Oh Schreck, der Prinz ist weg!

In einem lauschigen Königreich bricht Panik aus, als eines Nachts der Prinz aus seinem Zimmer entführt wird. Sofort wird eine stattliche Belohnung für denjenigen ausgeschrieben, der den Infanten sicher nach Hause zurückbringt.
Abenteuer-Novizin Nono sieht ihre Chance gekommen Ruhm, Ehre und Unmengen an Gold einzufahren und bricht zum Schloß auf, um sich offiziell als Prinzen-Retterin eintragen zu lassen. Da sie unterwegs die Riesenschnecke Uzu vor ein paar Küken rettet und sich dieser ihr aus Dankbarkeit anschließt, steht einem epischen Abenteuer nichts mehr im Wege - abgesehen von der ein oder anderen Spielbrettfalle...


Pocket Quest! ist ein italienisches RPG-Maker-Spiel (glücklicherweise auch in englischer Sprache verfügbar), das stark an Sugoro Quest erinnert, denn genau wie dort findet das Hauptgeschehen auf Spielbrettern statt. Dabei handelt es sich um vier verschiedene Orte (Stadt, Wald, Mine / Berg, Schloss des Obermackers), die gespickt sind mit den unterschiedlichsten Spielfeldern:

- 1x Inn (zum Heilen und Speichern - letzteres geht nur dort!)
- 1x Shop
- 1x "Versammlungsort" (je drei NPCs zum Plaudern und / oder zum Erhalten von kleinen Sidequests)

- mehrere Kampffelder (selbsterklärend ; man kann aber auch - zufallsbestimmt - einen hibbeligen Händler namens Stan treffen )
- 1x Bossfeld
- mehrere Fallen (Schaden bei Betreten - außer man hat ein bestimmtes Item zum Abwehren)

- mehrere Schatzfelder (das Geld liegt auf der Straße / dem Weg / dem Gang...)
- 1x zufälliges Item

- 1x Minispiel (je nach Spielbrett ein anderer kleiner Zeitvertreib)
- 1x "Wer wird Millionär?" mit einer Sphinx
- 1x "Einarmiger Bandit"

- 1x "Fitness-Studio" (zum Ändern von Nonos Statuswerten)

- 1x Onsen (Heilung)
- 1x Dschinn (Geld, Komplettheilung, Teleport auf ein bestimmtes Feld oder einmaliges Level Up)

Die Fortbewegung erfolgt via Würfelwurf und Ziel eines jeden Brettes ist es, ein vorgeschriebenes Level zu erreichen, um gegen den ortsansässigen Boss anzutreten. Anders allerdings als in Sugoro Quest, wo man beim Betreten des Bossfeldes unweigerlich den Kampf startet, kann man hier immer erst einmal ablehnen und weiter seine Runden drehen, um zu leveln oder Ausstehendes zu erledigen.

Erschwert wird die Würfelpartie durch einen Succubus namens Lily, die stets nach fünf Runden auf den Brettern auftaucht und Nono mittels Dreh am Schicksalsrad diverse Einschränkungen an den Kopf haut. Diese können die kompletten fünf Runden bis zu ihrem nächsten Erscheinen umfassen und decken ein umfangreiches Repertoire ab - von stärkeren Monstern, kein Fluchtbefehl in Kämpfen, Geld verlieren, MP verlieren, halbierten Angriffs- und Abwehrwerten, Teleport auf ein anderes Feld und vielem mehr ist alles dabei. Später erhält sie noch Unterstützung von ihren zwei Schwestern, wodurch man mehrere Behinderungen gleichzeitig an der Backe hat. Auf lange Sicht ist das ziemlich nervtötend.

Punkten kann Pocket Quest! nicht nur durch eine Vielzahl an möglichen Beschäftigungen (sofern man die richtigen Felder erwischt), sondern vor allem durch eine sehr detailreiche Graphik, die selbst im Hintergrund mit liebevollen Kleinigkeiten begeistert.
Ein weiterer Spaßgarant ist der Humor, der sich durch das ganze Spiel zieht, hier und da diverse Klischees auf die Schippe nimmt und im Großen und Ganzen auch wirklich witzig ist. So bezeichnet sich Uzu - trotz einem gewissen Mangel an Fell - als "obligatorischen Furry Friend"; er selbst ist die Quasselstrippe vom Dienst, während Nono gar nicht oder nur in Bildern redet; Lily regt sich tierisch über den Fortschritt des Duos auf, obwohl sie - durch unabsichtliche Bemerkungen etc. - dazu beigetragen hat und, und, und... Nicht zu vergessen natürlich die ganzen lustigen Ideen und Leute wie das Quiz mit der Sphinx, der Onsen-Besuch, die Dschinni, Stan und allgemein die herrlich spritzigen Dialoge.
(Die einzige Person, mit der ich nicht warm wurde, war die teilweise deutschsprechende "Fitnesstrainerin" Gloria, die durch bestimmte Anspielungen den Anschein machte, als wenn sie in eine absolut nicht glorreiche Zeit der deutschen Geschichte gehören würde. Das hätte echt nicht sein müssen... )

Wie die ganze Story ausgeht, kann man sich irgendwann denken, auch wenn ich persönlich die Motivation der fädenziehenden grauen Eminenz falsch eingeschätzt hatte und positiv überrascht wurde.

Nichtsdestotrotz hat mich Pocket Quest! auf weiter Strecke gut unterhalten und oft zum Lachen gebracht. Es ist ein nettes kleines Spiel für zwischendurch und durch seinen Mix aus Brettspiel und RPG auch nicht so alltäglich wie viele andere Maker-Spiele. Sehr empfehlenswert!

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Da ich Pocket Quest! durch seinen RPG-Anteil durchaus als Rollenspiel sehe, liest sich mein Fortschritt wie folgt:

Stand:

- 4 von 8 Spielen durchgespielt
- 4 von mind. 4 (J)RPGs durchgespielt
- mind. 1 Teil der Atelier-Reihe durchgespielt
- mind. 1 Titel meiner "Kaum hohe Erwartungen"-Liste durchgespielt
- mind. 1 ROM aus meinem Fundus durchgespielt


HALBZEIT!