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Thema: [Gestrandet] - Episode 2 - Verschwunden (Tag 2)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Aller guten Dinge sind drei. Amy, Zoe und jetzt auch noch Brix - wobei, ganz ehrlich: Bei der überrascht mich das jetzt nicht so wirklich - zumindest die Szene eben. Irgendwieglaube ich, dass Brix zu der Sorte Mensch gehört, die einerseits einfach kein Gruppenwesen ist, andererseits aber gerade deshalb super solche Aktionen zu inszenieren weiß. Vermutlich gerade, damit es jeder mitbekommt.

    Was ich jetzt irgendwie nicht vermutet hätte, ist, dass der Wutanfall als Reaktion auf Dicks Waffenidee kommt; das hätte ich jetzt eher Bree zugetraut. Andererseits ist diese selbst nach allem, was heute war, ein einziger Auswuchs an Sonnenschein. Ich glaube ich verstehe ein wenig, wo Brix Problem mit ihr liegt… Gute Laune und Enthusiasmus sind super, aber Bree verstörmt das in einer Konzentration, dass es manchmal schon anstrengend ist, neben ihr zu stehen.
    Nicht falsch verstehen, ich bewundere sowas, ehrlich - aber Leute wie Bree überfordern mich irgendwie.

    Inzwischen hatte Dick Brix wieder zurückgeholt, allerdings bewusstlos. Rossie hatte zwar zu Beginn Dick deswegen angemacht, aber ganz ehrlich - weiß der Geier, was wir uns bei dem Absturz alles zugezogen haben könnten. Dazu der ganze Stress und kaum was vernünftiges zu Essen. Ich kann mir schon vorstellen, warum Leute hier anfangen umkippen. Zum Glück geht es mir noch relativ gut, so von dem Grundappetit mal vorerst abgesehen.

    Aus dem Augenwinkel sehe ich jemanden aus dem Wasser steigen. Es ist einer der Typen, die gestern beim Löschen mitgeholfen hatten… Casey, glaube ich. Im Gegensatz zu Zoe und Bree war Casey offensichtlich in voller Montur schwimmen, wodurch er jetzt aussieht, wie ein begossener Pudel. Das klatschnasse, weiße Hemd klebt jetzt halbtransparent an ihm und dem leichten Zittern und den verschränkten Armen nach zu urteilen ist dem Kerl ziemlich kühl. Ich versteh’ ja, dass du die beiden Frauen nicht zum Vorbild machen möchtest, aber die fangen sich zumindest keine Erkältung…

    Während ich Casey mustere, geht der auf Dick zu.
    "Du hast doch vorhin irgendwo noch "Waffen" gefunden, einige Stecken waren das, richtig? Das Schloß da drinnen sind recht ramponiert aus, auch die Aufhängung an der Tür selbst halt schon bessere Tage gesehen. Einige gut plazierte Hiebe und es dürfte sich lösen. Du spielst Basebal, oder? Da dürfte dir das leichtfallen."
    Moment, was? Hastig setze ich mich auf.
    "Natürlich könnten wir auch probieren das Schloß aufzuschließen, mit einem Dietrich, falls jemand hier sowas kann. Der Vorteil wäre, dass wir unsere Spuren besser verwischen könnten. Wir wissen ja nicht was hinter der Tür, soweit wir wissen, könnte es ja nur eine Höhle voller Leichen und Leichenfresser sein. Erinnert mich an eine Geschichte die ich für den Boulevard mal geschrieben habe. Ein ganzer Keller voll menschlicher Reste, und der Typ arbeitete wohl im Krankenhaus in der Pathologie. Meine erste Titelseite war das."
    Die Story erwischt mich etwas unvorbereitet. Klingt ja fast wie aus einem Horrorfilm, oder einem sehr blutigen Krimi. Vielleicht sollte ich ihn mal bei Gelegenheit danach fragen… Moment, darum geht es jetzt nicht!

    "Das ist eine gute Idee Casey, also das mit dem öffnen der Tür. Ich kann mir vorstellen, dass ein bisschen Teamwork da helfen kann und da ja schon Vorarbeit geleistet wurde, kann es nicht gänzlich unschaffbar sein. Ich schlage vor das der oder die anderen Wache halten, nur für alle Fälle, während einer von uns die Tür öffnet."
    “Äh, ’Tschuldigung–"
    Überraschte Blicke. Oder eher, ein Blick, denn Fabian wählt genau diesen Moment, um sich wieder Dick zuzuwenden.

    “Ich… hab da eben was wegen der Tür gehört und… Naja. Brix wäre sicher nicht davon begeistert, wenn wir den unbekannten Leuten sofort die Tür eintreten."
    Nicht, dass Brix generell großer Fan des Tür-Plans zu sein scheint, aber wenn sie schon gegen die Idee von Waffen ist, wäre es bestimmt nicht in ihrem Sinne, direkt mit brachialer Gewalt vorzugehen.

    “Zoe und Dick hatten ja eben im Wasser diese Haarspange gefunden. Ich denke, ich hab’s geschafft, da was draus zu biegen, womit wir die Tür aufbekommen könnte. Ohne Gegenschlagen”, füge ich hastig hinzu.
    “Bist du sicher? Ich glaube nicht, dass das so einfach ist…”
    “Ich könnt’s zumindest probieren! Ich versteh ein bisschen was von sowas.”

    Eindeutig überraschte (oder eher skeptische) Blicke. Jaja, verstehe schon, der Ausländerjunge, der zufällig Schlösser knacken kann. Keine Ahnung, ob die zwei ausgerechnet das gerade denken, aber das war so ziemlich genau das, was die Leute sehen würden, hatte mein Vater gesagt - im Zuge eines deftigen Krachs. Zum Glück hatte er nur das Buch mit der Anleitung gefunden und nicht den Internetverlauf mit den How to-Videos… Auf jeden Fall reicht die bloße Erinnerung, um mir einen sauren Geschmack auf der Zunge zu bereiten.

    “Was?”, frage ich, vermutlich ein wenig zu defensiv. “Wenn dahinter echt Leute sind, sind die bestimmt nicht begeistert, wenn man ihr Lager buchstäblich stürmt. Wenn’s nicht klappt, kann unser Footballer ja immer noch draufholzen.”

    “…Okay, da ist was dran. Ich frag dich mal nicht, woher du das kannst, aber wenn’s hilft, bitte. Sollen wir?”
    Äh... Wie, jetzt?
    “Bevor die Tür offen ist kommen wir nicht weiter und solange das Mädchen”, Daumenzeig auf Brix, “außer Gefecht ist, gibt es auch keine Diskussionen.”
    Point taken.

    “Moment, ihr wollt das jetzt machen? Völlig unvorbereitet?"
    Rossie sieht nicht sehr überzeugt aus.
    “Nur schauen, ob die Tür so aufgeht. Nicht reingehen.”

    * * *

    Casey, der eh noch völlig durchgeweicht ist (und sich das erste Niesen zu verkneifen scheint), verliert keine Zeit damit, wieder ins Wasser zu kommen. Ich stehe erst kurz zögernd am Ufer und gucke mich etwas nervös um, ehe ich mir fix Tshirt und Hose ausziehe und ihm durch das kalte hinterher schwimme. Wenn man nicht so genau hinschaut, sieht die Boxershort eh aus wie eine Badehose, rede ich mir ein, und scheinbar beachtet uns außer Rossie gerade eh keiner. Nur weil Casey scharf auf eine Erkältung zu sein scheint, muss ich mein Glück ja nicht herausfordern. Die Reserven dürften eh gerade etwas mau sein.

    Hinter dem Wasserfall angekommen, merke ich, wie verflucht kalt es außerhalbd es Wassers ist. Die umfunktionierte Haarklammer habe ich mir zum Glück an die Shorts geklemmt. Ich mustere das Schloss.

    “Okay, ich denke, das müsste zu schaffen sein… Dann wollen wir mal”, sage ich, und mache mich daran, mit meinem selbstgebastelten Dietrich das Schloss zu bearbeiten.

    Geändert von BDraw (12.05.2016 um 00:54 Uhr)

  2. #2
    "Alles cool, Alter, geschenkt.", sagte Richard nach einem kurzen Moment des Überlegens und grinste, dann streckte er Fabian die Hand hin, die dieser ergriff und kurz schüttelte.
    "Dachte einfach das muss so, weil ich ja Amerikaner bin."
    Fabian stutzte und sah den Schüler fragend an, dieser zog die Stirn kraus und schien unsicher: "Naja, und du doch Deutscher bist... Seid ihr nicht gegen...andere Länder...so?"
    Der Deutsche, der die Hand von Richard noch immer hielt, drückte fester zu, zog ihn an sich heran und sagte voll feierlichem Ernst: "Schon seit 70 Jahren nicht mehr."
    Rich nickte, als er merkte, wie ernst es seinem Gegenüber war.
    Schließlich ließ Fabian und los und fragte deutlich entspannter. "Wie kann man das nicht wissen?"
    Dick zuckte mit den Schultern. "Kann mich ja nicht um jedes kleine Land kümmern. Als wir die Teilnahme am Bandwettbewerb gewonnen hatten, musste ich erstmal nachschauen, wo das alles genau liegt."
    Er lächelte unbekümmert und entspannte sich zusehends, als er sah, wie Ross sich um Brix kümmerte und allem Anschein nach wusste, was er tat.

    "Tja, was passiert ist..." Richard ließ Brix nicht aus den Augen und sprach mehr zu sich selbst, fast leise. "Sie war wie immer. Wollte gehasst werden, um einen Grund zu haben alle zu hassen. Hat ein paar fiese Sachen gesagt. Und dann ist sie einfach umgekippt. Derbe aus den Latschen." Die Sorge in Richards Stimme schien echt.
    "Wahrscheinlich hat sie zu wenig getrunken. Wie wir alle hier. Dazu die Aufregung, das kann schon passieren.", stimmte Fabian sorgenvoll zu.
    "Oh ja, das kenne ich. Ich habe einmal so heftig gejubelt, dass ich gekotzt habe. Mitten auf der Auswechselbank. Und dann bin ich zusammengeklappt. Wie Brix.Nur dass mich keiner aufgefangen hat. Schweine."

    Fabian schmunzelte einen Augenblick und sah dann den jüngeren Mann wieder an.
    "Was ist das mit dir, Richard. Warum kannst du keine fünf Minuten still sitzen?"
    Richard erwiderte den Blick und es war ihm anzusehen, dass er mit sich rang. Dann lächelte er gequält. "Weil ich glaube, dass wir Vier wegen mir auf der Insel sind. Ich hatte da ne heiße Nacht, ordentliches Eisen im Feuer. Und dann habe ich verpennt und wir haben den Flieger verpasst. Mein Dad, die coole Sau, hat uns dann in den Flieger von Frankfurz gesetzt. Und dann... deswegen sind wir hier."

    Fabian wollte Richard schon automatisch wegen des Stadtnamens korrigieren, beließ es dann aber dabei und nickte nur.
    "Deswegen will ich halt irgendwas bewegen. Was machen. Und wenn hinter der Tür was ist, was die Drei schneller hier weg bringt, dann will ich das finden."
    "Das ist durchaus edel von dir."
    "Naaaah, außerdem ist es ne geile Geschichte für die Chicks vom Cheerleaderteam!"
    Richard grinste wieder so breit wie eh und je, offensichtlich davon überzeugt, dass die Rettung in greifbarer Nähe war und schon jetzt damit beschäftigt, sich die coolsten Geschichten auszudenken, die er auf der Insel erlebt haben könnte.

  3. #3
    Da hatte Sam nun schon so viele Worte benutzt und konnte dennoch nicht vermitteln, was er eigentlich sagen wollte. Ja, es stimmte, dass ein Floss und eine Überdachung unsinnig waren, wenn sie nur mal schnell gucken wollten, was sich hinter der Tür verbarg, da gab er Ross recht. Und es war auch wichtig, nachzuschauen, was es dort gab, das hatte Sam genau so gemeint.Das war aber nicht sein primärer Grund für die Baumaßnahmen.

    Die Höhle wäre ein idealer Zufluchtsort. Nachdem was die anderen erzählt hatten war sie groß genug um allen Platz zu bieten, weiter hinten war sie weit genug vom Wasserfall entfernt um trocken genug zu sein, um dort schlafen zu können, sie war Windgeschützt und auch vor wilden Tieren bräuchten sie dort keine Angst haben. Und frisches Trinkwasser befand sich praktischerweise direkt vor der Haustür. Und wer weiß, welche Höhlensystem sich noch hinter der Tür offenbaren würden?
    Ross Norway hatte ihn wohl nur falsch verstanden. Und den etwas bissigen Unterton hatte Sam sich auch nur eingebildet. Er war immerhin Ross Norway. Ross, der immer coole. Ross, der Draufgänger. Ross, der sich wegen seines Geldes alles erlauben konnte und lauter Hammer Aktionen machte.
    Halt! Das ist genau das Schubladensystem, das ich früher hatte. Er ist auch nur ein Mensch und hat mal schlechte Laune. Und wenn ich es mir recht überlege, waren seine "Opfer" nie so wirklich froh darüber, was er mit ihnen anstellte - egal ob sie es verdient hatten oder nicht. Solche Geschichten und Clips sind wohl nur dann witzig, wenn man selber nicht das Opfer ist.
    Also: Ross Norway. Ein Mann mit Schwächen und Stärken. Kann aus Nichts ein Imperium aufbauen. Ist überheblich, gönnerhaft und gebieterisch, weil er es sich leisten kann.
    Auch wenn es ihm schwer fiel, formulierte Sam die schlechten Eigenschaften bewusst deutlich, um sich selber zu zeigen, das er Fortschritte machte.
    Einen Punkt kann ich aber noch nicht einordnen: Macht er sich Sorgen.. um seine Mitmenschen? Oder nur um sich selbst? Oder ist ihm das alles mittlerweile ziemlich egal?
    Sam dachte, Brix wäre die einzige, die schwierig einzuordnen war. Und in gewisser Weise stimmte das auch. Jedoch war Sam noch zu sehr Vorbehaftet gegenüber dem reichen Medienliebling. Er nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit ein etwas intensiveres Gespräch mit ihm zu führen. Um ihn als Mensch kennen zu lernen und das Bild des coolen Milliardärs Ross Norway durch das des Menschen Ross Norway zu ersetzen.
    Doch nicht jetzt, das hatte zeit bis später. Im Moment war die Höhle wichtiger.

    Bevor Sam jedoch seine Gedanken zusammenfassen und aussprechen konnte hörten sie plötzlich leicht hysterische Sätze aus Richtung des Waldes und die anderen drehten sich zu den Geräuschen hin.Von dort kam plötzlich ein leicht labil wirkender Rich angetorkelt. Im ersten Moment verstand Sam nicht, was mit dem Teenager los war. Dann liefen erst Fabian und dann Ross an ihm vorbei zu Rich hin. Und auf einmal Begriff sein Verstand! Seine Schwester. Seine kleine Schwester, seine gerade erst gefundene und schon wieder verlorene Schwester!
    Ihr Kopf flog leblos von links nach rechts, kein Lebenszeichen war mehr auszumachen. Alle logischen Gedanken waren aus Sams Kopf verschwunden. Rich hatte sie umgebracht. Sam verstand nicht wieso. Die Anderen standen fast teilnahmslos daneben und taten irgendwelche banalen Dinge. Dann lag Brix plötzlich wie aufgebahrt unter einem Baum.
    Die Anderen immer noch Teilnahmslos daneben.

    Das war zu viel.
    Seine philosophischen Höhenflüge, vergessen.
    Seine ruhige und bedachte Art, ausgelöscht.
    Sein neues Weltbild, dahin.
    Seine positiven Gedanken, aus seinem Kopf verbannt.
    Alles um ihn verschwamm, die Menschen verloren ihre Konturen, der Wald, die Klippen und der See zerfaserten aus seiner Welt, selbst die Farben waren mit einem mal nicht mehr da. Es blieb nur das Bild der bleichen Brix; und Rich, wie er höhnisch grinsend neben ihr Stand und auf sie hinabblickte.
    Das war zu viel.
    Sam wusste nicht, was er tat, sein Körper entwickelte ein Eigenleben. Adrenalin flutete seinen Körper. Einen Körper, der losgelöst war von ihm und der Welt. Und mit mehr Kraft und Schnelligkeit, als er sich zugetraut hatte war er bei Rich. Und noch schneller traf seine Faust ihn äußerst hart mitten zwischen den Augen. Erstaunten Augen. Schreckgeweiteten Augen.
    Doch das kümmerte Sam nicht mehr.

    Logisch betrachtet verstand Sam sich selbst nicht mehr. Er kannte Brix kaum. Und Sam wusste - er wusste es einfach! - dass Rich ihr nie etwas getan hätte, ihr nie etwas antun konnte. Doch auch so etwas abstraktes wie "Logik" hatte keinen Platz mehr in Sams Welt, in der Welt die allein für eine Schwester bestand, die er nie hatte.
    Auch über Rache dachte Sam nicht nach. Rich war Schuld. Er musste bestraft werden. So war es einfach. So gehörte es sich.
    Nach dem Zusammentreffen von Richs Gesicht und Sams Faust war dieser Punkt abgehakt. Endlich war er nicht mehr in seinem Blickfeld und damit nicht mehr Teil dieser Welt. Mit 2 Schritten verkleinerte er seine Welt noch weiter und ließ sich neben Brix nieder um ihr sanft mit einer Hand über die Wange zu streichen.
    Das war alles, was er jetzt noch wollte, alles, was er jetzt noch tun konnte. Sam merkte nicht einmal, wie ihm die Tränen die Wangen hinabliefen.
    Außer Brix totenbleiches Gesicht nahm er nichts mehr wahr.

    Geändert von Eddy131 (12.05.2016 um 01:49 Uhr)

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