Das finde ich auch eine sehr gute Einstellung, aber ich würde es gerne ein bisschen einschränken.
Im Allgemeinen hast du recht - mein Musikstil hat sich genauso verändert wie der Stil der Bands, und wenn ich ein bestimmtes Genre hören will, dann kommen da ständig neue großartige Acts heraus. Wenn ich jetzt irgendetwas hören möchte, das in meinen Musikgeschmack passt, dann fällt mir das leicht.
Aber meine Lieblingsbands (oder Künstler) sind nicht so leicht zu ersetzen. Ihre Alben haben meistens irgendetwas an sich, das ich nirgendwo sonst so je gehört habe. Um mal ein paar persönliche Beispiele zu nennen, ich finde meine Alben von Bright Eyes und Two Gallants heute noch genauso gut wie früher, und sie sind immer noch nicht durch andere Künstler zu ersetzen. Mir wurden wegen Bright Eyes häufig Ben Howard und andere Singer-Songwriter vorgeschlagen. Wegen Two Gallants bekam ich Blitzen Trapper, Bob Dylan, Johnny Cash, White Stripes oder... Bright Eyes vorgeschlagen. Und ich vergleiche diese Musik miteinander und denke mir nur... das hat nichts miteinander zu tun. Ben Howard finde ich (bisher) einfach nur langweilig. Und auch wenn Bright Eyes, Johnny Cash und Two Gallants die persönlichen Loserballaden gemein haben, höre ich sie in komplett anderen Gemütszuständen und aus anderen Gründen.
Und so ähnlich geht es dann mit allen Bands, die theoretisch irgendwo dieselbe Nische füllen sollten. Tun sie nicht. Denn diese Lieblingsbands in diesen Nischen sprechen etwas ganz Persönliches bei mir an. Das liegt teilweise auch daran, wann und wie ich sie kennen gelernt habe - aber es ist auch ein bestimmtes Gefühl.
Andere Bands schaffen das manchmal mit einzelnen bestimmten Songs - ich höre sie, und habe eine bestimmte Atmosphäre, eine Geschichte oder ein Gefühl im Kopf, irgendetwas, das ich nur von diesem Song kriegen kann. Aber bei meinen Lieblingsbands sind das dann komplette Alben. Ein ganz grundlegendes Verstandenwerden eines bestimmten Teils meines Charakters, der sich da wiederfindet.
Natürlich dürfen sich Bands weiterentwickeln. Aber für mich ganz persönlich ist es dann doch ein großer Verlust, wenn ich merke, dass ihre neuen Alben bei mir dieses Gefühl nicht mehr auslösen können. Oder, dass sie es noch können - wenn sie immer noch das Gespür für diese ganz bestimmte Harmonie haben, das sich nicht verheimlichen lässt - aber sie aus irgendeinem Grund jetzt Elektro-Partysongs machen wollen.
Wie gesagt, den Bands mache ich keinen Vorwurf, aber es ist eben ein persönlicher Verlust, gerade, wenn sich die Nische nicht so leicht mit einer anderen Band füllen lässt.
(Übrigens sind die letzten Alben von Bright Eyes und Two Gallants immer noch sehr großartig.)
Edit: Ich sehe gerade, wie alt der Thread ist. ^^ Aber für mich gerade recht aktuell, da ich mal wieder in einer Phase der Suche nach neuer Musik bin. Und es mir teilweise echt schwer fällt - der Sprung von "Band, von der ich ein paar Lieder mag" zu "neue Lieblingsband" ist ein ziemlich großer. Das ist wie mit Bekannten und Freunden.