Nachdem der habgierige König Magridd den genialen Erfinder Dr. Leo dazu gezwungen hat eine Maschine zu bauen, mit deren Hilfe er den Herrn der Finsternis Deathtoll rufen und die Seelen aller Lebewesen gegen Gold eintauschen konnte, befindet sich die Welt in einem desolaten Zustand. Nur Monster und einige wenige Überlebende bevölkern noch die einzelnen Gebiete, was schließlich eine höhere Macht auf den Plan ruft. Diese entsendet ihren Diener auf die verlassene Erde mit dem Auftrag die Seelen zu befreien, um die Welt in ihren alten Zustand zurückzuversetzen und schlussendlich Deathtoll das Handwerk zu legen.
Das Action-RPG Soul Blazer ist der erste Teil der inoffiziellen Quintet-Trilogie, deren einzelne Spiele (Soul Blazer, Illusion of Time / Gaia und Terranigma) zwar inhaltlich nicht zusammengehören, aber dennoch stets die gleichen Themen (Zerstörung & Tod sowie Wiederaufbau & Erneuerung) behandeln.
Im vorliegenden Spiel liegt es daher am Hauptcharakter die Seelen der verschiedenen Rassen, Tiere und Pflanzen aus sogenannten Monsternestern (dazu gleich mehr) zu befreien, um die Orte und ihre Bewohner zu neuem Leben zu erwecken. Doch nicht alles, was passiert ist, kann der namenlose Protagonist durch sein Tun ungeschehen machen: So bleibt beispielsweise Dr. Leos Hund Turbo, der für die Tiere des Waldes im Kampf gefallen ist, das ganze Spiel über tot – vermutlich weil seine (lebendige) Seele nicht mehr von Deathtoll einkassiert werden konnte.
Soul Blazer setzt auf kleine, aber abwechslungsreiche Areale, die – sieht man einmal vom letzten ab – immer aus einem zu restaurierenden ‚Wohnort’ und mehreren Dungeonabschnitten bestehen. Es gibt ein von Menschen bewohntes Dorf nebst Mine und einem verfluchten Gemälde; einen Wald voller Tiere sowie drei Elementartempel; eine Meerjungfrauensiedlung plus Inseln und Höhlen; ein von Eis und Schnee umschlossener Berg, der die Heimat eines kurzlebigen, gnomenähnlichen Völkchens ist; das Labor von Dr. Leo nebst roboterverseuchtem Keller und Miniaturstädten; die Hauptstadt inklusive Königsschloss und Kerker und die Welt der Finsternis, die – logischerweise – gleichzeitig den letzten Dungeon markiert.
In den Dungeons sind überall verschiedene ‚Monsternester’ platziert, die eine bestimmte Anzahl an Gegnern ausspucken. Hat man diese besiegt und das Portal (durch Drüberlaufen) versiegelt, werden entweder weitere Nester aktiviert, neue Wege geöffnet oder eine Seele wiederbelebt, was durch eine kurze Sequenz angezeigt wird (wenn etwa eine Frau in einem Haus erscheint, baut sich in Sekundenschnelle das Gebäude auf und eine entsprechende Textnachricht wird eingeblendet). Praktischerweise erhält man durch die knappen Animationen einen Teil seiner HP zurück, was manchmal gar nicht zu verachten ist.
Dieses Konzept ist ebenso simpel wie motivierend, da es einen hohen Belohnungsfaktor aufweist. Denn je mehr Seelen man befreit, desto schneller schreitet der Wiederaufbau im aktuellen Gebiet voran und auch wenn manche der Geretteten nur Lückenbüßer sind, sind doch viele von ihnen durch Wissen, Items, Magie oder ähnliches, das man von ihnen erhält, für den weiteren Spielfortschritt essenziell wichtig.
Allgemein betrachtet ist Soul Blazer ein angenehm kurzes Spiel, da man durch die sieben Hauptareale mehr oder weniger flott durchrutscht. Ein Punkt, der maßgeblich dazu beiträgt ist die Tatsache, dass man mittels blauer Portalfelder - von denen stets drei in jedem Gebiet existieren - Wege abkürzen und sich somit langes Backtracking ersparen kann.
Abgesehen von einigen wenigen Monstern, die nicht an Nester gebunden sind, bleiben nach dem Versiegeln derselbigen keine Gegner mehr übrig, die man zum Trainieren nutzen könnte, wodurch sich ein Aufleveln relativ schwierig gestaltet. Andererseits hat man dies in den seltensten Fällen nötig, weil man mit der jeweils besten Ausrüstung relativ gut voranschreitet. Dennoch muss ich gestehen, dass ich keineswegs so locker-lässig an den jeweiligen Bossen vorbeigekommen bin wie andere Leute.
Der einzige Bosskampf, bei dem ich absolut keinen Schaden kassiert habe, war der auf dem Geisterschiff. Dafür stand ich allerdings auch eine gefühlte Ewigkeit in einer Ecke rum und habe darauf gewartet, dass der Boss sich endlich mal in die Reichweite meines Schwertes bequemt. Für alle anderen Gebietswächter brauchte ich oft mehrere Versuche, wobei ich mit dem ersten die größten Schwierigkeiten hatte (‚Kann man ohne erlittenen Schaden schaffen.’ – Ich lach mich tot…)
Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, dass ich das Gefühl hatte, dass bei ungefähr der Hälfte der Bosse die Schwungattacke keinerlei Wirkung gezeigt hat. Was dann im Umkehrschluss bei der Verwendung des Stoßangriffs meistens dazu führte, dass ich mit Karacho in die Gegner reingerannt bin.(Stichwort tollpatschig, Nayuta…)
In Sachen Graphik braucht sich Soul Blazer nicht hinter anderen Spielen – egal ob ‚gleichaltrig’ oder nicht – zu verstecken. Es ist schön anzusehen, tobt sich dank der verschiedenen Gebiete in unterschiedlichen Bereichen aus und weiß besonders durch die Vorher-Nachher-Effekte zu gefallen. (Und die Eichhörnchen kamen mir aus diversen Makerspielen doch sehr bekannt vor…)
Musikalisch gesehen hatte das Spiel dagegen meiner Meinung nach nicht wirklich Großartiges zu bieten. Mir kam es sogar öfter so vor, als würde der Ton hier und da unangenehm schrammeln, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das am Alter des Soundtracks lag oder schlicht an der Tatsache, dass ich eine ROM gespielt habe. Das einzige Musikstück, dass ich annähernd mitreißend und peppig fand, war Basement of Leo’s house .
Was sonst noch erwähnenswert wäre:
- Dankenswerterweise gibt es in fast jedem Gebiet die Möglichkeit sowohl eine Vollheilung als auch immer mal wieder ein (!) ‚Medical Herb’ zu bekommen. Letzteres ist besonders praktisch, weil es den Protagonisten einmalig wiederbelebt – allerdings nur, wenn man es zuvor quasi als Ausrüstung angelegt hatte! (Man kann zwar die Items jederzeit - sogar mitten im Kampf – wechseln, sollte allerdings seine verbliebenen HP und den Schaden, den der Gegner verursacht im Auge behalten, um den geeigneten Moment nicht zu verpassen.)
- Bei einem Level Up wird man komplett geheilt.
- Segnet man das Zeitliche, verliert man alle bis dahin gesammelten Gems, die man zur Nutzung von Magie benötigt. Da man allerdings später ein Item erhalten kann, dass die ‚MP’-Kosten auf Null reduziert und man im Normalfall – bis auf wenige Ausnahmen – sehr selten auf Magie zurückgreift, lässt sich der Verlust im Grunde genommen verschmerzen.
- Dank des besten Schwertes, das man kurz vor dem Kampf gegen Deathtoll abgreift, lassen sich die vorher unzerstörbaren beweglichen Wände im letzten Gebiet problemlos plätten. Sollte man sich also ein wenig schwach auf der Brust fühlen, kann man auf diese Weise innerhalb kürzester Zeit noch ein paar Level aufsteigen.![]()
- Eine Frage zu den Gnomen: Hatten die Schneckenreiter, die beim Ansprechen ein Rennen begannen, und der Opa, der den Hauptcharakter zu sich an den Tisch gebeten hat, irgendeine Bedeutung? Irgendwie ist nichts bei ihnen passiert und gleichzeitig ist das vierte Areal seltsamerweise das einzige, in dem ich weder ein Kraut noch eine Heilung bekommen habe.
Soul Blazer ist deutlich kürzer als seine Nachfolger im Geiste, ist aber gerade deswegen ein Spiel, das man wunderbar in wenigen Tagen abarbeiten kann. Die Handlung fällt eher rudimentär aus, erfüllt jedoch ihren Sinn und Zweck und konzentriert sich aufs Wesentliche. Graphisch überzeugt es meiner Meinung nach auf ganzer Linie, dafür hapert es leider bei der Musik. Das Kampfsystem geht im Grunde genommen flott von der Hand, auch wenn es geschicktere Naturen als mich vermutlich vor keine großen Herausforderungen stellt. Als Fazit zusammengefasst kann ich sagen, dass mir das Spiel alles in allem ein paar launige Stunden geschenkt hat.
Kuriosität am Rande:
Lisa trifft man im Verlauf des Spiels ganze zwei oder drei Mal für einige knappe Augenblicke. Wo zum Henker kommt denn da plötzlich eine Liebesgeschichte zwischen ihr und dem Protagonisten her?
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Stand:
min. 8 Spiele 2/8 min. 4 (J)RPGs 2/4 min. 2 ROMs 1/2 min. 1 RPG-Maker-Spiel 0/1 Fantasy Life & Dragon Quest XI beenden 1/2
Abseits der Challenge ???/???