Die Bewohner des Planeten Palma leiden unter der eisernen Herrschaft von König Lassic. Als ihr Bruder Nero von Lassics Soldaten tödlich verwundet wird, verspricht ihm die junge Alis, dass sie die Tyrannei des Königs beenden wird. Zusammen mit dem Katzenwesen Myau, dem Krieger Odin und dem Magier Noah, die sich ihr mit der Zeit anschließen, reist sie kreuz und quer durch das Algol-Sonnensystem, um einen Weg zu finden ihren Eid einzulösen…
Damals - vor zig Jahren – kaufte ich mir die SEGA Mega Drive Collection für die PS2 hauptsächlich wegen Phantasy Star II bis IV, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch nicht viel über die Reihe wusste. (Abgesehen vom Tetris-Verschnitt Columns sind das auch die einzigen Spiele der Sammlung, mit denen ich was anfangen kann.) Da ich die einzelnen Teile ganz passabel fand, notierte ich mir im Geiste irgendwann mal den ersten Teil nachzuholen. Und et voila, nach einer schieren Ewigkeit bin ich jetzt mal dazu gekommen.
Phantasy Star gilt als eines der ersten JRPGs, die es in den Westen geschafft haben, und das merkt man. Es gibt diverse Ideen und Ansätze, die heutzutage gang und gäbe sind – im Gegenzug dazu muss man allerdings auch mit Mechaniken leben, die noch nicht wirklich ausgereift sind.
Vom graphischen Gesamteindruck her kann man – mit Blick auf das Entstehungsjahr – nur bedingt meckern. Stellenweise wirken die Farben ein wenig… künstlich (besonders das Grün von Gras), aber im Großen und Ganzen liefert das Spiel Ordentliches ab.
Die seltenen Nahaufnahmen der Charaktere und speziell die Monsterdarstellungen fallen mitunter sehr detailliert aus, auch wenn letztere öfter mal nur einen neuen Anstrich bekommen haben und damit als stärkere Varianten gekennzeichnet werden.
Für (ungewollte) Lacher sorgen hier und da die wechselnden Kolorierungen: So hat Alis eigentlich braune Haare, läuft aber als zu steuernde Figur mit schwarzer Mähne herum und auch diverse NPCs unterscheiden sich in der Nahaufnahme bezüglich Haar- und Kleidungsfarbe von ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild. Aber ich schätze, dass das (mal wieder) den damaligen technischen Möglichkeiten geschuldet ist.
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Den größten Unterschied zu den meisten JRPGs dürfte das Design der Dungeons ausmachen, denn dabei handelt es sich um First-Person Dungeons. Man erhält zwar recht früh einen Kompass, der einem die aktuelle Blickrichtung (Norden, Süden etc.) anzeigt, aber Karten gibt es keine. Somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich gerade in komplexeren Dungeons hoffnungslos verirrt, ziemlich hoch. Getoppt wird das Ganze noch von Fallgruben, die sich in manchen Gängen auftun, und die sich im Vorfeld durch nichts von normalem Boden unterscheiden!
Das Kampfsystem erinnert an zahlreiche andere Vertreter des Genres, obwohl es anfangs irritierend ist, dass man mehrere Gegner nur an den verschiedenen HP-Leisten in der rechten oberen Ecke erkennt – trotz bis zu acht Feinden gleichzeitig wird nämlich nur ein einziger dargestellt. Dummerweise kann man die Monster auch nicht frei auswählen, da die Charaktere zufällig entscheiden, wen sie als nächstes angreifen – eine Tatsache, die besonders bei knackigen Exemplaren des Öfteren zu Frust führt.Zumindest muss man dem Spiel zugute halten, dass die einzelnen Partymitglieder über eine relativ hohe Ausweichrate verfügen, wodurch manche (aber bei weitem nicht alle) Kämpfe ein wenig erträglicher werden.
Stichwort HP-Schaden: Phantasy Star schlägt in Sachen ‚Kampfbelohnung’ einen recht perfiden Weg ein, denn getötete Gegner hinterlassen ihre Barschaft in Kisten, die man separat öffnen muss. Dabei kommt es durchaus vor, dass – völlig zufallsbestimmt (!) – ein Speer hervorschießt und einen einzelnen Charakter trifft oder der gesamten Truppe die Kiste um die Ohren fliegt, was sich ebenfalls negativ auf die Gesundheit auswirkt. Macht speziell in großen Dungeons ohne einen einzigen Gruppen-Heilzauber, mit begrenztem Inventar (= wenig Heil-Items) und ohne die geringste Möglichkeit seine MP (zwecks Heilmagie) aufzufrischen eine Menge Spaß…(Ich persönlich bin gegen Ende des Spiels, als ich alles, was es an Ausrüstung und so zu kaufen gab, dazu übergegangen diese *zensiert* Kisten zu ignorieren.)
Ein weiterer Punkt, der mir nicht gerade positiv im Gedächtnis geblieben ist, ist das viele Backtracking. Sicher macht es Sinn einige Orte mehr als nur ein Mal zu betreten, aber wenn ich manche Städte immer wieder aufsuchen muss und ich nur im geringen Maße den Weg dorthin abkürzen kann, wird’s irgendwann schlichtweg eintönig.
So ist die Idee, dass man ein Raumschiff erhält, um jeden der drei Planeten im Algol-Sonnensystem bereisen zu können, grundsätzlich nicht verkehrt. Dass besagtes Gefährt allerdings nur drei Orte anfliegen kann (auf jedem Planeten einen) und man erst mal zu diesen Lande-/Startplätzen hinpilgern muss, spricht dagegen eine völlig andere Sprache.
Zwar existiert im Spiel eine Art Warp-Zauber, aber der bringt einen nur in die Stadt zurück, in der man zuletzt eine Kirche betreten hat. (Bei mir war das oft die allererste Ortschaft, weil man dort seine Truppe jederzeit kostenlos heilen kann.)
Wenigstens darf man überall speichern, auch wenn ich es mitten im Dungeon nicht unbedingt empfehlen würde. Direkt vorm Boss mag ja noch gehen, aber irgendwo in einem Gang auf der vierten Etage ohne markanten Anhaltspunkt zum Wiedererkennen erneut ins Spiel einzusteigen, stelle ich mir schwierig vor...
Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich froh bin Phantasy Star endlich nachgeholt zu haben. Gleichzeitig glaube ich nicht, dass ich diese Erfahrung so schnell wiederholen werde. Es ist kein schlechtes Spiel an sich, doch gerade die Eintönigkeit der Dungeons (Wände links, Wände rechts), das massive Backtracking und der stellenweise recht knifflige Schwierigkeitsgrad machen es auch nicht gerade zu einem richtig guten. Und wie ich mich kenne, hätte ich vermutlich ohne Lösung irgendwann genervt das Handtuch geworfen.
Kleiner Gedanke am Rande:
Ich frag mich, ob es – rein theoretisch – möglich wäre das Spiel nur mit Alis durchzuackern. Wenn man den Pott nicht gegen Myau eintauscht, Odin als Statue in der Höhle vergammeln lässt und Noah den Brief vom Gouverneur nicht aushändigt, ist sie schließlich allein auf sich gestellt, oder?
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Stand:
- 15 von 8 Spielen durchgespielt
- 10 (J)RPGs durchgespielt
- 2 Teile der Atelier-Reihe durchgespielt
- 2 Titel meiner "Kaum hohe Erwartungen"-Liste durchgespielt
- 6 ROMs aus meinem Fundus durchgespielt
- Ace Attorney - Spirit of Justice beendet
- Professor Layton und das Vermächtnis von Aslant durchgespielt