Der ganze Zeitreise-Kram ist reiner Plot Device. Es wird nichts erklärt, nicht einmal am Ende. Der Hauptcharakter ist scheinbar der einzige, der durch die Zeitreisen kann, und zwar nicht kontrolliert, sondern immer genau dann, wenn der Plot es braucht. Ich bin Zeitreisethematiken gegenüber ja ohnehin skeptisch, da sie selten stimmig und konsistent sind, aber in diesem Fall war nicht einmal Spielraum dafür, weil es in diesem Fall einfach
nichts wussten.
Dann mal eine Liste diverse Dinge, die mich in puncto Logik und Darstellung gestört haben:
- Die Backstory von Airi fand ich ziemlich lächerlich. Ihr Vater hatte im Geschäft einen Schokoriegel in der Anzugtasche, und da kam natürlich sofort ein Mitarbeiter her und bezichtigt ihn des Diebstahls. Er leugnet natürlich, niemand glaubt ihm außer Airi und seine Frau scheidet sich von ihm. For real? Erst einmal, warum sollte irgendjemand einem erwachsenen, arbeitenden und vermutlich ordentlich verdienenden Mann noch im Laden vor der Kasse des Diebstahls eines einzelnen (!) Schokoriegels bezichtigen? Wieso hat niemand die Tatsache in Betracht gezogen, dass jemand anderer verantwortlich sein könnte? Wieso zur Hölle glaubt seine Frau auch, dass er ein Dieb ist und einen einzelnen Schokoriegel klauen würde? Aaaargh, so viel erzwungenes Drama ohne Sinn und Verstand, bitte verschont mich.
- Wieso bemerkt Airi das Feuer im Haus erst, als schon das halbe Haus brennt? So etwas dauert lange und jeder Mensch würde so etwas allein durch die Hitze, aber besonders durch Schreie von außen (das war ein Wohngebiet!) merken. Wieso reden Satoru und der Manager in Seelenruhe im brennenden Haus, statt Airi so schnell wie möglich rauszuschaffen? Und Satoru hat natürlich noch Zeit, den Hintereingang zu finden, von dem er bis dahin nichts wusste. Ja, ist schon angenehm in einem Haus, in dem alles brennt.
- Die Darstellung von Kayos Mutter ging mir tierisch auf die Nerven. Natürlichist sie eine absolut kalte, gewaltätige, psychopathische Frau, die ihre Tochter schlägt und dabei diabolisch lacht. Weil Anime, muss einfach so sein. Sie lacht natürlich auch, als sie einen Müllsack mit Kleidung ihrer Tochter nach draußen bringt. Oh, und dann der Moment der Offenbarung: Sie hatte selbst nur Probleme mit ihrer Ehe und anderen Sachen und hat den Frust (regelmäßig samstags, zusammen mit ihrem Freund) an ihrer Tochter ausgelassen. Die Szene mit ihrer Mutter war sowas von billig und rechtfertigt in keinerlei Hinsicht ihr vorheriges Verhalten. Besonders da es den Eindruck erweckt, dass sie ihre Tochter doch irgendwo liebt, was der Anime davor absolut nicht so gezeigt hat, ganz im Gegenteil. Aber ja, würgen wir ihr noch schnell eine emotionale Vergangenheit rein, um ihr Verhalten in der Gegenwart zu pseudorechtfertigen.
- Wie kommt Satoru auf die selten hirnrissige Idee, ein von einem Mörder gesuchtes Mädchen mitten im Winter in einem leerstehenden Bus verstecken und allein übernachten zu lassen? Das macht vorne und hinten keinen Sinn. Dass es problemlos möglich ist, dass Kayo bei ihm zuhause unterkommt (und er das auch wusste), sieht man ja später? Wieso nicht gleich? Natürlich weil so ein Versteck viel romantischer ist, aber Sinn macht es nicht. Mir kann keiner erzählen, dass Satoru mit der Logik eines 29-jährigen handelt. Aber es kommt noch besser: Nachts kommt ein Mann in den Bus, und als der wieder verschwindet, zieht es Kayo scheinbar nicht einmal in Betracht, zu fliehen. Als Satoru am nächsten Morgen vorbeikommt, erzählt sie ihm nicht einmal davon (!), erst später am Nachmittag. Dieser Mann, der sich ja tatsächlich als Mörder herausstellt, hätte jeden Moment wieder zurückkommen können.
- Apropos Logik: Wieso versucht Satoru nicht, den Mörder zu überführen oder sonst irgendwie auszuschalten? Er weiß, dass er (aus welchen Gründen auch immer) regelmäßig zum Bus zurückkehrt, und das ist schon ein sehr guter Anhaltspunkt. Aber nein, er versucht stattdessen die drei Kinder in "Sicherheit" zu bringen (= um sich zu versammeln). Wieso das Sicherheit bedeutet, verstehe ich auch nicht, und der Anime tut die ganze Zeit so als hätte der Mörder nur ein limitiertes Zeitfenster für sein Handeln zur Verfügung. Wieso hat er nicht einfach abgewartet? Wieso hat er es genau auf diese drei Kinder abgesehen? Wieso war sich Satoru so sicher, dass er nicht auch an anderen Kindern Interesse hat? Wieso offenbart sich der Mörder und flieht, obwohl Satoru seine Identität bis dahin noch gar nicht kannte? Wieso hinterlässt er so offensichtliche Spuren? Wieso ist er wieder mal nur ein dämlicher Psychopath ohne fundierte Motive, der einfach nur dafür die ist, die Handlung spannend zu machen. Einfach nur meh.
- Die Kinder (alle zwischen 10 und 11) verhalten sich teilweise absolut nicht wie Kinder. Dass Satoru erwachsener wirkt, macht Sinn, aber wieso auch Kenya? Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass der sich auch noch als Zeitreisender enthüllt, aber nein, er ist einfach unglaublich reif und intelligent und klug und besonnen für sein Alter. Das ganze Freundschaftsthema wirkte mir auch ziemlich dick aufgetragen, mit etwas mehr Feingefühl hätten sie mich vermutlich gehabt, aber die Dialoge waren teilweise ziemlich plump.
- Wieso wurde Yuuki noch gleich verurteilt? Gibt es nicht so etwas wie Spurensicherung? Der Mörder hat die Taten vielleicht so inszeniert, dass der Verdacht auf ihn fällt, aber gerade bei so einem Fall sollte doch eine intensive Nachforschung stattfinden, besonders wenn der Verdächtigte die Taten jahrelang leugnet. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die im Anime erbrachten Erklärungen wirklich ausreichen, um Yuuki als den Schuldigen dastehen zu lassen.
- Wieso stellt der Anime es so dar als hätte Satoru 15 Jahre verloren, obwohl er diese 15 Jahre schon einmal gelebt hat? Eher hat er Zeit gewonnen.
- Der Lehrer hat ja schon in Folge 10 alle Punkte als Antagonist bei mir verspielt, aber Folge 12 war nur noch lächerlich. In den fünfzehn Jahren hätte er locker die drei Kinder noch töten können, tat er aber nicht. Und sein krankhaftes Interesse an Satoru rührt nun woher? Die Mausgeschichte nehme ich ihm nicht ab. Erst will er Satoru töten, dann doch nicht, dann springt Satoru selbst, und seine Freunde haben sich zufällig an dieser Stelle mit einem Tuch versammelt, weil sie natürlich schon vorher alle wussten, dass der Mörder mit Satoru aufs Dach gehen würde. Statt sich dort oben mit einer Waffe oder ähnlichem zu positionieren, wohlgemerkt, was viel sicherer gewesen wäre, denn er hätte Satoru auch anders töten können. Der Kram mit dem kleinen Mädchen im Krankenhaus, durch das Satorus Tod dann wie Selbstmord aussieht, ist sowas von an den Haaren herbeigezogen. Wieder ein Fall von "wir tun so als wäre es logisch, dabei ist es absolut dämlich".
- Das Ende mit Airi, die in den ganzen letzten Folgen gar keine (!) Rolle spielte, wirkt ebenfalls sehr erzwungen. Wieso rennt sie voller Freude auf einen Mann zu, den sie absolut nicht kennt? Ja, natürlich brauchen wir eine Konklusion, einen emotionalen Abschluss, ABER VERDAMMT ANIMES, dann liefert gefälligst ein vernünftiges Build-Up für solche Situationen.
Es passiert einfach SO SO SO SO SO viel, weil es convenient für die Handlung ist. Es wird als logisch dargestellt, aber man muss nicht einmal tief graben, um festzustellen, wie viel Bullshit dem Zuschauer da eigentlich verzapft wird. Über einige Punkte hätte ich hinwegsehen können, aber in dieser Masse hat es mich schon so früh so sehr gestört, dass ich keinerlei emotionales Band zu den Charakteren hatte. Auch mal abgesehen davon, dass die Enthüllung des Killers absolut antiklimaktisch war, war das Mystery im Anime imo auch nie richtig gut, und die Charaktere erschienen mir weder sonderlich ausgearbeitet noch sonderlich realistisch. Ich kann wirklich einiges Verzeihen, wenn mir das Drumherum gefällt, und BokuMachi hatte zu Beginn einiges an Potential, aber die Art, wie dann alles abgelaufen ist, war ein einziges Trainwreck.
Die Serie versucht, den Zuschauer durch emotionale Twists, plumpe Schockeffekte, billige Cliffhanger und viel erzwungenes Drama bei der Stange zu halten. Ich gebe zu, es wird niemals langweilig, das Pacing ist gut, es passiert viel. Aber warum dann nicht gleich richtig?