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Thema: [Gestrandet] - Episode 3 - Verlassen (Tag 2 - Tag 3)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Sam liegt auf einem Sofa. Arme hinterm Kopf verschränkt, den Blick abwesend an die Decke gerichtet. Die Sonne scheint durch die Halb heruntergelassenen Jalousien. Es ist Samstagnachmittag, ein herrlicher Tag. Sein Anzug hängt über dem Stuhl, die Krawatte liegt locker um seinen Hals. Vorbei. Die Feier, die Schulzeit, seine Kindheit. Aber auch die Frist. Vorbei die Möglichkeit sich zu drücken, es auf später zu verschieben. Er muss sich entscheiden. Er hatte schon eine Verlängerung, weiter kann er es nicht aufschieben. Was will er machen? Was soll er machen? Sein Vater will, dass er studieren geht. Damit er nicht so schwer malochen muss wie sein Vater es sein ganzes Leben lang getan hat. Sein Onkel braucht noch ein paar starke Arbeiter auf dem Bau und hat ihm schon eine Stelle angeboten. Auch wenn Sam weiß, dass er ihn ausnutzen wird. Immerhin sind sie "Familie", da könnte er den Onkel ja nicht "in den Ruin treiben" wollen. Aber es ist eine Option. Er könnte auch eine Ausbildung anfangen. Sein Vater wäre enttäuscht, würde es aber akzeptieren.
    Aber was will er? Architektur, das war immer sein Traum. Mathematik und Kreativität sind seine Stärken und für ihn war es immer ein interessanter Job. Endlose Stunden hat sein Vater versucht ihm das auszutreiben. Selbst einige seiner Freunde rieten ihm davon ab. Zuerst hielt er es für Neid, weil er so einen tollen Job haben würde. Doch dann sah er die Statistiken, sprach mit Berufsberatern, ging sogar Architekten in der Nähe auf die Nerven um mehr zu erfahren. Als Architekt hätte er einen schweren Start. Nach dem Bauboom der Neunziger gibt es zu viele Häuseplaner und nach dem Abklingen des Booms kaum noch Arbeit. Die einzige Chance die er hätte, wäre, wenn er sich bei einem etablierten Architekten einarbeiten ließ und sein Büro übernehmen würde. Bisher waren seine Bemühungen in der Hinsicht aber von keinem Erfolg gekrönt. Andere Studiengänge interessieren ihn nicht sonderlich.
    Sam ist nicht dumm. Ein Beruf ist nicht primär da, um Spaß zu haben, sondern um Geld zu verdienen. Also, was tun?
    Einige Minuten liegt Sam noch mit verklärtem Blick da und starrt Gedankenverloren das Spinnennetz an, dass sanft im vom Fenster hereinwehenden Windzug auf und ab schwingt.
    Plötzlich richtet Sam sich auf, streckt sich und begibt sich Richtung Tür. Er hatte sich entschieden.

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    "Brande & Riecher". Ein unauffälliges Schild hängt am Gebäude, halb von Ranken verdeckt. Die Straße ist Menschenleer, fast keine Autos stehen am Straßenrand. Die Gebäude sind heruntergekommen, viele sehen verlassen aus. Entmutigt schaut Sam auf das Gebäude, das sich nach einem kurzen Weg durch Gestrüpp an den Weg anschließt. Es unterschied sich nicht sehr von den Bauwerken ringsum, ein einfacher und schmuckloser Betonklotz. Ein Fenster bewies aber, dass hier zumindest Menschen waren. Sam hätte daran gezweifelt, wäre da nicht dieser eindeutige Beweis. Er hatte sich mehrfach versichert an der richtigen Adresse gelandet zu sein und fast hoffte er, dass es sich als Irrtum herausstellen würde. Die Annonce wirkte so seriös und einladend, war wie ein Rettungsring vor ihm erschienen. Mit einem stummen Seufzer machte er sich auf den endlosen Weg in seinen Abgrund.
    Dabei hatte alles so gut begonnen. Nach vielen ergebnislosen Bemühungen hatte sich endlich ein alter Architekt bereiterklärt ihn auszubilden und ihm sogar seine Firma zu überlassen, wenn er in Rente ging, da er keinen Nachfolger hatte. Es war eine tolle Stelle, die Arbeit hatte Spaß gemacht, es ging bergauf. Zum ersten Mal hatte Sam das Gefühl, seinen Platz gefunden zu haben, etwas für die Gemeinschaft zu tun, seinen Teil beizutragen. Und auch wenn er erstmal eine Ausbildung zum technischen Zeichner machte, so umfassten die Aufgaben deutlich mehr als das übliche und nicht selten unterwies ihn der Architekt in den Dingen, die zum Leiten des Architektenbüros wichtig waren. Und er war ein toller Lehrer gewesen. Fast 2 Jahre ging das so; dann änderte sich etwas. Sein Chef stellte einen neuen Azubi ein und zog sich langsam von Sam zurück. Durch Zufall erfuhr Sam, dass es sein Enkel war und er hier arbeitete, weil er sonst nichts anderes gefunden hatte und sein Vater den Chef darum gebeten hatte. Er übertrug Sam die Aufgabe, ihn anzulernen. Und der Architekt mied Sam, versuchte seinen Fragen auszuweichen. Nach und nach reimte sich Sam zusammen, was vor sich ging. Der Enkel sollte das Büro übernehmen, in einigen Jahren sein neuer Chef sein. Und das Büro in den Ruin treiben, davon war er überzeugt. Die Situation wurde immer unangenehmer, bis Sam erneut einen Entschluss fasste. Das war jetzt 3 Wochen her. Er ging in das Büro des Chefs und legte seine Kündigung auf den Tisch. Der alte Architekt sah ihn nicht einmal an. Er wirkte traurig. "Es tut mir leid..." sagte er. Nach einigen Sekunden des Schweigens fragte er "Kann ich dich überre..." dabei hob er seinen Kopf und als er Sam in die Augen blickte verstummte er "Natürlich nicht." und erneut ein "Es tut mir leid. Ich hatte nicht erwartet, dass er... " und damit senkte er seinen Blick wieder.
    Das Schlimmste war, dass Sam ihm nicht einmal einen Vorwurf machen konnte. Klar, er war sauer und fühlte sich zu Recht verraten. Aber er verstand ihn auch, seinen gütigen Lehrer, der mehr für ihn getan hatte, als er musste. Und auch, wenn es keine offiziell gültige Vereinbarung gab, so hatte er die Stelle doch in dem Wissen angenommen, eines Tages die Firma zu übernehmen. Es gab eine Abmachung und ein Versprechen. Sam wollte seinem Lehrer wehtun... und ihm verzeihen. Er hoffte, dass die Firma pleitegehen würde... und dass es dem Architekten gut gehen würde. zwiegespalten drehte er sich schweigend um und verließ in wortloser Stille den Raum, der für ihn kein Büro mehr war, sondern ein Teil seiner Vergangenheit, einer unwiederbringlichen Vergangenheit. Er hatte gehofft bis zum Ende hier zu bleiben, doch es war anders gekommen, viel schneller, als er Gedacht hatte.
    Und auch wenn sein Abgang fast filmreif gewesen war, so war er nun arbeitslos. Die letzten Wochen hatte er eine neue Stelle gesucht, Bewerbungen verfasst und eingesendet. Doch alle Antworten lauteten etwa gleich: "Sehr geehrter Herr Catus, wir würden uns freuen, sie in unseren Reihen begrüßen zu dürfen. Leider sind alle Ausbildungsplätze für dieses Jahr schon vergeben, daher bitten wir sie es in einem Jahr noch einmal zu versuchen." Das einzig gute war, dass sein alter Arbeitgeber ihm ein Tadelloses Zeugnis ausgestellt und eine mehr als großzügige Abfindung ausgezahlt hatte. Und dann las er die Annonce. Sie boten einen Azubi-Platz zum Elektriker. Nicht ganz das, was er sich vorgestellt hatte, aber doch nah genug dran. Und nun ist er hier und geht den Pfad entlang. Erneut schaut er auf den Zettel mit der Adresse. Ja, er ist hier wohl richtig.

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    Ein Raum. Sam sitzt auf einem Stuhl und wartet. erneut sind knapp 2 Jahre vergangen. Den Job hatte er überraschend einfach bekommen, nicht einmal sein Zeugnis wollten sie sehen. Und Sam ist sich immer noch unsicher, ob die Ausbildungsmethode von Brande und Riecher genial oder ... illegal ist. Sein Arbeitstag sieht immer gleich aus. Sein Vorsteher gibt ihm einen Auftrag, schickt ihn mit dem Firmenwagen los und dann kann er machen, was er will. Wenn Sam mal nach einem Ratschlag fragt bekommt er nur halbrichtige oder ausweichende Antworten oder wird belächelt, dass er das nicht weiß. Oder Beschimpft, warum er das den nicht in der Schule lerne. Zu Beginn konnte er es nicht wagen sich zu beschweren, da er dann auf der Straße landen würde. Und irgendwann hatte er angefangen es zu genießen, keinen Chef zu haben, für sich selber verantwortlich zu sein und mittlerweile gehört er zu den besten in seiner Ausbildungsklasse. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass er unterfordert ist, nachdem er immerhin schon das Abitur mit guten Noten abgeschlossen hat.
    Heute ist Sam mit seinem Tages-Soll früher fertig geworden und will sich neue Aufträge abholen, aber sein Vorsteher ist leider nicht da, also wartet er hier. Nach 10 Minuten wird es Sam zu lang und er steht auf um Feierabend zu machen. Als er am PC vorbei geht, bemerkt er ein grünes Lämpchen. Seltsam, eigentlich achtet der Vorsteher immer darauf, den PC abzuschalten, wenn er außer Haus ist. Kurzentschlossen geht er um den Tisch und beendet mit einem wischen der Maus den Bildschirmschoner. Zwei Minuten später hat er den Ordner mit den Aufträgen gefunden und notiert sich die Eckdaten auf seinem Notizblock. "Frau Schanz... Einrichten eines Sicherungskastens... in einer Fabrikhalle... Blauer Weg 88...". Nachdem er alle Fenster wieder geschlossen hat fällt ihm auf, dass da noch ein Ordner in der Taskleiste ist. Mit leichter Neugier vergrößert er das Fenster. Was ihm als erstes auffällt ist der komplizierte und lange Dateipfad. verwundert schaut er sich die Dateien an. Es handelt sich um einige Dutzend PDF-Dokumente mit einer Bezeichnung, bestehend aus Buchstaben und Zahlen. Wahllos öffnet er eines der Dokumente. Er fühlt sich zwar ein wenig schuldig, aber da er praktisch die Firma mit den 4 anderen Azubis alleine leitet und der Vorsteher nur das Geld kassiert hält sich sein Schuldempfinden sehr in Grenzen. Aber was sich vor ihm öffnet irritiert ihn im ersten Moment. Vor ihm auf dem Bildschirm befindet sich das Bild einer Frau. Als Überschrift gibt es nur ein "VD09O". Darunter gibt es eine Ausführliche Beschreibung einer Frau, scheinbar der auf dem Bild. Erstaunlich detailliert werden dort all ihre Vorzüge aufgelistet, nur einen Namen kann Sam nicht finden. Dann geht ihm ein Licht auf. Er hat wohl die Geheimen Escort-Ladys gefunden, die sein Aufpasser gerne ausführt. Bei dem Gedanken grinst Sam ein wenig schadenfroh in sich hinein. Vielleicht würde er das sogar seinen Kumpels in der Firma erzählen. Am Ende des Dokuments erscheint dann das, was seine Vermutung bestätigt: Eine Preisliste, die genau auflistet, was wie viel kostet. Sein Grinsen wird tiefer und sein Gesicht ein wenig rot, dennoch überfliegt er die Preisliste grob. Ihn erstaunte seine Länge. Je weiter er liest, desto teurer werden die Dienste. Langsam nähern sie sich dem vierstelligen Bereich. Interessiert zu wissen, was denn so viel Geld wert ist liest er weiter unten einen Beitrag. "Hartes auspeitschen: 4.000€". Sams Grinsen wird ein wenig schief.
    Manche Leute stehen auf komische Sachen... Er scrollt weiter. die Preise nehmen rapide zu. Wieder liest er. Und sein Grinsen verschwindet plötzlich ganz.
    Sam weiß es noch nicht, aber dies ist der Moment, in dem sein Alptraum beginnt. "Töten während der Sitzung: 50.000€".

    Das musste ein Scherz sein. Sie waren in Deutschland! Im einundzwanzigsten Jahrhundert! Sam öffnet ein weiteres Dokument. "DR24X" und wieder ein Bild. Eine Frau, eher noch ein Kind. Laut der Datei 15 Jahre alt! Die Preise sind teilweise anders und auch das Angebot ist, soweit Sam sagen kann, nicht identisch. Allzu genau will er nicht hinschauen. Immer mehr Dokumente öffnen sich, immer mehr Frauen blicken ihm entgegen, einige verängstigt, einige wie Tot und andere ausgebrannt, verbraucht. Aber am schlimmsten sind die, die lächeln. Ihr Blick zeigt noch Hoffnung. Und dann sieht er die ersten mit sichtbaren Verletzungen.
    Unter den meisten Texten findet sich eine Summe, mit der man die Angebotene "Ware" kaufen kann, die auch je nach Alter, Aussehen und Zustand variiert und teilweise an eine Million heran reicht. Doch gibt es keine Namen oder andere Möglichkeiten um einzuordnen, wo die Frauen herkommen. Hastiger werdend überfliegt Sam eine Datei nach der anderen, bis er es nicht mehr erträgt und alle Dokumente über den Task-Manager auf einmal schließt, indem er den Reader ausschaltet. Peinlich darauf bedacht, dass alles wieder aussieht wie zuvor verkleinert er den Ordner, schiebt die Tastatur wieder zurecht und eilt aus dem Raum, hinüber zur Tür und bevor er bei seinem Auto angekommen ist, läuft er schon so schnell ihn seine Beine tragen können.

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    Drei Tage später. Sam, zu hause. Er sitzt an seinem Computer. Auf seinem Gesicht eine ernste und entschlossene Miene. Licht von seinem Display fliegt über sein Gesicht. Sein Blick stutzt. Seine Augen werden groß.
    Das ist doch.. das kann nicht.. Mit einem überraschten Keuchen stößt Sam die angehaltene Luft aus, verschluckt sich und hustet. Er hatte es vermutet, aber gehofft sich zu irren. Als er sich beruhigt hat schaut er - falls das möglich ist - noch angestrengter auf den Bildschirm als zuvor und fängt an zu lesen.

    Es war erstaunlich einfach gewesen. Sam war fast schon empört, wie einfach man bei Windows XP die Passworteingabe umgehen konnte. Das schwierigste war die Dokumente wiederzufinden. Als er selbst nach einer halben Stunde nichts gefunden hatte, kamen ihm langsam Zweifel. War er entdeckt worden? Hatte er sich alles nur eingebildet? Wurde er verrückt? Oder würden gleich ein paar Schläger durch die Tür kommen und ihn wegschleifen?
    Warum hatte er sich den Dateipfad nicht gemerkt. Sam ärgerte sich über sich selbst. Doch dann endlich hatte er sie gefunden, versteckt tief an einem Ort, wo niemand suchen würde. Zusammen mit den kryptischen Bezeichnungen waren sie eindeutig schwer zu finden. Sam zückte seinen USB-Stick, kopierte die paar MB an Dateien und fuhr den PC wieder herunter.

    Nachdem sein anfänglicher Schock sich gelegt hatte - er hatte zu hause angekommen sogar den Zettel mit den Kundendaten verbrannt, die er vom PC abgeschrieben hatte und danach sogar die Blätter darunter, nur um sicher zu gehen - hatte er eine Entscheidung gefällt.
    Und nun sitzt er wieder zuhause und geht durch die Texte. Neben den Werbetexten für die Damen befinden sich auf dem Stick noch Auflistungen von Mitarbeitern und Kunden, Historien über die "Ware", wann sie wo waren und was alles getan wurde und Infos über weitere Einrichtungen.
    Jetzt wurde Sam einiges klar. Warum sein Vorsteher nie etwas machte oder irgendwas konnte, warum er seinen eigentlichen Chef nie getroffen hatte, warum sie ihn ohne irgendwelche Überprüfungen eingestellt hatten. Um nicht die Tarnung zu verlieren sollten die Azubis die Arbeiten verrichten. So war es billiger und einfacher, als einen Vollwertigen Betrieb aufrecht zu erhalten, zumal Azubis sich nicht groß beschweren würden, da sie hier nur deshalb waren, weil es ihre letzte Chance war.
    Bisher konnte Sam einiges an nützlichen Daten aus den Dokumenten entnehmen, nur leider nicht, wo sich die Frauen befinden. Es gibt Bezeichnungen für die einzelnen Standorte, aber nichts Konkretes darüber, wo sie sind, sondern nur Kürzel. Insgesamt werden 6 Orte erwähnt: AAL, BR, DR, SAJ, VD und WF. Da die Überschriften zu den Bildern jeweils mit einem der 6 Buchstabenkombinationen betitelt sind, vermutet Sam, dass sie den momentanen Aufenthaltsort angeben. Dahinter folgt eine Nummer, die mit wenigen Lücken jeweils fortlaufend ist und anschließend ein X oder ein O. Um herauszufinden was diese Bedeuten brauchte er nicht lange. In jedem Steckbrief gibt es nur jeweils zwei Punkte, dessen Werte mit X oder O angegeben werden. "Jungfrau" und "Unberührt". Der erste Punkt ist eindeutig, aber beim Zweiten war Sam sich erst nicht sicher, aber mittlerweile vermutet er, dass er bedeutet, dass die Frauen noch kein Geld eingebracht haben, also ganz "frisch" mit dabei sind. Diese Dokumente haben auch immer ein eher jüngeres Erstelldatum. Und nur wenn beide Werte positiv sind erhält auch die Überschrift einen Kreis.
    Das Dokument welches Sam gerade liest hat seine Aufmerksamkeit deshalb erregt, weil er die Tür auf dem Bild wiedererkannt hat. Sein erster Durchbruch! Den Raum selber hat er noch nie gesehen, schon gar nicht die Ketten an den Wänden, an denen die Frau gefesselt ist. Doch die Türen im Keller von seiner Arbeitsstelle sind in der gleichen Farbe gestrichen und haben dasselbe, hässliche Muster eingearbeitet. Erneut mustert er das Bild. Ein hübsches Mädchen. Helle Haut, schwarze Haare, etwa 18 Jahre alt. Ein unsicheres Lächeln auf den Lippen. Mit einem Blick nach oben sieht er das anklagende "O" hinter der Bezeichnung und eine "11" davor.
    Elf. In meiner Firma. Irgendetwas bricht in Sams Blick.

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    Sam bewegte sich unruhig im Schlaf. Nachdem Fabian ihn in die Wohnung getragen hatte stand er nun da und wusste nicht genau, was er jetzt machen sollte. Sam war nicht verletzt, also konnte man nichts tun, oder? Mit einfachen Wunden konnte er zurechtkommen, aber mit der Lage im Moment war er etwas überfordert. Vielleicht sollte er Amy holen? So wie es aussah war sie irgendwie zu ihrer Ärztin befördert worden, und ihm hatte sie auch recht gut helfen konnte. Seine Schulter tat kaum noch weh und wenn er nicht an sie dachte behinderte sie ihn auch nicht mehr. Er stand noch einige Augenblicke unschlüssig im Zimmer. Dabei fiel ihm etwas auf. Sam griff in seinen Bewegungen immer wieder zu einer Tasche an seiner Hose und versucht etwas daraus herauszuziehen. Immer wieder griffen seine Finger in die Tasche, konnten aber nichts greifen. Auf einmal blitzte etwas Weißes auf. Die Ecke von einem Stück Papier lugte aus der Tasche. Vorsichtig ergriff Fabian es und zog ein kleines aber stabiles Stück Papier hervor. 3 Mal 4 Zentimeter groß und nur ein Wort stand darauf. Ausgeblichen und schon vor langer Zeit mit einem Bleistift notiert war der Text dennoch gut lesbar. Nur ein Buchstabe war wegradiert und durch einen anderen ersetzt worden. Doch das merkte Fabian nicht, er starrte nur verwirrt auf das Wort vor ihm.

    "Brix..? Warum steht ihr Name hier?"

    Geändert von Eddy131 (06.06.2016 um 22:22 Uhr)

  2. #2
    Nova blieb noch einige Minuten sitzen.

    Das Gespräch mit Zoe hatte ihr geholfen. Sie fühlte sich wieder ruhiger, entspannter... kontrollierter. Ihr Rückfall kam ungelegen und verdammt, wie wirkte sie denn jetzt auf die anderen?
    Sie vertraute Zoe, dass sie nicht mit jedem darüber reden würde. Was war also nun ihr Modus operandi? Nicht darüber reden? Die Wahrheit sagen? Lügen?
    Nova wollte für alle Eventualitäten einen Plan haben, doch irgendwie wollte das jetzt gerade nicht so recht funktionieren.

    Die Schwedin streckte ihren Rücken durch und ließ kurz die Finger knacken, ehe sie dann wieder aufstand. Irgendwie musste es nun also vorwärts gehen.

    Nova kam langsamen Schritte wieder aus dem Haus heraus in dessen Keller sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wurde. Es wäre nur logisch gewesen, wieder am Funkgerät anzusetzen, doch etwas sperrte sich in ihr.
    Sie wollte erstmal etwas Ruhe, etwas Abstand... irgendwas normales machen, etwas alltägliches um sich selbst zu festigen.

    Während Nova wieder auf die Straße, also... die singulär einzige Straße, des Dorfes ging sah sie Zoe aus einer der Häuser kommen.
    Mit ihrem unvergleichbaren Hüftschwung der vermutlich schon einigen Männern den Kopf verdreht hat.
    Nova konnte sie immer noch nur schwer einsetzen, empfand jedoch so etwas wie eine Art Bewunderung für die Sorglosigkeit, Heiterkeit und... Ehrlichkeit dieser Frau.

    "Sollte unsere kampfstarke Amazone nicht lieber noch ein wenig Bettruhe halten?"
    "Nein nein... ich will irgendwo anpacken. Beschäftigte Hände sind glückliche Hände, weisst du?"
    "Auf Ebenen die du dir nicht vorstellen kannst! Aber wenn du dir die Hände wirklich schmutzig machen möchtest, dann schau doch da hinten in der Hütte bei Sarah vorbei..."

    Zoe deutete ausladend hinter sich ehe sie dann wieder zu Nova blickte und sich die Linke in die Hüfte stemmte.

    "...die hat einen Eimer voller Schnitzel... like literally."

    In einem kurzen Anflug von Paranoia fragte Nova sich kurzzeitig woher Sarah so viel Fleisch hatte.

    "Perfekt. Dann werde ich halt da helfen. Ich such dir ein besonders schönes raus und legs für dich zur Seite... als Dankeschön."

    Nova lächelte Zoe erneut zu ehe sie sich dann auf den Weg zu Bills Wohnung machte.

    An ihrem Zielort angekommen wollte sie dann auch gleich loslegen.

    "Okay Leute, wird Zeit Fleisch zu braten. Ich hoffe ihr mögt well-done, was anderes kriegt ihr von mir nicht."
    [Kochen, Probe auf Intelligenz 2]

    Geändert von Gendrek (06.06.2016 um 23:41 Uhr)

  3. #3
    "Aber wenn du dir die Hände wirklich schmutzig machen möchtest, dann schau doch da hinten in der Hütte bei Sarah vorbei... die hat einen Eimer voller Schnitzel... like literally."

    Susanne hatte gerade die Tür zu 2A geöffnet, als diese Worte an ihr Ohr trafen. Schnitzel? Hatte sie richtig gehört? Sie machte also auf dem Absatz kehrt und ging wieder nach draußen zu Zoe.
    "Hey, hast du gerade was von Schnitzeln gesagt? Also, Fleisch, zum essen?" Die dunkelhaarige nickte ihr zu. "Ja, Sarah hat da drüben noch ein paar Fleischreserven. Kannst ihr gerne beim kochen helfen." Das ließ sich Susanne nicht zweimal sagen. "Ja, das ist eine gute Idee!" und schon begab sie sich zwei Häuser weiter.

    "Sarah?!" rief sie fragend in den Flur, als sie die Haustür durchschritten hatte. "Hier drüben!" schall es ihr aus Richtung der Küche der rechten Wohnung entgegen. "Hi, ich bin Susanne." begrüßte sie daraufhin die ältere Frau. "Zoe meint hier gibt es was zu essen und du könntest noch Hilfe gebrauchen? Kochen gehört zu meinem liebsten Hobby, also hier bin ich!"

    [Susanne hilft beim kochen. Probe auf Intelligenz (2) + Spezialfähigkeit "Köchin"]

  4. #4
    So langsam aber sicher ist die Luft raus aus dem Abenteuerurlaub und die Games auf dem iPhone wollen nicht, weil kein Netz. Was ne Scheiße, wer denkt sich sowas aus?
    Alle Anderen haben sich in irgendwelche Keller verkrochen oder nerden sich sinnfrei durch Akten, als ob das helfen würde hier gerettet zu werden.
    Ugur ist kurz davor irgendwen anzupöbeln, als der Geruch von brutzelndem Fleisch in der Luft zum ersten Mal heute sowas wie Vernunft erkennen lässt.

    Hey Mädels, lasst mich mal helfen. Ich kann gut mit Fleisch. (Probe auf Geschick)

    Geändert von WeTa (07.06.2016 um 12:01 Uhr)

  5. #5
    Der Anblick der hauseigenen Keller-Fleischerei war vielleicht doch etwas hart. Jedenfalls hart genug, um sie dazu zu bewegen, den Keller des Hauses zu verlassen. Während Ross also mit Rich davon gestapft war, um sich nützlich zu machen, war Brittney mehr und mehr danach, sich mal wieder auszuruhen. Das hatte sie immerhin lang genug nicht getan.

    So fiel die Wahl auf Bills Bett. Das war immerhin die nächste Möglichkeit. Zudem könnte niemand die Waffe unter der Matratze finden, so lange sie darauf lag. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Apropos Fliegen - das sich diese nicht zahlreich eingefunden hatten, wunderte die 19-Jährige fast. Sie hätte bei den ekligen Kadavern im Keller definitiv mit mehr davon gerechnet.

    Mit einem flauen Gefühl im Magen kuschelte sie sich so gut es ging deckenlos in das Bett des Verschollenen. Natürlich roch das Bettzeug nicht frisch, aber selbst in heimischeren Gefilden war das nicht ihr Anspruch an eine Schlafstätte. Dieses mindestens ein Jahr alte Laken hatte mehr Luxus als sie gewohnt war und auch das half ihr womöglich dabei, trotz der gelegentlichen Geräusche - vorwiegend aus Richtung Untergeschoss - in einen traumlosen Schlaf zu versinken.


    ***


    "Okay Leute, wird Zeit Fleisch zu braten. Ich hoffe ihr mögt well-done, was anderes kriegt ihr von mir nicht."

    "Kochen gehört zu meinem liebsten Hobby, also hier bin ich!"

    "Hey Mädels, lasst mich mal helfen. Ich kann gut mit Fleisch."

    "Maaaaaan..."

    Es kam jammernd aus den Mundwinkeln. Die Stimmen hatten sie aus dem wahrlich erholsamen Schlaf undefinierbarer Länge aufgeweckt. Und jetzt gesellte sich der aufdringliche Geruch bratenden Fleisches dazu. Warum hatte man sich denn genau diese Küche hier ausgesucht, um zu kochen? Hatte die dumme Sarah nicht selbst 'ne Küche?

    Das Mädchen drückte sich mit den Armen von der Matratze ab und wischte sich im Anschluss mit den Fingern die Müdigkeit aus den Augen. Dann stand sie auf und stolperte in Richtung der Dämpfe. Ihre Beine fühlten sich an, als wäre sie ein Jahr lang nicht gelaufen und würde es jetzt erstmalig wieder versuchen. Doch mit jedem Schritt wurde es einfacher.

    "Jo", kündigte sie sich selbst an als sie zu der Crew stieß, die sich scheinbar um das Essen kümmerte. "Kocht ihr für alle?" Mehrere Köpfe nickten, während sie überall nur Fleisch, Fleisch und Fleisch sah. Es ekelte sie an. Doch im selben Moment befeuerte es natürlich auch den gewaltigen Hunger, der schon gewaltig war als sie das Dorf erreicht hatten. Über den Anblick der Tierleichen im Keller hatte sie sogar vergessen, sich etwas von den Früchten zu schnappen. "Macht ihr auch eine Portion ohne tierische Produkte?", fragte sie, gar nicht mal mit dem sonst zu giftigen Unterton. Vielleicht war sie zu hungrig. Oder zu müde. "In einer separaten Pfanne? Oder zwei... Bree will bestimmt auch." Sie sah Ugur, Nova und Susanne abwechselnd an und klemmte die linke Seite ihrer Unterlippe dabei mit den Schneidezähnen ein.

    "Bitte?"

  6. #6
    "Macht ihr auch eine Portion ohne tierische Produkte? In einer separaten Pfanne? Oder zwei... Bree will bestimmt auch. Bitte?"

    "Wir haben hier nicht viel anderes als Fleisch, aber als Beilage machen wir wahrscheinlich Rüben, da kannst du dann von essen. Es sind auch noch Beeren und sonstige Wurzeln im Keller, wenn du davon möchtest."

    Ohne abzuwarten, wie Brix nun reagierte, drehte Sarah sich zu den drei Helfern, die sich eben auch eingefunden hatten. Sie stellte drei größere Pfannen auf den Herd, sowie einen Topf dazu.

    "Okay, wir haben tatsächlich immer noch ein wenig Salz hier, keine Ahnung, wieso da so viel da war. Das heißt wir können das Fleisch wenigstens etwas salzen. Ansonsten haben wir keine Gewürze hier, wir könnten höchstens noch einige Beeren dazuwerfen."

    Dann warf sie den Herd an und sie begannen damit, die Fleischscheiben anzubraten, während gleichzeitig die Rüben vorbereitet wurden. Es war eindeutig, dass der Hauptteil der Mahlzeit das Fleisch sein würde, offensichtlich verschiedenes Wild, denn die Menge an Steckrüben, die sie zur Verfügung hatten, war eindeutig nicht ausreichend für die gesamte Gruppe.

    Während Nova [Intelligenzprobe gelungen] und Ugur [Geschickprobe gelungen] vor dem Herd standen und überwachten, dass dort alles gut lief und nichts anbrannte, half Susanne [Intelligenzprobe gelungen] Sarah dabei, die Rüben zu zerschneiden und aus den Beeren eine Paste zuzubereiten, die ebenfalls als Beilage gedacht war. Die Arbeit lief recht flüssig und sie schienen ein gutes Team abzugeben, auch wenn es natürlich eine Weile dauerte, schließlich hatten sie nur drei Pfannen und jede Menge Mägen zu füllen.

  7. #7
    Ross und Casey lasen eine Weile schweigend die Artikel und wirkten beide einerseits interessiert, aber andererseits auch enttäuscht.
    "Die haben es drauf, trotz diverser Angaben bei den wichtigen Sachen immer noch unangenehm vage zu bleiben.", sagte Ross schließlich, als er "Wahrheitsserum" in die Suchzeile eingab. Das war eigentlich eher ein Schuss ins Blaue, genauso wie 'Phänomene auf Middle Island", was er als nächstes Probieren wollte. Vielleicht auch nur "Phänomene", wenn das nicht klappte. Aber hier wurde ja wirklich nichts weiter benannt und erklärt - warum konnte das hier nicht wie Wikipedia funktionieren, wo man sich einfach von einem Begriff zum nächsten klicken konnte?
    Als der Geschäftsmann auf Enter drückte, drehte er sich mit einem schiefen Grinsen zu Casey. "Falls überhaupt was ausgespuckt wird, ist es sicher wieder Passwortgeschützt, oder irgendso ein Mist." Er ließ seinen Blick kurz durch das Büro kreisen. "Meinst du, wir sollten für die geschützten Artikel doch auch so ein bescheuertes Passwort versuchen, wie den Hochzeitstag der Nolan-Turteltäubchen?" Nun stand er sogar kurz auf, weil es ihn unruhig machte, so auf der Stelle zu treten, obwohl sie ja eigentlich auch irgendwie vorankamen. Das war ein ganz seltsames Gefühl.
    "Irgendwo muss es doch Hinweise auf verdammte Passwörter geben. Mindestens die Türcodes wird ja wohl kaum immer jeder bloß im Kopf behalten haben. Und die mussten ja auch verteilt werden - wie haben die das kommuniziert? Per Funk? Aber selbst dann würde doch irgendeine Menschenseele in diesem Dorf das irgendwo auch schriftlich festgehalten haben." Er setzte sich wieder. "Was denkst du?"
    So ein bisschen wünschte er sich Iker herbei, mit dem er denktechnisch irgendwo auf einer Ebene war... zumindest ergänzten sie sich irgendwie und der Junge war definitiv klug. Aber Casey konnte er nicht einschätzen. Sie hatten eigentlich kaum je ein Wort miteinander gewechselt, obwohl sie durchaus mit denselben Dingen beschäftigt gewesen waren. Bestimmt war er als Reporter auch nicht auf den Kopf gefallen und musste doch irgendwo auch Talent in Nachforschungen aufweisen. Aber dann wiederum war er womöglich sogar ein Betroffener dieser "Phänomene" und machte sich vielleicht ganz andere Gedanken. Ja, wirklich schwer einzuschätzen, der Typ.

  8. #8
    "Irgendwo muss es doch Hinweise auf verdammte Passwörter geben. Mindestens die Türcodes wird ja wohl kaum immer jeder bloß im Kopf behalten haben. Und die mussten ja auch verteilt werden - wie haben die das kommuniziert? Per Funk? Aber selbst dann würde doch irgendeine Menschenseele in diesem Dorf das irgendwo auch schriftlich festgehalten haben." Er setzte sich wieder. Recht unruhig war er, fiel Casey amüsiert auf."Was denkst du?"

    "Die ganzen Passwörter sind sicher irgendwo festgehalten. Die ganze Anlage hier wirkt zu millitärisch als das einfach jeder verschlüsselt was ihm lieb ist. Da gab es sicher ein komplexes Protokoll. Vielleicht gebunden an den Rang. Das würd aber auch heißen, das wir das Büro von jemand wichtigem finden müssten. Dieser Nolan arbeitete ja hier, also musste er auch ein Labor und einen Arbeitsplatz haben. Ich denke was wir hinterm Waserfall gefunden haben führt genau in so ein Komplex, das würd zumindest die Tür erklären." Casey musste an die stahlgepanzerte Tür mit dem großen Psi denken.
    "Rich hat etwas von einer Tür geredet. Das wäre wohl unsere nächstes Ziel."

    Casey hatte sich neben dem Monitor hingessessen als er so über ihre Lage sinnierte.

    "Hmm, was hier wohl passiert ist? Scheinbar ist das mit den Wissenschaftlern bloß der zweite Vorfall, davor gab es scheinbar Soldaten die durchdrehten, wie viele Jahrhzehnte vorher ... Wenn ich so nachdenke, wirkt Sarah nicht ewas jung? Die ganzen Dokumente, inklusive von diesem Nolan sprechen über Vorgänge in den 80ern. Falls Sarah damals schon arbeitete, müsste sie ja jetzt in ihren 50ern sein, falls sie nicht gerade ein kleines Kind war. Oder kam sie in einer seperaten Expedition, Jahrzehnte später?"

    Casey schüttetle sich den Kopf. Er konnte sich aus der zeitlichen Abfolge hier immer noch keinen Reim machen.

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