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  1. #10
    Überarbeitetes Review
    Kürzer, leichter zu lesen, weniger Geschwafel aber mehr Inhalt
    Die alte Version des Reviews findet ihr weiterhin im Spoiler-Tag am Ende des Artikels
    Spiel 9: リトルプリンセス マール王国の人形姫2 [Little Princess: Marl Ōkoku no Ningyō Hime 2] [alias Rhapsody 2] (PSX)
    Gestartet: 03.07.2016
    Beendet: 13.07.2016





    Warum gerade dieses Spiel?
    Als ich Rhapsody: A Musical Adventure gerade fertig hatte sind viele Fragen zu den Charakteren offen geblieben, und ich wusste, dass es noch 2 weitere, nie übersetzte Spiele in der Reihe gibt. Die Idee, ein Spiel zu spielen, das komplett auf Japanisch ist, fand ich zwar schon reizvoll, aber gerade auf ein "Rhapsody 2" hatte ich gar keine Lust. Da es aber ein Skript gibt dachte ich mir, das wäre DIE Gelegenheit, meinem besten Freund Jens, der die Growlanser-Reihe liebt, aber trotzdem Growlanser VI nicht mit Übersetzungs-Skript spielen möchte, zu zeigen, dass so etwas ohne Probleme machbar ist.





    Worum gehts?
    Prinzessin Kururu Cherie Marl Q, Tochter von König Ferdinand und Königin Cornet, bricht trotz ihres zarten Alters von 12 Jahren lieber aus dem Schloss aus und begibt sich auf Abenteuersuche als Hofetikette zu lernen - sehr zum Leidwesen der Ritter Sonia und Randy, die eigentlich auf sie aufpassen sollen. Zusammen mit ihrer besten Freundin Clair sucht Kururu, wie einst ihre Mutter, nach einem Prinzen für sich, und gerät dabei in Schwierigkeiten. Der Junge namens Cello, der sie vor einem Drachen rettet, ist jedoch gar nicht prinzlich sondern kühl, abweisend und unhöflich.

    Anderswo in Marl zeichnet sich ein Streit zweier Hexenclans ab. Auf der einen Seite steht die Hexe Akūjo mit ihren Untertanen Fonfon, Ranran und Nyannyan Bakenekofu (Gebieterin des Nyancy-Katzenklans). Auf der anderen die Hexe Marjoly mit ihren Untertanen Gao, Crowdia und Myao Karkansky (Gebieterin des Nyanko-Katzenclans). Akūjo plant, Marjoly den "Shadow of Beauty" zu stehlen. Wie gut, dass der Schlüssel zu Marjolys Behausung im Schloss von Marl liegt...



    Von links nach rechts und oben nach unten: Kururu, Clair, Cello, Sonia, Randy, Cornet, Akūjo, Fonfon, Ranran, Nyannyan, Etoile, Marjoly, Crowdia, Myao, Gao, Ferndinand, Zolbareff


    Gameplay
    Little Princess ist ein massives Upgrade gegenüber dem doch eher schwachen Rhapsody, und das in allen Bereichen. Die Musicalsequenzen in Little Princess sind länger, wesentlich besser choreographiert und somit unterhaltsamer. Sie sind auch zahlreicher und decken eine größere Bandbreite an Emotionen und Genres ab. Der Rest des Soundtracks ist auch deutlich besser als im Vorgänger, wenngleich einige Stücke recycelt wurden, die schon in Rhapsody das Gehör überbeansprucht haben. Dafür kommt das Battle-Theme, das fast unverändert aus Rhapsody übernommen wurde, auf Grund der Änderungen im Kampfsystem hier besonders zur Geltung

    Story-Telling und Pacing wurden ebenfalls massiv verbessert. Die Witze werden schneller, häufiger und meist mit Sprachausgabe serviert. Das Casting ist dabei erste Sahne: Nobuyuki Hiyama (Randy, aber auch Guy aus GaoGaiGar, Adult-Link aus Ocarina of Time), Kotono Mitsuishi (Sonia, aber auch Usagi aus Sailor Moon und Misato aus Neon Genesis Evangelion), Norio fucking Wakamoto (hier: Fonfon und als überlebensgroßer Quizmaster, aber auch Cell in Dragon Ball Z oder Xemnas in Kingdom Hearts); die meisten Rollen werden von denen gesprochen, die damals Rang und Namen hatten.

    Dabei ist Little Princess kein reines Gag-Festival, denn die gelungene Story schlägt oft genug auch ernste Töne an. Themen wie der Tod geliebter Angehöriger, Adoption, Sexismus und das Erwachsenwerden werden geschickt mit viel Respekt und überraschender Tiefe behandelt. Selbst Kururus anfangs sehr kindischer Traum, "einen Prinzen zu finden", wird realistisch beleuchtet. Die ernsthafte Wandlung, die sie im Spiel vollzieht, ist Charakterentwicklung vom Feinsten: Nachvollziehbar und Berührend, ein echtes Paradebeispiel dafür, was JRPGs mal konnten. Einige abfällige Bemerkungen über Homosexualität in Form eines Running Gags wirken allerdings störend und passen nicht so recht ins Gesamtbild. Nun ja, Japan der 90er Jahre.

    Grafisch merkt man dem Spiel an, dass es im Jahr vor dem Release der PS2 erschien. Die Sprites einiger Gegner und Puppen wurden zwar übernommen, aber überarbeitet und durch zusätzliche Animationen aufgewertet. Little Princess spielt zwar zum größten Teil an den selben Orten wie Rhapsody, doch diese Orte sind nicht wiederzuerkennen, denn sie wurden komplett neu gezeichnet und designt(!), das gleiche bei den Charaktersprites, die nun einen völlig neuen Stil aufweisen.

    Die Dungeondesigns sind zahl- und abwechslungsreicher, und die dummen Farbfilter aus dem Vorgänger gehören - bis auf eine unrühmliche Ausnahme - der Vergangenheit an. Zwar werden gerade im letzten Spielviertel einige Designs doch wieder zu häufig verwendet, allerdings haben dafür fast alle Dungeons einzigartige Räume, was dafür sorgt, dass man sich nicht mehr all zu leicht verläuft.

    Die Zeiten halbgarer SRPG-Kampfsysteme sind vorbei. Das Kampfsystem entspricht jetzt üblichen JRPG-Standards und wirkt gerade dadurch interessanter und frischer. Die bis zu fünf Partymitglieder dürfen zum Beispiel ihre "Angriffs"-Befehle gleichzeitig ausführen, falls unterschiedliche Gegner gewählt wurden. Neben Items, Magie, Verteidigung und Weglaufen gibt es noch die Möglichkeit Magie einzusetzen.

    Dies geschieht über Puppen und Monster, die nun keine Partymitglieder mehr sind, sondern Ausrüstungsgegenstände, am ehesten vergleichbar mit Materia aus Final Fantasy 7, inklusive der Status-Boosts, die man erhält. Neue Zauber schaltet man durch Aufleveln der Puppen frei und sie kosten keine Magiepunkte, sondern Geld, genannt Inochium. Puppen findet man entweder automatisch oder an bestimmten Stellen im Spiel, während sich Monster gelegentlich nach dem Kampf anschließen. Kururu, Cello und Clair sind jedoch die einzigen, die Magie einsetzen können, und alle drei haben verschiedene Beschränkungen, welche Puppen und Monster sie ausrüsten können. Beinahe alle Partymitglieder können außerdem persönliche Fähigkeiten verwenden, welche Hitpoints kosten, und Kururus Spezial-Power funktioniert noch genau so, wie die ihrer Mutter in Rhapsody.

    Auch diesmal gibt es wieder die Schwierigkeitsgrade Leicht, Mittel und Schwer, und auch diesmal ist es wieder nur ein Modifikator, der bestimmt, wie viel Geld und Erfahrungspunkte man nach dem Kampf erhält. Das funktioniert allerdings wesentlich besser als in Rhapsody. Das liegt zum einen daran, dass jedes Random Encounter potentiell die ganze Party wipen kann, weil man den größten Teil des Spiels nur mit Kururu und Clair verbringt. Zum anderen ist das Spiel teilweise wirklich geizig damit, wie viel Inochium es verteilt, was einen sorgsam abwägen lässt, wie man an die Kämpfe herangeht, denn ein einziger Heilzauber könnte dafür sorgen, dass man nach dem Kampf mit +-0 dasteht, was Geld angeht. Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, denn Ausrüstungsgegenstände spielen nun eine große Rolle. Zwar findet man das meiste in Dungeons, aber auch die Shops haben diesmal Gegenstände, die sich wirklich lohnen.

    Das, und die Tatsache, dass Little Princess Powerlevling nicht belohnt (und es einfach viel zu lange dauert), euch aber sehr wohl bestraft, wenn ihr unterlevelt seid, führt dazu, dass der schwere Schwierigkeitsgrad auch tatsächlich schwer ist - gerade in der ersten Spielhälfte, aber auch noch in der zweiten. Das zwingt den Spieler, strategisch zu denken, und zwar nicht nur im Kampf, sondern über einen ganzen Dungeon hinweg, denn kostenlos heilen kann man sich meist nur an den Statuen, die am Ende (und manchmal auch ganz am Anfang) vom Dungeon stehen. Zum Glück ist die Random-Encounter-Rate wesentlich stabiler als in Rhapsody, so dass man sich hier nur mit ein bis zwei Encountern pro (großem) Bildschirm rumschlagen muss.





    Erlebnisse beim Spielen
    Das übersetze Spielskript ist gleichzeitig eine Art Mini-Walkthrough und hat mir das Leben wesentlich einfacher gemacht, Amazon Kindle sei dank. Vor allem den Ritter Zolbaref, der den großartigsten Nebencharakter darstellt, den ein JRPG seit Gilgamesh und Ultros gesehen hat, hätte ich nicht missen wollen.

    Auch, wenn die Dungeons im letzten Spielviertel nicht ganz so solide waren wie im Rest des Spiels haben sie mir doch großen Spaß gemacht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits eine kleine aber wirkungsvolle Menge an persönlichen Fähigkeiten, wodurch es wesentlich schneller durch das Spiel ging als zuvor, da ich kein Geld mehr für Magie ausgeben musste.

    Der letzte Dungeon ist überaus enttäuschend. Er sieht wunderschön aus, besteht aber aus genau 5 Screens, die wie zu schlechtesten Rhapsody-Zeiten mehrfach aneinander gereiht wurden. Dabei gibt es genau eine Abzweigung, was mich vermuten ließ, dass sein Design die Hauptinspirationsquelle für Final Fantasy 13 war. Dafür waren die Encounter dort recht knackig, die eigentlichen Bosse aber waren geradezu trivial.

    Little Princess konnte mich vor allem durch seine komplexen Charaktere überzeugen. Selbst alte Bekannte aus Rhapsody bekommen dringend notwendige Tiefe, was sie mir auch wesentlich sympatischer gemacht hat. Das Königspaar ist die Ausnahme; die beiden kommen praktisch gar nicht vor, denn Little Princess ist in erster Linie die Geschichte von Kururu, aber wie ich gehört habe, wird die Geschichte von Cornet und Ferdinand im PS2-Finale der Marl-Trilogie, Tenshi no Present: Marl Ōkoku Monogatari, abgeschlossen. Auch hier gibt es bereits ein fertig übersetztes Skript, und im Gegensatz zu Rhapsody hat mir Little Princess diesmal Lust auf mehr gemacht.





    Wie durchgespielt?
    27:30h, Hard Mode, ~95% complete. Wäre sicher auch 2 Stunden schneller gegangen. Ich habe mir nicht alle Spezialedelsteine für die Puppen geholt, wodurch sie ihren ultimativen Zauber lernen, und auch Kururus Ultimative Puppe habe ich mir gespart, da man sie erst buchstäblich 5 Minuten vor dem letzten Bosskampf holen kann, und ich dafür noch einmal 4 alte Dungeons komplett durchqueren müsste.





    Geändert von Shieru (27.12.2016 um 09:46 Uhr)
    Gründer der JRPG-Challenge
    JRPG-Challenge 2018 - You'll never see it coming!



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