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Thema: 21ST CENTURY MELTDOWN QUEEN

  1. #1

    21ST CENTURY MELTDOWN QUEEN

    Alles nur ein luzider Traum, denkt Vyvvyenn, als sie in ihrem 5m²-Oxisarg im zweiunddreißigsten Obergeschoss des Coccapopps-Towers No. 8 erwacht. Neonlila gefärbte Werbereklamen fliegen laut roboterisch krächzend am Wolkenkratzer vorbei, schneiden Schneisen in die Smogwolken, die aus der Unterstadt nach oben wandern wie Ameisenschwärme und nun auch noch hier oben die Luft schwerer atembar machen. Was okay ist, so rein verhältnismäßig betrachtet. Es könnte alles noch viel schlimmer sein, hier in Flussnähe kann man die Scheiße zumindest noch direkt in den Ozean spülen, der einem die Luft abschneiden könnte. Die große Vermüllung ist hier in den Mettroppolregionen nur circa halb oder dreiviertel so furchtbar wie in den Halbmettroppolen, oder den Zenntelmettroppolen. Immerhin wurde da der ganze Nuklearscheiß hingekarrt, der dort vor sich hingammelt bis sich die Nature ihrer annimmt. Shit, man könnte fast meinen, dass es gar nicht zehn Stunden vor zwölf ist durch den orangegetönten Nebel vorm Fenster des Oxisargganges 32X16, in dem Vyvvy ihre Bleibe für viel zu viel Geld angemietet hat. Noch sind nicht alle aus ihren Schlafgemächern aufgestanden. Viele sind schon seit Ewigkeiten in ihren Oxisärgen und.... machen was auch immer sie da drin machen. Nicht Vyvvys Problem. Sie denkt eher selten an andere Leute, vor allem jetzt wo sie splitterfasernackt vor den Augen eines knappen Dutzend genauso nackter Menschen im ein Meter schmalen Gang steht und sich erst einmal anziehen muss. Das erweist sich mit einem Arm anfangs immer als schwierig, wird aber spätestens nach dem T-Shirt einfacher. Hand-Augen-Koordination ist alles, wenn man zwischen bis vier Meter hoch unter die Decke gestapelten Panzerglaskästen steht, in denen Leute pennen wollen und gegen die man nicht mit seinen Extremitäten klatschen will. Denn das tut im Endeffekt jedem weh: dir, dem Typen da drin und dann nochmal dir weil der Typ da drin dir volles Pfund aufs Maul gibt. Vyvvys biomechanische Armprothese hängt noch solange an der Aufladestation, bis sie sich mit einer Extradosis Feingefühl erst das schwarze armellose Shirt, dann die ausgeblichene Jeanshose und dann die Armeestiefel, an deren linker Hacke immer noch ein klitzekleiner, extrem stinkender Teil Hundescheiße klebt, angezogen hat. Dann greift sie in den Sarg, stöpselt die Prothese vom Kaltgerätestecker, was von einem kurzen aber lauten Funkenschlag aus der dazugehörigen Dreier-Steckdose begleitet wird, und bringt sie unter lautem, schmerzerfüllten Stöhnen in den Arritierer ihrer rechten Schulter an. Da, wo bis eben nur ein metallischer Strunk zu sehen war, befindet sich nun ein klobig wirkender, mattweiß lackierter akkubetriebener Protho-Arm, Marke Siephipps, der Zweiten Generation, der aufgrund eines Fabrikationsfehler circa dreißig Zentimeter länger als ihr natürlicher linker Arm ist. Das führt dazu, dass Vyvvy grundsätzlich immer aussieht als hätte sie eine Rasierklinge unter der rechten Achsel. Das wirkt einschüchternd auf Creeps, so sagt man. Macht allerdings das Navigieren durch die schmalen Oxisarg-Korridore extrem nervig. Draußen soll sie den Arm nicht arritieren, so sagen die Doktors. Sie würde sich eine der dreiunddreißig in der Luft befindlichen tödlichen Infektionskrankheiten einfangen oder so. Kein Plan, sie hat sich seit sie den Protho-Arm hat daran gewöhnt, ihn auf engstem Raum anzupömpeln. Als Mietschild kann sie es sich zudem nicht erlauben, in aller Öffentlichkeit laut vor sich hinzustöhnen und Schwäche zu zeigen. Was sollen denn die Leute denken? Sie verhaut Muruks, um ihr Leben zu finanzieren. Ihr Leben in einer furchtbaren Glasröhre irgendwo mitten in der Hambremer Innencity. Die Glasröhre fix abschließen, dann durch die teils immer noch nackte Masse im Korridor zum Elevatierer kämpfen, der sie dann laut knirschend ins Erdgeschoss befördert. Das Knirschen soll eigentlich von dem laut plärrenden Acid-Jazz aus dem Sound-System übertönt werden, dessen 4 Lautspeaker mit Panzertape und Lötzinn in den Ecken der Elevatierers angebracht ist. Wird es aber nicht. So, wie so ziemlich alles in dieser Welt.

    Vyvvyenn wird heute im Namen von Inkasso Kabul 'nen Haufen Muruks im TV vermöppen, sag' deinen Kumpels und so Bescheid.



    - Ein schwarzes Loch kommt auf die Erde zu.
    - Eine Miss-Wahl wird der Dreh- und Angelpunkt einer blutigen Mordserie.
    - Eine Muruk-Verschlägerin und ihre extrem korrupte Polizisten-Exfreundin müssen einen suizidalen Doomsday-Kult aufhalten.
    - Ein sprechender Cyborg-Corgi.
    - Und es könnte sein, dass am Ende alle sterben.

    Das Jahr 2099. Heute.

    Stream-of-conscience-Cyberpunk, basierend auf Dutzenden luziden Träumen.

  2. #2
    - Richtig richtig geil
    Stream-of-conscience-Reaktion, basierend auf deinem Post.

  3. #3
    Cyberpunk kann nie verkehrt sein.
    Aber lass mich der erste sein, der sagt: Das wird ja doch mal wieder nichts!
    (Ha, wenn das keine Herausforderung ist, mir das Gegenteil zu beweisen, weiß ich auch nicht )

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