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Thema: Thematik: Rechtschreibung CH o. DE ("ss" vs. "ß")

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  1. #1

    Examinierter Senfautomat
    stars_mod
    Zitat Zitat von BDraw Beitrag anzeigen
    Ist tatsächlich eine gute Frage - weiß einer der Deutschlehrer, die hier sind, etwas dazu, wie das in der Praxis gehandhabt wird? Müsste ein schweizer Schüler befürchten, schlechtere Noten zu bekommen oder hätte er ein Anrecht darauf, dass <ss> für <ß> als korrekt anerkannt wird, sofern eben klar ist, dass die schweizer Konventionen auch in allen anderen Fällen eingehalten werden? (Oder umgekehrt: Ein deutscher Schüler in der Schweiz?) Im Englischunterricht darf man ja auch BrE oder AmE verwenden, sofern man es eben konsequent und richtig macht, was ja gewissermaßen die direkte Parallele darstellt. Andererseits sind die präskriptiven Ansätze in der Bildung ja oft ziemlich anders gelagert als die der inzwischen (glücklicherweise) oftmals eher deskriptiven Sprachwissenschaft...
    Laut Kernlehrplan und Kernrichtlinien der KMK heißt es offiziell, dass die deutsche Rechtschreibung laut amtlichen Bestimmungen von 1996 (und den darauffolgenden Reformen der 2000er) zu beachten sind. Das heißt, dass im bundesdeutschen Sprachraum (der auch noch Teile Belgiens und Luxemburgs sowie Dänemarks umfasst) die entsprechenden Normen für den Unterricht gelten und sich der schweizstämmige Schüler ebenfalls an diesen als Standardsprache orientieren müsste. Festgelegt werden diese vom Institut für deutsche Sprache in Mannheim. Umgekehrt müsste sich allerdings auch ein deutscher Schüler, der in die Schweiz (oder auch Österreich) wechselt an den dort gängigen Rechtschreibungen orientieren. Die Krux an der Sache ist, dass der deutschsprachige Raum nämlich nicht nur über eine Rechtschreibung verfügt, sondern es allein in Europa drei Zentren gibt, die prinzipiell für ihren Wirkungsbereich eigene Regeln festlegen können.

  2. #2
    Ich wurde von Isgar auf diese doch ziemlich bizarre Diskussion aufmerksam gemacht und versuche mal, als Schweizer mit Deutschland-Erfahrung etwas dazu beizutragen:

    1. Scheinbar bringen hier viele Leute Dialekt (das sog. Schweizerdeutsch) und abweichende Hochsprache (Schweizer Hochdeutsch oder auch Österreichisches Hochdeutsch) durcheinander. Während man ja argumentieren kann, daß ein in einem Schweizer Dialekt verfaßtes Spiel für den Großteil der Deutschland-Deutschen nicht verständlich wäre (selbiges gilt auch für alle anderen Dialekte, sei das Kölsch, Platt, Steirisch oder was weiß ich), obwohl sicherlich interessant, bezieht sich die Diskussion wohl auf die Abweichungen in der Hochsprache... Ernsthaft? Die Unterschiede halten sich dabei ja wirklich in Grenzen und sind größtenteils für den gesamten Sprachraum verständlich. Ob der Schweizer nun in Ermangelung des Eszett in Massen trinkt (was in den meisten Fällen durch den Kontext ohnehin verständlich ist), sein Auto parkiert oder von der Polizei verzeigt (= angezeigt) wird, oder ob der Österreicher im Jänner sein Haus am Land besucht, dürfte doch kaum jemanden derart verwirren oder aus dem Kontext reißen? Zudem: Alle diese Variationen der Standardsprache sind gleichberechtigt. Es gibt kein internationales Abkommen, daß "korrektes Hochdeutsch" nur als das in der Bundesrepublik geschriebene Standarddeutsch definiert (Stichwort "Ethnozentrismus", wie von BDraw bereits angesprochen -- auch wenn das "Ethno-" hier doch eher deplaziert wirkt).

    2. Wer jeglicher Sprachverwirrung durch eventuelle S-Homonymen aus dem Weg gehen möchte, kann ja gerne in Fraktur schreiben, wo durch das Lange S (ſ) noch weitere Regeln existieren (Beispiel "Wachstube": Wach-Stube vs. Wachs-Tube). Die auch nach BRD-Regeln vorhandene "Weg - weg"-Problematik wurde ja auch schon gebracht, und das ist noch lange nicht alles. Deutsch ist eben kompliziert.

    3. Die Neue Rechtschreibung hat den (in der Antiqua-Schrift in erster Linie ästhetischen) Sinn des Eszett sowieso ad absurdum geführt. Die neue Eszett-Schreibung sieht nicht nur häßlich aus, sondern ist entgegen der allgemeinen Meinung auch noch komplizierter, da man nach alter Schreibung (wie ich sie privat gerne verwende) eigentlich nur wissen muß, wann kein Eszett zu setzen ist (nämlich zwischen zwei kurzen Vokalen, wie bei Essen, Wasser, besser usw.). Da bin ich als Schweizer heilfroh, etwa in der Uni meine Texte nicht nach diesen grauenhaften neuen Regeln schreiben zu müssen, sondern einfach gleich aufs Eszett verzichten zu können.

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