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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Station 7 – History in the making...

Baum-Darstellung

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  1. #5
    Später war sich Wingman nicht sicher, wie genau er es so schnell zum Panzer hin geschafft hatte - hatte dieser erste Adrenalinstoß der beginnenden Schlacht ihn doch förmlich über das verwüstete Trümmerfeld dahinfliegen lassen.

    Als erster kam er bei dem halb im Sand vergrabenen Panzer an, und versuchte sich ein Bild der Lage zu machen. Wenigstens eine der Antriebsketten war gerissen, und die Reste eines fast schon wieder zugewehten Kraters direkt an der beschädigten Stelle ließ vermuten, dass eine Explosion das Metall auseinander gerissen hatte. Eine Handgranate? Oder doch eine Mine? Aber gegen wen außer den Untoten hatte man hier gekämpft? Wingman schob diese Frage vorerst beiseite - nach der Schlacht würde er Colonel Boyd danach fragen. Er hoffte nur, dass es tatsächlich ein 'danach' für sie alle geben würde. In diesem Ding hier würden sie hilflos feststecken, falls es den Untoten gelänge sie einzukesseln. Selbst wenn die Kette nicht gerissen wäre, die andere Seite des Gefährts steckte in einer kleinen Sanddüne fest, die glücklicherweise nicht bis zum Geschützrohr hinaufragte - freies Schußfeld also. Er wischte eine dicke Staubschicht von der Einstiegsluke, und zog sie mit einem kräftigen Ruck auf.

    ~~~~

    Keuchend kam Ellen an ihrem Bestimmungsort an, und stellte die schwere Autobatterie ab, die sie für die Geräte im Panzer mitgeschleift hatte. In der dichten Skypeople-Scavengerrüstung war ihr jetzt schon zu warm - aber was tat man nicht alles für die Leute, die an einen glauben? Schnaubend schob sie den wuchtigen Werkzeuggürtel an ihrer Hüfte zurecht und nickte ihren drei Mitstreitern zu. Für jemanden der vor langer Zeit mal dafür bezahlt wurde, dass Leute vor ihr knien durften, war ihr die fast ehrfürchtige Scheu, die ihr ihre Untergebenen zeigten, bemerkenswert unangenehm. Ich weiß schon wieso ich sie aus der Ferne organisiert hab. Das wird eh noch ein Problem werden. Sie schüttelte den Kopf und vertrieb den Gedanken. Wie auch immer es mit der "RedWitch" weitergehen würde, dieses Problem konnte erst einmal warten.

    Wingman riß die Luke auf, und abgestandene, jetzt schon warme Luft strömte ihr entgegen.

    "Puh... der Geruch hat sich nicht gebessert seit dem letzten Mal."
    "Das letzte Mal?" Wingman sah sie fragend an.
    "Hab alles nach Leichen durchsucht, als ich damals die Krater fürs Minenfeld präpariert hab... "
    "Gefährlich - aber eine respektvolle Geste den Toten gegenüber." Frank nickte anerkennend, und Ellen brachte es nicht übers Herz zu verraten, dass sie vorrangig ein paar Kadaver für überzeugende "Minen"explosionen benötigt hatte.
    Apropos Kadaver... sie warf einen Blick nach Osten, wo die schwankende Masse an Untoten langsam in ihre Richtung wanderte.
    "Ich seh zu dass ich die Elektronik zum Laufen bekomme." Mit diesen Worten verschwand Ellen als erste im Inneren des Gefährts.

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    Kaum hatte Colonel Boyd sich ins Fahrzeuginnere gleiten lassen, bedeutete Wingman Frank und Sylvia, ihr nachzufolgen. Sie hatte da drin nicht aufgeschrien, also musste es wohl sicher sein - und überhaupt, Frank würde das Innere fachmännisch sichern. Auf ihn war Verlaß.

    Wingman ließ den Blick noch einmal über die Umgebung streifen, bemüht mögliche blinde Flecke zu erkennen, durch die sich Feindkräfte unbemerkt würden nähern können. Durch den sacht abfallenden Hang vor ihnen sollten sie freies Schußfeld haben, und die nächstgelegendste Ruine, die mehr als einen halben Zombie verbergen könnte, war ausreichend weit weg. Weiter im Westen, durch einige Schutthaufen halb verdeckt, konnte er zwei buntgefiederte Gestalten ausmachen, die am Boden herumhantierten.

    Er winkte einmal in ihre Richtung, um sicherzugehen dass sie wussten wo sie hin mussten, und erhielt von der schlaksigeren der beiden Gestalten ein Winken als Antwort. Einigermaßen zufrieden, schwang er sich nun selbst zur Luke hinauf, und betrat seine Festung für die nächsten Stunden.

    "So, und jetzt - wie genau funktioniert dieses Ding eigentlich?"

    ~~~~

    Tief im Inneren des eh schon sehr beengten Panzers, in einem klaustrophobisch engen Zwischenboden, der kaum mehr als ein Spalt voller Kabelstränge und Leitungsrohre war, machte Ellen sich an die Arbeit. Die Verkabelung des Panzers war in miserablem Zustand, was nach so langer Zeit nicht weiter verwunderlich war - aber mit ein paar Lötstellen und großzügig verteiltem Isolierband würde hoffentlich alles eine ganze Weile halten. Und solange es nicht anfinge zu brennen, würde sich alles sicher auch weiter flicken lassen.

    Sie hatte gerade eine besonders knifflige Stelle zusammengeflickt - sah wie abgerissen aus, hatte sich hier etwa ein Tier rein verirrt? Eigentlich war die Luke doch geschlossen gewesen - und ließ den Kopf einen Augenblick gegen das warme Metall vor ihr sinken.
    So. WARM!
    Und so ... leise kratzend... und stöhnend...
    Alarmiert spitzte Ellen die Ohren und hörte neben dem leisen Zombiegeräuschen, die wohl - zum Glück! - nur von draußen zu kommen schienen, nicht etwa das laute Donnern des Panzergeschützes, sondern stattdessen die Stimmen ihrer Kampfgefährten von oben.

    Was zum...? Hastig robbte sie wieder zurück, und sah so nicht das verräterische Glitzern kalter Augen, die dort aufblitzten wo sie gerade noch gelegen hatte.

    ~~~~

    "Also schön - Checkpunkt 31.8: Schließen der Verschlusskappe für Geschützkammer!"


    "Check!"

    "Checkpunkt 31.9: Lösen des Abschuß-Sicherungshebels!"

    "Sehe ich nicht, der scheint abgebrochen zu sein - aber der Abschußknopf selbst sieht intakt aus. Ich werde einfach..."


    "Nein, halt! Moment! In dem Fall müsste man eigentlich, moment, das stand hier bei den Fehlerbeschreibungen...."

    Ellen hatte sich just im richtigen Augenblick aus den Eingeweiden des Panzers herausgewunden, um Zeuge zu werden wie Frank sich über Wingman hinweg, der im Schützensessel saß, nach vorne über die Armaturen beugte, während der ehemalige Waffenmeister von Shengs Hope, eine Hand wie vergessen auf dem Abschußknopf liegend, hektisch mit der anderen Hand in einem abgegriffenen, zerfledderten Büchlein blätterte, das über den Bedienelementen an die Wand geklemmt war - allem Anschein nach die Anleitung.

    Halt.

    Es gab eine ANLEITUNG mit CHECKLISTEN für dieses Ding?! Und die HIELTEN sich auf noch daran? Ungläubig starrte Ellen Wingman an, dann Sylvia und Frank, die ihrem Blick mit fast entschuldigendem Schulterzucken begegneten.

    "Er will sichergehen dass wir keine Fehler machen, schließlich..."

    "LEUTE! Der Feind kratzt uns draußen schon den Lack ab. SCHIESST EINFACH, VERDAMMT!"


    "Die Checkliste muss..."

    "Laden, zielen, schießen! Für Checklisten haben wir keine Zeit, also SCHIESSEN Sie, CAPTAIN!" Halb vergessene Reflexe traten in Aktion, und eh er sich versah, drückte Wingman auf den Knopf.

    ~~~~~

    Erstaunlich, wie man auch nach so langer Zeit ohne militärische Struktur noch sofort wieder in den instinktiven Gehorsam zurückfiel, wenn einem nur die richtigen Worte im richtigen Tonfall an den Kopf geschmettert wurden.

    Laden, zielen, schießen - wieder riß einer ihrer Schüsse ein Loch in die Reihen ihrer Gegner.

    Selbst wenn die Frau genaugenommen trotz des höheren Ranges nicht einmal seine Vorgesetzte war, zwanzig Jahre Apokalypse hin oder her. Was war das für ein Abzeichen? Australische Armee? Noch eine Frage für später - und langsam, ganz langsam wagte Wingman es, tatsächlich auf ein 'später' für sie alle zu hoffen.

    Laden, zielen, schießen - im Osten explodierte einer der monströs aufgequollenen Untoten, die wie Türme aus dem gewöhnlichen untoten Fußvolk herausragten.

    Nach den Startschwierigkeiten - und nachdem der eine verirrte Zombie, der frühzeitig an ihrer Außenhülle genagt hatte, erledigt war - hatten sich die drei Schützen schnell eingespielt, und wechselten sich jetzt regelmäßig zwischen ihren drei Stationen ab: Einer kümmerte sich ums Nachladen der großkalibrigen Munition, ein anderer klemmte sich in den engen Richtschützensessel und suchte das nächste vielversprechende Ziel heraus - vorzugsweise die ganz dicken Brocken, denen sie drüben im MG-Nest, Schnellfeuer hin oder her, kaum beikommen konnten. Und der dritte half entweder beim Nachladen, oder schob sich vorsichtig aus der oberen Luke heraus, um einzelne allzu Nahe gekommene Zombies zu erledigen, bevor sie versuchen konnten auf den Panzer zu klettern.

    Laden, zielen, schießen - unwillkürlich fing Wingman an zu grinsen. Es lief tatsächlich endlich mal alles nach Plan, und verdammt wollte er sein, wenn das hier nicht einen Heidenspaß machte!

    Na schön - es wurde mittlerweile wirklich verdammt heiß hier drin, aber durch den Einsatz der beiden Vultures draußen blieb es wenigstens einigermaßen erträglich. Dennoch hatte nicht nur er sich mittlerweile des einen oder anderen Kleidungsstücks entledigt, auch wenn er sich weiter standhaft weigerte, nach der Jacke auch noch die Kevlarweste los zu werden. Das wäre ihm dann doch zu schutzlos und ... nackt.

    ~~~

    Andere hatten solche Bedenken nicht. Jacke und Schutzweste lange schon ausgezogen, robbte Ellen, den dreckverschmierten Oberkörper nur mehr mit einem ehemals roten Tanktop bekleidet, auf dem Rücken weiter durch die Eingeweide des Panzers. Mit jedem Schuß der oben abgefeuert wurde, sprühten hier unten irgendwo Funken - und so kämpfte sie hier ihren eigenen kleinen Kampf, gegen eine etwas andere Art von Moder und Verfall als jede, die irgendwo da draußen gerade aufmarschierte. Den Blick auf die "Decken"-Verkabelung direkt vor ihrer Nase gerichtet, kam ihr rückblickend in den Sinn, dass es vielleicht doch sinnvoll gewesen wäre, den Verteidigungsperimeter - und damit unter anderem auch den Panzer - gelegentlich zu warten, und sich nicht nur auf das Minenfeld zu verlassen. Andererseits, woher hätte sie die Zeit nehmen sollen? Jedwede Reparaturen hätte sie im Dunkel der Nacht ausführen müssen, damit niemand sieht dass die Minen nur eine Farce sind - in der Zeit in der, neben dem frühen Morgen, am häufigsten Berichte ihrer Agenten hereinkamen.

    In Gedanken versunken, drückte sie gerade behutsam einen reparierten Leitungsstrang wieder zurück in seinen Kabelkanal, als sie plötzlich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm.

    Funkelnde Augen, ein Haschen, ein Biss!

    "AAAH!" Erschrocken fuhr sie hoch, schlug mit der Stirn hart gegen die Decke des Kriechgangs... und spürte noch, wie ihr das Blut über die Stirn lief, als sie ihr schwarz vor Augen wurde.

    ~~~~

    Ein beharrliches, kräftiges Ziehen an ihrem Fuß riß sie wieder zurück ins Bewusstsein.

    "Ellen? Ellen, alles in Ordnung da drin?" Sylvia? Sie musste über das Donnern des Panzers hinweg gehört haben, wie sie geschrien hatte, als....

    Abrupt fuhr Ellen herum, versuchte auf dem engen Raum ihre Hände nach vorm zu bringen, um sich vor dem Zombie zu schützen der hier unten irgendwo herumkriechen musste, sie gebissen hatte.... und ließ die Arme dann ungläubig wieder sinken, als sie neben ihrem Kopf den Übeltäter sitzen sah - ein kleines dürres Kätzchen, dass sich jetzt possierlich die Pfoten putzte, und sie geflissentlich ignorierte.

    Ellen ließ den Kopf gegen das Bodengitter fallen und lachte.

    Lachte, bis sie weinen musste.

    Und ging dann, das Blut aus dem Gesicht wischend, wieder an die Arbeit.

    Geändert von Shinshrii (18.11.2015 um 21:51 Uhr)

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