Es liegt in der Natur der Sache, dass man – sobald man es mit dem direkten Nachfolger von irgendetwas zu tun hat – unweigerlich einen Vergleich zum Vorgänger zieht. So bleibt auch hier die Frage nicht aus: Ist XIII-2 besser oder schlechter als XIII?

Betrachtet man das Kampfsystem und das engere Drumherum, kann man größtenteils behaupten, dass XIII-2 aus den Fehlern von XIII gelernt hat.
Der Paradigmenwechsel geht gewohnt flott von der Hand – auch wenn man ein wenig dadurch eingeschränkt wird, dass das jeweilige dritte Teammitglied (aka eines der Monster) eine feste Rolle hat. Da man allerdings jederzeit zwischen bis zu drei Monstern wechseln kann, halten sich die Probleme in Grenzen und man kann – mit kleineren Einschränkungen – auf die Paradigmen zurückgreifen, mit denen man auch schon XIII gemeistert hat.
Darüber hinaus fällt besonders positiv auf, dass man nach jedem Kampf eine Komplettheilung, Gil und Kristallpunkte erhält. Durch das Verzichten auf handlungsgebundene ‚Levelgrenzen‘ wie in XIII überlässt es das Spiel wieder dem Spieler, wie weit er seine Party trainieren möchte, wodurch weniger Frust bei Bosskämpfen aufkommt. Dankenswerterweise wurde auch die Regel geändert, dass der Tod des aktuellen Anführers sofort ein Game Over nach sich zieht – jetzt kann man mit dem zweiten Hauptcharakter noch das Ruder herumreißen.

Graphisch bewegt sich XIII-2 wie sein Vorgänger weitgehend auf hohem Niveau, was man speziell bei Hintergründen und den Hauptcharakteren sieht (Hope ). Im krassen Gegensatz dazu stehen allerdings die NPCs, bei denen es sich immer um die gleichen Grundtypen handelt, die nur andere Haarfarben oder Kleidung verpasst bekommen haben – ein Verfahren, dass ich in Enchanted Arms auch schon ziemlich einfallslos fand.
Und wo wir gerade beim Thema NPCs sind: Dass die Leute in Gesprächen öfter mal am Hauptcharakter vorbeigucken, ist mir z. T. bereits in anderen Spielen passiert. Aber dass sie vom zweiten Hauptcharakter, der ziellos durch die Gegend läuft, mitten im Gespräch im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Bildschirm geschoben werden können und man mit der leeren Luft redet – das hat mich überrascht. Im negativen Sinne.

Die Musik schwankt ebenfalls zwischen den Stilen, was an und für sich nicht mal schlecht sein muss. Doch während manche Stücke durchaus mitreißen (Blinded by Light gegen Ende des Spiels, die orchestrale Musik in Akademia 400…), möchte man an anderer Stelle am liebsten ohne Ton spielen (Grunzmucke in diversen Bosskämpfen…).

Was XIII-2 definitiv besser macht, ist zum einen der Fakt, dass man nahezu überall speichern kann und zum anderen die Tatsache, dass der optionale Kram recht schnell und relativ (!) unkompliziert abgearbeitet werden kann.

Dummerweise kann sich das Spiel jedoch nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, denn diverse kleinere und größere Baustellen schmälern den Gesamteindruck:

- Bei jeder Ortsauswahl in der Chronosphäre muss man eine unangenehm hohe Ladezeit in Kauf nehmen, in der man däumchendrehend vorm Fernseher sitzt und nichts machen kann. Auf Dauer und besonders dann, wenn man oft zwischen den Gebieten wechseln muss, ist das einfach nur nervtötend.

- Wer auch immer sich die Kristalluhren ausgedacht hat, hatte leider keinerlei Gedanken übrig für Menschen, die mit Zahlen nicht gerade per Du sind. Über eine halbe Stunde an einer einzigen dusseligen Uhr zu sitzen und hilflos mit den Ziffern herumzujonglieren, ist nicht gerade förderlich für einen guten Spielfluss.

- Stichwort Spielfluss: Den Vogel schießt in dieser Hinsicht der Einarmige Bandit in der Serendipity ab. Wenn man trotz bester Automaten-Laune Stunde um Stunde um Stunde um Stunde (etc.) damit verbringt, 7777 Münzen zu erspielen, dann ist es nicht weiter verwunderlich, dass man XIII-2 irgendwann an die Wand pfeffern möchte!

- Das größte Manko an XIII-2 ist allerdings ausgerechnet die Story. An und für sich ist die Idee mit den verschiedenen Zeitebenen, die sich aus unterschiedlichen Taten entwickelt haben, gar nicht mal so übel. Doch durch die Einführung der Paradoxe und der Behauptung, dass Änderungen der Zukunft die Vergangenheit beeinflussen, wird man als Spieler dermaßen hemmungslos mit teils abstrusen Fakten und Begebenheiten zugeschüttet, dass man irgendwann keinen Sinn mehr im Großen und Ganzen erkennt.
Sicher, man versteht schon, dass Caius eigentlich nur Jul retten will und dass sich Serah und Noel gegen ihn stellen, weil seine Ziele im Konflikt mit ihren eigenen stehen, aber diverse Feinheiten der Story (z.B. warum man manche Orte aufsuchen muss) rauschen im Highspeed am Spieler vorbei.

Schlussendlich lässt sich die eingangs gestellte Frage nicht wirklich beantworten, da sich manche Faktoren (Musik, Graphik…) die Waage halten, während sich andere (Kampfsystem…) eindeutig besser und andere (Story…) eindeutig schlechter präsentieren.

Mein persönliches Fazit lautet daher: „Das ganze Drumherum war – mit Abstrichen – ganz annehmbar, aber ich war das ganze Spiel über auf der Suche nach der Handlung, ohne sie zu finden.“