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Thema: [Gestrandet] - Episode 2 - Verschwunden (Tag 2)

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Einer der Vorteile, wenn man oft umzieht, ist es, sich daran zu gewöhnen, in fremden Umgebungen zu schlafen. Sicher kamen dieses Mal verschärfende Umstände hinzu: Keine Matratze. Keine Kissen und Decken. Eingepfercht zwischen Leutenn, die ich kaum kenne, so dicht, dass unfreiwilliger Körperkontakt quasi der Dauerzustand ist und nicht das Ergebnis, wenn der beste Kumpel sich im Schlaf herumwälzt. Ohrenbetäubendes Trommeln von Regeln auf Blech. Ja, verschärfende Umstände könnte man das wohl nennen. Andererseits war ich todmüde gewesen und die ersten Anzeichen eines gehörigen Muskelkaters begannen sich zu melden, sodass ich mich auch gar nicht mehr groß bewegen wollte. Und hey, man sagt ja immer, das Geräusch von Regen helfe beim Entspannen, nicht?

    Ich war fast sofort eingeschlafen. Dunkel erinnere ich mich an Fetzen von einem Traum, aber jedes Mal, wenn ich denke ich hab’s, entgleitet es mir wieder. Die Dinge, derer ich mich entsinne, sind aber immer die selben: Fallen. Feuer. Der Mann, neben dem ich am Strand aufgewacht bin.
    …vermutlich ist es besser, wenn ich mich nicht erinnere, denke ich, während ich mit den anderen den Spuren folge. Es reicht, wenn mein Unterbewusstsein damit zugange ist, das Bewusstsein muss nicht auch noch daran knabbern, das hat genügend zu tun mit dem, was außerhalb meines Kopfes stattfindet - verschwindende Leichen, zum Beispiel.

    *klatsch*
    Oder die FUCKING Mücken-Invasion. Ich bin nicht ansatzweise so zerstochen wie Zoe, aber es reicht, dass ich inzwischen bös in Quengellaune bin. Glücklicherweise bringt Zoe genau das ebenfalls zum Ausdruck, weswegen ich mich mit energischem Nicken begnügen kann.

    “Warum zum FICK sind wir eigentlich ALLE auf Mystery-Tour gegangen? Hätten wir nicht lieber am Strand warten sollen? Oder so?”
    “Am Strand wird man ja offensichtlich verschleppt, Lady. Ist sicherer, zusammen zu bleiben.”

    Ross schnippische Antwort lässt mich aufhorchen. Unwissentlich oder nicht trifft er ins Schwarze, spricht genau das aus, was mich die ganze Zeit schon stört: “Warum haben die uns nicht verschleppt?”
    Es macht einfach keinen Sinn. Aus Angst vor uns? Weil wir in der Überzahl sind? Nein. Hätten sie Angst, hätten sie sich gar nicht in unsere Nähe getraut, gerade, wenn wir Leute haben, die wach sind. Und wenn sie keine Angst vor uns haben, warum uns dann nicht gleich angreifen? Die starken Typen waren fast alle noch verletzt gewesen, wir alle hundemüde bis schlafend wie ein To- …bis einfach schlafend.

    “Hey, jemand Bock, schwimmen zu gehen? Vielleicht finden wir ja eine geheime Schatzhöhle hinterm Wasserfall.”
    Oder Leichen. Irgendwo müssen die ja hin sein, die Klippen hoch jedenfalls definitiv nich–––

    “Na, genießt du die Aussicht?”
    “Ich mag was ich See.”

    “––––––––––!!”
    Wie ging der Satz weiter?

    “Hey Iker, wir sollten einen Plan entwickeln, um so eine elektrische Fliegenklatsche zu bauen.”
    “          ”
    “Und dann geben wir sie Brix, die die Biester mit brutaler Gewalt alle erlegen wird.”
    “          ”

    Sag bitte, dass das eine rhetorische Frage ist. Bis ich meine Gesichtsmuskeln wieder soweit unter Kontrolle habe, dass ich vernünftig reden kann, kann es noch was dauern. Stichwort ’unter Kontrolle haben’…

    “Wir sollten bald was zu Essen suchen. Will mir jemand helfen, oder hofft noch jemand auf weitere Ausblicke auf unsere Damen?”
    Fantastische Idee, denke ich. Ich hocke mich hin um eifrig den Boden abzusuchen, sei es nach Spuren, oder nach Essen. Ist egal, aber "stehen" ist gerade definitiv ein scheiß Stichwort.

    Während ich gewissenhaft überall hin schaue außer zu anderen Menschen und dabei sehr konzentriert versuche, mich an alles zu erinnern, was Sherlock Holmes je zum Thema Spurensuche zu sagen hatte (je langweiliger, desto besser–

    *PLATSCH*

    –höre ich ein ohrengetäubendes Klatschen. Als ich erschrocken zum See schaue, sind Valentijn und Brees Freundin (Amy?) schon im Wasser bei dem regungslosen Dick.
    Man möchte ja meinen, nach gestern wäre ich etwas abgehärteter, aber tatsächlich sitze ich im Moment einfach nur verwirrt da und versuche, 1+1 zusammenzuzählen. Dick treibt im See (jetzt nicht mehr, Valentijn und Amy hieven ihn gerade raus). Warum ist Dick im See? War er mit schwimmen gegangen? Aber das Platschen…
    Augen wie Untertassen, bevor ich kapiere und lossprinte. Großer Gott.

    Als ich ankomme, hat Amy es dem Himmel sei Dank schon geschafft, Dick wiederzubeleben.

    “Herzschlagkontrolle! Check! Pulskontrolle! Check! Nase zuhalten. Einatmen. Mund auf Mund - ausatmen. Check. Zungenkuss - Che...! WAS?”
    “…haaa”
    Völlig aus der Puste entfährt mir ein Seufzer der Erleichterung, während Amy sich schon den Mund auswäscht.
    “Da könnten...Fischeier drin…sein...”
    Der Vollidiot lebt. Und er kann noch blöde Witze reißen. Für einen Moment, in dem Fabian auch schon wieder zur Standpauke ansetzt und Valentijn wieder witzelt, ist mir fast schwindelig vor Erleichterung. Dann kotzt Dick sich das Seewasser aus dem Leib.

    Da Amy für’s Erste bedient zu sein scheint, knie ich mich neben Dick.
    “Pinche idiota… Findest du, gestern sind noch nicht genug Leute draufgegangen?!”, fahre ich den sichtlich bedienten Footballer deutlich heftiger als gewollt an, während ich ihm meinen Rucksack unter die Beine schiebe und ihm zu verstehen gebe, sich erstmal hinzulegen - möglichst nicht gerade auf seiner Kotze.

    ...Wenigstens kann ich wieder stehen, denke ich und muss lachen, so unpassend ist der Gedanke gerade.

    Geändert von BDraw (07.05.2016 um 03:01 Uhr)

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