"Toll", bemerkte Brix ironisch, nachdem Sarah sie hatte stehen lassen. Sie hatte mit ihrem kleinen Monolog nichts erreicht. Dass die Jagdfanatikerin ihr gönnerhaft gestattete, selbst kein Fleisch auftreiben zu müssen, war kein Erfolg, sondern eine Selbstverständlichkeit. Sie hatte sich nur in eine Verpflichtung geredet. Und zwar die, heute auch noch für alle kochen zu müssen. "Toll", wiederholte sie, ihre Gedanken für sich treffend zusammenfassend.
Mit Ärger in der Stimme wandte sie sich den Häusern zu, rief immer wieder nach "BREE!", die nicht auf Anhieb zu sehen war. Die Bassistin hatte die Hoffnung schon fast ausgegeben, doch schließlich wankte ihre Bandkollegin aus einem der Häuser, als hätte sie gerade eine Tonne Gras geraucht. Und das war ein Zustand, den man von ihr nur zu gut kannte.
Trotzdem sie offenbar gerade erst aufgestanden war, waren abseits ihres eigenen Gangs keine Spuren von Entzug oder großer Müdigkeit wahr zu nehmen - ganz im Gegenteil. Die Drummerin war wie immer ein Bündel an Fröhlichkeit und Freude. Und nervte die angesäuerte Brittney damit gewaltig.
"Was gibt's denn?", wollte Hannah wissen. Schon mit diesem einen Satz hatte sie eine Sorglosigkeit in der Art zu sprechen, die einen hätte vermuten lassen können, sie wären gemeinsam im Ferienlager, nicht aber gestrandet auf einer Insel irgendwo im Atlantik. "Du kommst mit mir mit. Wir müssen Pflanzen sammeln, fürs Essen. Wenn wir das nicht tun, hauen die Faschos Tiere kaputt." Die Erklärung wäre wohl kaum nötig gewesen, um das Mädchen zu überzeugen. Immerhin lehnte sie eigentlich nie ab, wenn man bei irgendwas Hilfe von ihr verlangte. Trotzdem auch sie sich zumindest vegetarisch ernährte, hätte sie wahrscheinlich geholfen, ein Wolf mit einem Messer aufzureißen, wenn man sie nur ganz lieb danach fragen würde. Doch die 19-Jährige passte schon auf, dass man sie nach so etwas nicht fragen würde. Sie durfte nicht ihre letzte Mitstreiterin hier an das totalitäre, tiertötende Insel-Regime verlieren. Gut - das war vielleicht etwas dramatisch. Aber ihr war es dennoch eine Erleichterung, wenigstens eine Schwester im Geiste zu haben.
So standen die beiden kurz darauf bei Sarah. Bree offen und lächelnd und Brix grummelnd, den Blick böse funkelnd in Richtung der 'Metzgerin' gerichtet, bereit so viel essbares Grünzeug zu sammeln, dass sie davon etwas Leckeres zaubern könnten.