lassen. Außerdem urteilen wir nie neutral. Gefällt uns ein etwas aus einem Film, Buch oder Spiel besonders gut, so neigen wir dazu, auch den Rest in einem positiveren Licht zu sehen, weil wir sonst den einen guten Aspekt durch unseren Missmut auch ein wenig schmälern würden und umgekehrt gilt dasselbe. Ok, das war jetzt wieder sehr kompliziert ausgedrückt. Einfacher: Wir drücken gerne ein Auge zu, wenn uns etwas gefällt. Manchmal auch beide.

  3. #3
    @Kelven: Gerade den Erzähler sehe ich als großen Vorteil eines Buches. Gerade wenn man Bücher und darauf basierende Filme miteinander vergleicht: egal wie nah der Film am Buch ist, der Film ist immer unlogischer. Den Punkt oben mit 'eine Figur muss konsistent sein', dass ist in Filmen wichtiger als in Büchern. Weil im Buch ist die Zeit von der Entscheidung bis zur Handlung oft nur ein paar Sekunden, manchmal auch praktisch garnicht vorhanden (bei instinktiven Handlungen etwa). Im Film denkt man nur "What the..?!? Warum macht der das???", im Buch kann der Autor dann locker dutzende Seiten (Lesezeit: 1.000 mal länger als die Handlung an sich) darüber schreiben, warum die Figur spontan genau das tut, was sie tut. Und man wird mit einem Gefühl zurückgelassen, dass man alles verstanden hat und auch alles logisch ist.
    Wie gesagt: Gerade bei Filmadaptionen von Buch-Storys merkt man das am stärksten. Ich hab mir mal alle Harry Potter Hörbücher angetan und direkt darauf alle Filme gesehen (in einem Zeitraum von ca. 2-3 Wochen, also recht dicht hintereinander). Und ich dachte ständig "Der macht das weil X und Y und sie handelt so weil sie dabei an Z dachte." Im Film kommt das aber in keinster Weise rüber und ohne das entsprechende Hintergrundwissen kämen mir einige der Entscheidungen doch recht komisch vor (bzw. die Gründe wurden im Film umgeschrieben, damit man sie ohne Erzähler erklären konnte - meist zum Nachteil der Handlung.)

    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Dahinter steckt eine ganz einfache Wahrheit: Ob uns etwas gefällt oder nicht, entscheiden wir nicht über Logik, sondern über Emotion und Emotionen sind launisch. Manchmal reicht die kleinste Kleinigkeit, um sie umschlagen zu lassen. Außerdem urteilen wir nie neutral. Gefällt uns ein etwas aus einem Film, Buch oder Spiel besonders gut, so neigen wir dazu, auch den Rest in einem positiveren Licht zu sehen, weil wir sonst den einen guten Aspekt durch unseren Missmut auch ein wenig schmälern würden und umgekehrt gilt dasselbe. Ok, das war jetzt wieder sehr kompliziert ausgedrückt. Einfacher: Wir drücken gerne ein Auge zu, wenn uns etwas gefällt. Manchmal auch beide.
    Stimm ich dir vollkommen zu, genau das meinte ich (auch wenn du es besser ausgedrückt hast ^^)

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