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Thema: [Gestrandet] - Episode 3 - Verlassen (Tag 2 - Tag 3)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Ross gab also als nächstes Wahrheitsserum ein. Dabei gab es allerdings bis auf die Dateien zu Project M-Future nicht viele weitere - eine war betitelt als MKUltra, die allerdings auch wieder passwortgeschützt war. Ansonsten kam das Wort offenbar noch in einigen der wissenschaftlichen Artikel vor, die über die Wirkungsweise von Kombinationen aus Halluzinogenen berichteten. Als Ross diese schnell überflog, sah er schnell, dass offenbar diese Kombinationen immer "als Wahrheitsserum ungeeignet" waren. Der Suchbegriff Phänomene auf Middle Island ergab noch weniger Treffer, hauptsächlich die Dokumente, in denen Ross und Casey schon davor über die Ereignisse gelesen hatten. Ansonsten fand sich nur noch eine Liste der Soldaten, die damals unter den Einfluss dieser Phänomene geraten war, zusammen mit Dienstrang, Geburtsdatum und Körpergröße. Von den Namen kam ihnen keiner bekannt vor. Insgesamt standen 24 Namen auf der Liste.

  2. #2
    Sam schrak hoch. Etwas hatte ihn geweckt. Ein Knall. Eine zuschlagende Tür. Irritiert blickte er sich um. Wo war er? Ein staubiges Zimmer, Bett, Sofa, Schrank und Kommode und an einer Seite zwei Türen. Es sah verlassen aus. Wie komm ich hierher? langsam richtete Sam sich auf. Er hatte.. geträumt. Sam erinnerte sich nur vage an den Traum, aber es war seit langem etwas anderes als ein Alptraum. Zumindest nicht ganz...
    Sein Kopf tat etwas weh, aber ansonsten fühlte er sich ganz ok. Was war nur...

    "Nova!"

    Mit einem mal saß er stocksteif aufgerichtet. Der Keller, die panische Frau, Panik und Panik, überall, ein Versprechen, er hatte es gehalten. Er hatte es gehalten! Langsam entspannten sich seine Schultern wieder und sein hektischer Atem wurde etwas langsamer. Irgendwer musste ihn hier hereingebracht haben. Also würde es Nova gut gehen. Oder? Langsam und jetzt doch etwas schwankend richtete er sich auf und ging zur Tür. Er war in dem Flur, der in den Keller führte, wo er Nova gefunden hatte. Zumindest sah er genau so schmucklos und einfach aus. Dann müsste.. Er ging in die Wohnung gegenüber. Doch er fand keine Nova und auch sonst niemanden. Dafür aber ein aufgewühltes Bett und eine Kuhle an der Stelle, wo er Nova abgelegt hatte. Erleichterung durchflutete Sam. Wenn sie schon wieder aufstehen konnte, musste es ihr wieder gut gehen. Das brachte ihn auf einen anderen Gedanken: Wie lange war er bewusstlos gewesen? Mit Bewusstlosigkeit kannte er sich mittlerweile aus, und so wie seine Erinnerung abrupt abbrachen, fühlte sich eine Ohnmacht an. Sam seufzte. Schon wieder... Aber daran konnte er jetzt auch nichts ändern.
    Auf der Suche nach den anderen und Antworten was nun los war verlässt er die Wohnung wieder. Er will sich nach rechts wenden um das Gebäude zu verlassen - immerhin gibt es hier nichts mehr zu entdecken, die Wohnungen sind leer - da stockt sein Schritt. Er schaut die Treppe hinunter und von dort scheint immer noch das Licht der Glühbirne hinauf. Also war jemand dort unten. Oder nach ihnen niemand mehr um das Licht auszuschalten. Seinen Widerstand unterdrückend setzt Sam seinen Fuß auf die oberste Stufe.

    Im Raum befand sich links von ihm eine Art Schaltpult mit Anzeigen, Knöpfen, einem altmodischem Mikrofon und ebenso alt wirkenden Kopfhörern. Davor hatte sie gesessen. Vorsichtig näherte Sam sich den Anzeigen. Irgendwas hier hatte Novas Reaktion ausgelöst. Vorsichtig und behutsam nahm Sam den Kopfhörer vom Boden und hielt ihn sich ans Ohr. Rauschen. Mehr war da nicht. Wahllos drehte er an dem größten und wichtigsten aussehenden Drehregler herum, aber das Ergebnis war nur, dass sich der Rausch-Ton beim drehen veränderte.
    Achselzuckend legte er den Kopfhörer wieder auf den Tisch und drehte sich zu anderen Seite um. Die Auswahl an Einstellungen war hier deutlich überschaubarer. Darüber befand sich eine ganze Wand an Monitoren. Er zählte sie und probierte, ob er die Bildschirmen zum laufen bekommen könnte. Vielleicht verrieten sie ihm mehr über die Insel oder lieferten eine gute Möglichkeit, um die Umgebung zu bewachen.

    Geändert von Eddy131 (08.06.2016 um 13:50 Uhr)

  3. #3
    Sam blickte auf die Fernseher. Es waren insgesamt 6 Stück, die in zwei Reihen übereinander angeordnet waren, jeweils drei nebeneinander. Er lehnte sich ein wenig übers Kontrollpult und versuchte die Röhrenbildschirme anzuschalten. Er drückte den Einschaltknopf und wurde von weißem Bildrauschen auf schwarzem Hintergrund empfangen. Offensichtlich funktionierten die Bildschirme, hatten aber kein Signal.

  4. #4
    Der Vorteil an Leuten, die hereinplatzten war, dass man sich mit einer offensichtlichen Sackgasse nicht mehr so eingängig und frustrierend beschäftigen musste. Der Nachteil daran war, dass man zu sehr abgelenkt wurde, um überhaupt noch etwas Ordentliches zu Stande zu bekommen.
    Also, Ikers Erscheinen hatte Ross durchaus als Lichtblick vernommen, weil er und Casey gemeinsam auch nicht weiter kamen, als sich gegenseitig neu aufgeworfene Fragen zu stellen. Aber irgendwie war dann alles ganz seltsam geworden, als Zoe auch noch gekommen war.
    Gerade wollte der Geschäftsmann "MK Ultra" niederschreiben, als ihm Bleistift und Papier irgendwie abhanden kamen und er plötzlich eine grobe Skizze des Dorfes vor sich sah - und schon waren sie mitten in einem Gespräch über die Bettenaufteilung.
    Perfekt für Rossie <3
    Er verzog das Gesicht. Allerdings vor allem, weil er sich ein kleines Bisschen geschmeichelt fühlte und das ja schon irgendwie lächerlich war. So wichtig war diese Bettenaufteilung nun auch wieder nicht-

    "Die 1A gehört schonmal mir. Also, ein Bett davon. Naja, die High-School-Kids wollen bestimmt zusammenbleiben, die können ja die 4B haben, Nova hat es sich ja schon in der 2B gemütlich gemacht, und Sam ja auch...."
    "Warte, du willst Nova doch wohl nicht ernsthaft mit diesem...diesem Irren in einem Haus schlafen lassen?"
    Naja, bis auf ein paar Details war die Aufteilung nicht wichtig.
    "Keine Ahnung, aber ich glaube ihm, dass er zumindest in der Hinsicht ungefährlich ist. Vielleicht finden wir ja jemanden, der mit da drin pennt. Der bullige Russe oder so? Oder Ugur. Aber siehst du, diese Aufteilung ist voll wichtig. Sag ich doch!"
    "Kann das nicht noch bis nachher warten?"
    "Aber...Aber dann sind alle guten Plätze weg!"
    Seufzend setzte Ross sich wieder an den PC und die anderen wandten sich ebenfalls dem Bildschirm wieder zu. Eigentlich hatte er wenig Lust, jetzt hier weiterzumachen - gerade hatten sie die Liste der Soldaten aufgerufen, die damals unter den "Phänomenen" zu Leiden gehabt hatten - aber immerhin konnte man vorgeben, sich mit etwas vermeintlich "Wichtigerem" zu befassen.
    Naja, und wenigstens war Iker nun hier, vielleicht brachte sie das weiter. Auch wenn er selbst nicht so ganz bei der Sache schien, irgendwie ein ganz verzwicktes Gesicht machte und mehr als ein Mal mit den Augen rollte und stöhnte, wenn Zoe etwas sagte.

    Gerade als sechs männliche Augenpaare die Liste mit den Namen genauer durchgingen und sie sich alle einig waren, dass ihnen keiner davon etwas sagte, ertönte eine laute Stimme: "ESSEN! ALLE EINFINDEN IM KONFERENZRAUM DER 3B!"
    Ross sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Die anderen drei sahen ihn überrascht an, also räusperte er sich und strich seine Hose glatt.
    "Äh ja, wie Zoe sagte, die besten Plätze sind weg, wenn wir zu lange warten - das gilt auch fürs Essen." Er nickte als würde er sich selbst versichern, dass er recht hatte und beeilte sich, zur Tür zu kommen.
    "Ja, die fünf Schritte bis zum Zimmer gegenüber könnten uns schon einiges an Zeit kosten.", sagte Zoe nun mit belustigtem Ton, was den Geschäftsmann promt in seinen Bewegungen stoppte. "Ach, stimmt. Wir essen ja im Konferenzraum.", murmelte Ross nun verlegen und verschränkte die Arme vor der Brust.
    "Wie auch immer,", sagte er schließlich wieder in einem gewohnten Ton und blickte dabei Iker an. "Ich werde nach dem Essen sicher noch eine Weile hier bleiben. Neben dem PC gibt es hier auch noch einen Haufen Ordner und Akten, die vielleicht noch Aufschluss geben können. Ich könnte deine Hilfe auf jeden Fall gut brauchen. Casey und ich sind noch nicht besonders weit gekommen. Und da ich wohl ohnehin hier schlafen werde, wird mir das sowieso keine Ruhe lassen."
    Der Geschäftsmann hatte nichts dagegen, den Reporter auch dabei zu haben, aber das war eher so eine Bonusmöglichkeit. Er schätzte aber die Chancen höher ein, mit dem Jungen vielleicht auf etwas zu stoßen, was sie beide noch nicht bedacht hatten, weshalb er nur ihn direkt ansprach und um Hilfe bat.

    Dann huschte draußen am Gang ein blonder Schatten vorbei. Offenbar wurde das Essen gleich aufgetischt, und einige brachten bereits bunt zusammengewürfeltes Geschirr und ähnliches in den Konferenzraum. Wahrscheinlich dauerte es eine Weile, bis genug von überall zusammengerafft werden konnte - es war kaum vorstellbar, dass Sarah so viel Zeug für all diese Leute hatte.
    Jedenfalls erwischte Ross Nova genau, als sie gerade wieder aus dem Konferenzraum ging und mehr holen wollte - vielleicht auch schon das Essen. "Gibt es noch mehr zu tragen?", fragte er und folgte ihr einfach mal. "Und ähm..." Eigentlich wollte er nicht fragen, aber sein letzter Stand war, dass sie im Bett lag und von Amy durchgecheckt wurde, aber hier stand die Schwedin nun wieder so ziemlich in alter Frische. "Geht's wieder besser?"

    Geändert von Lynx (08.06.2016 um 16:34 Uhr)

  5. #5
    Zufrieden mit der Arbeit die sie zusammen mit Susanne und Ugur geleistet hat trommelte sie die illustre Runde die sie nunmal waren zusammen.
    Ein wenig Kommandoton hatte dabei noch niemandem geschadet. Früher hätte sie sich für diese Aussage vermutlich geohrfeigt. Das Militär hatte sie zu ihrer Jugendzeit eher mit Skepsis und Ablehnung betrachtet. Doch die Zeit hat vieles verändert und ihre Erfahrungen haben sie geformt.

    Nova hatte gerade zusammen mit Sarah ein paar weitere Teller und altes Besteck in den Konferenzraum geschafft. Das sollte nun mittlerweile genug für alle sein, also konnte sie sich nun gleich daran machen das Fleisch zu hol...

    "Gibt es noch mehr zu tragen?"

    Ross stand plötzlich neben Nova und hielt mit ihr Schritt. Seine Ambition überall mit anzupacken war ein wahrer Segen für die gesamte Gruppe. Eine Eigenschaft, die sie ihm anfangs nicht angedacht hätte. Erneut bewies ihr das Leben, dass anfängliche Eindrücke nicht immer richtig sind und man immer dazu bereit sein sollte, seine Meinung zu revidieren.

    "Und ähm... geht's wieder besser?"

    Die Schwedin war überrascht von der Anteilnahme. Sie konnte wieder stehen, laufen und arbeiten... ergo musste ja alles wieder in Ordnung sein, nicht wahr? Vielleicht verwechselte die das jedoch auch gerade nur mit der Frage nach Einsatzbereitschaft...
    Einsatzbereit... das war sie, aber war auch wirklich alles in Ordnung?

    "Äh, ja. Danke der Nachfrage, mir geht es schon wieder besser."
    "Gut, wir, hatten uns schon einiges an Gedanken gemacht. Man kennt das ja, Halbwissen und so. Da kommen die wildesten Ideen zusammen."
    "Kann ich mir vorstellen... aber wirklich, es geht mir schon wieder besser. Nur ein paar unschöne Dinge an die ich erinnert wurde, nichts weiter."

    Zoe hatte sie sich anvertraut... weil sie die erste war die vor Ort war. Das war vermutlich nicht die beste Entscheidung, aber sie hat jemanden gebraucht mit dem sie den Ballast zumindest zeitweise teilen konnte. Sie lachte diesen Fakt nun einfach weg und wandte sich während des gehens wieder an Ross.

    "Und ja, wenn du helfen magst, gern, jederzeit. Ich wollte gerade das Essen holen. Wir haben einfach alles in einen großen Topf geworfen, da könnte ich bestimmt Hilfe beim tragen brauchen. Auuuuuußerdem..."

    Während des Gesprächs fiel Nova kaum auf wie automatisiert wieder alles ablief. Sie waren schon wieder in der Küche, standen vor dem riesigen Kochtopf in welchem einfach ein Schnitzel auf dem anderen, aufgetürmt, lag.
    Sie setzte zu einer künstlichen Pause an in der sie an den einen Henkel des Topfes griff und Ross an den anderen.

    "...wollte ich ja auch noch ein Statusupdate zu der Situation am Funkturm geben... und... du hast bestimmt auch ein paar Sachen rausfinden können... oder?"

    Eigentlich war es eine dumme Frage. Nova konnte sich die Antwort mehr oder weniger denken... freute sich jedoch trotzdem schon innerlich ein Ja zu hören. Konversation würde bestimmt helfen.

    Geändert von Gendrek (08.06.2016 um 21:36 Uhr)

  6. #6
    "Hey, hattet ihr keine Klassenfahrten? Die Aufteilung ist enorm wichtig! Schaut, wir haben 12 Wohnungen, jeweils mit Doppelbett und Sofa... Und wir sind 20 Leute. Das ist schonmal gut, das heißt, niemand muss im Doppelbett kuscheln - also, außer, er oder sie möchte das."
    Ja, Zoe, außer jemand möchte das. Und wir haben bestimmt nicht alle eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wer dieser jemand deiner Meinung nach sein sollte.

    Hier rein, da raus, wie ich's mir dachte. Gott, was kümmert's mich eigentlich. Nebenbei Zoe, wie viele Leute sind bei deiner letzten Klassenfahrt umgekommen? Oder warst du zu sehr anderweitig beschäftigt um mitzuzählen?

    ...eine leise Stimme erklärt mir sehr deutlich, dass ich mich wie ein riesen Arschloch verhalte. Aber erstens geht es eh niemanden außer mir was an, was ich denke, und zweitens... Zweitens kommt mir bei dem Getue die Galle hoch. "Oh hey, wir Höhlenverschwörer, wir Team, alles ist toll und lustig, hahaha." Und 5 Minuten vorher bin ich noch das Bauernopfer für irgendeinen Scheiß und sogar zu unwichtig, als dass man mir erklärt, warum ich über die Planke springen soll. Fick dich doch einfach, Zoe.
    Oder lass Casey das übernehmen, ist mir doch egal.

    "Kann das nicht noch bis nachher warten?"
    "Aber... Aber dann sind alle guten Plätze weg!"

    Wow, Respekt. Scheint, als fiele Casey damit flach. Mit diesem zynischen Gedanken drehe ich mich wieder hin zum Monitor und Zoe damit demonstrativ den Rücken zu.

    Peinliche Stille.
    Gerade, als die Atmoshpäre von "angestrengt" zu "auf dem besten Weg zu toxisch" beginnt umzuschlagen...

    "ESSEN! ALLE EINFINDEN IM KONFERENZRAUM DER 3B!"

    ...springt Ross plötzlich auf, sichtlich erleichtert, einen Vorwand gefunden zu haben, sich aus dem Staub zu machen. I feel you.

    "Äh ja, wie Zoe sagte, die besten Plätze sind weg, wenn wir zu lange warten - das gilt auch fürs Essen."
    "Ja, die fünf Schritte bis zum Zimmer gegenüber könnten uns schon einiges an Zeit kosten."
    "Ach, stimmt. Wir essen ja im Konferenzraum... Wie auch immer,, wendet sich Ross plötzlich an mich, "Ich werde nach dem Essen sicher noch eine Weile hier bleiben. Neben dem PC gibt es hier auch noch einen Haufen Ordner und Akten, die vielleicht noch Aufschluss geben können. Ich könnte deine Hilfe auf jeden Fall gut brauchen. Casey und ich sind noch nicht besonders weit gekommen. Und da ich wohl ohnehin hier schlafen werde, wird mir das sowieso keine Ruhe lassen."
    Ich nicke enthusiastisch, noch bevor Rossie den Satz zuende gesprochen hat. Nicht nur bin ich sehr dankbar für jede Beschäftigung, auch erledigt das die Frage, wo ich nach dem Abendessen hinsoll.

    Ich tue es Rossie gleich und verschwinde auf den Gang, ehe Zoe ihre Bettenaufteilung wieder aufnehmen kann. Da mein Alibi für den Abend gerade ein Gespräch mit Nova anfängt, schlängele ich mich an den beiden vorbei in Richtung Küche, schnappe mir etwas Besteck und fange an, mich beim Rübertragen in Richtung Konferenzzimmer nützlich zu machen. Das Kochteam hat bestimmt nichts dagegen, nicht alles alleine rüberschleppen zu müssen.

    Geändert von BDraw (10.06.2016 um 16:26 Uhr)

  7. #7
    Ein Knopf war recht dominant. Sam drückte ihn und tatsächlich machten die Displays diesen charakteristischen Ton, den alten Röhrenmonitore so von sich geben und langsam wich der schwarzen Fläche ein Schneetreiben. Einige Minuten blickte Sam angestrengt auf die 6 Bildschirme. Immer wieder hatte er das Gefühl etwas zu sehen. War sich aber nicht sicher, ob es nicht einfach nur das Rauschen war. Wenn er sich zu sehr wünschte etwas zu sehen interpretierte er wohl in die willkürlichen Bewegungen mehr hinein als tatsächlich da war. Er sollte aufpassen und seinen Geist ganz frei machen und nichts erzwingen. Aber auch das brachte nichts. Jetzt sah er im Gegensatz sogar noch Bewegungen in seinen Augenwinkeln, die aus den Ecken hier im Keller stammten.
    Sam gab es auf. Das brachte nichts.
    Wieder schaute er auf die Steuereinheit. Grau in Grau präsentierte sie sich ihm. Eine einheitliche Fläche, nur die paar Schalter und Knöpfe ragten heraus. Kurzerhand zog er sich das T-Shirt aus und wischte damit alle Oberflächen ab, wo sich ein Knopf oder Texte wie etwa Geräteangaben oder etwas derartiges verbergen konnten. Dann beschäftigte er sich etwas mit den Kontrollen und versuchte ein Bild reinzubekommen. Anschließend waren die Kabel dran. Er hatte zwar kein Werkzeug dabei, aber viele Kabelboxen konnte man leicht öffnen oder auch mit ein wenig Kraftanstrengung aufbrechen, gerade bei dem Alter wurde auch Plastik etwas morscher, selbst bei der hohen Qualität die er hier bisher gesehen hatte.
    Und wenn er schon dabei war überprüfte er auch gleich die Kabel und Anschlüsse der Funkanlage. Damit kannte er sich weniger aus, aber seine Auffassungsgabe war recht gut, und auch dort floss nur Strom durch die Kabel.
    Wäre doch gelacht, wenn er als Elektriker nicht mit ein paar Kabeln fertig werden würde.

    Für später nahm Sam sich vor in der Umgebung nach Kameras ausschau zu halten. Sofern jeder der Monitore jeweils mit einer Kamera verbunden war, waren sie wohl nicht dafür da um die Bewohner zu bewachen, was er bisher mitbekommen hatte gab es acht Häuser, also 2 Mehr als Monitore. Sams Vermutung war, Dass sie entweder die Umgebung überwachten oder bestimmte Punkte im oder außerhalb des Dorfes. Außenposten wären da eine Möglichkeit. Denn zumindest einen Hafen oder einen Landeplatz für Helikopter und/oder Flugzeuge musste es geben, sowas wäre ihm bei der Umrundung in dem kleinen Dorf aufgefallen. Natürlich konnten die Kameras aber separat ansteuerbar sein. Dann könnte es auch deutlich mehr als sechs davon geben.

    Und Sam wollte sich beeilen. Auch wenn ihn das leere Bett oben beruhigt hatte, so machte er sich doch noch etwas sorgen um Nova. Da er sie quasi gerettet, oder zumindest gefunden hatte fühlte er sich irgendwie verantwortlich. Er sollte draußen mal schauen, ob er sie finden konnte.
    Unterbewusst hatte Sam jedoch auch Angst vor dieser Begegnung. Noch mal so etwas wie im Keller würde er nur schwer ertragen können. Sam war mehr als froh, dass eine Erinnerung nur den schwachen Abglanz der Gefühle heraufbeschwören konnte, die man zu der Zeit durchlebt hatte. Und die würden ihm erstmal ausreichen. Er würde gerne hier unten für sich bleiben, aber seine Sorgen und seine mitfühlende Art würden ihn früher oder später dazu bringen nach ihr zu sehen. Ab und an warf er sogar einen Blick zur Tür hinüber, halb hoffend, das dort jemand erscheinen würde.

    Geändert von Eddy131 (08.06.2016 um 22:21 Uhr)

  8. #8
    Casey machte sich auf zu 3B. Zumindest wollte er das und war gerade auf halbem Wege zum Ausgang, als ihn Zoe belustigt erinnerte, dass es ja genau im Konferenzraum nebenan war. Er wollte nicht zugeben, dass er noch recht vom Aufbau der Häuser verstand und meinte er wolle nur etwas frische Luft schnappen, folgte aber Ross und Zoe.

    Im Konferenzraum angekommen, sah er wie Nova bereits Teller und Besteck reinbrachte, Iker half ihr energisch, vom Essen selber fehlte noch jegliche Spur, wohl noch nicht ganz fertig. Casey war gespannt was sie überhaupt zubereitet hatten. Nach dem letzten Tag war ihm wirklich alles Recht, was man irgendwie in einer Küche produzieren konnte. Beeren und Wurzeln, davon hatte er genug. Er musste an das Buch denken, dass er in der Höhle gefunden hatte. Sie würden es wohl nicht mehr brauchen. Außer einige der Pflanzen würden auch gute Gewürze abgeben. Auf der anderen Seite scheint Sarah ja überzeugt, dass man das Dorf ja nicht verlassen sollte.

    Casey selbst war etwas ungeduldig. Er würde am liebsten direkt weiter in den Dokumenten suchen. Der PC war wohl im Moment, ohne die Passwörter, nicht weiter nützlich. Er hielt es auch für komplett unwahrscheinlich, dass sie die Passwörter in den Dokumenten, direkt neben dem PC, finden würden. Die einzigen Personen die sie gewusst hatten sind wohl verrückt im Wald und schriftliche Aufzeichnungen würden wohl gut, sehr gut, versteckt sein. Was wär es auch für eine verrückte Welt wo das Passwort zu jedem PC einfach direkt im Schrank versteckt ist. Auf jeden Fall hatte Casey kein Problem mit dem durchwühlen von analogen Datensätzen. Das gehörte noch immer zum A und O eines jeden guten Investigativjournalismuses. Er hätte aber kein Problem mit einer App die hunderte Seiten in wenigen Sekunden einscannt, natürlich als Text durchsuchbar. Vielleicht die nächste große Erfindung für den Technik-Fritzen, Ross?

    Casey seufste. Langweilig, warum rufen die uns wenn nichts bereit ist?

    Sein Blick fiel auf Zoe, die noch immer die Karte hantierte, in der sie die Schlafplätze notiert hatte. Die Karte wirkte noch immer wie das Produkt eines 3-Jährigen und einer handvoll Kreide. Vielleicht hatte die Organisation hier bei der Kartografie-Abteilung gespart?

    "Na, schon alles herausgefunden, Holmes?",
    merkte er an als er ihr "Werk" betrachtete. "Sind eigentlich überhaupt alle Betten halbwegs in Schuss? Falls Sarah recht hat, stehen die Häußer ja seit Jahrzehnten unbesetzt da."

    Geändert von Mivey (10.06.2016 um 13:41 Uhr)

  9. #9
    Ross merkte, wie das einfache Gespräch ihn irgendwie entspannte. Natürlich lag es auch daran, dass Nova wieder völlig normal wirkte, was eine seiner Sorgen deutlich schmälerte, aber es war auch ganz angenehm, den Kopf von PCs, Passwörtern und Halluzinogenen freizubekommen. Das ansehnliche Fleisch half auch, um seine Stimmung weiter zu heben.
    "...wollte ich ja auch noch ein Statusupdate zu der Situation am Funkturm geben... und... du hast bestimmt auch ein paar Sachen rausfinden können... oder?"
    Der Geschäftsmann nickte und grinste.
    "Es wird dich freuen zu hören, dass ein Herr Michael Nolan und seine bezaubernde Frau Maria ihren Hochzeitstag am 14.04. haben."
    Nova blinzelte irritiert, aber sie begann auch zu lächeln, weil sie natürlich ahnte, dass es ein Witz war.
    "Na dann haben wir ja das Rästel um diese Insel beinahe gelöst."
    Ross lachte vielleicht ein bisschen zu sehr darüber, aber irgendwie war er gerade einfach erleichtert.
    "Also nein, die Nolans waren die Projektleiter von Project M-Future. Im Büro drüben in 3B steht ein PC, wo man alles nachlesen kann - also alles, was vage genug ist, damit man auch ja nichts Genaues erfährt. Oh, und im Keller dort unten gibt es eine weitere Tür, so wie die in der Höhle, nur mit Code."
    Er versuchte nun, alles möglichst zusammenhängend zu erklären, weil es so viele Neuigkeiten gab, von der Nova noch nichts wusste und er selbst erst irgendwie einen roten Faden dafür finden musste. Nachdem er die Schwedin über Psi-Tec, den Standort der Insel und die Alpha- & Beta-Station aufgeklärt hatte, hielt er kurz inne. Sie waren nun im Konferenzraum und hoben den Topf mit dem Fleisch auf den Tisch. Um sie herum wuselten auch einige andere herum, aber Ross nahm das gar nicht so wahr, da er in seiner Erzählung nun bei den "Phänomenen" angelangt war und nicht recht wusste, wie er dies nun vermitteln sollte.
    "Nur ein paar unschöne Dinge an die ich erinnert wurde, nichts weiter.", hatte Nova gesagt. Aber das klang nach der Untertreibung des Jahrhunderts wenn man bedachte, dass jemand wie Sam ihr, dem Sergeant, helfen hatte müssen, was ja offenbar nicht einmal besonders gut geklappt hatte. Egal um welche Erinnerung es sich gehandelt hatte, es hatte schon einen heftigen Auslöser dafür geben müssen, um die starke Frau so aus dem Konzept zu bringen, nicht wahr?

    "Wie schon gesagt, Project M-Future war ein Projekt, um mysteriöse Phänomene eventuell militärisch zu nutzen, und es gab ziemlich viele Artikel über Soldaten, die psychische Probleme hatten, als sie hier stationiert waren. Also welche, die sie vorher nicht hatten, vor allem Halluzinationen und eben auch Vorfälle, wo sie sich gegen die eigenen Leute gewandt haben. Natürlich stand nirgendwo etwas Genaueres, aber die "Phänomene" sollten unter anderem als Wahrheitsserum getestet werden also... es gab hier offenbar schon von Natur aus etwas, das nicht ganz normal war. Und ich nehme an, durch die Experimente mit Halluzinogenen wurde das nicht unbedingt besser. Also wird es wohl nicht so einfach festzustellen, was es damit auf sich hat."
    Ross sah Nova trotz des Themas mit einem möglichst sorglosen Blick an. Zum Glück konnte er so etwas einwandfrei, denn eigentlich geisterten in seinem Kopf die Worte aus dem PC in Dauerschleife herum: Von den beeinträchtigten Soldaten kamen leider alle ums Leben.
    Die beiden waren nun wieder unterwegs in Sarahs Haus, obwohl Ross nicht einmal sicher war, ob es überhaupt noch etwas zu holen gab. Er war einfach automatisch wieder den Weg gegangen, den sie gekommen waren und Nova hatte sich zumindest nicht beschwert.
    Nun schwiegen sie kurz, bis dem Geschäftsmann auffiel, dass eigentlich nur er die ganze Zeit vor sich hin schwadroniert hatte, als gäbe es kein Morgen mehr. "Aber hey, jetzt habe ich dich hier ewig lange vollgelabert, dabei wolltest du mir eigentlich von deinen Abenteuern am Funkturm berichten.", sagte er deshalb schließlich mit entschuldigendem Lächeln.

  10. #10
    Nova tat es gut sich einfach Mal normal mit jemandem zu unterhalten.
    Es war der kleine Scherz den Ross gemacht hatte, der sie wieder aufheiterte.

    Auch wenn dieses Project M-Future nicht nur beunruhigend klang, sondern auch eine hochgradig gefährliche Situation geschaffen hatte... Nova verlor ihren neu gefassten Mut nicht. Zumindest wusste sie nun definitiv was hier los war und... und was mit ihr selbst los war.
    Diese Flashbacks, diese Visionen, alles nur Produkte irgendeines natürlichen Halluzinogens oder eine chemischen Kampfstoffes an dem hier geforscht wurde.
    Das musste Nova sich vermutlich in den nächsten Tagen... Wochen... häufiger in Gedächtnis rufen. Rationalität und Logik sollten hier, wie sonst auch immer, ihre Freunde sein.

    "Aber hey, jetzt habe ich dich hier ewig lange vollgelabert, dabei wolltest du mir eigentlich von deinen Abenteuern am Funkturm berichten."
    "Naja, der Funkturm ist hinüber, zwar nicht komplett, aber die Antenne muss definitiv ersetzt werden. Offensichtlich hat dort oben jemand mit voller Absicht die Antenne durchgeknipst, was mir nur weiteres Unbehagen bereitet."

    Die Schwedin stand weiterhin auf einem Fleck und rührte sich nicht. Sie ging ein paar Schritte abseits der Straße zwischen die beiden Häuser, den linken Arm um ihren Bauch gelegt, den rechten darauf abgestützt griff sie sich nachdenklich ans Kinn.

    "Die Antenne selber... habe ich nicht gefunden. Aber dafür ein paar Kabel die durch den Boden verlaufen. Ich habe auch in einem der Keller hier die Funkzentrale gefunden. Das Equipment dort funktioniert auch noch. Ich hab zumindest was reinbekommen oder... dachte etwas empfangen zu können."
    "Trotz fehlender Antenne? Das ist doch super, dann scheinen wir gar nicht so weit weg vom Festland zu sein."
    "Ja... Ross... kannst du was für dich behalten?"
    "Mhh, wieso? Worum geht es denn?"
    "Auf dem Weg hierher da habe ich Dinge... gesehen. Unten im Keller habe ich definitiv Schüsse gehört und..."

    Nova atmete angestrengt ein und aus. Die Situation war ihr unangenehm, musste jedoch geklärt werden. Wenn sie unter dem Einfluss dieser Halluzinogene stand, dann hatte sie ein Problem.

    "Du hast es vorhin selbst gesagt. Hier wurde experimentiert. Ich kann Eins und Eins zusammen zählen. Die Waffe die wir gefunden haben ist, da bin ich mir zu 95% sicher, die Dienstwaffe eines FBI Agenten. Das heißt, dass das US Militär hier seine Finger im Spiel. Ich will nicht die Tinfoil-Woman spielen, aber ich verliere auch so langsam den Glauben daran, dass der Absturz hier nur Zufall war."

    Die Wahrscheinlichkeit auf dieser einsamen Insel, direkt über einer Forschungseinrichtung, abzustürzen war schwindend gering. Irgendwas stimmte da definitiv nicht.

    Eigentlich wollte sie ja über angenehme Themen mit Ross reden und... sich einfach entspannen. Es wurmte sie, dass sie das erneut nicht schaffte.

    "Eh... sorry, dass ich die Stimmung damit gerade wieder drücke. Aber ich glaube, das musste ich einfach noch loswerden bevor wir... wieder zurück gehen und etwas essen."

    Nova beruhigte sich zumindest selbst mit dem Gedanken, dass sie nicht vollkommen durchzudrehen drohte. Immerhin... sie hatte noch niemandem einfach verprügelt.

    Geändert von Gendrek (10.06.2016 um 20:24 Uhr)

  11. #11
    "Na, schon alles herausgefunden, Holmes?"

    Zoe, tief versunken in Ihre Zeichnung blickte nach oben. Nachdem Iker (beleidigt) und Ross (überstürzt) abgehauen waren, hatte sie sich de Schreibtisch geschnappt und es sich auf dem uralten Sessel bequem gemacht. Ein Bein bis unters Kinn hochgezogen, den Kopf aufs Knie gestützt und absolut konzentriert hatte sie gar nicht mitbekommen, wie Casey wieder hinter ihr aufgetaucht war. Sie wollte ihm gerade antworten, seit wann genau ER Watson war und ob das sie dann nicht zu Benedict Cumberbatch machen würde? Da gäbe es nämlich einiges zu diskutieren...

    "Sind eigentlich überhaupt alle Betten halbwegs in Schuss? Falls Sarah recht hat, stehen die Häuser ja seit Jahrzehnten unbesetzt da."
    Oh, Baby, du forderst es aber echt heraus....

    Wölfisch grinsend stand sie auf und blickte ihn von unten. Sie wusste genau, wie sie sich in Pose werfen musste, wie sie ihr Haar schütteln musste, wie sie ihre Augenbraue heben musste, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.

    "Also, Sweetheart, ich habe jetzt nicht jedes ausprobiert, also ob die alle ficksicher sind, kann ich dir jetzt nicht sagen..."

    Sie schob sich an ihm vorbei, in Richtung des Konferenzraums, wo sich die anderen langsam sammelten. Als die den Türbogen erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um.

    "...aber wenn du es persönlich ausprobieren willst..."

    Gerade, als sie ihm noch einmal zuzwinkern wollte (Weil so etwas wie "Too much" gibt es nicht!), wurde sie von hinten unangenehm angerempelt, dass sie fast schon das Gleichgewicht verlor. Iker quetschte sich mit ein paar alten Gabeln in der Hand an ihr in dem engen Hausflur vorbei und blinzelte sie aus den Augenwinkeln an. Ziemlich böse sogar. Und noch bevor sie den Jungen mit einem "Hey!" von seinem Kurs abbringen konnte, war er schon hinter den anderen verschwunden und widmete ihr nichtmal mehr einen Blick. Was war nur in ihn gefahren? Schulterzuckend und etwas verwirrt blickte sie Casey an.

    "Also, wenn du hierbleiben willst, wühl dich ruhig weiter durch die Akten, aber ICH gehe jetzt essen."

    Sie folgte Iker in den anderen Raum und reckte ihren Hals, um nach dem Jungen zu sehen - sie konnte sich einfach nicht erklären, was plötzlich los war. Gerade noch saßen sie zusammen in der kleinen Gasse und redeten über ihre Unsicherheiten, und plötzlich behandelte er sie wie Luft. Oder noch schlimmer, er mied sie regelrecht. Zoe schlängelte sich durch die teils stehenden, teils sitzenden Mit-Abgestürzten, bis sie ihn erreicht hatte, wie er gerade die Gabeln auf den Tisch schmiss. Sie wollte mit ihm reden, ihm sagen, dass sie ihn - trotz seines jungen Alters - richtig ins Herz geschlossen hatte und er jederzeit mit ihr reden konnte und...

    "Mach dich doch einmal nützlich hilf hier mit!"
    "Iker...?"
    "Verpiss dich einfach, ey."

    Und mit diesen Worten wand er sich um und flitzte wieder aus dem Raum, eine ratlose Zoe zurücklassend, der sofort die Tränen in die Augen schossen. Was habe ich dir getan?

  12. #12
    Dinge gesehen und Schüsse gehört... "Die Stimmung drücken" war damit wieder so eine Untertreibung, die der Schwedin über die Lippen gekommen war.
    "Ich...", setzte Ross an und merkte, wie seine Hand sich selbstständig machte und sich irgendwohin auf dem Weg zu Nova befand.
    Aber nein. Nein. Er war gut darin, so zu tun als wäre alles egal oder eben nicht so schlimm. Das war quasi sein Markenzeichen, so irgendwie. Und es half nun wirklich niemandem - am allerwenigsten der Frau - wenn er nun zeigte, wie er sich fühlte.
    "Ich habe nie über unseren Absturz nachgedacht, aber wer weiß...", sagte er deshalb und steckte seine Hand stattdessen in seine Hosentasche.
    "Es ist zumindest seltsam, dass unsere Leichen offenbar ziemlich gut organisiert abtransportiert wurden. Das waren ja nicht wenige, und selbst mit dem Boot müsste das eine Weile gedauert haben. Die letzte Person, die laut Sarah hier auf der Insel verschwunden ist, was ein gewisser Bill vor einem Jahr... vielleicht war es langsam tatsächlich Zeit für Nachschub? Und dann die Sache mit der abgeknipsten Antenne..."
    Kurz musste der Geschäftsmann an Brix denken, die ihn für verrückt halten würde, so eine Verschwörung zumindest für halbwegs möglich zu halten. Aber eigentlich beschäftigte ihn diese Sache im Moment weniger als es den Anschein erweckte, er wollte einfach nur über etwas anderes reden als...

    Während Nova und er nun so zwischen den beiden Häusern standen fiel ihm auf, dass die Schwedin zwar definitiv beunruhigt wirkte, aber nicht auf eine nervöse Art und Weise. Vielleicht konnte sie es nur gut kaschieren - ungefähr so gut wie er -, aber zumindest schien sie einen Weg zu suchen, mit der ganzen Sache umzugehen. Vielleicht sollte er doch darüber sprechen. Womöglich war es sogar unhöflich, es nicht zu tun?
    Ross seufzte. Er hatte sich Abwechslung und Überraschungen gewünscht, und das hatte er nun davon. Was gab es überraschenderes, als Leute, die ohne Vorwarnung durchdrehen konnten weil unbekannte Einflüsse auf sie einwirkten? Irgendwann würde er Casey fragen müssen, ob er auch mit Halluzinationen zu kämpfen hatte. Der war womöglich auch eine tickende Zeitbombe. Und Fabian, der jemanden aus seiner Vergangenheit gesehen hatte, wusste noch nicht einmal etwas von irgendwelchen Halluzinogenen.
    Das musste alles nachgeholt werden... später.
    "Es ist bestimmt schon mal gut zu wissen, dass... naja, dass es diese Phänomene auf dieser Insel gibt und es einen Grund dafür gibt, wenn man etwas Seltsames sieht oder hört.", sagte Ross schließlich leise zu Nova. "Sich damit auseinanderzusetzen ist vielleicht unangenehm und... 'drückt die Stimmung' " - er lächelte - "aber es ist vielleicht der beste Weg, sich dem zu stellen. Zumindest ist es sicher eher kontraproduktiv, die Hinweise zu ignorieren und es dauernd im Unterbewusstsein mit sich herumzuschleppen - da kann man ja nur verrückt werden." Sagte der Kerl, der gerade versuchte, bestimmte Informationen tief in sein Unterbewusstsein zu schieben.
    "Auf jeden Fall gibt es keinen Grund zur Panik. Wir wissen halbwegs, womit wir es zu tun haben. Du kannst mit diesem Bewusstsein sicher auch besser dagegen arbeiten. Und wenn wir wirklich nicht durch Zufall hierher geraten sind, gibt es vielleicht einen nicht allzu schwierigen Weg, wieder wegzukommen. Wenn doch, finden wir trotzdem einen." ...wurde der Spähposten aufgegeben, die überlebenden Soldaten wurden zurück in die Vereinigten Staaten geflogen. Von den beeinträchtigten Soldaten kamen leider alle ums Leben... Ross schluckte und schloss kurz die Augen, aber sein Ton blieb sachlich. "Aber vermutlich sind wir sogar schneller damit, herauszufinden was genau vor sich geht und können dann Gegenmaßnahmen einleiten." Hoffentlich.

    Die Straße war nun deutlich leerer geworden - vermutlich war nun so gut wie alles im Konferenzraum, was zum Essen gebraucht wurde. Irgendwie hatte der Geschäftsmann gar nicht mehr so viel Hunger. Trotzdem bewegte er sich langsam aus dem Schatten der Häuser heraus in Richtung des zweistöckigen Hauses und Nova folgte ihm. "Nach dem Essen werden wir wohl weiter nachforschen, was hier vorgefallen ist. Ich werde dir Bescheid geben, sobald sich Neuigkeiten auftun. Du kannst überhaupt jederzeit, wenn du das Bedürfnis hast, mit mir sprechen, ich kann schweigen wie ein Grab." Bevor sie nun das Hause 3A betraten, drehte Ross sich noch einmal zu der Schwedin um. Irgendetwas wollte er zu seinem letzten Satz hinzufügen. Etwas, das ihr zeigte, dass er das ernst meinte, und das nichts mit der Maske an Sorglosigkeit zu tun hatte, die er die meiste Zeit über trug.
    Ich werde auf dich aufpassen. Ich lasse nicht zu, dass du verrückt wirst. Alles wird gut.
    ...
    "Wir sollten erst mal das Essen so richtig genießen. Das hilft, die Energien wieder aufzuladen, und wer weiß wann wir das nächste Mal so ein Festmahl bekommen."
    Ross Norway gab niemals ein Versprechen. Schon gar keines, bei dem er nicht sicher war, ob er es halten konnte.

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