Bisher habe ich meine Figuren einfach genommen, wie sie kamen. Ich habe hier und da Eigenschaften aus dem realen Leben genommen (sowohl von Personen, die ich kenne als auch von fiktiven Personen aus anderen Medien), aber selten so, das eine Figur komplett eine andere als Vorbild hatte. Natürlich passiert es, dass etwa bei einer melancholische Figur von einer Vorbildfigur, die ähnlich aufgebaut ist, mehrere Eigenschaften abbekommt, aber sollte man alles übernehmen, dann passt es einem oft nicht mehr.
Ich will damit nicht sagen, dass es schlecht ist sich reale (oder eben fiktive) Personen anzuschauen und sie nachzuzeichnen - das kann durchaus wunderbar passen - aber in der Regel eben nicht.

Meistens fang ich einfach an eine Story zu entwickeln, und dann überlege ich, "was für eine Person sehe ich da in der und der Rolle?".
Es geht vielleicht um einen Dieb und seine Raubzüge, also will ich den eher ruhig und zurückhaltend haben. Damit hab ich den Charakter.
Dann schreib ich an der Story und es kommt eine Situation, dann erst überlege ich mir, dass der Dieb rotharrige Frauen hasst, weil seine erste Liebe ihn verlassen und dabei gleich noch bestohlen hat.
Dabei wird die Figur dann komplexer und nach und nach kommen neue Sachen hinzu.
Oder ich denke, dass es cool wäre, wenn er super mit Kindern umgehen könnte, und schwups: Er hat die Eigenschaft. Sie wird vielleicht sogar nie vorkommen, vielleicht auch nichtmal erwähnt werden, aber in meinem Kopf hat er eben die Eigenschaft.
natürlich mache ich mir auch so Gedanken, wie sie sein sollte und auch dadurch festigt sich ein bestimmtes Bild des Charakters.
Und nach und nach formt sich immer mehr ein komplexes Bild der Figur und ich lasse sie eben so handeln, wie ich es mir in meinem Kopf als glaubwürdig vorstelle. Teilweise bastel ich dann auch länger an Schlüssel-Szenen herum, damit die Figur nicht unrealistisch handelt und werfe sie auch mal komplett über den Haufen, weil ich mir die Figur so einfach nicht vorstellen kann.
Je länger eine Figur Handlungsrelevant ist, desto komplexer wird sie natürlich, aber ich denke, dass das auch logisch ist (wurde ja schon erwähnt, dass nicht jeder NPC seine eigene epische Hintergrundgeschichte braucht, sondern auch einfach ein Typ sein, der in der Gegend rumsteht und einen blöden und belanglosen Spruch von sich gibt).

Also soviel von mir dazu. Ich lass es einfach auf mich zukommen, und versuche eben nicht, mich von vornherein komplett auf etwas bestimmtes festzulegen.
Aber ich denke auch, dass man Figuren unlogisch und unrealistisch handeln lassen kann. Aber! - je nach Genre und Ausrichtung des Spiels - sollte man zumindest halbwegs eine Begründung dafür haben (die dann aber ruhig auch wieder "unlogisch" sein kann, aber dennoch eine Erklärung liefern sollte). Zu oft sollte man das nicht machen, weil der Spieler sich irgendwann veräppelt fühlt (wobei das bei manchen Genres ja auch durchaus bewusst genutzt werden kann ).

Sorry für den etwas konfusen Text, war den ganzen Tag mit ner Kindergruppe im Freizeitpark und bin echt erledigt ^^