"Na, schon alles herausgefunden, Holmes?"

Zoe, tief versunken in Ihre Zeichnung blickte nach oben. Nachdem Iker (beleidigt) und Ross (überstürzt) abgehauen waren, hatte sie sich de Schreibtisch geschnappt und es sich auf dem uralten Sessel bequem gemacht. Ein Bein bis unters Kinn hochgezogen, den Kopf aufs Knie gestützt und absolut konzentriert hatte sie gar nicht mitbekommen, wie Casey wieder hinter ihr aufgetaucht war. Sie wollte ihm gerade antworten, seit wann genau ER Watson war und ob das sie dann nicht zu Benedict Cumberbatch machen würde? Da gäbe es nämlich einiges zu diskutieren...

"Sind eigentlich überhaupt alle Betten halbwegs in Schuss? Falls Sarah recht hat, stehen die Häuser ja seit Jahrzehnten unbesetzt da."
Oh, Baby, du forderst es aber echt heraus....

Wölfisch grinsend stand sie auf und blickte ihn von unten. Sie wusste genau, wie sie sich in Pose werfen musste, wie sie ihr Haar schütteln musste, wie sie ihre Augenbraue heben musste, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.

"Also, Sweetheart, ich habe jetzt nicht jedes ausprobiert, also ob die alle ficksicher sind, kann ich dir jetzt nicht sagen..."

Sie schob sich an ihm vorbei, in Richtung des Konferenzraums, wo sich die anderen langsam sammelten. Als die den Türbogen erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um.

"...aber wenn du es persönlich ausprobieren willst..."

Gerade, als sie ihm noch einmal zuzwinkern wollte (Weil so etwas wie "Too much" gibt es nicht!), wurde sie von hinten unangenehm angerempelt, dass sie fast schon das Gleichgewicht verlor. Iker quetschte sich mit ein paar alten Gabeln in der Hand an ihr in dem engen Hausflur vorbei und blinzelte sie aus den Augenwinkeln an. Ziemlich böse sogar. Und noch bevor sie den Jungen mit einem "Hey!" von seinem Kurs abbringen konnte, war er schon hinter den anderen verschwunden und widmete ihr nichtmal mehr einen Blick. Was war nur in ihn gefahren? Schulterzuckend und etwas verwirrt blickte sie Casey an.

"Also, wenn du hierbleiben willst, wühl dich ruhig weiter durch die Akten, aber ICH gehe jetzt essen."

Sie folgte Iker in den anderen Raum und reckte ihren Hals, um nach dem Jungen zu sehen - sie konnte sich einfach nicht erklären, was plötzlich los war. Gerade noch saßen sie zusammen in der kleinen Gasse und redeten über ihre Unsicherheiten, und plötzlich behandelte er sie wie Luft. Oder noch schlimmer, er mied sie regelrecht. Zoe schlängelte sich durch die teils stehenden, teils sitzenden Mit-Abgestürzten, bis sie ihn erreicht hatte, wie er gerade die Gabeln auf den Tisch schmiss. Sie wollte mit ihm reden, ihm sagen, dass sie ihn - trotz seines jungen Alters - richtig ins Herz geschlossen hatte und er jederzeit mit ihr reden konnte und...

"Mach dich doch einmal nützlich hilf hier mit!"
"Iker...?"
"Verpiss dich einfach, ey."

Und mit diesen Worten wand er sich um und flitzte wieder aus dem Raum, eine ratlose Zoe zurücklassend, der sofort die Tränen in die Augen schossen. Was habe ich dir getan?