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Held
Das Feuer ist endlich aus. Gott sei Dank ist das Feuer endlich aus.
“Haa–––”
Mein Tshirt klebt an mir. Ich wische mir mit der Hand über die nassgeschwitzte Stirn. So, wie meine Hand jetzt aussieht, habe ich mir den ganzen Ruß nur erst recht im Gesicht verteilt, aber das ist mir gerade wirklich egal.
Für einen Moment halte ich inne und bin einfach nur froh, nirgends mehr das gespenstisch flackernde Licht zu sehen oder es Knistern und Rauschen zu hören. Zum Ersten Mal, fällt mir auf, ist es wirklich still um uns herum.
Ich genieße es ein wenig, einfach dazustehen und einen Moment den Blick schweifen zu lassen. Die meisten Leute um mich herum sehe ich zum ersten Mal. Einige haben offenbar böse Schnittwunden an den Händen, wie es um Verbrennungen bestellt ist lässt sich unter dem Schmutz schwer sagen. Zumindest scheint niemand lebensgefährlich verletzt zu sein.
Anders herum betrachtet: Alle anderen sind… Mir wird übel bei dem Gedanken. Ich muss mich echt anstrengen, mich nicht hier und jetzt zu übergeben.
Einer der Typen, mit denen ich noch nichts zu tun hatte, kommt zu uns:
“Hmm, bin ich der einzige der langsam was zu essen vertragen könnte?”
Ja, bist du. Definitiv.
“Ich denke, die besste Nahrungsquelle, im Moment, wäre wohl die Reste der Boardkantine, meint ihr nicht auch? Eventuell dürfte ganz vorne noch etwas zu finden sein, einen Versuch ist es mal Wert wenn man schon wegem dem Gepäck und der Elektronik rein geht. Was meinst du, Fabian?”
Gepäck. Da war was. Keine Ahnung, was noch davon übrig ist, aber umsonst darf die Löschaktion einfach nicht gewesen sein. Wenn es einen Vorrat an Pech gibt, haben wir unseren heute doch sicher für die nächsten Jahre aufgebraucht. Ich schaue auf das getrocknete Blut an meinen Fingern von vorhin. Vielleicht ist da sogar Verbandszeug oder so.
Da gibt es bloß ein, nein, zwei kleine Probleme.
Erstens. Die meisten Erwachsenen hier sind noch vom Löschen völlig im Eimer und zum Teil verletzt. Wenn die versuchen auf das Wrack zu klettern geht das doch garantiert schief - davon, dass das Ding bei weitem nicht mehr stabil aussieht mal ganz zu schweigen. Okay, ich gebe zu, ich mag über die letzten paar Stunden Vorurteile entwickelt haben, wenn es um die Tragkraft von Flugzeugen geht. Aber trotzdem, ich würde jemanden wie den Muskelprotz da nicht mehr rauflassen.
Zweitens. Ich will da nicht rauf.
“–––Hey, um…”
Ein paar Köpfe drehen sich zu mir um.
“Ich könnte… nach dem Gepäck schauen. I-ich meine,”
Blickkontakt aufnehmen ohne Blickkontakt aufzunehmen. Wenn ich weggucke wirke ich wie ein kleines Kind, wenn ich hingucke, sehe ich garantiert, dass mir jemand gleich sagt, wie blöd die Idee ist. (Wobei, irgendwie klingt das gar nicht so schlimm.)
“Ich bin unverletzt. Und ich bin kleiner und leichter als ihr, also müsste ich besser durch die Trümmer kommen, ohne, dass ich hängen bleibe oder unter mir was zusammenbricht… dachte ich.”
Ich hebe jetzt doch den Blick und gucke mich unsicher um.
–––Drittens: Ich will jetzt nicht nachdenken.
Geändert von BDraw (27.04.2016 um 22:21 Uhr)
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