So ich lege dann mal vor. Ich hab auch extra mal auf die Länge geachtet ^^: Fürstinweiß und Generalsschwarz Morgennebel hing über der Stadt, doch es stieg schon erster Rauch aus den Schornsteinen. Die Dienerschaft war scheint‘s bereits damit befasst, das Frühstück zu bereiten. In den Innenhof des Anwesens hatten sich jedoch weder Nebel noch Rauch verirrt. In den geschnittenen Hecken und den Kelchen der bunten Blumen klebte nur der Tau, der sanft auch in kleinen Tropfen von der Neige des Daches perlte, zu Boden fiel und hin und wieder den Spiegel des kleinen Wandbrunnens unter sich in Aufruhr versetzte. Ganz in der Ferne vernahm man das leise Trällern eines Vogels, doch keiner seiner Artgenossen hatte sich in die Wipfel eines der drei Bäume verirrt, die wie Monolithen aus der gepflegten Ordnung des Innengartens herausragten. Auf die Balustrade der Balkon-Arkade im zweiten Stock des Gebäudes, das den quadratischen Innenhof umschloss und seit je Stammsitz der Familie Eccelsa, einem wenig bedeutenden aber auch nicht unbedeutendem Adelshause, legte sich mit sanftem Griff eine schmale Hand. Prüfend fuhr das Glied das dunkle, harte Holz ab, ertastete Unregelmäßigkeiten, verwitterte Stellen und bildete mit der eigenen zarten, makellosen Haut einen hellen Kontrast dazu, vielmehr noch als das die verwischte Feuchtigkeit des Morgens dem Holz einen seltsamen Glanz verlieh, sich die Muskeln aber schließlich spannten und die Finger energisch, gar nicht mehr so sanft, das Geländer packten und der zu ihnen gehörende Körper sich alsbald in das Licht, der über die Dächer hinauswachsenden Sonne, schob. Der rote Glanz spielte auf den geröteten Wangen, die Nasenflügel bebten leicht und schienen die Luft des neuen Tages mit gewissem Genuss einzusaugen. Die Augenlider waren geschlossen, die Mundwinkel jedoch in einer halbernsten, halbfröhlichen Pose erstarrt, so als hätten sie sich nicht so recht entscheiden mögen, ob sie das Antlitz an der jungen Frau mit Lachfältchen verunzieren sollten oder nicht. Einige Augenblicke verweilte sie so, stützte sich, da sie zu Anfang aufrecht stand, immer mehr auf das Geländer. Zugleich mit ihrer Haltung lockerten sich auch die Lippen und machten einem zurückhaltenden, aber deutlich von Glück erfülltem, Lächeln Platz. Viel mehr noch rückte damit auch ihre kleine Brust hervor und man konnte erkennen, dass hier keine Frau, allenfalls ein junges Mädchen stand, hochgewachsen zwar schon, aber erst an der Schwelle zur Reife, die aber gewiss in wenigen Jahren eine wahre Blüte hervorbringen würde. Sie ging, jetzt, da eine kleine fast durchscheinende Wolke ihr den Morgenglanz entzog, allerdings des Weiblichen verlustig , ja es schien gänzlich zu verschwinden, da sie die braunen Augen aufschlug und das Gesicht einen ernsten aber zugleich verschmitzten Zug annahm und sie sich mit einigem Elan von der Balustrade abstieß, so wie man es gemeinhin an Kindern beobachten kann, wenn sie sich zu einem Spiel entschlossen hatten. Ihr Weg führte sie zu einem kleinen, beinernen Tisch mit zwei Stühlen in einer der Ecken des Karees, der besonders reichlich mit hängenden und in kleinen Kästen drapierten Ranken und Blumen verziert war. Sie beugte sich zu einem kleinen Schränkchen herab, das genau in der Ecke stand und an diese perfekt eingepasst war und entnahm nach kurzem Klirren und Suchen zwischen geöffneten, geleerten und vollen Weinflaschen eine beinerne Schatulle, di e dem Tisch vom Ansehen her nicht unähnlich war. Da sie es öffnete fanden sich darin feingeschnitzte Figuren der Farben schwarz und weiß, wohl nicht aus Bein sondern aus besonders glattem Stein hergestellt, sodass der Glanz der nun mehr wieder mit voller Strahlkraft zurückkehrenden Morgensonne sich darauf brach und einen leichten Widerschein an den Wänden erzeugte. Vorsichtig begann sie sie zu entnehmen und auf dem Tisch anzuordnen, in dem sie dafür das dort mittig eingelassene Karee benutzte, das wiederum aus einem Gitter gleichförmig angeordneter Quadrate bestand, die sich ebenso wie die Figuren von ihren Nachbarn in der Farbe – schwarz oder weiß – unterschieden. Sie beschleunigte ihr Tun als sie scheint’s der Geräusche gewahr wurde, die sich im Haus erhoben, zunächst der Diener, die den Hausrat in Gebrauch durchaus nicht zurückhaltend, daher laut im Ton, in Gebrauch nahmen dann auch in Form einer tiefen, dröhnenden Stimme, die sich gegen den Lärm zunächst wütend und schließlich in gewissen Unflätigkeiten erhob. Sie saß bereits, der Blick wechselnd zwischen ernst und kindlich vergnügt, als in grüne Tunika gekleidet, ein alter, beleibter Mann – wohlgenährt und mit schwindendem Haarkranz dafür aber mit sanften Falten - durch eine nahe Tür nach draußen trat. Da er die Morgenluft einsog, die Augen dabei geschlossen, verursachte es ihm sichtliche Überraschung das junge Mädchen, als sein Blick dann in ihre Richtung fiel, vor dem gedeckten Tische zu sehen. „Früh bist du wach“, brummte er, ging langsam zu ihr hinüber und ließ sich mit einem lauten Seufzen auf den anderen Stuhl sinken. „Der frühe Vogel fängt den Wurm außerdem gewinnt der General, der den Morgen opfert den Tag. Zumindest hast du das gesagt“, erwiderte das Mädchen mit getragener Miene und geriet darüber selbst ins Kichern. „Gutes Kind, aber du solltest meine Lektionen ernster nehmen. Vielleicht wirst du sie eines Tages zu schätzen wissen, wenn du selbst Soldaten befehligst“, meinte der alte Mann und nahm den Aufbau auf dem Tisch in Augenschein und begann einige Figuren zurecht zu rücken, die bei der Aufstellung nicht ganz sauber auf ihrem Feld platziert worden waren. „Eine Generalin werde ich gewiss nicht. Mutter meinte immer, ich sollte einen wohlhabenden und einflussreichen Mann in die Familie holen und Vater meinte ja immer, dass du über deine Soldaten das Ansehen der Familie vergessen hast“, widersprach sie und quittierte die Neuaufstellung der Figuren mit missbilligendem Blick. „Die Aufstellung ist zu Beginn der Schlacht das A und O, merk dir das. Was deinen Vater diesen Taugenichts angeht, stand für ihn immer nur der Reichtum allein im Sinn. Den wahren Ruhm haben ich und dein Ur-Großvater uns auf dem Schlachtfeld erworben. Ein früher Tod ist alles, was dieses unsägliche Streben nach dem glitzernden Gold deinen Eltern eingebracht hat“, erinnerte der alte Mann an eine weitere Lektion. „Deine Mutter wollte bestimmt das Beste für dich, aber denk daran, dass du stark sein musst, wenn du nicht willst, dass dein Mann dich wie seinen Besitzt behandelt. Selbst ein Unterstellter muss wissen, wann es nötig ist, seinem Offizier zu widersprechen“, gebot er ihr und bat sie schließlich darum eine Flasche Wein und ein Glas aus dem kleinen Schrank nach oben zu reichen, was sie auch tat. „Aber eine Kriegerin? Eine Anführerin?“, zweifelte das Mädchen und goss dem Alten vorsichtig den Wein ein. Ein Tropfen auf dem kostbaren Tisch hätte Prügel nach sich gezogen. „Denk an die große Alexandra, die ihrem Orden davon lief, um sich den Dienern des Kriegsgottes anzuschließen und schließlich während des Krieges zur Generalin aufstieg und mehr von diesen blasshäutigen Missgeburten tötete, als jeder Mann unter fremdem Kommando“, erzählte er nahm einen tiefen Schluck aus dem Weinglas und hustete. „Verzeih deinem Großvater. Einen Enkel hat mir mein Sohn nicht geschenkt und ich mag es nicht ertragen, dass die Stärke, die ich deinen, meinen Augen sehe, hinter dem Spinnrad verkümmert“, entschuldigte er sich und wischte sich etwas Spucke aus dem Mundwinkel. Das Mädchen schwieg. „Schau nicht so drein. Lass uns spielen, Eudoxia. Ich möchte sehen, ob du aus der Schlacht gestern etwas gelernt hast“, meinte er, nachdem eine peinliche Stille zwischen beide getreten war und bedeutete ihr anzufangen, da sie über die Figuren mit der Farbe weiß gebot und es alter Sitte entsprach, dass jenem Befehlshaber der erste Zuge gestattet war. Freilich war umstritten, ob es Gnade oder Fluch war, den ersten Schritt zu machen. „Viele Feldherren versuchen den ersten Schritt zu vermeiden, damit sie sich auf den Zug ihres Gegners einstellen können“, erklärte der alte Mann, wie schon einige Male zuvor, „doch er versäumt damit die Gelegenheit, den Gegner stattdessen mit einem unerwarteten eigenen Zug zu überraschen und zu verunsichern. Wer seine Taktik darauf auslegt auf die Aktion des Gegners mit einer Reaktion zu antworten, versäumt selbst zu agieren, so kann ein geübter Gegner jemanden ganz nach seinem Willen lenken“, brachte er diese kurze Ausführung zu Ende. Eudoxia verdrehte die Augen und schob abwechselnd mit ihm einige Bauern nach vorne. Gemeinhin beendete der alte Mann, die Lektion, in dem er seine Enkelin dazu aufforderte, immer das Spiel selbst bestimmen zu wollen, Doch diesmal unterließ er es. Die ersten Züge flogen vorbei. Auch wenn sie schnell gespielt wurden und man kaum den Eindruck hatte, dass großartige Dinge passierten, waren die Beiden doch tatsächlich dabei ihre Schlachtreihen für die Partie aufzustellen. Tatsächlich konnte die anfängliche Aufstellung die Schlacht schließlich entscheiden. Eine Dienerin nahte. Sie schlich sich vorsichtig heran und flüsterte dem alten Mann ins Ohr und hatte dabei immer ängstlich ein Auge auf das Mädchen, das gerade intensiv über seinen nächsten Zug nachdachte. Sie sprach besonders leise, als hätte sie Angst Eudoxia zu stören und dafür eine göttliche Strafe zu empfangen. Der Großvater flüsterte zurück, woraufhin sich die Dienerin mit einem Nicken vorsichtig entfernte. Inzwischen ging das Mädchen bereits mit einer weiteren Figur ihrer hinteren Reihe in die Offensive. Während der alte Mann in geordneter Reihe, zu einem flachen Keil geformt, seine Bauern hatte vormarschieren lassen, hatte Eudoxia ihre Züge darauf verwandt, jene so zu bewegen, dass Korridore entstanden, durch die sie ihre Veteranen heranführen konnte. „Es ist nicht verkehrt mit den fähigsten Soldaten zu kämpfen, die den Feind am besten und effektivsten dezimieren können. So haben die große Alexandra und ihre Krieger dereinst angefangen und sich so einen Namen gemacht. Doch ist eine feindliche Armee nicht immer ein Haufen von Amateuren“, sagte er, der die Taktik seiner Enkelin nur zu gut kannte, die immer schnell die Veteranen herannahm, um so viele Figuren wie möglich im Vorfeld zu Fall zu bringen. Der Alte nahm eine seiner vorderen Figuren hoch. Sie war als Soldat mit Speer und breitem Schild geformt, „ In den Ländern im Westen nennen sie diese hier ‚Bauer‘. Sie sind das unerfahrene Schlachtvieh und sollen den Gegner aufreiben und erschöpfen, bevor die erfahrenen Truppen den Rest besorgen. Bauerntrampel eben, die man opfern kann. Das verrät viel über unsere ungeschlachten Nachbarn.“ „Wir nennen sie“, fuhr der Alte fort, während er die Figur wieder sinken ließ und zurückstellte, „Phalangiten. Das Rückgrat einer jeder Armee bilden einfache aber durch den Drill disziplinierte Soldaten. Unsere Vorfahren kämpften wie ihre Alder-Meister in der Phalanx. Eine undurchdringliche Panzerreihe. Sie zieht Schritt für Schritt vor und jeder Soldat deckt einen jeden anderen. Die Phalanx wird nicht achtlos geopfert, sondern zermalmt mit jedem Schritt weitere Gegner unter sich.“ Er zog zunächst die Phalangiten nach, die am weitesten entfernt waren. Während sich Eudoxias Einheiten weiter aufstreuten, rückte er mit der Schlachtreihe Schritt für Schritt vor und begann damit das Mädchen unter Druck zu setzen. Vergangenen Tages hatte er mit einer ähnlichen Taktik bereits die Dominanz über das Spiel gewonnen. Inzwischen hatten die Diener etwas Brot mit Käse und Trauben herbeigebracht, an denen sich die beiden Kombattanten abwechselnd stärkten, wenn sie nicht am Zug waren. Der Alte konnte sich dafür deutlich mehr Zeit nehmen, da Eudoxia über ihre Züge lange nachdachte. Er hatte jedoch die Veränderung ihres Blickes nicht bemerkt. Es war kein gehetzter Blick, der nach Auswegen Ausschau hielt, er war klar und kühl. Sie prüfte nur jedes Mal aufs Neue, ob ihr Plan sich so entwickelte, wie sie es vorhatte. Der Blick einer Katze vor dem Sprung auf ihre Beute. Das Kindliche war gänzlich aus ihren Zügen gewichen, ein reifer fast altersweiser Eindruck bestimmte ganz ihre Miene. Die Phalanx begann gerade damit die ersten Bauern zu schreddern, als die Belagerungstürme heran rollten und an den Seiten Korridore aus der Reihe herausbrachen, jedoch dafür wiederum von nachrückenden Phalangiten zerschmettert wurden. Das wiederum gab Eudoxias Reiterei Gelegenheit nun in den Rücken der Schlachtreihe zu kommen, womit der Alte jedoch gerechnet hatte und mit seinen schnellen Einheiten zum Entsatz heraneilte. Zu seiner Überraschung war seine Enkelin jedoch bereit die Reiterei aufzugeben und während er sich auf die Unruhe hinter seiner Linie konzentriert hatte, um diese – wie vermuten – schnell unter Kontrolle zu bringen, wurde seine Phalanx wiederum von ihren Bauern in Bedrängnis gesetzt. Da er nun sowohl hier als auch dort befasst war und die das Schlachtenbild sich mehr und mehr chaotisch abwechselnd zwischen Vorfront und Hinterfront abspielte, hier die Reiterei gegen den Rücken der Phalanx wütete und sich den schnellen Läufern und der Reiterei des anderen erwehrte, dort die Bauern zusätzlich den Marsch der Phalanx blockierten und unter Blutzoll die Schlachtreihe selbst ins Wanken brachten, sah Eudoxia ihre Chance. Ein kurzes Flackern erschien ihr in den Augen, als der Alte mit einem weiteren Zug, abgelenkt vom Schlachtgetümmel, den Weg unbeabsichtigt frei machte. Der Mann, dessen Gesicht deutlich erhitzt vom Wein, von dem er inzwischen deutlich mehr nahm als noch zuvor, litt deutlich unter den unerwarteten Wechsel. Erster Schweiß stand auf der Stirn und er atmete jetzt schneller. Ein Übriges tat die Tatsache, dass der Morgen mit seinem kühlen Tau inzwischen der am Zenit aufragenden Sonne gewichen war, die unbarmherzig auch in den Innenhof fiel und die Luft heiß machte. Die verdampfte Frische des Morgens hing inzwischen wie eine bleischwere Dunstglocke über allem. Der leichte Geruch vom Rauch, der aus der Küche aufstieg, wo das Mittagessen bereitet wurde, tat ein Übrigens, um die Atmosphäre noch stickiger zu machen. So keuchte der Großvater noch schlimmer als Eudoxia ihre Chance nun wahrnahm, den ihr so dargebotenen Weg auszunützen und mit ihrer Königin ungehindert durch die Front zu ziehen und den verwirrt und schutzlos zurückgebliebenen Spezialisten des Alten qua Hinterhalt in den Rücken zu fallen. „Die Königin ist die wichtigste Figur. Während sich alle Blicke auf den König oder Anführer richten, agiert sie mobil im Hintergrund und schmiedet ihre Ränke und wartet nur auf die Gelegenheit um zuzuschlagen“, schallte triumphierend eine der Weisheiten des Großvaters, diesmal jedoch ausgesprochen von ihr, über das Schlachtfeld und ließ den alten Mann in noch größere geistige Not gelangen, dass er sie mit Wein herunter spülte und mit seiner Königin einen Ausbruch in das vordere Getümmel antrat, während die Reiterei zurückpreschte, um ihrem König das eigene Leben an die hinterhältige Meuchlerin zu opfern. Der Schweiß lief dem Alten beachtlich vom kahlen Haupt und der Kopf gänzlich rot bot einen bedenklichen Anblick. Inzwischen war er es der reagierte, während das Mädchen das Spiel zu bestimmen schien, allerdings nach wenigen Zügen setzte der Alte zur Überraschung seiner Enkelin zu einer erneuten Offensive an, die gehofft hatte, die Menge der Gegner einzudämmen und den flüchtigen König einzufangen. Jedoch war der König nicht so flüchtig, wie es den Anschein gehabt hatte. Offenbar mit dem Mut der Verzweiflung warf sich der Anführer nun selbst in die Schlacht. Er durchbrach die Reihen. Auch der ständigen Gefahr ausgesetzt, selbst Opfer seines Ingrimms zu werden, schlug er sich unter Setzung durch den Großvater nach vorne durch, brachte Eudoxias Offensive zum Erliegen, während die Belagerungstürme sich nun in Bewegung setzten. Unter der Begleitung durch die Königin arbeiten sie sich rasch nach vorne, während sich sein König mit der Königin des Mädchens einen wilden Tanz lieferte, da eine die andere Figur nicht allein bezwingen konnte, Eudoxia die Schlinge zwar versuchte enger zu ziehen aber tatenlos mit anschauen musste, wie ihr eigener König, den sie zu bewegen sich gescheut hatte, allmählich in Bedrängnis geriet. „Womit ein Gegner kaum rechnet ist, wenn der Anführer persönlich zum Angriff übergeht. Wenn die Sache fehlschlägt, hat er leicht die Möglichkeit ihn in seine Fänge zu bekommen. Allerdings wenn man schnell ist und erbarmungslos zuschlägt, kann man das Überraschungsmoment für den entscheidenden Schlag nutzen“, keuchte der Alte, wischte sich mit der Tunika den Schweiß aus dem Gesicht und von der Stirn. Gerade als Eudoxia versuchen wollte den feindlichen Anführer anzupacken, ward ihr eigener Monarch eingekreist und wurde schließlich von der Königin ihres Großvaters gefangen genommen. Mit offenem Mund saß sie da, während der Alte sich mit einem tiefen, unendlich erschöpften Seufzen zurücklehnte. „Schachmatt“, murmelte er und Eudoxia ließ die Figur niedersinken, während er selbst geradezu auf den Stuhl niedersank, japsend und schwer atmete. Gerade kam die Dienerin wieder heran, die die Beiden zum Essen hatte rufen wollen, als sie den erbärmlichen Zustand ihres Herren sah, während seine Enkelin mit ausdrucksloser, kalte Miene, nur einer leichter gerunzelten Stirn auf das Brett starrte. Geistesgegenwärtig sprang sie heran, legte den Herren auf den Boden nieder und flößte ihm Wasser, welches noch vom Frühstück – inzwischen schal – dort stand und wegen des Weines keine Beachtung gefunden hatte, ein. Nach einigen Minuten, in denen sich das Mädchen erhoben und die schwarze Königin, die ihr Untergang gewesen war, an sich genommen hatte, erholte sich der Zustand des alten Mannes wieder. Gestützt auf die Dienerin fand er den Weg zurück auf den Stuhl. Seine Enkelin wollte sich entfernen. „Du hast wie ein Löwin gekämpft“, sprach er abgekämpft, „Noch so ein Sieg wie dieser und ich bin vermutlich verloren.“ Er brachte ein müdes Lächeln zustande und schloss dann die Augen, während sich Eudoxia mit einem undefinierbarem Ausdruck im Blick abwandte und in den Garten hinaus rannte.
Geändert von KingPaddy (16.11.2015 um 18:14 Uhr)
Foren-Regeln