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Thema: [Gestrandet] - Episode 3 - Verlassen (Tag 2 - Tag 3)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Ross hatte sich den ganzen Weg über Gedanken gemacht, ob es richtig war, Sarah zu folgen. Hätte er nicht kurz vor ihrem Auftauchen selbst gefragt, ob irgendetwas an diesem Ort nicht stimmte, hätte er sich womöglich sogar geweigert. Nicht nur wegen den Klippen, aber auch weil die Stimme aus dem Funkgerät deutlich nach Hilfe gefragt hatte. "Bist du hier um mich zu retten?". Es war stark anzuzweifeln, dass diese Frau mehr erreichen konnte, als ihnen vielleicht bessere Plätze zu zeigen, um Essen zu beschaffen.
    Und ja, gut, sie hatte etwas bessere Behausungen als ihr Unterschlupf am Strand.
    Aber er hatte nun mal selbst den Eindruck, dass hier Dinge vor sich gingen, die man besser nicht erst auf sich zukommen ließ, um zu sehen, was es denn war. Also war er ohne Weiteres mitgegangen.

    "ALTER!" Kurz nachdem sie alle das Dorf erreicht hatten, kam Rich auf den Geschäftsmann zu. "Pst, Alter, kannst du mal mit Sarah reden tun? Sie scheucht uns weg vom Ort wo wir hätten gerettet und gefunden werden können und alle folgen ihr, obwohl vielleicht die 521 toten Leichen grade in ihrem Dorfkeller zu Zombies umgebaut werden. Irgendjemand muss mit der Perle mal reden, is' eh schon irre, dass wir ihr folgen, nur weil sie ständig von "deeeeeer Gefaaaaaaahr TM" labert."
    Der Junge war nach einer ausufernden Geste schon wieder weg - wie immer konnte er offensichtlich nicht lange untätig herumstehen, was Ross mittlerweile für eine gute Eigenschaft an ihm hielt, auch wenn er manchmal ein bisschen gebremst werden musste. Und er hatte auch recht. Also, vielleicht nicht mit den Zombies, aber diiiieee Gefaaaaaahr TM beschäftigte ja auch ihn selbst - vor allem durch die Tatsache, dass sie bisher eben völlig mysteriös war.

    "Hey, jemand Lust, sich hier umzusehen? Vielleicht finden wir ja die Tropenbar oder das 5-Sterne-Hotel oder so. Ich würde ja vorne anfangen, bei der 1A. Kommt jemand mit?"
    Ross war mit den Augen Casey gefolgt, der Sarah gerade ansprach und hätte beinahe verpasst, dass die Frage auch an ihn gerichtet war.
    "Umsehen halte ich für eine gute Idee. Aber ich würde gerne auch mit dieser Sarah sprechen. Irgendetwas passt mir hier nicht zusammen, und ich glaube, zwei Leute lassen sich weniger leicht von ihr abwimmeln als einer." Er merkte selbst, als er fertig gesprochen hatte, dass sein Ton ziemlich ernst, besorgt und fast verschwörerisch klang. Zoe, die ihre übliche, recht gelassene Art an den Tag legte, sah ihn kurz schweigend an. Deshalb setzte er schließlich ein Grinsen auf und fügte hinzu: "Falls ihr einen Haufen Pistolen findet, ruft mich. Dann kann ich sie wieder eine Weile lang fachmännisch anstarren und dann jemand anderen zu Hilfe holen, weil ich keine Ahnung habe."
    Vorerst reichte es doch, wenn er sich Sorgen machte. Da mussten sich die anderen, die ohnehin schon einiges durchgemacht hatten und erheblich zur bisherigen Problembewältigung beigetragen hatten, erst mal keinen Kopf machen.
    Er zwinkerte noch kurz in die Runde und stieß schließlich zu Casey und Sarah.

    "...das müssen mittlerweile etwa 30 Jahre sein. Ich werde euch wohl enttäuschen, ich weiß selbst nicht besonders viel. Ich habe damals für eine Sicherheitsfirma gearbeitet, wir wurden angeheuert, weil hier auf der Insel irgendein Experiment aus dem Ruder gelaufen ist. Alles natürlich streng geheim, wir haben kein Wort darüber erfahren, was hier eigentlich gemacht wurde. Als wir dann angekommen sind, war die ganze Sache schon im Gange, wir wurden nachts überfallen... Wie auch immer, wir können morgen darüber reden."
    Ross seufzte laut hörbar und verschränkte die Arme vor der Brust.
    "Ich denke auch, dass wir über alles in Ruhe sprechen können, wenn die Nacht vorbei ist. Immerhin sollten wir im Dunkeln ja nicht mehr draußen sein, nicht wahr?" Ein etwas aufgesetztes Lächeln umspielte den Mund des Geschäftsmannes.
    "Was mich dann aber doch auf eine Frage bringt. Wenn du-"
    "Wenn du schon unbedingt raus musst, dann bleib wenigstens nicht so lang weg!"
    Nova war offenbar auf dem Weg zu diesem Funkturm und aus den Augenwinkeln bemerkte Ross auch, dass sich die anderen fast alle in Bewegung gesetzt hatten. Das war gut. Je mehr sie selbst herausfanden, desto besser.
    Als Sarah den Blick wieder auf ihn richtete, räusperte Ross sich kurz.
    "Also, wenn du sagst, dass wir im Dunkeln nicht draußen sein sollten, was heißt das dann genau? Du hast schon öfter solche Sachen gesagt. Seid still im Wald. Im Tal ist es gefährlich. Wir sollen weg, bevor es uns auch noch erwischt. Du weißt bestimmt was ich meine. Und, naja, wir haben es ja alle gehört..."
    Er lächelte immer noch, drehte sich nun ein wenig von Casey weg und senkte den Ton. Auch wenn der Reporter das Folgende wohl trotzdem hören konnte, war es so authentischer, und außerdem hoffte Ross, dass er Notfalls ohnehin mitspielen würde. So konnte er diesen Haufen Lügen, die er gleich als Überzeugungsarbeit gebrauchen würde, vielleicht sogar stützen. Das hatte er bei Zoes "Studium" vorhin doch schließlich auch geschafft.
    "Du musst verstehen, ich bin sozusagen der Verantwortliche für diese Leute. Irgendetwas muss ich ihnen sagen. Alles was ich für heute will ist etwas, mit dem man die Angst bekämpfen kann. Eine unbenannte Gefahr jagt den Leuten immer mehr Angst ein, als etwas, das sie sich vorstellen können oder gar kennen." Ja... die anderen hatten wirklich alle sehr "verängstigt" ausgesehen... ob man ihm das abnahm? "Ich brauche jetzt noch keine Details über schreckliche Ereignisse und wie du schließlich hier gelandet bist, das bekommen wir schon irgendwann aufgearbeitet. Aber ich brauche etwas, das ich meinen Leuten sagen kann, damit sie diese Nacht ruhig schlafen können. Was ist denn so gefährlich am Dunkeln? Oder am Wald? Wer hat unsere Leichen verschleppt? Gib mir irgendetwas, ich bin gar nicht wählerisch. Über deine Unterstützung wäre ich wirklich dankbar."

    [Probe Charisma + Lügner]

    Geändert von Lynx (28.05.2016 um 20:28 Uhr)

  2. #2
    Sind wir ja doch noch im Resort gelandet, grinst Ugur und boxt Ewgenya spielerisch in die Seite. Die Rumänin ist in irgendwelche Bücher über Syren? vertieft. Ugur schaut ihr über die Schulter, es geht um Enkidus und Asheras und irgendwem wird der Kopf weggesniped. Ist das jetzt ISIS oder Geschichte?
    Ich check mal unsere Zimmer aus.

    Ugur nimmt Haus 2B unter die Lupe.

    Geändert von WeTa (28.05.2016 um 20:29 Uhr)

  3. #3
    Mit bangen beobachtete Sam wie Brix sich die Steilwand hinauf mühte. Sie war Willensstark. Sie glaubte fest an das, was sie tat. Sie würde es schaffen.
    Aber dann sah er ihre Arme an. So dünne Ärmchen und feine, zarte kleine Finger. Können die überhaupt genug Kraft haben, um sie hoch zu ziehen? Natürlich wusste er, dass es so war. Er hatte schon mit etlichen Leuten zusammen Touren bestritten, die eine ähnlich fragile Statur wie Brix hatten und dennoch grandios Klettern konnten. Und Brix sah nicht unsportlich aus.
    Doch dieses Wissen half nichts. Auch sein ganzes Vertrauen in seine Knotentechnik und in seine Anweisungen, die er kurz zuvor noch gehabt hatte, waren verschwunden.
    Wenn ich doch einen Fehler gemacht habe... Hab ich den Bulin richtig durchgezogen? Und der Spierenstich? Hab ich das Seil am Ende links übergeworfen? Nein, es war rechts, oh mist. Mist, Mist, Mist. Oder war es doch links? Wenn sie nun abrutsch? Oder sich den Kopf anstößt? Was mach ich nur?
    Selbst eine erneute Vision seines eigenen Sturzes hätte er lieber gehabt. Das wäre kein Problem gewesen, damit konnte er fertig werden. Aber er konnte sie nicht noch einmal verlieren, so kurz nach.. STOP! Sie ist nicht sie! Beruhige dich, es wird schon alles gut gehen. Das Seil wird sie halten. Alles wird gut gehen. Es wird gut gehen. Sie wird es schaffen. Sie ist schon so weit gekommen, den Rest schafft sie auch noch. Sie packt das.
    Wie ein Mantra wiederholte er ihren Erfolg und spielte gleichzeitig hunderte Varianten durch, wie sie scheitern könnte.
    Doch es half alles nichts. Erst in dem Moment, als sie komplett mit beiden Beinen oben stand und ein paar Schritte vom Klippenrand weg gegangen war, fiel die Anspannung von ihm ab. Und er fing an zu strahlen. Überwältigt von seiner Freude machte er - bevor er genau wusste was er da tat - zwei Schritte auf sie zu und klopfte Brix und auch Rich, einfach weil er er da stand, erleichtert auf die Schultern.
    Selbst der miesepetrige Ausdruck auf den Gesichtern der beiden konnte ihm die Freude nicht verderben. Keiner war gestoben und alle standen putzmunter oben. Und ihr ging es gut. Brix! Brix geht es gut! ermahnte er sich selber in Gedanken.

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    Ein kurzer Marsch, das Licht fing schon langsam an hinter den Bäumen zu verschwinden. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Nacht hereinbrach, zumindest sagte Sam das seine Erfahrung. Aber ihm seine Erfahrung auf dieser Insel überhaupt etwas brachte? Nach dem, was die Sterne sagten müssten sie in einem deutlich wärmeren Breitengrad sein. Selbst bei kühlen Winden sollte es nicht ganz so kalt werden können.
    Die meisten seiner Gefährten schienen erschöpft zu sein. Es war ja auch ein langer und Ereignisreicher Tag gewesen. Auch Sam fühlte sich müde. Zumindest sein Geist verlangte nach Erholung, doch sein Körper schien gerade nicht still halten zu können. Sei es wegen dem Erholsamen Treiben im Fluss, dem Schläfchen danach am Strand oder wegen der Freude beim Klettern, aber momentan konnte er unmöglich schlafen gehen. Da war Sam froh, dass sie sich erstmal das Dorf anschauen konnten.

    Sam bliebe am Tor stehen und schaute sich erstmal die Gebäude in Ruhe an. Er wunderte sich, dass hier jemand leben sollte. Selbst wenn die Frau - Sarah hieß sie wohl, soviel hatte er mitbekommen - hier alleine gelebt hätte, hätte es doch zumindest teilweise gepflegter aussehen müssen, oder? Zumindest der Zaun, wenn da draußen doch eine wie auch immer geartete Gefahr lauern sollte.
    Um den Anderen aus dem Weg zu gehen - müde Menschen reagieren noch gereizter, und das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen, gerade, als er das Verhältnis zu den Anderen zumindest etwas gekittet hatte - ging er von außen langsam den Zaun entlang und schaute sich dabei alles ganz genau an, um zu wissen, wo man den Zaun reparieren müsste, sollte das den nötig sein. Außerdem erkundete er Stellen, wo man sowohl von außen als auch von innen am besten über den Zaun kommen könnte und wie viele solcher Stellen es gab. Sam hatte das Gefühl, dass das irgendwann eventuell nützliches Wissen sein könnte.

    Geändert von Eddy131 (28.05.2016 um 20:59 Uhr)

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