Konstruktive Diskussionen in einem Videospieleforum.
Pffffff.
Meine Meinung zu der ganzen Sache deckt sich im Großen und Ganzen mit dem was Total Biscuit dazu gesagt hat: Let's Plays schön und gut, aber wenn es um Nischentitel bzw. Exploration-Games/Spaziergeh-Simulatoren (*h3h3-Gedächtnis-Huster*) wie That Dragon Cancer, Firewatch und ähnliche Spiele geht, die zu 99% davon leben, dass der Spieler hautnah im Spiel absorbiert wird und die Geschichte direkt und ohne Filter um die Ohren gehauen bekommt, da bin ich definitiv auf Seiten des Spieleentwicklers. Es ist einfach ein Dick Move sondergleichen, einen Nischentitel mit recht schnurgerader Narrative zu let's playen, dadurch den Zuschauern das gesamte Spiel - das wie gesagt rein von seiner Erzählstruktur und der Story lebt, die nur ein mögliches Ende hat (was man bei einem derartigen Titel leider auch vorhersehen kann, so zynisch das klingt) - vorzukauen und als zusätzlichen Tritt in die respektiven Nüsse auch noch mehr Kohle damit zu verdienen als der Spieleentwickler, nur um sich hinter der "ABER ICH HELFE DENEN DOCH DANN KAUFEN SICH ALLE MEINE FANS DAS SPIEL UND DER ENTWICKLER WIRD REICH!!!"-Ausrede zu verschanzen wie eine kleine, weinerliche Bitch - das geht nicht.
Vor allen Dingen entzieht sich mir der Sinn dahinter, ein solches Spiel zu let's playen: zum einen wegen allem was oben geschrieben steht, zum anderen handelt es sich hier um ein "Medium" (weil LPs voll ein eigenes Medium sind, you guys) das primär aus Brunnen schöpft wie...:
"[insert Flavor of the Week-Horrorgame here] - SCARIEST GAME EVAR (SCARE CAM) (GONE SEXUAL!)"
"MINECRAFT LEBEN DIES DAS ANANAS PART 6456465465 - HEIKO WIRD GEPRANKT IN MINECRAFT! (MINECRAFT) (KRASSER PRANK!) (LACHFLASH! 'LOL)"
"CALL OF DUTY 420 BLAZE NOSCOPE ONLY MONTAGE #FoZe #MLG #MtnDwAllStars"
Da stellen sich mir spontan zwei Fragen:
1. Ist den LPern von That Dragon Cancer die Ironie bewusst, wenn sie ein Spiel über Krebs spielen obwohl ihre Videos selbst vielerorts als "Youtube-Krebs" bezeichnet werden?
2. Welche Menschen ziehen um Gottes Willen einen wie auch immer gearteten Unterhaltungsfaktor daraus, einem Typen dabei zuzusehen und zuzuhören, wie er ein Spiel über ein krebskrankes Kind spielt?
Denn hier liegt der wirklich wahre Knackpunkt: die LPer dieser Spiele sind quasi der Katalysator, die Zuschauer hingegen sind das wirkliche Problem dahinter - denn die sehen Videospiele nur als etwas, was man eben kurz konsumieren kann wie einen 4-stündigen Schokoriegel. "Das kann im Hintergrund laufen während ich bügle oder so."
Zu den positiven Seiten von Let's Plays hebe ich allerdings P.T. hervor, da die LPs davon die letzte wirkliche Möglichkeit sind, eine Art von Archivierung zu haben für ein Spiel das im Großen und Ganzen auch "nur" ein Walking Simulator war (auch wenn mehr dahinter steckte! /inb4 Gala und Tako, die mich rhetorisch ans Kreuz nageln für diese Aussage). Als die LPs davon aus dem Boden sprießten wie Pilze im Wald, hätte noch keienr gedacht dass Konami übelst abkonamin wird und das Spiel aus jeglicher Art von Storefront löscht. So haben wir immerhin eine Art Archiv im Netz, auf das wir immer wieder zugreifen können sobald das Spiel nicht mehr existiert. So ein ähnliches Argument könnt man auch in TD,Cs Fall anbringen. ABER hier muss man einfach auch die Dimensionen betrachten, die hinter den Spielen stehen: hinter P.T. standen Konami und Kojima Studios, hinter TD,C steht ein Entiwcklerteam aus acht Leuten, die das Spiel als Tribut für ein an Krebs gestorbenes Kind erstellten.
tl;dr: Kontext. Nichts geht ohne Kontext. Und das wird leider allzu häufig gerade von LPern und ihren Fans übersehen.