Ergebnis 1 bis 20 von 169

Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Zwischenspiel/Vorbereitung: Nearer to thee, Mother Earth

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Evi kauerte hinter irgendeinem Gebüsch, dessen fast würziger Duft ihr in die Nase stieg. Sie hatte es nie besonders gemocht, sich irgendwo in den Wäldern versteckt zu halten, es gab einfach viel zu viele Spuren, die man hinterlassen konnte und überall raschelte und knackte es. Und es gab nichts, womit man sich vernünftig tarnen konnte, wenn man nicht im Vorhinein Vorbereitungen ergriff.
    Wenn Seeker wirklich ihren Weg hierher finden würde, dann saßen sie ziemlich tief in der Scheiße. Verstecken würde sie sich vor ihr sicher nicht können, und die Wortgewandtheit, um ausgerechnet die Anführerin der Vultures tatsächlich von irgendetwas abzuhalten, besaß sie nun wirklich nicht.

    "Glaub‘ mir, Snare, ich habe etwas gesehen
    Der Taucherin setzte fast der Herzschlag aus, als sie tatsächlich eine Stimme hörte. Sie klang nach einem eher jungen Krieger, allerdings nicht nach einem Kind. Wahrscheinlich und bei ihrem Glück war es ein muskulöser Kämpfer in seinem besten Alter. Und er war nicht alleine.
    "...aber jetzt folge mir und halte dein Messer bereit, es wird Zeit, jagen zu gehen."
    Fabelhaft, absolut fabelhaft.

    Hektisch brach die Taucherin ein paar Zweige ab und versuchte, offensichtliche Fußspuren in die weiche Erde zu treten. Es war nicht sonderlich schlimm, wenn sie Geräusche machte, sie wollte diese Typen ja zu sich locken. Trotzdem bemühte sie sich um ein bisschen Vorsicht, wenn sie zu früh bei ihr waren, hatte sie schneller ein Messer im Rücken als sie realisieren konnte.
    Evi wusste, wie offensichtliche Spuren aussahen und hoffte inständig, dass ihre konstruierten auffälliger waren als die, die Pray oder Blades vorhin hinterlassen hatten.

    "Hey, hörst du-", sagte nun die zweite Stimme, die von einem leisen "Shhhh." unterbrochen wurde. Evi hielt die Luft an. Hatten sie sich in ihre Richtung gewandt? Sie hoffte es inständig.
    Kurzerhand streifte Evi noch einmal mit voller Absicht einen dichten Strauch und fasste dann den Ast eines Baumes ins Auge, der nicht allzu schwierig zu erklimmen schien. Trotzdem, gerade bei etwas Unebenem und Rutschigem wie einem Baumtamm tat sie sich etwas schwerer, aber sie hatte genug Kraft in den Armen, um damit ein bisschen etwas wett zu machen.
    Sie musste sich zusammenreißen, nicht laut zu keuchen, als sie sich auf den Ast zog. Aber es war nicht nur jetzt praktisch, sondern eventuell auch für weitere Störenfriede, die man von da oben sicher schneller erspähen konnte.
    Von dort konnte Evi nun jedenfalls sehen, wie sich etwas in die Richtung zu schleichen schien, wo sie gerade noch auf festem Boden gestanden hatte. Gut. Jetzt musste sie diese beiden nur noch überzeugen, dass sie auf jeden Fall weit weg vom See ihre Beute finden würden.

    Sie brauchte jetzt etwas Glück. Also war es wohl wirklich an der Zeit, das Ding endgültig loszuwerden.
    Evi hielt den Korkenzieher in ihrer Hand und legte den Kopf schief. Wenn sie mit viel Kraft werfen würde, würde das Ding vielleicht gleich mehrere, aufeinanderfolgende Geräusche machen, während es durch Laub und Äste flog. Hoffentlich klang das nicht zu auffällig nach etwas, das geworfen wurde.
    Ohne weiteres Zögern - die beiden Vultures waren anscheinend schon gefährlich nahe an ihrem Baum - schleuderte sie den Gegenstand, den sie irgendwann als ihren offiziellen Glücksbringer auserkoren hatte, in die Finsternis. Er musste ihr nur dieses eine Mal noch Glück bringen. Für Pray. Und eine verlorene Seele.

    Und wenn das Teil sich als so nutzlos herausstellen würde, wie es im tatsächlichen Gebrauch meist gewesen war, konnte sie immer noch mit einem Kampfschrei von diesem Ast springen und
    vorgeben, dass sie ebenfalls auf der Jagd nach etwas war. Irgendwie würde das schon klappen.

  2. #2
    „Wo ich sein werde, Liebster?“, sagte Slyvia sanft und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    „Dort, wo ich gebraucht werde. Und das wird nicht nur weit hinter den feindlichen Linien sein.“
    Frank starrte sie an, das hatte er befürchtet.
    „Die Welt ist zu dunkel und die Aufgabe zu wichtig, um mich heraus und in Sicherheit zu halten. Ich weiß, Jemand MUSS auf die Kinder aufpassen, aber das sollte nicht die Ehefrau des Mannes sein, der für Schutz und Sicherheit zuständig und im Grunde der Stellvertreter von Wingman ist. Die Menschen werden tratschen und das wird dir nach hängen. Das Lazarett kann überrannt werden, wenn die Stellungen nicht halten, die Kinder sollten also weit hinter den Skypeople liegen, noch ferner von der Schlacht. Ich würde Talia mit der Aufgabe der Kinder betrauen und mich entweder beim Lazarett der Skypeople einfinden oder zusammen mit den anderen Bewohnern den Schutzgürtel um das Forschungszentrum verstärken. Doch in beiden Fällen brauche ich eine Waffe. Und darum bitte ich dich nun.“, sagte sie noch immer sanft, doch bestimmt und man sah ihr an, dass sie natürlich furchtbare Angst hatte, doch ihm zuliebe Stärke mimte.

    ---

    Zischend verschwand der Korkenzieher in den Büschen und ließ diese rascheln, ehe er mit einem deutlich hörbaren Laut gegen einen Baum prallte.
    Sofort verschwanden die Geräusche aus ihrer Richtung und man konnte hören, wie die beiden Jungkrieger sich rennend durch das Unterholz bewegten, dabei selbst recht laut und auffällig waren, so dass sie sicher sein konnte, dass sie sich entfernten.
    Und dann hörte sie wieder Stimmen: „Ooooho, ein Augenstecher!“, sagte eine bewundernde Stimme fröhlich und sie konnte sich vorstellen, dass ihr Korkenzieher einen neuen Besitzer gefunden hatte. „Wärst du nur bei den Kindern geblieben…“, sagte die andere Stimme spöttisch „…das ist keine Waffe, das wird benutzt, um alte Flaschen zu öffnen, jedes Küken weiß das. Und jetzt denk nach – wenn so ein Teil hier liegt, dann ist das Mädchen, das du gesehen hast, wahrscheinlich einfach nur eine kleine schwache Siedlerin und keine Kultistin. Selbst die Fußspuren passen perfekt dazu. Wie kannst du mit so wenig Auge nur im Sumpf so lange überlebt haben? Als ob die große Schlange dich hat leben lassen, damit du uns erheiterst.“
    Beide lachten und wandten sich dann zum Gehen um, darüber fabulierend, wie viele der Siedler wahrscheinlich noch niemals sich in der Umarmung eines Kriegers befunden hatten…

    Evi lauschte noch einen Augenblick in den erwachenden Morgen hinein und konnte in der Umgebung keine Geräusche mehr ausmachen, die Gefahr war gebannt.
    Und als sie dann zurück schlich und wieder bei Pray und Blades angekommen war, sah sie Beide einträchtig dort sitzen. Blades war vollkommen durchnässt, Pray nur bis zur Hüfte, sie mussten dieses Ritual der Taufe also durchgeführt haben und nun las er ihr aus der Bibel vor.
    Das Mädchen, das nun im Schneidersitz vor dem Priester saß, sah noch immer schwach aus, doch die alles vernichtende Verzweiflung in ihren Augen war einem hoffnungsvollem Schimmern gewichen.

    Blades hatte Hoffnung geschöpft. Besser konnte die Moral nur noch sein, wenn die Beiden sich nicht trennen würden, so zumindest ein Gedanke von Evi.

  3. #3
    Frank nickte. Mit diesen Worten hatte er gerechnet. Er konnte ihre Angst sehen, wusste aber auch, dass sie ihren Teil leisten wollte und nicht nur untätig herum sitzen während er sich in die Schlacht stürzte. Mit seiner noch freien Hand fuhr er ihr sanft über die linke Wange. Du weißt das ich Angst habe dich und Thomas erneut zu verlieren und euch deshalb am liebsten so weit wie möglich von der Schlacht wegschicken möchte. Silvia öffnete bereits den Mund und wollte zu einer Erwiederung ansetzen, als er ihr mit einer Geste gebot, noch einen Moment mit ihrer Antwort zu warten. Doch ich schätze deine Meinung und weiß, dass ich dich nicht in Watte packen kann. Wenn du es wirklich möchtest, dann kannst du es machen. Ich bin stolz das du so denkst, ganz ehrlich. Wenn ich Wingman wäre, dann würde ich jetzt höchstwahrscheinlich vor dir salutieren. Und was die Pistole angeht... sagte er mit ehrlicher Bewunderung und begann bei den letzten Worten an seinem Gürtel herumzufummeln und löste die Pistole samt Holster schließlich und übergab ihr beides. Hier hast du. Das gute Stück hat mich in über 20 Jahren nie im Stich gelassen und da es schließlich die Waffe ist, an der ich dich ausgebildet habe, dürftest du ja sehr gut damit klar kommen. Sie haben hier auch noch andere Pistolen, also werde ich sicher ohne größere Probleme an eine heran kommen, für dich hier jedoch nur das beste. sagte er dann mit einem ernsten Gesichtsausdruck, der keinen Wiederspruch duldete, auch wenn er sich zugegebenermaßen seltsam nackt ohne seine Pistole fühlte. Er hatte bis jetzt jeden Kampf mit ihr ausgefochten. Auch in dieser Schlacht würde sie wieder gute Dienste leisten und Menschen für den Zombies und Kultisten schützen, wenn auch nicht in seiner Hand. Nur damit du es weißt, du musst es nicht mir zuliebe machen. Ich gebe nichts auf das Gerede der anderen.

    Geändert von wusch (16.11.2015 um 16:39 Uhr)

  4. #4
    Noch immer starrte Léo auf die Stelle, von der Seeker von der Nacht verschluckt worden war.
    Es würde kein nächstes Mal, kein Wiedersehen mit ihr geben. Diese Gewissheit legte sich bleiern schwer zusammen mit der zukünftigen Verantwortung ihre Schultern. Der Punkt ohne Rückkehr war nun endgültig überschritten.
    Léo sah wieder Voodoo an, der sehr schnell mit seinen Empfindungen schalten konnte, wie ihr schien.
    "Wenn wir schon nicht unser Leben opfern können, dann werden wir morgen der gefiederten Schlange so viel von unserem Blut und dem unseres Feindes opfern wie möglich. Außerdem Seeker und den tapferen Kriegern des Clans zu Ehren, damit wir ihres Erbes würdig sind...“
    Ihr Rucksack wurde fester über die Schulter gezogen.
    "Wir sehen uns morgen Abend...“
    Sie versuchte, alles an Entschlossenheit und Zuversicht in diesen Satz zu legen. Noch wartete sie die Reaktion seinerseits ab, dann lenkte sie ihre Schritte langsam zurück zum Bunker.
    Es galt, sich für die Schlacht fertig zu machen.


    Die Nacht hatte ihren schwärzesten Punkt erreicht.
    Also würde die Morgendämmerung nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Léo musste sich beeilen. Die Müdigkeit ihres Körpers ignorierte sie einfach, es gab viel zu viel, was sie noch tun wollte und es war viel zu wenig Zeit selbst dafür. An Schlaf war nicht zu denken.
    Der Bunker kam immer näher, als sie drei Personen ausmachte, die sich gerade von diesem fortbewegten.
    An ihren Kleidern konnte sie sie nicht erkennen, so gemahnte sie sich zur Vorsicht.
    Im Näherkommen vernahm sie das unverwechselbar „zarte“ Stimmchen ihrer allerbesten Freundin Kerosin.
    Die absolut fürchterlich aussah. In jeder Definition. Aber sie sah aus wie eine Flameriderin, das musste man ihr lassen.
    Der Typ neben ihr in einer neuen Lederjacke schien Hailes Macker zu sein, nebst Haile selbst, die...
    ...
    Léo blieb stehen. Selbst aus der Entfernung war ihre Hermana eine beeindruckende Erscheinung, weißer Stoff, goldene Akzente aus Metall, sie schien wie aus einer anderen Welt.
    In ihr haderte es, ob sie sich einer Konfrontation mit den dreien überhaupt ausliefern sollte. Auf zwei der dreien war sie überhaupt nicht gut zu sprechen, doch gleichzeitig hatte sie sich wahrscheinlich bei allen dreien verschissen. Gerade bei Haile aber ging ihr das nicht komplett am Arsch vorbei.
    Na wunderbar.
    Normalerweise würde sie auf Zeit spielen, irgendwann renkte sich sowas wieder ein, doch genau das war das eine, was sie nun nicht mehr hatte.
    Sich wappnend stieß sie ihren Atem kraftvoll aus, dann stapfte sie ihnen entgegen.
    "Haile! Kerosin! Ravioli!“
    Ihr lag eine ehrliche Bemerkung über die Aufmachung des Trios auf den Lippen, doch sie verkniff sich diese zur Abwechslung mal. Sie drehten sich um, sahen sie an. Nicht gerade begeistert.
    "Ich möchte eigentlich nur...naja, im Prinzip ein Vier-Augen-Gesprächs....dingens mit Haile...“

    Geändert von Mephista (16.11.2015 um 17:27 Uhr)

  5. #5
    Sylvia nahm die Pistole mit zitternden Fingern entgegen und atmete leise au. „Das ist eine wirklich große Geste, Liebster, es ist quasi deine Glückspistole, dein bleispeiendes Maskottchen.“
    Und dann entlud und sicherte sie die Pistole mit geübtem Griff unter dem wachsamen Auge von Frank, der sie mit Stolz dabei betrachtete.
    „Ich kann dich da nicht alleine lassen.“, sagte sie lächelnd und stand dann auf. „Und nun melde ich mich bei Mister Lancaster zur Aufgabenverteilung.“

    Sylvia ist als "versteckter" Bonus-Char freigeschalten worden.

  6. #6
    Frank fühlte eine merkwürdige Mischung aus Angst und Stolz in sich aufsteigen. Er hatte auf der einen Seite zwar wirklich Angst um sie, aber gleichzeitig konnte er kaum stolzer sein. Genau darum liebte er sie. Auch wenn man es ihr nicht sofort ansah, war sie doch furchtlos und sich der Kultistenarmee zu stellen, dazu gehörte schon eine ordentliche Menge Schneid. Mach das. Und sag Lancaster, der übrigens mit vollem Namen Hugh Jackman heißt, ja der Schauspieler, dass du zum Panzer willst wenn du möchtest. Da werden auf jeden Fall Wingman und ich sein, wahrscheinlich auch Ellen, die Anführerin der Skypeople, die 'Red Witch'. Gemeinsam dürften wir denen Zeigen wo der Hammer hängt. sagte Frank schließlich, als er wieder in der Lage war zu grinsen.
    Als sie schließlich von dannen schritt, schaute er ihr noch einen Moment nach, bevor er sich ebenfalls erhob und auch noch einer wichtigen Aufgabe nachging, die sich soeben ergeben hatte. Er näherte sich Sara, die sich gerade mit ein paar der anderen aus Shengs Hope unterhielt und anscheinend die nahende Schlacht besprach. Kann ich dich einen Moment sprechen Sarah? Es ist wichtig? fragte Frank mit einer Stimme in der anscheinend etwas lag, an dem zu erkennen war, das es etwas für ihn persönlich bewegendes war, denn Sarah sah ihm nur einen Moment in die Augen, entschuldigte sich bei den anderen und ging mit ihm dann ein paar Meter abseits, sodass niemand sie sofort hören konnte. Silvia hat soeben beschlossen, dass sie mit mir zusammen in der Schlacht gegen sie kämpfen wird. Thomas ist zwar für die Schlacht selbst versorgt, nur... es kann durchaus sein das wir beide nicht zurück kommen, was ich nicht hoffe und ich wollte dich fragen, ob du dich in diesem Fall um Thomas kümmern würdest. fragte er sie. Es war natürlich eine große Frage aber irgendwie musste er ja für den Fall der Fälle vorsorgen.

    Geändert von wusch (16.11.2015 um 20:07 Uhr)

  7. #7


    "Ich möchte eigentlich nur...naja, im Prinzip ein Vier-Augen-Gesprächs....dingens mit Haile...“

    Raoul warf Haile einen misstrauischen Seitenblick zu, eine unausgesprochene Frage, ob wirklich alles in Ordnung mit dieser Bitte ist. Haile selbst nickte knapp, immernoch mit deutlich sichtbarer Wut in den Augen.

    "Hey, wenn Gorilleo wieder zuschlägt, sollten wir das Weite suchen, oder, Reifenlutscher? Ich wollt Thorn eh noch ein....Andenken an mich verpassen."
    "Wir gehen schonmal vor und suchen Eryn, ja?"
    "..."

    Nachdem Kerosa mit Raoul abgezogen war wandte sich Haile mit verschränkten Armen Leo zu, die anscheinend einmal tief durchatmen musste.

    "Es...es tut mir Leid, Hermana."
    "..."
    "Ich...will doch nur das Beste für dich. Ich hätte mir gewünscht, dass mir jemand diese Sachen sagt."
    "..."

    Sicherlich. Sicherlich hätte Leo sich gewünscht, dass man ihrer Liebe androht, sie zu essen. Das ist anscheinend guter Ton bei diesen Mexikanern. Oder was auch immer.

    "...Aber...was meinte Ravioli mit "zu Eryn". Die will doch diese vollkommen behämmerte Selbstmordmis...NEIN. Nein, Haile, NEIN!.
    "Raoul. Und Ja."
    "...Haile...Du bringst dich um...und...und..."
    "...und?"
    "...ich kann dich nicht aufhalten, oder?"
    "Nein."

    Leo stürzte vor und schloss Haile in ihre Arme. Das Kultistenmädchen war ein wenig verwirrt ob des komplett Leo-untypischen Gefühlsausbruchs.

    "Versprich mir, nicht zu sterben, okay?"
    "..."
    "Versprich es mir."
    "...Versprochen."

    Huh, ich werfe ja gerade wie eine Wahnsinnige mit nicht einhaltbaren Versprechen um mich. Haile schüttelte den Kopf über diesen Gedanken. Leo drückte sie noch einmal und hielt sie dann auf einer Armlänge Abstand.

    "Naja, wenn du schon so eine bescheuerte Scheisse machst, siehst du dabei wenigstens gut aus."
    "...Danke."

    Haile bückte sich nach ihrem neuen Speer, der bei der Umarmung auf den Boden gefallen war und wandte sich dann um, um zu gehen. Nach ein paar Schritten wandte sie sich noch einmal um.

    "Leo?"
    "...?"
    "Du auch nicht, klar?"
    "Klar."



    Die letzten Schritte waren die schwersten. Sheng hatte die Siedler in ihre Aufgaben eingewiesen und stand jetzt mit Wingman auf der Veranda des Golfclubs, und starrte in die Ferne, wo die Sonne unendlich langsam aufging.

    "...Papa?"
    "...Ich weiß, was du vorhast. Und ich halte nichts davon."
    "..."
    "...Aber ich kann dich eh nicht aufhalten. Evi hat Recht. Du bist stark. Wenn das jemand schafft, dann du."
    "..."

    Langsam ging Haile zu ihrem Ziehvater, legte einen Arm um seine Hüfte und schaute sich mit ihm den Sonnenaufgang an. Den letzten.

  8. #8
    Er war erstaunt wie viel er aus Enigma rausbekommen konnte. Jackman hätte seine rechte Hand darauf verwettet, dass hinter der "Ich-Bin-Ein-Roboter-Protokoll-50-B-Ausführen" Nummer ein echt dufter Kerl steckte.
    Vielleicht würde er ja nochmal die Gelegenheit bekommen mit ihm einen zu heben wenn diese ganze Scheiße vorbei war... und er dann noch lebte.
    Hugh beugte sich wieder über die Pläne die ihnen vorgelegt wurden.

    Vor allem der Lageplan des Forschungszentrums interessierte ihn enorm. Das ganze scheiß Teil war vermutlich halb in sich zusammengefallen und der einzige Weg führte ernsthaft durch eine Schleuse voller Zombies.
    Ganz großes Kino, das schreite förmlich danach, dass sich jemand heldenhaft in der Schleuse einschließen muss damit die anderen weiterkommen können.
    Irgendwie hasste er Hollywood ja dafür, dass ihm immer wieder solche Bilder in den Sinn kamen.

    Gedankenverloren strich der Schauspieler mit seinen Fingern über den Gang entlang, den sie nehmen mussten um zum Ziel zu kommen.
    Sie waren so dermaßen auf den Erfolg der anderen angewiesen. Er vertraute jedem aus der Gruppe, kein einziger war mehr da den er komisch beäugte. Das machte ihm zumindest Mut, dass sie durchkommen würden... fragte sich nur noch, ob sie das auch an einem Stück schaffen würden.
    Jackman fasste sich erneut an die Seite, fühlte unter seinem Hemd die Ausbeulung. Wozu brauchte er eigentlich noch sein Gewehr?

    Langsam bahnte er sich einen Weg aus dem Bunker heraus. Sonnenstrahlen fielen wieder über den Horizont und tauchten die Golfanlage in sanftes, rötliches Licht.
    Schnell hielt er sich die Hand wie einen Schirm über die Augen und schaute angestrengt, mit zusammengekniffenen Augen über das Lager welches hier alle aufgeschlagen hatten.
    Es hatte tatsächlich etwas von einem Hollywood Film. Ein Feldlager, voller ausgemergelter Soldaten. Doch sie alle hatten Mut, Hoffnung und den tiefsitzenden Wunsch den ganzen Mist ein für alle Mal zu beenden.

    Am Fuße des Weges sah er wie ein Mädchen, gekleidet in Weiß sich aus der Umarmung einer anderen Person befreite und einen glänzenden Stab aufhob.
    Das wallende, blonde Haar...

    "Meine Güte, sind wir hier bei Disney oder was?"

    Jackman ging den Pfad langsam hinab und erkannte die Frau bereits von hinten, welche zuvor so von Sonnenstrahlen überlichtet wurde, dass man sie kaum sehen konnte.

    Léo.

    Er schluckte, denn seine Angst stieg ihm wieder vom Magen hinauf in den Hals.
    So wie er sie kannte, würde sie entweder blindlings an der Front kämpfen oder das machen, was sie schon die ganze Zeit wollte. Rein ins Forschungszentrum und den Scheiß beenden.
    Was auch immer sie letztlich tat, er hatte Angst um ihre Sicherheit.
    Langsam ließ Jackman seinen Rucksack vom Rücken gleiten und zog den Reißverschluss auf. Das gute Panzertape lag immer noch darin. Zusammen mit den Reifenklingen von Kerosa die echt keinen Nutzen mehr finden wollten.
    In seinem Kopf formte sich eine Idee...

    "Léo..."

    Jackman trat an die Frau heran, die das Feuer in seinem Herzen schürte und ihm einen unvergleichlichen Antrieb gab.

    "...hör mal. Bevor die ganze Scheiße hier anfängt uns in den Arsch zu beißen wollte ich dir noch etwas geben. Einfach, damit du etwas mehr Sicherheit hast. Ja, ich weiss... ich bin ein alter Sack, du ne junge Frau. Kannst dich selbst beschützen, yadda yadda..."

    Ohne weiteres Zögern hielt Jackman Léo sein geplündertes Gewehr und das Panzertape hin.

    "Hier... keine Ahnung, nimms einfach. Ich fühl mich besser wenn du es hast. Ich komm auch ohne klar. Kleb deine Machete vorne dran, weiß der Geier... 'n Bajonett oder so, wär doch klasse. Hauptsache... du bist nicht Ellbogen tief in einer Zombiehorde."

    Geändert von Gendrek (16.11.2015 um 23:08 Uhr)

  9. #9
    Sie lächelte den Mann an, der da vor dir stand und ihr von Personen berichtete, die ihn so gut wie groß gezogen haben. Lebt man das Leben eines Scavengers in einer Welt wie dieser, konnten wohl selbst Leute wie Steve und Shaun zu den nächsten Vertrauten werden.

    "Ich habe die beiden nie gemocht!" Wie Eryn es sagte, so trocken, hätte es fast wie eine nebensächliche Bemerkung wirken können. "Nicht nur, weil wegen ihnen das ein oder andere Mal das Dusty Derreck's umgekrempelt wurde. Ich konnte sie einfach nicht leiden." Sie grinste, erinnerte sich an die vielen Male, die die Scavenger ihr sämtliche Nerven gekostet haben. Das wären nun maximal zu vernachlässigende Kollateralschäden. "Aber... ich konnte mich selbst nicht mal wirklich leiden, also was heißt das schon?" Ihre bleichen Finger fassten nach der Hand von Ben, die ihr eben noch das Messerspiel vorführte.

    "Dich kann ich aber ganz gut leiden. Also pass auf dich auf, ja?", sagte die Frau, die sich selbst wohl auf die tödlichste Aufgabe gemeldet hatte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. "Ich will dich nach allem hier wiedersehen. Und zwar in der Wäscherei. Du bist zu schade für das gefährliche Leben eines Scavengers!", fand sie schmunzelnd. "Nicht nur wegen der Schokolade." Sie besah sich das zerlaufene Stück in ihrer zweiten Hand und bot es dann Ben an. "Willst du mein Stück? Ich will gut aussehen, wenn ich in den Kampf gehen." Zuerst zögerte der attraktive Mann noch, doch als sie in einer auffordernden Geste den Riegel näher zu ihm hielt, zuckte er mit den Achseln und verschlang auch das zweite Stück.

    "Ich bin bei dir wegen dem Schokoriegel. Weil ich dich mag, weil mir nicht nach Feiern ist. Das kann ich doch auch nachher, oder?", verkaufte sie den Gedanken an einen möglichen Siegeszug, an den sie selbst nur halb glaubte. "Um ehrlich zu sein bin ich ziemlich kaputt Ben, wahrscheinlich sieht man es mir an." Der Scavenger schüttelte beschwichtigend den Kopf, doch sie konnte sehen, dass er es nur bedingt ehrlich meinte. "Ich bin infiziert!", offenbarte sie auch dem Wäschejungen, was sich viele schon ahnen konnten. "Das ist kein großes Ding. Im Moment kostet es mich viel Kraft. Aber ich habe noch genug, um diesen Kampf zu bestreiten. Und danach vertraue ich auf das Heilmittel. Und ihr sorgt dafür, dass Adam es bis dahin schafft, alles klar?", versuchte Eryn die Zuversicht in ihm zu wecken, die der Virus in ihr sie hat verloren lassen, ihm gleichzeitig den Willen zu geben, es zu überstehen.

    "Und wenn wir gewonnen haben, tanzen wir zusammen am Feuer, okay? Du darfst auch den Rock tragen. Und dann verrätst du mir, was das mit dem Tanzbären auf sich hat..."

    Die 25-Jährige war darauf vorbereitet, nie eingeweiht zu werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde sie in der Todeszone ihr Leben lassen. Sie lebte nicht den Optimismus, den sie in ihre Worte an Ben verpackte, doch davon musste er nichts wissen. Wenn er es schaffte, seine Aufgabe erfolgreich zu erledigen und vielleicht andere besser zu schützen und zu unterstützen, nachdem sie diese Worte an ihn gewandt hatte, war sie zufrieden. "Deal?"

  10. #10


    Evi betrachtete kurz schweigend, wie Pray Blades mit leiser Stimme aus der Bibel vorlas. Obwohl sie mit den Worten nicht viel anfangen konnte, hatte es doch eine beruhigende Wirkung. Der alte Mann nickte ihr schließlich kurz zu, ohne zu unterbrechen, und sie wusste dass er ihr dankbar war. Und auch er schöpfte Kraft daraus, dass er dem Mädchen Hoffnung schenkte. Die beiden mussten zusammenbleiben, so viel stand fest. Sie würde es Jackman später sagen.

    Als die Taucherin vom See zurückkehrte, war ihr, als würde sie nun sehen, was sie gesucht hatte, oder eher wen sie gesucht hatte - vielleicht weil die blinde Angst sie nicht mehr blendete. Oder vielleicht waren nun, wo der Tag bald die Nacht vertreiben würde, alle zur Ruhe gekehrt und rückten instinktiv etwas näher zusammen.

    Evi konnte Jäger sehen, der mit Überlebenden aus Shengs Hope zusammensaß und kein Bisschen müde wirkte. Er hatte sein Wort gehalten und trotz seiner eigenen Gefühle alles gegeben, um das Beste aus der Situation zu machen. Und bald schon würde er sich mit voller Überzeugung in die Schlacht stürzen und dann...
    Die Rothaarige grinste dem Russen zu, der ihren Blick auffing und ihr aus der Ferne mit irgendeinem Getränk zuprostete. Sie wiegte ihren Kopf bedeutungsvoll hin und her, sah auf seine Hosen und hob die Augenbrauen. Die anderen, die bei ihm saßen, starrten sie entgeistert an, aber Jäger brauchte nur einen Moment, um zu verstehen und laut zu lachen. Er reckte seinen Daumen in die Höhe.
    "Wenn das alles hier vorbei ist und wir nicht nur unsere Freunde befreit, den Zombievirus besiegt und den ganzen Mist auch noch überlebt haben... dann ich werde alle meine Kleider auf Boden werfen, mich in deine Fahne wickeln und laut schreiend durch die Stadt rennen."
    Ein Versprechen, das viel zu gut war, um nicht eingehalten werden zu können.

    Danach erspähte Evi Eryn, die bei diesem Ben saß. Sie wirkten vertraut, und die schöne Frau - ihre beste Freundin, wie die Taucherin mit stolz geschwellter Brust geistig hinzufügte - schien sogar irgendwie entspannt. Ihr Zustand hatte sich anscheinend nicht merklich verschlechtert, seit sie am Feuer geweint hatte, also musste ihr die bevorstehende Aufgabe wirklich Kraft geben. Das hatte etwas Beruhigendes.
    So wie damals, als sie sich nach der Zerstörung von Shengs Hope gemeinsam nutzlos gefühlt hatten und begonnen hatten, Freundinnen zu werden.
    Mit einem wundervollen Gefühl der Wehmut erinnerte Evi sich an all die Dinge, die sie Eryn zu verdanken hatte. Die Jacke, die ihr die Bardame überlassen hatte. Die Hand, die sie selbst davor bewahrt hatte, von einem bunten Wagen in den Tod zu stürzen. Die Worte, die sie bestärkt hatten mit Sheng zu sprechen.
    "Danke für alles, Evi!"
    Nein... danke dir für alles, Eryn.

    Als das dunkle Blau des Nachthimmels einem vorsichtigen Orange wich, konnte Evi einen blonden Haarschopf erkennen, der sich seinen Weg zur Veranda des Golfclubs bahnte. Wow, weiß stand Haile fast besser als das ewige schwarz.
    Das Mädchen wurde von Sheng in den Arm genommen, während Wingman mit einem seltsamen Gesichtsaudruck daneben stand. War er etwa gerührt?
    Ja, solche Gefühle löste Haile aus. Gefühle, die man an sich selbst noch gar nicht gekannt hatte, holte sie einfach hervor und ließ sie bleiben. Liebe, Mut, Hoffnung, Reue,... und man erkannte plötzlich all seine Schwächen und wollte sie in Stärken umwandeln, so wie es dieses Mädchen tat.
    "Wir...wir müssen sie retten. Sie sind unsere Familie. Wir sind eine Familie. Die Welt ist eine Familie."
    Und zwar eine richtig wundervolle Familie. Ich werde dich nie vergessen... Creep.

    Die ersten, richtigen Sonnenstrahlen an diesem Tag ließen Evis Herz schneller schlagen. Es war nicht mehr viel Zeit. Glücklicherweise war auch diese eine Person, die sie unbedingt noch sehen wollte, auch nicht allzu weit entfernt.
    Léo war nicht alleine, und Jackman schien ihr aus irgendeinem Grund ein Gewehr hinzuhalten. Es war schwer, den Ausdruck in seinem Gesicht zu sehen, denn die beiden waren doch ein ganzes Stück weg und die Sonne blendete. Aber Evi war sicher, dass Hugh der Latina gesagt hatte, dass sie ihm etwas bedeutete.
    Langsam drehte Evi sich um. Der Moment musste den beiden gehören.
    "Oh Gott, ihr seid die WAHNSINNIGSTEN..."
    "...heißesten, besten Stammesschwestern auf dieser verdammten Erde..."

    Kurz wandte die Taucherin ihr Gesicht noch einmal zu dem Pärchen, dessen Schatten im Sonnenlicht wie eine zusammengeschmolzene Einheit wirkte.
    "Alles was sie tut, alles was sie sagte, sagte sie wohl aus Liebe zu euch."
    Ja. Evi lächelte ihnen zu, und auch wenn Léo es wahrscheinlich nicht sehen würde, hatte die Taucherin das Gefühl, dass sie es spüren musste. Irgendwie.
    Wir sehen uns, Schwester.

    Geändert von Lynx (17.11.2015 um 10:15 Uhr)

  11. #11


    "Du auch nicht, klar?"

    "Klar."

    Keiner konnte sich absolut sicher sein, das langsam anbrechende Morgen zu überstehen.
    Doch sah sie langsam selbst ein, dass diese unsinnigen Versprechen wirklich Balsam für das Gemüt der Anderen sein konnte.
    Léo blickte der blonden Gestalt hinterher, als Haile sich langsam in ihrem unglaublichen Outfit entfernte. In ihr brodelte der gleiche Hass für Georgina, den Léo damals bei den Vultures für Julio empfand. Das war eine persönliche Sache und nichts hätte Haile davon abgebracht, auf dieses Himmelsfahrtkommando zu gehen, das hatte die Latina deutlich in ihren Augen sehen können.
    Wieso ihre Hermanas auf einmal alle so selbstmörderische Tendenzen aufwiesen, wollte ihr überhaupt nicht behagen.
    Sie konnte nur hoffen, dass die Mannschaft um die Teenagerin herum alles gab.
    Wenn nicht...
    Nun, dann sollten die drei Imbécils hoffen, dass Léo auch ex ging.
    Gut, was sollte sie jetzt noch tun?
    Kriegsbemalung?- Dafür war wohl kaum noch Zeit. Die standesgemäße mexikanische Aufmachung für den Tag der Toten konnte Stunden in Anspruch nehmen.
    Am dringendsten wollte sie im Moment eigentlich nur noch mit Evi reden und dann einfach nur noch bei ...

    "Léo..."

    Allein dieses Wort ließ ihr Herz höher schlagen. Die Angesprochene wandte ihren Kopf und, wie Hju ihr entgegen kam. Angestrahlt durch die ersten Ausläufer der Sonne erschien ihr sein Auftritt wie aus einem dieser Filme, die es vor dem großen Zehren gegeben hatte.
    Fast schon zu perfekt.
    Wäre da nicht seine sorgenvolle, angespannte Miene. Alles würde Léo darum geben, dafür zu sorgen, dass sich das dauerhaft änderte.
    "...hör mal. Bevor die ganze Scheiße hier anfängt uns in den Arsch zu beißen wollte ich dir noch etwas geben.“
    Noch mehr?
    „Einfach, damit du etwas mehr Sicherheit hast.“
    ....
    „Ja, ich weiss... ich bin ein alter Sack, du ne junge Frau. Kannst dich selbst beschützen, yadda yadda..."
    Auf jeden Fall verstand er sie inzwischen recht gut. Es war auch nicht mehr die Zeit, ihm große Vorträge zu halten.
    Ohne weiteres Zögern hielt er Léo sein geplündertes Gewehr und Panzertape hin.
    Perplex hob sie eine Augenbraue und starrte ihn an.
    Was sollte sie denn mit einer Schusswaffe?
    "Hier... keine Ahnung, nimms einfach. Ich fühl mich besser wenn du es hast.“
    Sollte sie das Ding als Prügel einsetzen oder wie?
    „Ich komm auch ohne klar.“
    Ihr Blick wanderte an seine Seite, wo sich das Rapier 9mm ihres Vaters gegen das Hemd deutlich abzeichnete. Er würde es wirklich benutzen? Das war mehr, als sie je erwartet hatte.
    „Kleb deine Machete vorne dran, weiß der Geier... 'n Bajonett oder so, wär doch klasse.“
    Das war ja mal ne ultrabescheuerte Idee.
    Wo-bei...
    „Hauptsache... du bist nicht Ellbogen tief in einer Zombiehorde."
    Léo hob den Blick wieder, der sich an seine Augen heftete.
    Er hatte echt verdammt Angst um sie.
    Tat alles, um ihr zu helfen.
    Diese unvergleichliche Wärme stieg wieder in ihr auf.
    Doch etwas war anders dieses Mal. Als würde ihr Jemand einen Pfeil aus Glück in den Rücken schießen.
    Sie grinste den Mann vor sich an.
    "Willst Du Dein ganzes Zeug bei mir abladen, oder was?“
    Leise lachend nahm sie Álvaro von der Schulter. Sich leicht zur Seite drehend und hinhockend, begann sie ihn zu entleeren.

    Dabei sprang ihr aus den Augenwinkel ein leuchtend-roter Fleck auf, der kleiner wurde. Reflexartig ruckte ihr Kopf herum.
    Es bestand kein Zweifel.
    Evi.
    Hatte sie sie beide gesehen? Ganz offensichtlich- sie bewegte sich ziemlich direkt von ihnen weg. Das war also dieses wunderbare zusätzliche Gefühl gewesen. Ihr erster Impuls war, ihr hinterherzurennen, sie so fest es ging in die Arme zu nehmen, einfach nicht mehr loszulassen.
    Aber wahrscheinlich wollte sie nun die letzten Augenblicke bei diesem Shingshangsheng verbringen, der Evi soviel bedeutete, wie ihr Hju. Wenn nicht sogar noch mehr.
    Sie lächelte ihr hinterher, den Gorillazahn, den sie sich nun endgültig an ihre Kette gepinnt hatte, umfassend. Die Rothaarige würde es wissen, da war ein Band zwischen ihnen und Haile, dass einfach mehr war.

    Wir sehen uns, Schwester.

    Es dauerte etwas, ehe sich die Halbmexikanerin wieder auf ihr eigentliches Vorhaben besinnen konnte.
    Hängte sich die Sichel, die sie bei den Vulture erhalten hatte, an die machetenfreie Seite ihrer Hose.
    Schließlich kam sie wieder hoch, die F88A2 in den Händen.
    „Wir tauschen. Die junge Frau hat nämlich kein gutes Gefühl dabei, wenn ihr alter Sack mit so wenig BlingBling mitmischen will...“
    Mit diesen Worten hing sie ihm das Sturmgewehr schlicht über die Schulter, bevor sie ihm Tape und Gewehr abnahm.
    Das Survival Messer aus dem Bund ziehend, ließ sie die Klinge hervor klappen und verband es mit einer Menge Panzertape an die nun ausrangierte Schusswaffe.
    Skeptisch betrachtete sie den so kreierten Speer. Dann posierte sie wie eine Kriegsprinzessin, in die aufgehende Sonne blickend.
    „Jetzt sollte ich wirklich unaufhaltbar sein. Zufrieden?“
    „Sehr...“
    Ihre Augen trafen sich.
    Der Morgen tauchte alles in ein Licht, dass einem das Gefühl gab, im Paradies zu sein. Für diesen kleinen Augenblick.
    Sie ließ ihre neue Waffe fallen und überwand die paar Schritte zwischen sich und Hju. Die Umarmung, in die sie ihn zog, glich der einer Ertrinkenden.
    Er tat es ihr gleich.
    „Wir ziehen das heute einfach gemeinsam durch und dann hat es sich.“
    Flüsterte sie in sein Ohr. Ihre Lippen begannen zu beben.
    „Bitte mach keinen unnötigen Scheiß. Seeker ist nicht von ihrer selbstzerstörerischen Ritt in die Geschichte abzubringen, das bringt mich fast um den Verstand und wenn ich heute durchstehe, werde ich die neue Seeker der Vulture, das habe ich ihr versprochen.
    Auch wenn Dich dieser Anführerscheiß total anpisst, wäre ich froh, Dich dabeizuhaben ...weil ... einfach weil das heißt, dass Du nicht krepiert bist, okay?“
    Schon wieder schlugen ihre Augen leck, was solls.
    Den bekloppten, ausweichenden Spruch mit der Knarre ihres Papas, den sie ihm abgeliefert hatte, konnte sie auf keinen Fall als letztes Wort in der Sache stehenlassen.
    „Ich will garnicht so verdammt gefühlsduselig sein, aber... ich habe wirklich Panik, schon wieder Leute zu verlieren, an denen ich hänge...
    Evi, Haile, Seeker... aber vor allem Dich...ich weiß nicht, was ich dann mache werde...
    Das ging mir solange schon nicht einfach weil...es ist so..
    Mierda....“
    Sacht löste sie sich von seinem Gesicht, sah ihn direkt an.
    So warm war die Sonne auf ihren Körpern.
    Sie spürte sein und ihr Herz im gleichen Takt schlagen.
    Ach, scheiß drauf.
    „Hju, te quiero tanto.“
    Kaum hatte sie das letzte Worte zu Ende gesprochen, legte sie ihre Lippen schon auf die seinen.
    Leise schlich eine Gewissheit in Léo hinauf.
    Jetzt war sie bereit.

    Geändert von Mephista (17.11.2015 um 17:03 Uhr)

  12. #12


    Sheng und Haile blickten der hellroten Sonne entgegen, die sich durch die grauen Wolkendecken hindurch ihren Weg bahnte und sie es schien, als würden ihre Strahlen alleine ihrem kleinen Lager gelten.
    Sie hatten einander gehalten als Evi an ihnen vorüber gezogen war und sie hatten einander gehalten, als die Zeit zum Aufbruch gekommen war.
    So waren sie zusammen gestanden, Vater und Tochter, als Haile sich schließlich vorsichtig löste, ihm einen letzten Blick zuwarf und sich dann in Richtung ihrer kleinen Bande aufmachte, die in weiterer Entfernung standen und offensichtlich die Nervösität mit allerlei Faxen überspielten.
    „Haile.“, sagte Sheng dann ein letztes Mal, das Kultistenmädchen drehte sich langsam um und blickte ihn an.
    „Wenn du da draußen bist, dann sollst du wissen, dass mein Herz als Vater platzt vor Stolz, dass mein kleines Mädchen die Welt retten wird.“, sagte er mit Tränen in den Augen und einem Lächeln im Gesicht.
    „Auch wenn die Welt dir immer Anderes gezeigt hat, sie ist bei dir in guten Händen. Du wirst es schaffen.“
    Und als er dann lächelte und schwieg, da spürte Haile einen so schlimmen Schmerz in ihrem Herz, dass sie die paar Schritte zurückgerannt kam und ihren Ziehvater, eng in die Arme schloss, eine Umarmung, die voller Liebe erwidert wurde.
    „Wenn du Georgina unschädlich machst, Kleines, gib ihr einen Tritt von mir. Dafür, dass sie dich erst so spät bei uns eingeschleust hat und mir damit die Gelegenheit entzog, dich schon früher kennen zu lernen.“

    ---


    Sara blickte ihn ernst an und war aufgrund der überraschenden Neuerung atemlos nach hinten gegen den Baum gesunken, an dem sie gelehnt hatte.
    „Das ist eine große Ehre und eine große Verantwortung…“, sagte sie unsicher und blickte beschämt zu Boden.
    „Und deswegen frage ich dich.“, sagte Frank so leise, dass Sara aufblickte und ihn fest musterte.
    „Dann wird Thomas jedoch ein Farmer werden und kein Sheriff.“, lächelte sie unsicher und übte sich vorsichtig an einem Witz.
    „Das ist unwichtig, wichtig ist alleine, dass er lebt und ein gutes Leben hat. Mit einer Frau, die ihn liebt und die er Mutter nennen kann.“
    Sara nickte abermals und blickte ihm in die Augen.
    „Ich verspreche es.“

    ---

    Ben wollte sich gerade freudestrahlend den zweiten Rest des Riegels aus Eryns Hand zu Gemüte führen und einen herzhaften Bissen nehmen, als sie ihm eröffnete, dass sie infiziert war.
    Erschrocken und im Reflex warf er den Riegel angeekelt hinter sich und starrte sie an. Und er konnte erkennen, dass er sie damit verletzt hatte, das wurde ihm sofort klar und die Bardame erkannte dank ihrer Menschenkenntnis, wie sehr er sich in diesem Moment dafür schämte.
    Er blickte zu Boden und griff hinter sich, um nach dem Riegel zu greifen.
    Als er ihn endlich hatte, hielt er ihn so fest umklammert, dass er noch mehr zu schmelzen drohte.
    „Wenn wir uns wiedersehen und du gesund bist, Eryn, dann werden wir am Feuer tanzen. Versprochen. In wenigen Stunden sind wir alle in der Schlacht. Für dich und für Menschen wie dich. Für die Kranken, die wir gesund machen werden. Weil wir mit den Menschen auch die Welt heilen.“
    Er klang naiv, doch er sprach es mit voller Überzeugung aus und hieb dabei mit der anderen Hand auf den Boden.
    „Wir werden tanzen.“, sagte er noch einmal in das Licht des erwachenden Morgens hinein.

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •