Paper Mario: The Origami King
Mario und Luigi wurden zum Origamifest der Toads eingeladen, doch als sie am Ziel eintreffen, sind Toad Town und der Pilzpalast regelrecht verwaist. Nachdem Luigi verschütt gegangen ist und eine seltsam umgeformte Peach Mario in den Kerker geworfen hat, trifft er dort das Origamimädchen Olivia. Zusammen mit ihr und dem – im wahrsten Sinne des Wortes – zusammengeklappten Bowser, den sie in der Nachbarzelle aufgabeln, macht sich unser Lieblingsklempner auf den Weg das Schloss zu verlassen. Dabei werden sie jedoch von Olivias Bruder Olly erwischt, der ein Origamireich errichten will und zu diesem Zwecke alles und jeden – darunter Peach, die Toads und Bowsers Schergen – zu Origami falten will. Als Olly das Schloss in die Lüfte erhebt, gelingt den dreien die Flucht, allerdings werden Mario und Olivia dabei von Bowser getrennt und finden sich im Flüsterforst nahe Toad Town wieder. Fest entschlossen Olly in seine Schranken zu weisen, bricht das Duo auf zu einer Reise mit ungeahnten Wendungen...
Da ich ein totaler Fan der Paper Mario-Reihe bin (auch wenn Sticker Star nicht so prall war und ich Color Splash noch nicht kenne), habe ich mich prompt auf Origami King gestürzt, als ich vor einer Weile die Gelegenheit hatte, es anzutesten. Mit dem Ergebnis, dass ich mich nach zwei Stunden regelrecht zwingen musste, wieder aufzuhören und es zurückzugeben…
(Danke nochmal an Lux, dass du mir dein Exemplar zu einem echt fairen Preis überlassen hast.
)
Anfangs war ich ziemlich enttäuscht, als feststand dass Origami King wieder kein RPG sein würde. Beim Spielen ist mir allerdings klargeworden, dass dies nicht unbedingt die schlechteste Entscheidung der Entwickler gewesen ist. Denn auch wenn das Kampfsystem um Längen besser ist als die elendige Stickerverschleuderei in Sticker Star, so hat es doch seine nicht von der Hand zu weisenden Macken. Mich persönlich störte besonders die Tatsache, dass einem unablässig die Zeit im Nacken saß und man schnell, schnell, schnell die richtige Dreh- und Schiebkombination finden musste, um den größtmöglichen Schaden zu verursachen respektive die geringstmögliche Angriffswucht der Gegner zu kassieren. Selbst mit allen zeitmanipulierenden Accessoires und einem zweiten Augenpaar an der Seite ließ sich nicht immer innerhalb der Befristung die optimale Vorgehensweise finden, was des Öfteren schmerzhafte Auswirkungen für Mario hatte. (Obwohl die Sache manchmal ungewollt komische Züge annahm, wenn mein Schwesterherz nicht auf den Namen der Feinde kam: „Schieb den da!“ „Welchen?“ „Na, den da!“ *ticktack* *ticktack* „WELCHEN?“ „Weiß ich doch nicht, wie der heißt!!“
)
Da ich allerdings im letzten Drittel des Spiels sowieso vor lauter Münzgeld in den Taschen kaum laufen konnte, habe ich zu dem Zeitpunkt fast ständig die Toads dafür bezahlt, dass sie mir die Gegner annähernd passgenau durch die Gegend geschoben und mich als Bonus noch geheilt haben. Wenn schon, denn schon...
So gesehen erweist es sich sogar als nicht zu verachtenden Vorteil, dass an den RPG-Elementen gespart wurde: Denn wenn man gerade keinen Bock auf die Kämpfe hat, während der Erkundung der Ortschaften nicht dauernd gestört werden möchte und / oder seine zerbrechliche Ausrüstung ein wenig schonen will, dann kann man vielen Konfrontationen schlicht aus dem Weg gehen ohne befürchten zu müssen für spätere Bosskämpfe nicht stark genug zu sein.
Einer der großen Pluspunkte von Origami King ist erneut die einzigartige Graphik der Charaktere und der Umgebung, die dieses Mal mit zig Origamifiguren und den aus Pappmaché bestehenden Pappmachos angereichert wurde. Bei letzteren und den zu stopfenden Löchern fand ich es lustig, dass man quasi auf blanke, nackte Drahtgestelle schaute, die nicht mehr oder noch nicht von Schnipseln verdeckt wurden.
Dafür irritierte mich der offensichtliche Stilbruch, der an manchen Stellen durch die abweichende Optik zustande kam (die Goldumrandung der Türen im Pilzpalast, die vom Erd-Pergamenton aufgetürmte Erde beim Aussichtsturm, das Wasser beim Wasser-Pergamenton...) Komischerweise hatte ich mit den Mitgliedern der Bürobrigade, die sich ja ebenfalls schwer in die Hintergrundgraphik einfügen, kein Problem.
Was die Musik angeht, liefert das Spiel eine wahre Meisterleistung ab, denn der OST vereint nicht nur unzählige Stilrichtungen, sondern drückt die verschiedensten Stimmungen (albern, düster, traurig...) überaus treffend aus und sorgt auf diese Weise für einen abwechslungsreichen Hörgenuss. Diese Vielfalt und dieser Variantenreichtum setzt sich ebenso in den Kämpfen fort, deren Themes stets - je nachdem, in welchem Gebiet man sich gerade befindet - zur aktuellen Umgebung bzw. Situation passen. Auch manche Orte (Toad Town, Shogunland, das Meer…) werden immer dann einer musikalischen Veränderung unterworfen, sobald es die Situation erfordert (wenn z. B. eine der Luftschlangen zerstört wurde).
Dieses Mal müsste ich beinahe den halben Soundtrack auflisten, um meine Favoriten zu nennen, da ich wirklich viele der Stücke, die man hier kredenzt bekommt, extrem mag. Eine kleine Auswahl wären: Happy & Sappy , Event Battle , Panic at Overlook Tower , Red Streamer Battle , Vellumental Battle , Autumn Mountain Battle , Chestnut Valley , Swan Lake (Punk Remix) , Shogun Studios (After Completion) (hab leider nur die Loop-Version gefunden), Snif City , Dread in the Temple of Shrooms 2 , Thrills at Night
, Bowser’s Castle , Dog-Eared Fight und Origami Castle .
Womit Origami King definitiv wieder so gut wie alles richtig macht, ist der Humor. Auch in diesem Paper Mario-Teil stecken so viele abgedrehte Ideen und so sensationeller (Wort-)Witz, der einfach nur Spaß macht und für wahre Lachkrämpfe sorgt (zumindest bei meiner Schwester und mir). Das fängt bei kreativen Eigennamen wie Krepppapier-Canyon und Bad Elysium sowie Wortspielchen á la „Jetzt bin ich total geknickt.“ und „Da kriegt man ja Falten.“, die sich beim Thema Origami regelrecht anbieten, an, geht über die mannigfaltigen (
) Kommentare der entfalteten Toads („Du hattest einen schlechten Tag? Ich war ein Affe!“) und hört bei Szenen wie „Da rollt was auf uns zu. Ist das Bobby?“ *zwei Sekunden später* „Nicht Bobby! Nicht Bobby! Nicht Bobby!“ noch lange nicht auf. Seien es kleinere Schmunzler wie Kameks Bemerkung, dass er Olivia so gut Erste Hilfe leisten und sie wieder akkurat zusammenlegen konnte, weil er sich bei Bowser immer um die Bügelwäsche kümmern muss oder größere Kracher wie der Running Gag mit Luigi und seiner Schlüssel-Suche, die Auferstehung von Meister Edelwuchs, der Riesenventilator im Meer, die Spleens der Bürobrigade oder unser absolutes Highlight die Disco-Show
– es gibt so viele Momente, in denen man nicht anders kann, als herzhaft loszulachen.
Dennoch fällt Origami King an nicht wenigen Stellen unerwartet ernst und düster aus und greift Thematiken auf, mit denen man in einem lustig-bunten Mario-Spiel nicht unbedingt gerechnet hätte, was einen krassen Gegensatz zu den vielen amüsanten Passagen bildet. An erster Stelle wären hier natürlich die Ereignisse rund um den Krepppapier-Canyon und ihre Folgen zu nennen, aber auch die Tatsache, dass – so herrlich bekloppt die Disco-Szene ist – streng genommen am laufenden Band Toads, Bowsers Schergen und die Faltschergen verstümmelt und sogar getötet werden, ist, wenn man es recht betrachtet, schon starker Tobak. 
Ebenfalls für das Spiel sprechen eine Menge Nebenbeschäftigungen, die man abseits des Hauptspiels machen kann und die – in vielen Fällen – rein optional sind. Ob man nun die zahlreichen Löcher stopft oder auf die Jagd nach zu Origami gefalteten Toads geht, um im Museum Musikstücke bzw. Artworks freizuschalten, dem Angeln frönt, die Mini-Schätze sucht, die diversen nicht für die Handlung relevanten Inseln im Meer erkundet, die Minispiele im Shogunland ausprobiert… für Abwechslung ist gesorgt.
Besonders angetan war ich von der Rolle, die Bowser und Konsorten dieses Mal einnehmen. Wie ich schon einmal an anderer Stelle bemerkte, mag ich den Koopa-König als Antihelden und (unfreiwilligen) Partner, der im Grunde genommen nur tierisch in Peach verschossen und deshalb auf Mario eifersüchtig ist, bedeutend lieber als wenn er den Oberbösewicht markiert. Und dass hier nicht nur der alte Grummler, sondern auch sein Sprössling, Kamek und die Schergen quasi auf der Seite der Guten stehen und man mit ihnen ganz normal plaudert, ihnen unter die Arme greift, mit ihnen herumzieht und im Gegenzug auf ihre Hilfe bauen kann, war in meinen Augen eines der absoluten Highlights des Spiels, das es unbedingt zu wiederholen gilt. (Speziell Kamek war mir überraschenderweise total sympathisch und dass er Olivia ständig ‚Origamidame’ nannte, war irgendwie niedlich.
)
Was sonst noch erwähnenswert ist:
- Die vielen Abkürzungsmöglichkeiten in Form von Warp-Röhren und Faxstationen (noch so ’ne geile Idee
) waren gerade im späteren Spielverlauf ein wahrer Segen.
- Das Spiel wartet immer mal wieder mit kleinen charmanten Details auf, die das Gesamtbild perfekt abrunden: die Café-Szenen, das individuelle Outfit der verschiedenen Charaktere im Shogunland, das Stiefobil, die stets weitergeführte Wandmalerei in der Kanalisation…
- Da ich stolz behaupten kann, dass ich – abgesehen vom 25. Papp-Ninja (Wer dreht sich denn auch in der Tür noch mal um?
) - nichts nachgeschlagen habe, war ich umso dankbarer für die Glocken und die Radargeräte, mit denen man die Toads, die ?-Blöcke und die Schätze aufspüren konnte. Sie hätten nur hier und da ein wenig akkurater sein können...
Noch eine abschließende Bemerkung, weil irgendjemand in seiner Rezension geschrieben hatte, dass Origami King eher ein Spiel für Kinder sei: Nachdem ich live und in Farbe mitbekommen habe, wie (lesefaule) Kinder an das Spiel herangehen, muss ich dieser Aussage ganz direkt widersprechen. Wenn vehement sämtliche Textboxen zackig weggeklickt werden, man sich anhören muss, wie lang(weilig) doch schon der Vorspann sei und bereits nach kurzer Zeit die Frage aufkommt, ob man gar nicht speichern kann (tja, das wurde gerade in einer von diesen ‚überflüssigen’ Textblasen erklärt
), dann behaupte ich einfach mal, dass nicht wenigen Kindern das Spiel schlicht und ergreifend zu ‚viel’ ist und sie traurigerweise viele (dramatische) Passagen, (Wort-)Witze und diverse andere Feinheiten nicht zu würdigen wissen. Von daher würde ich eher sagen, dass es sich doch mehr an Erwachsene richtet und eben KEIN Kinderspiel ist.
Wie man sicherlich schon aus den vorangegangen Zeilen herauslesen konnte, hatte ich eine Menge Spaß mit Origami King, das nicht nur in meiner Paper Mario-Hitliste auf Platz 1 gerutscht ist, sondern sich auch noch zu meinem persönlichen GOTY 2020 aufgeschwungen hat. Sieht man mal vom nicht ganz so optimalen Kampfsystem ab und der Tatsache, dass Olivia sich – mit Verlaub – bisweilen ziemlich dusselig anstellt, so hat mich das Spiel von vorne bis hinten mit seiner Musik, seinem Witz und ganz allgemein mit seiner Atmosphäre wahnsinnig gut unterhalten. Mehr davon! 
Kuriosität am Rande:
Ist es eigentlich möglich Koloss zu angeln, von dem der Koopa am Panoramaberg berichtet? Ich habe in allen Gebieten die jeweils größten Brocken aus den Fluten gefischt, aber auf keinen einzigen Fang ist der werte Herr eingegangen. Und seltsamerweise scheint sich das Internet zu diesem Thema auszuschweigen...
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Stand:
min. 8 Spiele |
12/8 |
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min. 4 (J)RPGs |
8/4 |
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Paper Mario: Sticker Star beenden |
1/1 |
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Abseits der Challenge |
1/??? (Die Reise ins All) |
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BITE ME, ALIEN BOY!
Spiele gerade: Lufia [Rise of the Sinistrals], Nekojara Monogatari
Zuletzt gespielt: Tengai Makyou: Ziria, Jesus - Kyoufu no Bio Monster, Hyaku no Sekai no Monogatari
Best games ever: Paper Mario: The Origami King, Tales of the Abyss / Vesperia / Symphonia / Legendia, Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney, Zelda - Skyward Sword / Ocarina of Time / The Minish Cap, Kingdom Hearts 2, Dragon Quest VIII & XI, Okami, Ace Attorney-Reihe, Ghost Trick, Shadow Hearts - Covenant, Suikoden Tierkreis, Final Fantasy 6, 7, 9 & 12