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Deus
Was für ein schöner Thread mit feinen persönlichen Erzählungen
Hätte ich mehr Zeit, würde ich hier gerne einiges länger reinschreiben, aber muss mich wohl auf die Kurzfassung beschränken:
Meine erste eigene Plattform war, wie bei so vielen anderen auch, der Game Boy, mein erstes eigenes Spiel das mitgelieferte Tetris. Obwohl, halt, Moment, davor schon konnten wir ein paar Erfahrungen mit diesen Game & Watch Spielen bzw. den zahllosen Abklatsch-Varianten davon sammeln, aber die waren technisch noch so primitiv, dass ich sie nicht als echten Start in die Welt der Videospiele zählen würde (hab damals nichtmal die Regeln von dem Ding gecheckt). Außerdem hatte ich bei dem einige Jahre älteren Sohn eines Freundes von meinem Vater in deren Keller mit leuchtenden Augen kurz ein paar Videospiele auf dem "Rechner" (Commodore 64 oder so? Kenne mich in dem Bereich nicht so gut aus) gespielt. Man könnte sagen, dass das schon immer ein Bereich war, der bei mir auf reges Interesse stieß bzw. in dem ich recht begeisterungsfähig war, aber wie gesagt dauerte es eine ganze Weile, bis sich das bei mir entfalten konnte.
Zwischenzeitlich zeigte mir jemand auch anderswo etwas rollenspielartiges, aber um welches Spiel (oder welche zwei Spiele) genau es sich handelte, kann ich nicht mehr rekonstruieren, obwohl ich glaube, dass das bereits auf dem NES lief. Das brannte sich als winzige Erfahrung irgendwie schon damals ein, obwohl ich nur zugeschaut hatte und das in Wirklichkeit wahrscheinlich kaum mehr als 20 Minuten waren. Ihr wisst schon, einfach diese Tatsache, dass man mit jener Technik auch große Abenteuer umsetzen könnte, und nicht nur Puzzle-, Action- oder Geschicklichkeitskram.
Bei mir begann es also so richtig in dieser Phase, in der die letzten NES-Demostationen noch nicht aus den Geschäften verschwunden waren, aber gerade das SNES auf den Markt kam, den meine Schwester und ich ein paar Jahre später dann auch als erste stationäre Konsole zu Ostern geschenkt bekamen (und das war one epic easter holiday, kann ich euch sagen
). In der Zeit mit dem Game Boy hatte ich hauptsächlich Jump 'n' Runs, Mario usw. Die große Fülle an Rollenspielen gab es dort ja nicht, zumindest nicht im Westen. Selbst wenn doch, bekam man davon ohne Internetzugang nicht viel mit - Informationen beschränkten sich auf Schulhofgespräche und das, was man per Werbung aufschnappte. Trotz allem aber war mir schon immer eine gute Geschichte in den Spielen wichtig. Figuren, mit denen man mitfiebern oder sich gar mit diesen identifizieren konnte, eine interessante Welt... Spiele, die völlig abstrakt waren, habe ich noch nie so sehr gemocht (heh, mal davon abgesehen, dass ich Tetris gesuchtet habe).
RPGs, damit startete ich auf dem SNES. Zunächst nur über einen Freund und dessen kleinem Bruder, die einige davon hatten und die wir begeistert zusammen erlebten. Auch andere Genres interessierten uns, etwa die Mega Man X Reihe. Aber keine anderen Titel faszinierten mich so sehr wie diese phantastischen und großen Abenteuergeschichten. Leider kann ich nicht mehr sagen, welches hierbei wirklich mein erstes RPG gewesen wäre. Wahrscheinlich Seiken Densetsu 2, Illusion of Gaia/Time, oder artverwandt (obgleich offiziell ein Action Adventure) Zelda: A Link to the Past. Jahrelang traute ich mich an diese Spiele nicht so recht heran, denn während ich sie auf der einen Seite liebte, machten sie mir andererseits etwas Angst bezüglich des Schwierigkeitsgrades. Nicht wenige Genrevertreter hatten ihre ganz eigenen Spielregeln, in die man erstmal hineinfinden musste, und die Kämpfe hatten irgendwas mit Zahlen zu tun, wobei ich doch in Mathe seit jeher die totale Niete war und heute immer noch bin
So kam es, dass ich mir die Spiele von besagtem Freund immer wieder auslieh und bei mir ausprobierte. Durfte aber natürlich keine Speicherstände löschen, sodass ich manchmal mittendrin an einem Abschnitt herumprobierte und dann natürlich eine Menge an (Story-)Kontext fehlte. So auch geschehen mit Lufia II, das mich bis heute mit wohligen Erinnerungen erfüllt. Ich weiß noch, wie gigantisch groß mir diese virtuellen Welten vorkamen, und wie gerne ich all die Geheimnisse erkunden wollte - vorzugsweise zusammen mit anderen, aber dazu gab es nur sehr selten die Gelegenheit.
Zwar kann ich behaupten, in der 16-Bit-Ära mit RPGs begonnen zu haben, aber selbst besessen habe ich zu dieser Zeit noch kaum welche. Mit dem Virus war ich zwar angesteckt worden, allerdings waren noch immer die meisten meiner Spiele dem Jump 'n' Run Bereich zuzuordnen - besonders viel Freude hatte ich damals mit Donkey Kong Country 2 und 3 oder auch Kirby’s Fun Pak. Das änderte sich erst in der darauffolgenden Generation. Leider trief ich die falsche Wahl und kaufte markentreu einen Nintendo 64, während ich viel mehr auf PlayStation hätte setzen sollen. Hinterher ist man immer schlauer. Auf dem N64 sorgte Holy Magic Century für eine riesige Enttäuschung, da man schon zig Jahre zuvor ein unendlich viel höheres inhaltliches Niveau von Rollenspielen gewohnt war.
Jedoch weckte ein gewisses Spiel mein Interesse, das damals kurz zuvor für den PC umgesetzt worden war - es hieß Final Fantasy VII. Das wünschte ich mir zum Geburtstag (bestes Geschenk ever), und spätestens ab da hab ich mich nicht mehr eingekriegt und es über Monate hinweg rauf und runter gespielt. Es war als wäre ich erleuchtet worden - kein Film oder Buch hatte es je geschafft, mich so sehr zu fesseln, weil diese spannende und vielschichtige Geschichte für mich im zarten Alter von 11 oder 12 Jahren so immersiv war 
Alles, was ich davor aus 16-Bit-Tagen liebte, fand sich dort wieder, allerdings in potenzierter und stylisherer Form. Glaube, ich habe über einen langen Zeitraum hinweg einem Kollegen von mir in der Schule eine Frikadelle ans Ohr gelabert, wie abgefahren dieses Spiel sei, und versuchte, ihm die Story begreiflich zu machen. Nicht so viel später wurde Final Fantasy VIII angekündigt, das ich aufmerksam von Anfang an verfolgte - erinnere mich noch, wie ich den Werbespot im Fernsehn extra auf Video aufnahm und ungefähr tausend mal hintereinander angeschaut und darüber nachgegrübelt habe ^^ Das Spiel selbst war super, auch wenn ich einige Änderungen gegenüber dem Vorgänger als schwach empfand. Zu der Zeit von VIII oder kurz davor fragte ich mich auch, wie wohl die ersten sechs Teile gewesen sein mögen, und so brachte mich der Freund eines Freundes zur Emulation, wodurch ich Final Fantasy IV bis VI, Chrono Trigger, Seiken Densetsu 3 (WAS? ES GIBT EINE FORTSETZUNG VON SECRET OF MANA?! Warum habe ich das nicht mitbekommen? OMG!) und einige mehr nachholen konnte (wenn im ersten Anlauf nicht durch, dann doch wenigstens sehr weit gezockt). Alles Spiele, die damals nie in Europa veröffentlicht worden waren. Ich fühlte mich, als sei ich auf eine Goldgrube gestoßen. Die fünfte Konsolengeneration erlebte ich also gewissermaßen kombiniert mit der vierten.
Irgendwann in jener Epoche begab es sich, dass ich auch einen eigenen Computer mit Internetverbindung erhielt und endlich mit mehr Leuten zusammenfand, die meine Interessen teilten. Übers RPG-Maker-Forum fand ich dann zu einem früheren Vorgänger des heutigen Multimediaxis. Viel wurde diskutiert, und die glorreichen Tage von SquareNet begannen, was übrigens bei mir mit dem Erscheinen von Final Fantasy IX zusammenfiel
Eine ganze Weile beklagte ich mich, dass so wenig auf den PC portiert wurde. Irgendwann, so beschloss ich, führte kein Weg mehr an einer PlayStation vorbei, obwohl bereits dessen Nachfolger vor der Tür stand. Also kaufte ich mir eine PSone (das platzsparende Redesign) und konnte damit ein paar Perlen jener Plattform nachholen, wie es zuvor bereits mit dem SNES geschehen war. Keine Grenzen mehr gab es anschließend mit der PS2, die ich chippen ließ, sodass ich auch die zahlreichen RPGs (sowohl für PS1 als auch PS2) spielen konnte, die es fieserweise niemals nach Europa geschafft hatten. Vom Nintendo DS mal abgesehen, besitze ich bis heute am meisten Rollenspiele für die PS2, und das, obwohl ich zwischendurch einige wieder verkauft habe.
Die Fülle an Veröffentlichungen war so groß, dass man nahezu ungehemmt der Sucht frönen und auch sammeln konnte ^^ Heute werden ja schon lange nicht mehr so regelmäßig große RPG-Titel rausgebracht. Passt mir eigentlich auch ganz gut in den Kram, da man natürlich längst nicht mehr so viel Zeit wie in der Schule hat. Dennoch bin ich sehr froh, sozusagen die Hoch-Zeiten des Genres so bewusst miterlebt zu haben (Glaube nicht, dass das nochmal eine vergleichbare Popularität erreichen wird, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklungskosten).
Pokemon (die blaue Edition) hatte ich übrigens auch und erlag dieser Franchise auf der Höhe des großen Hypes. An jenem Punkt hatte ich aber schon diverse Erfahrungen im RPG-Bereich sammeln können.
Hach, jetzt hab ich doch wieder weiter ausgeholt als ich wollte. Gäbe trotzdem noch haufenweise Anekdoten, die sich hinzufügen ließen, aber das sind so die Grundrisse meiner eigenen Story. Diese Art von Spiel begleitet mich nun schon einen überwältigend überwiegenden Teil meines Lebens (vielleicht seit ich 9 Jahre alt war oder so), und ich denke nicht, dass sich das irgendwann nochmal ändern wird (im Gegensatz zu Lego - die Steinchen habe ich abgöttisch geliebt und ein Teil von mir tut das noch immer, aber trennte mich dennoch nach der Schulzeit aus diversen Gründen davon; generell sind Videospiele selbst für uns älter werdenden Säcke mit 30 heutzutage noch salonfähig).
Geändert von Enkidu (01.02.2016 um 22:33 Uhr)
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