Als die junge Elfenprinzessin Kameo von ihrer Mutter zu deren Nachfolgerin ernannt wird, fühlt sich ihre ältere Schwester Kalus übergangen und verraten. In ihrer Wut erweckt sie Thorn, König der Trolle und Erzfeind aller anderen Völker, wieder zum Leben und lässt von dessen Schergen ihre Familie entführen. Einzig Kameo kann ihnen entkommen, doch ihr überhasteter Angriff auf Thorns Schloss wird ihr beinahe zum Verhängnis.
Nachdem die Weise Mysteria sie sowohl zusammengestaucht als auch -geflickt hat, wird sie von ihr auf die Suche nach den Elementarkriegern geschickt – mystische Kreaturen, in deren Haut sie schlüpfen und deren Kräfte sie auf diese Weise nutzen kann. Denn nur so scheint es Kameo möglich zu sein gegen Thorn und Kalus anzutreten und ihre Familie zu retten...
Bei Kameo handelt es sich um ein Action-Adventure, das mich schon eine ganze Weile lang gereizt hat, denn was ich in Trailern und Berichten zu sehen bekam, machte definitiv Lust auf mehr.
Anfangs erhielt meine gespannte Vorfreude jedoch einen herben Dämpfer, denn man beginnt das Spiel mit drei Elementarkriegern im Gepäck (die man später wieder verliert) mitten in Thorns Schloss im schönsten Getümmel. Während man sich in den folgenden Minuten durch Gegnerhorden metzelt und Geschicklichkeitspassagen zu meistern versucht, plöppen immer mal wieder Hinweise zur Tastenbelegung auf, die man sich schwerlich alle auf einmal merken kann.
Kurz gesagt fällt der Start ins Spiel ziemlich hektisch und turbulent aus, was ja so gar nicht mein Ding ist und mich gelinde ausgedrückt ziemlich frustrierte. Erst wenn man Kameos Rettungsmission versiebt hat und in ihrer friedlichen Heimat wieder zu sich kommt, kann man endlich aufatmen und sich langsam – Schritt für Schritt – an die Steuerung und die Kameraführung gewöhnen. Und von da an fängt die ganze Sache an mächtig Spaß zu machen!
Zum einen hat mir die Graphik ausgesprochen gut gefallen, die besonders in den bewohnten Gebieten oft dazu einlädt einfach mal stehenzubleiben und sich umzusehen. Seien es Seen oder die verschiedenen Gebäude, Pflanzen und Leute – alles fügt sich nahtlos in den Hintergrund ein und ist ansprechend anzuschauen. Bei letzteren mochte ich zudem die Tatsache, dass es verschiedene Völker gibt, die sich optisch stark voneinander unterscheiden: Elfen; Trolle; Pflanzenwesen; tintenfischähnliche Personen; Insektenkreaturen; ein Völkchen, das sich schwer beschreiben lässt, sowie die echsenartige Weise und der Kriegertrainer, der ebenfalls einer eigenen Rasse anzugehören scheint.
Die deutschen Sprecher machen ihre Sache im Großen und Ganzen gut, obwohl man das Gefühl nicht loswird, dass vielleicht maximal zehn von ihnen im Einsatz sind (manche Stimmen hört man mehr als nur ein-, zwei Mal). Ein wenig befremdlich muten dagegen stets die ins aktuelle Gespräch verwickelten Personen an, da sich die Leute beim Reden grundsätzlich nicht angucken, sondern ihre Blicke permanent in der Gegend umherschweifen lassen.
Was dem Spiel die essenzielle Würze verleiht, ist das, was ich gerne als ‚Zeldafeeling’ bezeichne: eine rundherum gelungene Mischung aus Erkunden und Rätsel- und Knobeleinlagen, die hier vor allen Dingen durch den geschickten Einsatz der Elementarkrieger zum Einsatz kommt. Von den unterschiedlichen Angriffsfähigkeiten einmal abgesehen, ist wirklich jeder der insgesamt zehn Wesen auf seine spezielle Art und Weise nützlich: einer kann Sachen in Brand stecken, einer kann schwimmen, einer kann niedrige Durchgänge passieren, einer kann sich zur Kugel formen und mittels Rampen auf andere Ebenen katapultieren, einer kann sich an Eiswänden festkrallen und diese erklimmen und, und, und… Manchmal muss man sogar diverse Eigenschaften durch schnelles Wechseln der Elementarkrieger kombinieren (die Kugel-Rampe-Eiswand-Kombi kommt im Spiel relativ häufig vor).
Dankenswerterweise ist der Schwierigkeitsgrad in den meisten Fällen recht moderat - man wird zwar gefordert, aber die wenigsten Passagen sind wirklich unfair. Abgesehen vom Anfang hatte ich meine Hauptprobleme im Eisgebiet, wo ich zweimal große, walrossähnliche Tiere vor Attacken schützen musste, die sie meistens schneller niederstreckten als ich gucken konnte. Auch die Unterwassereinsätze liefen des Öfteren eher suboptimal ab, weil ich (mal wieder ) so meine Probleme mit der Steuerung des betreffenden Elementarkriegers hatte.
Positiv hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Handhabung eines Game Overs: Im Grunde genommen kann man nach einem unrühmlichen Ableben sofort an Ort und Stelle wieder da weitermachen, wo man dahingerafft wurde, ohne allzu lange Laufwege hinter sich zu bringen.
Die Rahmenhandlung ist nichts weltbewegend Neues und eigentlich recht rudimentär, bleibt jedoch in großen Teilen in sich stimmig. Einzig die Szenen nach dem finalen Bosskampf wirken irgendwie arg konstruiert und hastig hingeschludert: Sorry, aber was genau hab ich verpasst?
Leider ereilte auch Kameo das gleiche Schicksal, dem schon andere vielversprechende Titel zum Opfer fielen: Man bekommt einen interessanten ersten Teil serviert, der in mehreren Punkten zu überzeugen weiß und mit einem fiesen Cliffhanger endet, dessen geplanter Nachfolger allerdings – aus welchen Gründen auch immer – ad acta gelegt wird. Dadurch bleiben naturgemäß manche Dinge, die aufgeworfen werden, ungeklärt wie etwa die Identität des geheimnisvollen Reiters (wobei man sich in dem Fall die Auflösung denken kann ).
Weitere Punkte, die mir erwähnenswert scheinen:
- Die Elementarfrüchte, mit denen man die Fähigkeiten seiner Krieger aufwerten kann, sind netterweise reichlich bemessen. Selbst wenn man nicht alle findet, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man Abstriche bei der Auswahl machen muss, gering.
- Die Geräusche, die manche Elementarkrieger von sich geben, sind zum Brüllen!
- In den Dungeons hätte ich gerne eine Karte gehabt, auch wenn die Räumlichkeiten oft nicht allzu groß und verwinkelt sind.
- Dank eines Accessoires, das man ziemlich früh im Spiel findet, regeneriert sich die Lebensleiste immer mal wieder, wodurch die Gefahr eines Game Overs deutlich reduziert wird. Auch die ‚MP’, die durch den Einsatz der Elementarkrieger abnehmen, füllen sich beständig auf.
- Das Speichern findet automatisch statt, wenn signifikante Punkte ausgelöst werden. Im Umkehrschluss heißt das allerdings, dass man beim stinknormalen Sightseeing zum Teil ewig rumprobieren muss, ehe ein Speichern für nötig befunden wird.
- Um die Highscores, die man für besonders brutale und rabiate Attacken bekommt, habe ich mich selbstredend nicht gekümmert – wer mich mittlerweile kennt, weiß, dass es mir hauptsächlich darum geht heil durch ein Spiel zu kommen. Ob und was ich eventuell an Boni durch die erreichten Punkte freigeschalten habe, hab ich ehrlich gesagt gar nicht nachgeguckt.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Hat man einmal die knappe erste Stunde überwunden (wobei die meisten Leute über meine Anfangsschwierigkeiten vermutlich milde lächeln werden), beginnt Kameo seinen Charme zu entfalten. Das Gros des Spiels überzeugt durch stimmige Musik, schön anzusehende Graphik, eine flott von der Hand gehende Kampfsteuerung und ausgewogene Knobeleien. Ein wenig wird dieser Gesamteindruck vom Ende wieder zerstört, aber nichtsdestotrotz ist es sehr schade, dass die Pläne für einen zweiten Teil nicht verwirklicht wurden. Verdient hätte es Kameo auf jeden Fall.
Kuriosität am Rande:
Zu bestimmten Zeitpunkten im Spiel wird man auf die ‚Weltkarte’ zitiert, um einen der dortigen Elementar-Schreine vor Angreifern zu schützen, bevor er von diesen zerstört wird. Bei einem bestimmten Schrein muss man erst einen halben Berg hinaufklettern, ehe man dann von der Spitze aus drei Katapulte durch eigene Geschosse vernichten kann. Zu diesem Zweck rollt man ‚Kanonenkugeln’ Rampen hinauf und bugsiert sie durch geschicktes Navigieren in die dafür vorgesehenen Schalen, wodurch die Katapulte automatisch abgefeuert werden. Soweit die Theorie…
Wenn man sich allerdings arg dusselig anstellt, kann es durchaus passieren, dass man statt der Kugel sich selbst in die Schale schubst und als Geschoss missbraucht wird – mit dem Ergebnis, dass man den *zensiert* Berg erneut hochkraxeln muss.
Geändert von LittleChoco (22.03.2020 um 16:14 Uhr)
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