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Ritter
Da ging er.
Kein Schlag, die Entschuldigung missachtend.
Sam war mit dem festen Vorhaben hergekommen, das Rich ihm eine verpassen würde. Er hatte damit gerechnet. Natürlich hatte er zu einem kleinen Teil gehofft, dass allein das Angebot ausreichen würde um die Sache zu regeln. Und dass er sich dann erleichtert fühlen würde.
Doch so..
Bisher war die ganze Sache für ihn zu abstrakt gewesen, wie als wenn es jemand anderem passiert wäre. Sein Körper hatte etwas unrechtes getan, also musste er sich entschuldigen. Deshalb hatte er sich direkt aufgemacht um die Sache zu regeln, bevor es sich noch weiter aufschaukeln konnte. Auch das Misstrauen von Nova und Ross war ihm zu abstrakt vorgekommen. Aber jetzt diese massive Ablehnung, der regelrechte Hass traf ihn hart. Härter als jeder Schlag, den Rich hätte machen können. Sam wünschte sich, das der andere ihn halb tot geprügelt hätte, das wäre immer noch um längen besser gewesen als das Gefühl, das ihm die Kehle zuschnürte und seinen Kopf zum Brummen brachte.
"Du bist extrem beeindruckend"
Langsam drehte er seinen Kopf zu ihr. Zu Brix. Sie würde ihn verstehen, musste es. Er hatte es doch für sie getan.
"Ernsthaft! Ich habe noch nicht viele Leute gesehen, die einen Kampf der Vernunft gegen Rich verlieren. Das ist wirklich beeindruckend."
Der Vernunft nicht unbedingt, aber wohl emotional...
"Du bist wirklich der allergrößte Affe hier, ohne Scheiß. Ich halte eine rede gegen die Gewalt und du verprügelst jemanden. Und wenn sich alles wieder beruhigt hat und Dick ausnahmsweise klug genug ist, um dir im Gegenzug nicht auch was in deine Affenfresse zu ballern, kommst du an und meinst, du müsstest ihn genau dazu auffordern? Jo, der kleine Peruaner hier ist 13 oder so. Und selbst der ist erwachsen genug, um zu wissen, dass das die dümmste Scheiße ist, die man bringen kann. Tu mir einen Gefallen. Wenn du das nächste Mal einen Anfall hast und ausrastest, dann tu das wenigstens nicht in meinem Namen. Ich will mit deiner verfickten Arschloch-Agenda nichts zu tun haben, okay? Und eines noch. Du musst nicht jedem Wort Glauben schenken, das Rich im Namen anderer sagt. Aber mit einem hat er Recht: Lass mich in Ruhe! Sprich mich nicht mehr an!"
In Gedanken noch ganz bei Rich Begriff Sam nur langsam die Bedeutung von Brix Worten. Beschimpft sie mich gerade? Aber.. Er konnte es nicht verstehen. Begriff sie denn nicht, dass er nichts dagegen tun konnte? Sein Körper hatte ganz automatisch gehandelt, er hatte ihn nicht um Erlaubnis gebeten. Sie konnte ihn doch nicht dafür verantwortlich machen einfach nur stiller Beobachter gewesen zu sein! Und Verstand sie nicht, warum es passiert ist? Wegen ihr, nur wegen ihr, weil sie nicht genug gegessen hatte, weil sie einfach Ohnmächtig geworden war und im Gegensatz zu ihm, hatte sie sich bewusst dafür entschieden, sie hatte die Konsequenzen in Kauf genommen und außerdem...
Doch obwohl er solche Gedanken hatte und obwohl Brix Worte an Heftigkeit denen von Rich in nichts nachstanden, konnte er nicht auf sie wütend sein. Er versuchte es. Er wollte es sein, immerhin war sie eine undankbare und großmaulige, rechthaberische und zickige Göre - aber er konnte es einfach nicht. Er schaute in ihr Gesicht und empfand.. Zuneigung. Und hätte Sam es in diesem Moment gekonnt, so hätte er sie angelächelt. Wahrscheinlich war es sein Glück, dass seine Muskeln nach der emotionalen Niederlage gegen Rich ihren Dienst immer noch verweigerten. Wahrscheinlich hätte ein Lächeln zu diesem Zeitpunkt sie nur noch mehr von ihm abgestoßen. Er wusste immer noch nicht genau warum er so für sie empfand, dieses Gefühl war bar jeglicher Logik. Er hatte sich dafür entschieden sie zu beschützen, egal was kommen würde. Dieser Grund hätte ihm völlig ausgereicht um sie weiterhin zu beschützen. Sam hatte von klein auf eingetrichtert bekommen, dass ein Mann zu seinem Wort stand, selbst wenn er es nur sich selbst gegeben hatte und unabhängig der Konsequenzen. Aber das war es nicht...
Sam hasste diesen unwissenden Dauerzustand seit sie auf der Insel angekommen waren. Er war sonst recht logisch und versuchte immer alles verstehen zu wollen, hinter dem System zu kommen, das die Welt und die Dinge in ihr am laufen hielt und war auch immer recht stolz darauf, wie gut das ihm gelang. Zum ersten mal hatte er nun ein Problem, zu dem es keine rationale Lösung zu geben schien. Diese ganze Insel war nicht rational, die Leute benahmen sich nicht rational und was das schlimmste war, dass sein eigener Körper und sein eigener Geist ihm immer und immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen mussten. Dinge, auf die er sich sonst immer verlassen konnte.
Da geht sie. Zu Rich und den anderen. Zu seinen Feinden? Er wusste es nicht.
Schwer ließ Sam sich auf das Gras fallen, hockte sich hin, zog seine Beine an sich und schaute den vieren Gedankenverloren hinterher. Aber auch wenn seine Augen ihnen fast manisch folgten, sah er sie nicht mehr, zu tief war er in seinen Gedanken gefangen. Nicht wie zuvor, er war sich seiner selbst und allem um ihn herum bewusst. Es gab nur so viel, das er zu bedenken hatte.
Wie konnte alles so schnell so schief gehen? Hätte ich doch nie angefangen.. Doch schnell unterbrach er seinen Gedanken. Er hatte damit abgeschlossen, sollten sich andere darum kümmern. es lag jetzt eh nicht mehr in seiner Hand. Zumal er auf dieser Insel sowieso nichts mehr machen könnte. Über das zu Grübeln was geschehen war, brachte ihm jetzt auch nichts mehr.
Und auch über Rich und Brix nachzudenken bringt nichts. Mit diesem Gedanken stand er auf, nahm seine Flugzeug-Überrest-Krücke, sah sich noch einmal auf der Lichtung um und humpelte langsam in Richtung Wald.
Alleingelassen und unbemerkt von den Anderen verschwand Sam zwischen den Bäumen.
Geändert von Eddy131 (13.05.2016 um 16:32 Uhr)
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