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Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Spiel 4: Mother (1) aka Earthbound Beginnings, GBA (Mother 1+2)
    Gestartet: 24.4.2016
    Beendet: 10.5.2016





    Warum gerade dieses Spiel?
    Ich hatte für mich vor langer Zeit mal beschlossen, niemals einen Teil der Mother-Reihe zu spielen, weil ich das ganze Design einfach nur unappealing fand. Dann kam Undertale, was stark von der Mother-Reihe inspiriert ist (und welches ich ebenfalls niemals spielen wollte). Zu Undertale möchte ich hier keine Worte verlieren, nur, dass das Spiel sehr, sehr gut ist, und die stärkste Story hat, die ich seit langem genossen hatte. Meine Neugier war geweckt: Ich wusste dass ich nun irgendwann die Mother-Reihe spielen musste, und auch, dass gerade Earthbound und Mother 3 sehr viele Fans haben, die diese Spiele gerade wegen der Story schätzen. Da ich viel darüber gelesen hatte, dass Mother 1 das schwächste Spiel der Reihe ist, und ich nicht von "Gut" nach "Schlecht" spielen wollte, beschloss ich die Trilogie von vorne zu beginnen.





    Worum gehts?
    Unsere Welt. Im frühen 20sten Jahrhundert verschwand ein Ehepaar. Während der Mann, George, zurückkehrte und sich seitdem seltsamen Studien verschrieb, blieb seine Frau, Maria, für immer verschwunden. Im Jahr 1988 wehrt der 12jährige Ninten den Angriff eines Poltergeists in seinem Zuhause ab und wird von seinem Vater daraufhin gebeten, mysteriöse Phänomene in Amerika zu erforschen. Er findet das Tagebuch von George, der sich als sein Urgroßvater herausstellt, und muss sich auf seiner Reise mit Aliens, Hippies, und allerlei Horror- und SciFi-Tropen aus den 70ern und 80ern herumschlagen.





    Gameplay
    Mother ist ein seltsames Spiel. Einerseits hat es sehr viel Charme, und besitzt viele klassische JRPG-Tropen, wie eine erkleckliche Sammlung an Items, Zaubern (hier PSI-Attacken genannt), Ortschaften, Charakteren und Sidequests. Andererseits weiß es mit nichts davon etwas anzufangen: Die meisten Items sind nutzlos und dienen lediglich der Atmosphäre ("Heile ich meine Wunden mit einem Hamburger oder einer Tüte Pommes?"). Statuseffekte spielen bis zum Endgame so gut wie keine Rolle (außer, dass einem manchmal NPCs mit Erkältungen anstecken, was auf der Weltkarte wie eine Vergiftung wirkt!), die Zauber sind größtenteils überflüssig und werden an keiner Stelle im Spiel erklärt. Klar, es gibt Elementarschwächen und so ein Zeug, bis man aber mal herausfindet welche Gegner welche Schwächen haben geht man schon durch das komplett unbalancierte Crit-System zu Boden.

    Crits ignorieren die Defense KOMPLETT. Was bedeutet, dass das Problem schlimmer wird, je weiter das Spiel fortschreitet, denn im späteren Spielverlauf trifft man selbstverständlich auf Gegner mit sehr hohen Angriffswerten, die dann außerdem auch noch herkömmliche 1-Hit-Kill Moves beherrschen. Dazu kommt noch das Problem, dass Weglaufen aus Random Encounters so gut wie nie in der ersten Runde funktioniert, was bedeutet, dass man beinahe schon keine andere Wahl hat als zu kämpfen. Erst später im Spiel lernt man einen Zauber (der selbstverständlich jede Menge PP (PSI-Points) kostet), mit dem man aus Zufallsbegegnungen fliehen kann.

    Mother hat keine Weltkarte und so gut wie keine Dungeons. Stattdessen sind die Gebietsübergänge wie in Pokemon fließend; oftmals merkt man, ob man eine Stadt verlassen hat, nur daran, dass man in einen Kampf geschleudert wird. Bosse gibt es so gut wie keine, aber die Random Encounter sind unerbittlich und die Gebiete zwischen den Städten riesig und unübersichtlich. Stellt euch darauf ein, mindestens eine Stunde zu grinden wenn ihr in ein neues Gebiet bekommt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass beinahe alle Partymitglieder (die dazu noch fast alle optional sind) auf Level 1 beginnen.

    Mother 1 beinhaltet ein rudimentäres Equip-System (Waffe, Armreif, Münze(!), Amulett), was dadurch ad absurdum geführt wird, dass man bereits in den zweiten und dritten Städten, in die man kommt, sich einen kompletten Satz Endgame-Equipment kaufen kann: Zweitbeste Waffen aller Charaktere sowie beste Rüstung für alle inkluisve. Pro Charakter braucht man in etwa eine halbe Stunde, um das Geld, das man dafür braucht, zu ergrinden. Und grinden muss man sowieso. Aber selbst mit der besten Ausrüstung bleibt Mother gnadenlos und wird eure Party mehrfach auslöschen. Das halbiert euer Bargeld (was man zuvor aber einfach auf ein Bankkonto einzahlen kann) und wirft euch zum letzten Save Point zurück. Genau so gut kann man das Spiel auch einfach neu laden; es gibt genau eine Stelle zum Schluss des Spiels, an der es von Vorteil ist, diese Mechanik auszunutzen.

    Übrigens: Tote Charaktere können ausschließlich in Inns wieder belebt werden. Lediglich 2 Zauber, die sehr spät erlernt werden sind dazu in der Lage - falls man überhaupt darauf kommt, dass besagte Zauber das überhaupt können, da Spells mit gleichen Namen aber mit niedrigerem Level lediglich Statuseffekte heilen - und wer wendet schon einen nutzlosen Statuseffekt-Heilzauber auf ein totes Partymitglied an? Zumal einer der beiden Zauber noch nicht mal ne 100%ige Wirkchance hat!

    Der Soundtrack des Spiels ist gut, nicht extrem super, aber gut. Ich wünschte mir im Spielverlauf allerdings, einige Stücke (vor allem die Battlethemes) weniger oft hören zu müssen. Musik spielt im Spiel tatsächlich eine größere Rolle, da es eine der Hauptaufgaben ist, acht im Spiel versteckte Melodien zu finden - die meist auch wirklich an hanebüchenen Orten versteckt sind, was eines der Hauptprobleme des Spiels ausmacht: Mother 1 hat NULL Pacing, man reist von einem Dorf zum nächsten und tut Dinge, die dafür sorgen, dass man zum nächsten Dorf reisen kann, aber der Plot selbst kommt erst kurz vor dem letzten Boss in die Pötte. Meistens weiß man noch nicht mal, wo man als nächstes hin muss, da der Aufbau des Spiels nicht gerade linear ist. Da sind die Mini-Stories der Dörfer ein schwacher Trost, allerdings muss man Mother zu gute halten, dass es viel zu entdecken gibt - vor allem Dingen jede Menge lustiger Dialoge von NPCs. Die Schatztruhen in den wenigen Dungeons enthalten allerdings bis auf extrem wenige Ausnahmen nur besagte Trash-Items, und da man pro Charakter lediglich 8 Items mit sich führen kann - Key Items inklusive! - und das Dungeondesign grottenlangweilig ist will man kaum dorthin zurückkehren.

    Dabei hat das Spiel wie kaum ein anderes Elemente, aus denen man eine einzigartige Atmosphäre zusammenbauen könnte. Fast überall findet man Anspielungen auf Horror- und Scifi-Tropen der 70er und 80er. Die besessenen Autos aus Stephen Kings Christine und Maximum Overdrive machen ebenso die Aufwartung wie Pippi Langstrumpf, (Astrid) Lindgren, entflohene Sträflinge sowie graue und grüne Aliens. Zombies und Dörfer, die nur von Kindern bevölkert werden, sind auch mit von der Partie





    Erlebnisse beim Spielen
    Trotz der vielen negativen Dinge möchte ich Mother nicht komplett schlechtreden. Die Story konnte mich in ihren besten Momenten doch emotional berühren, und die witzigen Dialoge haben den Aufenthalt in den Städten sehr kurzweilig gemacht. Zu dumm, dass zwischen jeder dieser Locations ein unübersichtliches Marathon-Labyrinth liegt, dass man eventuell sogar mehrfach durchqueren darf. Man lernt zwar nach 2/3 des Spiels einen Teleport-Zauber, der einen in frühere Dörfer zurückbringt, der funktioniert aber nach Zurück-in-die-Zukunft-Regeln und braucht mindestens zwei Bildschirme Anlauf in einer geraden Linie, was durch die extrem beschissene Hitboxerkennung gar nicht so einfach ist.

    Hier liegt auch der größte Fehler von Mother 1: Selbst das letzte bisschen an Convenience und Quality of Life wird dem Spieler vorenthalten mit scheinbaren Begründungen wie "Wär es nicht cool wenn" (die Charaktere 88 Meilen pro Stunde erreichen müssen um zu warpen) oder "Es ergibt doch Sinn" (dass ein 12jähriger nicht unbegrenzt Platz in den Taschen hat).

    Das letzte Gebiet des Spiels ist legendär für seine knochenharten Gegner. Ich musste es sogar zweimal machen, da ich buchstäblich einen Schritt vor dem Checkpoint vor dem letzten Boss gestorben bin. Der Macher des Spiels selbst sagt, dass dieses Gebiet nie ge-Beta-testet wurde, was eine genau so fragwürdige Designentscheidung ist wie die aus dem Nichts kommende Romanze, die man buchstäblich kurz vor dem Schluss noch hineingeschustert hat.

    Die Version des Spiels, die ich gespielt habe, beinhaltet einen ins Spiel reingehackten Easy-Ring, den man gleich zu Beginn erhält. Dieser verdoppelt Geld und Erfahrungspunkte und halbiert dabei die Encounter-Rate, aber ich habe ihn nicht verwendet und gleich umwendend entsorgt, empfehle euch jedoch dringend, ihn zu verwenden (oder euch gleich unverwundbar zu hacken), da er das Spiel wohl wesentlich angenehmer macht. Sucht euch auch einen guten FAQ für das Zaubersystem, denn einige der Zauber sind extrem nützlich, aber findet die mal in dem gigantischen Haufen an nutzlosen Spells.

    Es reut mich nicht, dass ich Mother durchgespielt habe, allerdings ist dies definitiv ein Spiel, was ich nie wieder eines Blickes würdigen werde.



    Ein fehlgeschlagener Teleport, weil ich gegen einen unsichtbaren Pixel gelaufen bin


    Wie durchgespielt?
    Ca. 20 Stunden. Ein paar Sidequests, deren Belohnung sehr zu wünschen übrig ließ, sonst nur das Bare Minimum des Spiels. Ninten und Ana haben zum Schluss ihre besten Waffen gehabt. Den Easy-Ring hab ich nicht verwendet


    Geändert von Shieru (27.12.2016 um 11:30 Uhr)

  2. #2
    Glückwunsch zum besiegten Mother!

    Meine Erfahrung sind deinen tatsächlich nicht so unähnlich, als ich das Spiel vor 2-3 Jahren gespielt hab. Ich fand das Gameplay auch Dauer leider auch extrem nervig. Das Kampfsystem ist ja quasi Dragon Quest, und der einzige Selling Point der Kämpfe sind die lustigen Gegneraktionen und -beschreibungen. Ich glaube, Earthbound spielt sich da schon deutlich angenehmer und das will ich beizeiten auch mal in Angriff nehmen.

    Ich fand auch, dass die Story ein paar nette Ideen hatte und die Referenzen und der schrullige Humor sind natürlich einer der prägendsten Aspekte des Spiels. Auch die große, zusammenhängende Welt fand ich echt cool – noch deutlich cooler als in Pokémon –, weil das für RPGs damals (und noch lange danach) ja nicht üblich war. Bis heute eigentlich, was 2D-RPGs betrifft.

    Aber Mother ist auf jeden Fall ein gutes Beispiel für ein Spiel, das damals schon deutliche Schwächen hatte und zudem furchtbar gealtert ist und deshalb durch das Gameplay heute leider kaum noch genießbar ist. Mit dem Easy-Ring vermutlich noch etwas mehr. Wenn ich an die furchtbaren riesigen Dungeons wie diese Fabrik zurückdenke... ja, dann will ich das Spiel definitiv auch kein zweites Mal anrühren. D:

    Aber schön, dass du's dennoch geschafft hast.


  3. #3
    Zitat Zitat von Narcissu Beitrag anzeigen
    Ich glaube, Earthbound spielt sich da schon deutlich angenehmer und das will ich beizeiten auch mal in Angriff nehmen.
    Naja, es spielt sich geringfügig besser, aber das furchtbare Inventar ruiniert auch in Earthbound durchgehend das Spielerlebnis. Und die Kämpfe sind genauso langweilig.
    Dementsprechend weiß ich gar nicht, ob ich den dritten Teil unbedingt noch spielen will. Bisher konnte mich die Serie in keinster Weise überzeugen.

  4. #4
    Zumindest die Tatsache, dass EarthBound keine Random Encounters hat und vom Schwierigkeitsgrad merklich fairer zu sein scheint, sollte das Spiel zumindest spielbarer als Mother machen. Ich erwarte auch keine spaßigen Kämpfe, nur, dass die interessanten Aspekte der Spiele stärker überwiegen als die frustrierenden. ^^ Aber wieder so ein begrenztes Inventar suckt natürlich. Eigentlich in so gut wie allen Spielen. Mal abgesehen von wirklich alten Spielen, wo so etwas strategisch relevant war, fällt mir auch kaum ein Spiel ein, dass wirklich durch ein begrenztes Inventar profitiert hätte.


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