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Ritter
Erst mal weg, den Kopf frei bekommen.
Schritt für Schritt ging Sam tiefer in den Wald hinein. Er versuchte an nichts zu denken. Und genau deshalb dachte er an Tausend Sachen zugleich. Ross, sein seltsames Verhalten. Die distanzierte Nova. Der Absturz. Brix, immer wieder Brix. Warum krieg ich sie nicht aus meinem Kopf?!? Seine alte Firma.. NolCorp.. Rich und sein Tiefschlag. Die Zukunft; was würde sie bereithalten? Konnte er im schlimmsten Fall wirklich Wochen in dieser Umgebung des Hasses und Misstrauen leben? Immer aufpassen, ja nichts dummes zu machen? Oder auch nur etwas, dass falsch verstanden werden konnte? Er kannte das. Wenn man jemanden nicht mochte, interpretierte man sein Verhalten immer auf die denkbar schlechteste Art und Weise und selbst die besten Absichten und Ergebnisse wurden dann zu grausamen Verhöhnungen ihrer selbst. Und immer misstrauisch, dass er wieder von seinem engsten Verbündeten Verraten wurde und er seine Handlungen nicht mehr steuern konnte, nicht mehr wusste, was er tat und erneute Erinnerungslücken bekam. Davor hatte er richtig Angst, panische Angst. Er traute sich selbst nicht mehr und genau. Ich hab keine Ahnung, was ich dagegen tun kann.
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Der Himmel zog an ihm vorbei. Der Wald lichtete sich, bis er plötzlich nicht mehr da war. Mit wenigen Schritten stieg Sam aus dem Fluss.
Huh? Fluss? Wie bin ich.. Nein, keine Panik. Ich bin auf den Fluss getroffen und hab mich in ihm treiben lassen.
Nachdem Sam eine Weile im Wald umhergewandert war, traf er auf den Fluss und hatte sein Bein hineingehalten um die immer heftiger pochende Schwellung an seinem linken Bein abzukühlen. Wegen des angenehmen Gefühls und da der Fluss deutlich Wärmer war als der See, ließ Sam sich einfach auf dem Rücken schwimmend den Fluss hinunter treiben. Die Flussfahrt war so entspannend, das Sam dabei in eine Art Dämmerzustand verfiel und sein Geist endlich zur Ruhe kommen konnte.
Nach dem kurzen Adrenalinschub, als er nicht wusste wie er in den Fluss gekommen war, beruhigte Sam sich langsam wieder - und fühlte sich erstaunlich wohl. Die kleine Auszeit hatte ihm wirklich gut getan. deutlich erholter und zumindest teilweise wieder ausgeglichen stillte Sam seinen Durst und stand auf.
Durch den zeitlichen und räumlichen Abstand zu all den Geschehnissen wirkte dass, was passiert war garnicht mehr so schlimm.
Was ist denn, nüchtern betrachtet, vorgefallen? Rich hat eine blutige Nase. Brix... geht es gut. Ross... geht es gut, Nova... Fabian... Ben, Bree, Iker, Zoe... allen anderen geht es gut... Verblüfft hielt Sam den Atem an und mit großen Augen starrte er den Strand vor sich an. Hätte ihn jetzt jemand sehen können, hätte Sam wohl einen ziemlich komischen Anblick geboten: Nass triefend, die Haare zerzaust am Kopf klebend, die Augen weit aufgerissen und den Mund halb geöffnet stand er mit angespannten, zu Fäusten geballten Händen da und schaute den sandigen Boden an, als wäre dort etwas unglaublich beeindruckendes, während er einen langgezogenen, seltsam stöhnenden Laut von sich gab.
ES WAR DOCH ALLES IN ORDNUNG!
Wie so oft kam einem etwas im Nachhinein nicht annähernd so schlimm oder schön vor, wie während des Ereignisses selbst.
Also nochmal: Rich hat ne blutige Nase. Und so wie es aussah war die wohl auch nicht allzu schlimm verletzt. Das war's! Mehr war wirklich nicht passiert!
Immer noch erstaunt über diese Tatsache stahl sich langsam ein kleines Lächeln in seine Mundwinkel.
"Vielleicht ist mein Leben ja doch nicht ganz so im Arsch.." sagte er leise zum Meer.
Durch das Wasser körperlich und die Erkenntnis emotional gestärkt überdachte Sam seine Situation. Wie konnte er die Gruppe von der Erkenntnis überzeugen, zu der er gerade gekommen war? Dabei fiel sein Blick auf das Wrack, das immer noch majestätisch den Strand beherrschte.
Und ihm kam eine Idee.
Langsam auf der Krücke humpelnd näherte er sich dem Wrack und fing an es gründlich zu untersuchen. Die Feuer waren lange aus und das Metal längst abgekühlt. Und durch ihre unbekannten "Freunde" gab es auch keine Leichen mehr in dem ehemaligen Flugschiff. Das einzige, das noch ein wenig störte war ein leichter Duft nach verbranntem Fleisch und Gummi, aber durch die frische Brise vom Meer her war es erträglich.
Sam hoffte etwas nützliches zu finden, sei es etwas, das der Gruppe beim Überleben half oder etwas, dass für die Leute von emotionalem oder persönlichen Wert war. Es wurden den Tag zuvor ja nicht alle Gepäckteile geborgen und die Unbekannten hatten doch nur die Leichen mitgenommen. Also sollten sich noch einige brauchbare Sachen im Wrack befinden und vielleicht gab es noch etwas, dass die anderen Passagiere oder das Flugpersonal dabei hatten, wer wusste das schon? Oder auch anderes Material direkt vom Flugzeug. Elektroteile etwa. Mit dem Wissen aus seiner Ausbildung könnte er damit vielleicht irgendwas nützliches Basteln. So hoffte Sam zumindest.
Nach dem Stand der Sonne müsste es noch einige Stunden hell sein, also machte Sam sich an die Aufgabe, das Flugzeug und alle Trümmerteile, behindert nur durch seine Verletzung, langsam, aber gründlich zu Untersuchen.
Eine sinnvolle Aufgabe würde ihm jetzt gut tun.
Geändert von Eddy131 (13.05.2016 um 19:38 Uhr)
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