Zusammen, geschlossen als Gruppe betraten sie den Bunker. Jackman war froh, dass sie ihm noch die Gelegenheit gaben sich seine Socken, Schuhe und sein Hemd wieder anzuziehen. Das wichtigste Treffen und die wichtigste Besprechung der Welt, wollte er nicht halbnackt bestreiten. Er schulterte seinen Rucksack, sein Gewehr und klopfte sich kurz an die Seite.
"Sie gehörte dem wichtigsten Mann in meinem Leben, dass soll auch weiterhin so bleiben..."
Als er sich sicher war, dass er alles bei sich hatte konnte es nun also endlich losgehen.
Léo führte sie. Sie als einzige, die bereits hier drin war und wusste was sie erwarten würde. Von den warmen Fingern an die Hand genommen ließ er sich von ihr führen während die anderen ihnen hinterstapften.
Das Innere der Anlage war beeindruckend und beunruhigend zugleich.
Die nackten Betonwände die vom kalten Licht der Lampen fast schon kränklich blass wirkten. Die schweren Stahltüren in den Gängen. Die Stille die nur davon gebrochen wurde, dass Ihre Schritte widerhallten.
Als sie den Konferenzraum betraten und auf die leergeräumte Wand blickten die förmlich mit Plänen, Fotos und Dokumenten tapeziert war, kamen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus.
So viel Energie und so viel Arbeit wie hier reingeflossen sein muss... jedem wurde immer bewusster wie ernst es wurde.
Dann hörte er die Stimme aus dem Radio hinter sich. Weniger blechern, weniger mit statischem Rauschen belegt.
"Willkommen im Außenposten 1Alpha der Forschungsstation San Antonio. Ich bin Colonel Ellen Boyd, Codename RedWitch."
Hugh drehte sich um und schaute die Rothaarige fassungslos an.
Ellen Boyd. 20 Jahre war das nun her, als er zusammen mit ihr und ein paar weiteren Freiwilligen ein Kunstück sondergleichen durchzog. Verkleidet, mitten durch die Nationalgarde.
"Bitte - setzen Sie sich. Wir haben einiges zu besprechen, und ich nehme an, Sie haben einige Fragen."
"Verdammt das kann man laut sagen."
Jackman zog zwei Stühle vom Tisch hervor und platzierte sich auf einem der beiden. Er machte es sich gleich bequem.
"Das wird ne wilde Fahrt, ich hoffe ihr seid hier oben gut vorbereitet."
"Das wird ne wilde Fahrt, ich hoffe ihr seid hier oben gut vorbereitet." - "Oh yeah, wilde Fahrt klingt guuuut!" tönte es als Antwort aus Kerosas Richtung, prompt gefolgt von Grinsern und einem unterdrückten Prusten weiter hinten aus der Gruppe.
Während Jackman sich bequem in seinem Stuhl zurücklehnte, hörte er hinter sich ein empörtes Schnauben aus Richtung Enigma angesichts dieses saloppen Unterbrechung. "Unangemess..." - "Sergeant." Mit einer knappen Geste brachte die RedWitch ihren Untergebenen zum Innehalten. "Angesichts der Leistungen, die diese Herrschaften erbracht haben, sollten wir uns nicht über Protokollfehler aufregen. Bitte, setzen Sie sich." Sie deutete einladend auf den Tisch. "Ich würde später gern mehr erfahren über das, was Sie auf ihrem Weg hierher erlebt haben - zunächst aber ein Blick auf den Teil des Weges, der noch vor uns allen liegt." Ellen ließ den Blick über die wild gemischte Gruppe vor ihr schweifen - einschätzend, taxierend, als würde sie im Geiste die Tauglichkeit jedes einzelnen für die kommende Schlacht bewerten.
"Spähern zufolge hat der Cult of Vision die Stadtgrenzen San Antonios bereits überschritten. Sie kommen dankenswerterweise nur relativ langsam voran, dennoch ist mit ihrer Ankunft an der Forschungsstation im Laufe des Vormittags zu rechnen." Und das in einer Masse, wie ich sie seit den Horden der ersten Jahre nicht mehr gesehen habe... ein Gedanke, den sie für sich behielt - die Leute vor ihr, gerade diejenigen die in die Station vordringen würden, würden dann ganz andere Sorgen haben.
"Angesichts unserer Zahl bin ich zuversichtlich, dass die Zeit für uns morgen dennoch ausreichen sollte, um unser Ziel zu erreichen: den Tank mit Patient Null ins Labor zu schaffen, und es lange genug zu halten, um die Formel für das Heilmittel gegen den Zombievirus zu erhalten. Mir wurde seitens des Laborleiters versichert, dass der Prozess nur kurze Zeit in Anspruch nehmen sollte, und die Herstellung des Mittels dann auch mit einfachsten Mitteln zu schaffen sein wird - im schlimmsten Falle würde es also ausreichen, wenn es einem kleinen Trupp gelingt mit der Formel zu fliehen, und die Arbeit andernorts weiterzuführen."
Ellen atmete tief durch. Jetzt kam der unangenehme Teil. "Die Situation in der Einrichtung selbst ist allerdings... schwierig. Ein kurzer Abriss der Lage: vor knapp fünfzehn Jahren gab es einen schwerwiegenden Zwischenfall. Ich selbst war zu dem Zeitpunkt im Außendienst unterwegs - moralbildende Maßnahmen für die Restbevölkerung der Stadt." Sie nickte in Richtung Enigma "Anhand der Überwachungsaufnahmen kann ich soviel sagen: eine Zombiehorde gelang ins Innere der Anlage und überrannte das Sicherheitspersonal. Unsere Forscher konnten sich im Labortrakt verbarrikadieren, eine Flucht war durch die schiere Masse an Zeds aber nicht möglich. Sie hatten da drin einiges an Vorräten, und arbeiteten so lange es ging weiter an ihrem letzten Projekt, während ich mit meinem Team versuchte, die Horde zu dezimieren." Ihr Blick senkte sich einen Moment zu Boden, und lächelte dann freudlos. "Den meines Teams, der es nicht geschafft hat, haben Sie beim Betreten des Bunkers ja bereits gesehen." Sie straffte sich. "Wie dem auch sei, letztendlich wagten unsere Forscher einen Durchbruchsversuch - leider erfolglos. Dr. Ericson hat es noch geschafft, die Notfallverriegelung zu aktivieren. Damit hat er sich und seine Kollegen mit einem Teil der Horde zwischen zwei Sicherheitstüren eingesperrt, und so verhindert dass die Zeds ins Labor kommen."
Betroffene Stille senkte sich über den Raum. Wenn dort niemand mehr war, wie sollte ihnen dann die Herstellung des Heilmittels gelingen? War die ganze Reise, mit all ihren Anstrengungen, Entbehrungen und Opfern am Ende etwa vollkommen umsonst gewesen?
Angesichts der geschockten und zweifelnden Gesicher sprach Ellen rasch weiter, als erstes Gemurmel im Raum aufkam - bemüht darum, den heftigen Schlag, den sie gerade ausgeteilt hatte, schnell wieder etwas abzuschwächen. "Nicht dass wir sie noch zwingend brauchen würden, zum Glück - so makaber das auch klingt. Das Team bestand nicht gerade aus den Jüngsten, und nachdem nicht absehbar war wann und ob Patient Null wieder auftaucht, haben sie eine Art automatischer Diagnoseeinheit geschaffen, die, mit Virusproben von Patient Null gefüttert, sich autonom an die Analyse und Herstellung des Heilmittels machen sollte. Sozusagen als Versicherung für den Fall, dass sie nicht mehr da sein würden wenn die Virusproben ankommen."
Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und trat rasch um den Tisch herum, zu einer der vielen Pinnwände, an der sie die vorhin ausgedruckten Pläne befestigt hatte.
"Das ist also der aktuelle Stand. Die Reste der Zombiehorde haben sich seitdem natürlich zerstreut, das Gebäude selbst hat allerdings seitdem unter den Naturgewalten gelitten - wir hatten hier einige Überschwemmungsjahre. Das Einbringen des Tanks wird daher nicht ganz einfach."
Ellen stellte sich so neben die Pläne, dass alle Anwesenden einen guten Blick darauf hatten, und deutete zunächst auf den unteren.
"Die gute Nachricht - und ja, ich bin mir bewusst dass 'gut' in unserer Situation ein sehr relativer Begriff ist -: trotz der durch Unterspülungen eingestürzten Teilbereiche scheint der Labortrakt weiterhin intakt zu sein, und es gibt noch einen Zugang über die Hauptkorridore, der breit genug für den Tank ist. Durch Dr. Ericsons Eingreifen wurde aber wie gesagt die Notfallverriegelung aktiviert - das heißt massive Feuerschutztüren, die einzelne Gebäudeteile voneinander abriegeln. Von Hand sind die Türen kaum zu bewegen, wenn die Energieversorgung aber wiederhergestellt würde, wäre es möglich zumindest die Außentüren mit Keycards zu öffnen."
Sie deutete auf den oberen rechten Teil der Karte. "Die Energieversorgung erfolgte über Solarzellen - nach der langen Zeit wahrscheinlich staubbedeckt und leicht beschädigt. Jemand muss sich also hier aufs Dach begeben und die Stromversorgung reparieren. Durch den hier dagegengeprallten Truck ist das möglich, aber nicht gerade eine leichte Kletterpartie." Ihr Zeigefinger wanderte über ein Treppensymbol zu dem mit "Observation" bezeichneten Raum. "Anschließend wäre es für das Team möglich, über den Dachzugang in den Forschungstrakt zu gelangen. Mit einem Glasschneider sollte man durch die Sichtscheibe zwischen Obversationsraum und Hauptlabor durchkommen."
"Nächstes Problem: die Tür zum Labor lässt sich nicht mit den Keycards öffnen, sondern aus Sicherheitsgründen nur aus dem Kontrollraum nebenan. Durch die Einstürze hier und hier ist ein oberirdischer Zugang nicht mehr möglich - am ehesten kommt man dort noch über die Kellerräume hinein. Die wiederum erreicht man nur über die Tiefgarage - die seit Jahren schon überschwemmt ist." Ellen zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Mir ist bewusst wie verworren und unlogisch das erscheinen muss - bedenken Sie bitte, das Gebäude war ursprünglich nicht als Hochsicherheitslabor ausgelegt. Die Umbauarbeiten und die Einstürze haben alles nicht unbedingt einfacher gemacht."
"Also, zusammengefasst - ein Team muss aufs Dach und die Stromversorgung zum Laufen bringen. Ein weiteres muss über die überschwemmte Tiefgarage zur Türsteuerung vordringen. Und ein weiteres muss den Tank ins Gebäudeinnere bringen, und die ehemaligen Forscher neutralisieren, die hier ..." Ein Tippen auf das Warnsymbol in der Kartenmitte "... zwischen den Türen eingesperrt sind. Sie waren zum Todeszeitpunkt bereits stark geschwächt, also sollte das Durchdringen aber verhältnismäßig leicht fallen. Bitte keine Schußwaffen im Gebäudeinneren - die Umbauten waren sehr provisorisch, und an den Decken hängen teilweise offen Leitungen und Kabelstränge, die nicht beschädigt werden sollten."
"Oh, und ... " Ellen wies auf das kleine Rechteck ganz unten auf der Karte. ".... es wäre sicher eine Erleichterung für das Tank-Team, wenn jemand das Rudel wilder Hunde beschäftigen könnte, das sich im ehemaligen Pförtnerhaus eingerichtet hat - sie reagieren ziemlich empfindlich, wenn jemand sich ihrem Bau nähert."
Ellen zeigte auf den Raum "Labor". "Sobald das alles geschafft ist, muss nur der Tank mit Patient Null nur noch mit dieser Maschine verbunden werden. Alles weitere sollte dann selbständig geschehen. Natürlich braucht das alles Zeit - wir sollten daher versuchen, die Feindkräfte so lange wie möglich aufzuhalten.
Sheng meldete sich zu Wort: "Sollte uns nicht allein schon das Minenfeld einiges an Zeit verschaffen? Es wird sie zwar nicht auf Dauer aufhalten, aber wenigsten die ersten paar Wellen verlangsamen." Ellen runzelte kurz die Stirn und lächelte dann. "Ah, ein berechtigter Einwurf, schätze ich - aber nein, das 'Minenfeld' wird sie nicht aufhalten. Es... nun, es besteht im Grunde nur aus ein paar mit Handgranaten gesprengten Kratern, und jeder Menge offiziell aussehender Schilder. Minen hat es da draußen nie gegeben." Sie zuckte mit den Schultern und ließ ein kurzes, stolzes Grinsen aufblitzen. "Irgendwie musste ich das Gebäude ja vor Plünderern sichern, und niemand lässt sich gerne die Beine wegsprengen."
Oh. Angesichts dieser Enthüllung kam abermals Gemurmel in der Gruppe auf - sicher war es gut zu wissen, dass sie selbst sich nicht beim Transport des Tanks in die Luft jagen würden, aber wie sollten sie nur mit ein paar Mann bitte diese riesige Armee aufhalten? Das Minenfeld hatte wenigstens einen kleinen Vorteil für sie versprochen.
Ellen wandte sich nun der oberen Karte zu. "Nun, was die Verteidigung angeht - von den bisherigen Bewegungen der Kultisten ausgehend ist ein Angriff aus Nordosten am wahrscheinlichsten.Glücklicherweise gibt es dort noch Reste einer Verteidigungsstellung aus den Anfangstagen." Sie deutete von oben nach unten auf die drei Stellungen.
"Dieser Panzer hat eine gerissene Kette, kann aber noch schießen. Das Rohr neigte damals zur Überhitzung - um ihn dauerhaft einzusetzen werden es daher kühlen müssen. Es gibt einen Gully in der Nähe - das Wasser daraus sollte zur Kühlung ausreichen, wir benötigen nur einige Läufer, die Wasser herübertragen."
"Das MG-Nest hier kann mit drei Mann besetzt werden - der Aufgangsbereich ist sehr offen, daher wäre es sinnvoll hier einige Wachen für das MG-Nest abzustellen, die den Schützen den Rücken freihalten."
"Und zuletzt gibt es hier noch eine Mörserstellung. Der Munitionsnachschub ist hier allerdings problematisch - der Truck mit den Mörsergranaten ist unweit davon im Schlamm steckengeblieben, also muss jemand die Munition zu Fuß zum Mörser tragen."
"Vorteilhaft für uns ist, dass die Zed-Horden gewöhnlich zu dumm für Flankenmanöver sind - je länger diese Verteidigungslinie also standhält, desto größer die Chance auf Erfolg in der Forschungsstation. Falls ihre Anführer aber auf die Idee kommen, die Horde um unsere Linien herumzuführen... nun... es gibt noch einen einsatzfähigen Jeep da draußen - man könnte versuchen damit direkt zur feindlichen Führung durchzubrechen, aber das wäre ein absolutes Himmelfahrtskommando."
"Was es jetzt noch zu klären gilt, ist die Frage, wer wo zum Einsatz kommen soll - und das müssen Sie entscheiden, die kennen Ihre Leute am besten." Erwartungsvoll blickte Ellen in die Runde.
Sheng hatte schweigend zugehört und hatte den Ausführungen von Ellen nickend gelauscht. Evi merkte seine Anspannung dadurch, dass erst der Griff an ihrer Hand von weich zu fest wurde und er sie dann endgültig losgelassen hatte, um sich einige wenige Notizen in sein neues „Redenbüchlein“ zu schreiben.
Sein Blick war so sorgen,- wie hoffnungsvoll, als er die Anwesenden musterte. Dann nickte er Wingman zu, der bereits vollkommen in den Karten der Frau vergraben gewesen war und dessen Augen nur so über die gemalten Linien flogen und flitzen.
Dann richtete sich der ehemalige Pilot auf und er sagte erst leise, dann langsam sicherer und damit lauter werdend:
„Das ist ein… guter Plan, soweit.“
Er stützte sich wieder ab und begann imaginäre Figuren hin und her zu schieben, die augenscheinlich nur er sehen konnte.
„Also, es ist klar, dass wir unsere großen Trumpf, die Kämpfer der Vulture…“ Er nickte Seeker, die sich für alle überraschend ebenfalls eingefunden und die Technik naserümpfend und ein wenig angewidert betrachtete, zu, die sich nun ihrerseits interessierte vorbeugte, mit einer fließenden Bewegung ihr Messer zog und auf den Tisch schleuderte. „WIR kämpfen ganz vorne. Direkt gegen den Feind und erkaufen euch so die Zeit die ihr braucht. Wir opfern uns für einen Platz in den Legenden und Geschichten der Kindern der Schlange, die nach uns kommen.“
Wingman wischte sich nervös etwas Schweiß von der Stirn. Dann wurde er ruhig und nachdenklich. „Das zu entscheiden steht mir nicht zu, aber ich schlage einen Flankenangriff vor. Während einige von uns und die Besten der Vulture die Kampflinie besetzen und in das Forschungszentrum vorrücken, könnt ihr ja durch diese Vororte marschieren und den Feinden dann sozusagen in die Flanke fallen.“
Seeker nickte dazu nur stumm und warf dann schnarrend ein. „Es sei denn, ihr braucht mich bei eurer Linie, dann werde ich mit den Leuten, die ihr bei euch haben wollt, an eurer Seite sein, während der Clan diesen Angriff ausführt. Sterben ist leicht. Jeder Narr bekommt das hin.“
Damit nickte sie Hugh erwartungsvoll und ihr Grinsen wurde wieder so boshaft und wölfisch als sie Hugh mit Blicken förmlich herausforderte und sich dann wieder in eine dunklere Ecke des Raumes zurück zog.
Dann ergriff Enigma das Wort: „Vorschlag: Skypeople richten sich auf halbem Wege ein. Location: Hinter den eigenen Linien. Zweck des Ganzen: Errichten eines medizinischen Auffang- und Koordinationslagers. Zusatzinformation: So helfen wir den Unterstützern wahrscheinlich am Besten.“ Dann überlegte er kurz und fügte hinzu. „Persönliche Anmerkung: Damit ich das alles gut koordinieren kann, werde ich mich jedoch bei den Spezialisten einfinden. Also in einem der drei Sektoren.“
Sheng atmete einmal aus und alle Blicke waren auf ihn gerichtet. „Die Geretten aus Shengs Hope sind in desolatem Zustand. Aber wir leben. Dank des Mutes der Menschen aus unserer Mitte. Ich werde uns trotzdem so aufmarschieren und postieren, dass wir einen kleinen Schutzgürtel aus bewaffneten Personen rund um das Forschungsgelände bilden können. So können wir einzelne Feinde, die sich von hinten nähern wollen, ausschalten und euch so im Forschungszentrum zudem weiter Zeit verschaffen. Ich weiß jedoch von einigen Freiwilligen aus Shengs Hope, die in guter Verfassung sind und einfach mehr tun wollen. Die Liste mit Namen gebe ich Hugh. Und damit bin ich bei einem anderen Thema…“
Dann ging er direkt auf den Anführer der Reisdenden zu und straffte sich: „Hugh, ich möchte, dass Sie die Planung übernehmen, wer an welcher Stelle eingesetzt wird.“
Hugh zog skeptisch die Augenbrauen hoch und murmelte „Was zum Fick…“
Sheng hob die Hand. „Zeit ist das Einzige, das uns fehlt. Ich bin ein guter Anführer. Aber Sie sind besser. Sie haben den Respekt Ihrer Leute und werden im Moment von vielen Anderen respektiert und geschätzt. Das kann ich mir nicht auf die Flagge schreiben. Was wir jetzt brauchen, ist ein einzelner, starker Anführer. Der schnell entscheidet.“
Und dann grinste Sheng, doch seine Augen schimmerten traurig. „Und Jemanden, der eine Mordswut im Bauch hat und sich keine Gedanken über das macht, was wir verlieren könnten. Das sind Sie. Nicht ich.“
Und damit streckte er ihm die Hand in einer respektvollen Geste entgegen.
Geändert von Daen vom Clan (14.11.2015 um 13:29 Uhr)
Morris hob eine Augenbraue und nahm noch einen tiefen Schluck aus dem Tonbecher, blickte dann auf den letzten Rest Bodensatz und stellte seufzend mit pikierter Geste den Becher wieder auf den Boden.
„Ein Biologe also? Das wurde bestimmt gut bezahlt, damals. Witzig irgendwie, ich glaube, du bist der erste Wissenschaftler in meinem Leben mit dem ich zusammen trinke.“
Er drehte den Becher in den Händen.
„Oder mit dem ich gerne weiter getrunken hätte. Schade, dass Derrick nicht hier ist und seine Bar offen hat, ich glaube, mein Freund, ich hätte dich nun wirklich gerne zu einem Umtrunk eingeladen, ein Tribut an die gute alte Zeit, als Leute wie ich noch Leute wie dich finanziert haben, damit du die Welt rettest und ich noch reicher werde.“
Damit stellte er den Becher endgültig auf den Boden und blickte in die Dunkelheit in Richtung des Sarges.
„Dann hast du dir unseren Kumpel Adam bestimmt schon angesehen und weißt alles über ihn. Ich meine, wie ist er denn so? Ist er Fan der Chicago Bulls oder doch eher Football-Fan?“
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Ellen Boyd, die als RedWitch über die letzten Geheimnisse hier Bescheid gewusst und diese jahrelang zu hüten verstanden hatte, zeigte mit einem langen Stock aus schwarzem Holz, der irgendwie Ähnlichkeit mit einer Reitgerte hatte, auf verschiedene Areale auf ihrer Karte. Sie hatte vor zwanzig Jahren eine Rolle annehmen müssen um überleben zu können und diese Rolle füllte sie augenscheinlich noch immer aus.
Und sie hatten nun endlich einen Plan. Sheng, Wingman und einige Andere, die der Beschreibung des Plans beigewohnt hatten, waren in Gedanken versunken, denn noch war nichts erreicht.
Sie hatten nun endlich einen Plan, einen sehr detaillierten sogar und doch fühlte es sich an, als wären nur die Umrisse grob skizziert, als wären noch viele weiße Flecken auf der Landkarte, die in gewundenen Pfaden morgen zu ihrem Sieg oder ihrer Niederlage führen sollte. Diese weißen Flecken waren die Menschen, diejenigen, die sich bis tief in das Herz der Finsternis vorwagen sollten, die Menschen, die die letzten Waffen der alten Welt einsetzen sollten, um eine Flut an Feinden, gierigen Mäulern und zu Klauen verformter Finger aufzuhalten. Dann diejenigen, die ihnen dort helfen sollten, indem sie die schlecht ausgebaute Kampfstellung unterstützten oder beschützten.
Und dann gab es da noch diejenigen unter ihnen, die dann Adam nach drinnen eskortieren mussten.
Ein schwer zu transportierender Sarg. Es war an den Gesichtern abzulesen, dass sie Antworten und Ideen suchten, auf Anweisungen und Befehle warteten und so legte sich eine erwartungsvolle Stille auf das kleine Lager der Retter der Menschheit, die selbst von Gesang und Tanz der Vulture nicht komplett durchbrochen und gestört werden konnte.
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Seeker Vulture grinste. Todesverachtung und die pure, leidenschaftliche Lust am morgigen Gemetzel standen ihr in das Gesicht geschrieben, als sie sich mit federnden Schritten wieder aufmachte, ihr Lager aufzusuchen und ihre Krieger zu instruieren.
Das Leben glänzte in ihren Augen und wenn man genau hinsah, dann konnte man erkennen, wie Gänsehaut ihren Leib überzog, als sie das Gehörte an ihre besten Krieger weiter gab und ihnen einschärfte, wo ihre Aufgabe sein würde.
Und dann machte sie sich auf, um Pray und Voodoo davon zu unterrichten, dass ihr Platz möglicherweise an ganz anderer Stelle sein könnte.
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Wingman übernahm eine ähnliche Aufgabe für die Geretteten aus Shengs Hope, die nachdenklich und aufmerksam lauschten, als er ihnen mit der heiseren Stimme aus Skepsis und Paranoia eindringlich erklärte, wie gefährlich es war und werden konnte, wenn nur ein feindlicher Kultist durch ihre Verteidigung hindurchschlüpfen würde und sie sehr das die Tapferen, die sich für das Zentrum gemeldet hatten, in Gefahr bringen würde.
Es schien, als wäre die Last der Welt auf Wingmans Schultern verteilt, als er sich trotzdem eingestehen musste, dass der Schirm, den zur Abwehr spannen würden, trotzdem sehr löchrig war, denn trotz der Rettung ihrer Leute war das abzudeckende Gebiet groß und er hätte sich auf jeden Fall noch einmal gut fünfzig Personen mehr gewünscht.
Die Nervösität überspielte er mit Waffendrills und dem Einzigen, das ihm immer ein wenig Ruhe verschaffte – dem Putzen und Pflegen von Waffen und dem Zählen von Munition, kurzum, seine Artillerie in guten Zustand zu bringen.
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Sheng selbst war überall zu finden, munterte auf, schenkte Trost, vergab lächelnd Komplimente.
Obschon ihm nichts wichtiger war als jetzt einfach nur die Berührungen von Evi zu spüren, sie zu küssen und in dem Wissen, angekommen zu sein, in ihren Armen zu liegen, hatte ihn doch eine große Unruhe und Aufregung erfüllt.
Es war ihm nicht leicht gefallen, diese Aufgabe Hugh zu übertragen, doch er wusste, dass dieser Mann über riesige Vorteile verfügte. Und das war der Respekt, der ihm überall entgegengebracht wurde.
Er musste zum zweiten Mal über seinen Schatten springen, mit Anlauf sogar, denn es galt, die Stärke für Verzicht aufzubringen.
Sheng hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als seine Leute zu begleiten, auf der Reise für sie da zu sein und sich nützlich zu machen, doch Shengs Hope musste weiter bestehen.
Und er wäre dafür gestorben, sie in dieser schlimmen und dunklen Stunde anzuführen und sie zum Sieg zu führen.
Doch unter seinem Kommando, dass im Grunde nichts Anderes als fromme Wünsche und Träume eines waschechten, zum Frieden geborenen, Siedlers waren, konnten sie nicht gewinnen.
Er wäre nur der Anführer der Niederlage geworden und es schmerzte so sehr, ein weiteres Mal nur aus dem Schatten anderer, besserer Männer und Frauen heraus agieren zu können.
Doch das Ziel, dem er vor zwanzig Jahren Treue geschworen hatte, forderte dieses Opfer von ihm.
Und wenn er in der von Lagerfeuern durchbrochenen Dunkelheit ab und an Evis roten, unverwechselbaren Haarschopf wippen sah, wusste er, dass Zukunft wichtiger war als Eitelkeit. Eine Zukunft mit ihr, vielleicht, sofern sie den morgigen Tag überleben würden.
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Kerosa, Thorn und Blades standen abseits und warteten auf Haile und Raoul oder zumindest auf Eryn. Auf irgendjemanden jedenfalls, der Teil der kleinen Bande war, wie sie eben beschlossen hatten.
Kerosa hatte sich das zwar alles angehört, während sie versucht hatte, so viel Elektronikschrott wie nur möglich in ihre Tasche zu stopfen, doch richtig schlau war sie aus dem Gerede nicht geworden. Dafür war sie auch zu abgelenkt gewesen durch die kleinen Schätze, die sie nun sauber aufgereiht vor sich ausbreitete und genauer in Augenschein nahm. Zwar würde sie damit nichts wirklich bauen können, aber alleine schon das gestohlene Werkzeug war in ihren Augen fast besser als ein Orgasmus, wie sie sagen würde.
Thorn verschränkte grade die Arme und stampfte mit dem Fuß auf. „Nein.“, war das einzige, dass er sagte, gefolgt von einem leisen und zarten „Nein, ich glaube ebenfalls…nicht.“ von Blades.
Die junge Flamerider warf die Arme hoch und lachte: „Auch gut, dann verliert ihr beiden Plattreifen eben die Wette. Ich verwette meinen Arsch, dass die Beiden grade Motoröl tauschen! Eine Inspektion des Fahrwerks durchführen. Die Gestellnummer freirubbeln, jede Wette! Haile hat auf JEDEN Fall Motorenöl im Blut, ich meine, sie ist vielleicht zu einem Fünftel Siedler und zu einem Fünftel Kultist und zu einem Fünftel Vulture. Aber auf JEEEEDEN Fall zu zwei Fünfteln Flamerider.“, tönte Kerosa grinsend und begann mit einem der Schraubendreher den Schrott in Kleinteile zu zerlegen.
Geändert von Daen vom Clan (15.11.2015 um 11:45 Uhr)
Evi hatte der Besprechung mit der RedWitch stumm gelauscht, aber hatte beinahe freudige Aufregung gespürt, als diese Karten hervorkramte und einen Plan formulierte. Sie hatte quasi alles bedacht, jegliche Schwachstellen und Gefahren ausgemacht, und bot ihnen einen Lagebericht, der genauer kaum sein konnte. Doch die aufflammende Gewissheit, hiermit einen Sieg zu erlangen, wurde schnell erstickt.
So viele Menschen würden an dem hier teilhaben. So viele Leben, die auf dem Spiel standen.
Sie hatte es in Eryns bleichem Gesicht gesehen. Wie sie grimmig auf den Punkt starrte, dessen Erreichen Ellen als "Himmelfahrtskommando" beschrieben hatte. Um jeden Preis wollte die Schönheit dort hin, völlig egal was es für Gefahren barg. Und erstmals, seitdem sie alle diesen Ort erreicht hatten, spürte Evi wirkliche, nackte Angst in sich aufsteigen. Am liebsten wäre sie augenblicklich alleine losgezogen. Alle schienen so entschlossen wie Eryn. Angetrieben durch Hoffnung, Mut, Kameradschaft und Rache wollte jeder seinen Teil beitragen. Und das mussten sie auch, weil es mit einer Hand voll Freiwilliger diesmal nicht getan war. Wie viele würden am Ende übrig bleiben?
Evi suchte schließlich, nachdem sie eine Weile erst einmal keine Ahnung gehabt hatte, was sie nun machen sollte, die Anhöhe auf, wo immer noch die Decke lag, die Voodoo vor ein paar Stunden - es kam ihr vor wie Ewigkeiten - hier für sie ausgebreitet hatte. Ihr Top und ihre Jacke lagen achtlos am Boden. Einen Augenblick lang setzte sie sich, starrte einfach nur auf das Feuer im nahen Lager der Vultures und versuchte an nichts zu denken. Nicht an die lähmende Panik, die irgendwo unterschwellig zu wachsen begann bei dem Gedanken, irgendjemandem könnte etwas passieren. Nicht an die suchenden Blicke auf der Karte, um die perfekte Aufgabe zu finden, bei der man sein Leben guten Gewissens lassen konnte. Nicht an die emsigen Schritte, die Sheng gerade tat, um am besten allen gleichzeitig helfen zu können.
Sie musste sich beruhigen. Nichts würde die Menschen um sie herum mehr irritieren, als wenn sie ausgerechnet jetzt keine Kraft mehr hatte, an sie zu glauben. Aber dieser riesige Kloß im Magen, diese erstickende Angst um ihre Liebsten, ihre Familie... wie sollte sie das loswerden?
Am Nachthimmel, der durch die Feuer der Lager eine fast bleiche, dunkelblaue Farbe angenommen hatte, bahnte sich kaum sichtbar eine Sternschnuppe ihren Weg. Wenn ich nur einen Wunsch frei habe, dann wünsche ich mir....
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Evi musterte noch einmal die eindrucksvollen Pläne, die Ellen ausgedruckt hatte, als Sheng einmal mehr ebenfalls einen Blick darauf werfen wollte. Obwohl er nicht für die Einteilung zuständig war und sich rührend um alle kümmerte, die seinen Weg kreuzten, wollte er wohl regelmäßig sehen, ob sich etwas ergeben hatte.
Die Taucherin lächelte ihn an. "Bist du zufrieden mit dem Plan?", fragte sie möglichst arglos und er nickte. "Der Plan ist gut, wir alle werden das gemeinsam schaffen."
"Mhm, das denke ich auch.", entgegnete Evi, aber musterte ihren Gegenüber dabei. Er wirkte schon etwas nervös, aber es wirkte eher wie die Aufregung vor der Schlacht, als dass er sich erlaubte, sich Sorgen zu machen.
"Was?" Sheng hatte ihren abschätzenden Blick bemerkt und grinste unsicher.
"Ich würde dich am liebsten in Watte packen und irgendwo ganz weit weg stellen, damit nicht mal ein Lufthauch an dich herankommt.", antwortete Evi scherzhaft, obwohl ein nicht unwesentlicher Teil von ihr mit vollem Ernst sprach.
"Wird aber wahrscheinlich nicht klappen. Also werde ich dich nicht aus den Augen lassen. Was... was würdest du denn gerne machen? Wo möchtest du hin?"
Sheng sah gar nicht auf die Pläne, sondern erwiderte nur mit entschlossenem Blick: "Wo ich eben gebraucht werde."
Natürlich. So einfach konnte das ja nicht sein.
"Was wäre denn etwas für dich?"
Evi ließ ihre Finger über das Papier wandern. Geschütz - nicht wirklich. Erster Ansturm der Feinde - haha, nein. Infizierte Hunde - oh Gott.
"Ich weiß auch nicht genau."
Fieberhaft überlegte sie, wie sie diesen selbstlosen Mann davon überzeugen konnte, irgendwelche Tendenzen preiszugeben. Vielleicht erst einmal etwas verhältnismäßig Ungefährliches vorschlagen? Supportzone? Klang zumindest besser als Kampfzone.
"Vielleicht diese Granaten da schleppen. Obwohl, ich musste dir sogar helfen, die Tische im Dusty Derrecks zu stapeln und das war fast eine Katastrophe. Vielleicht also nicht wirklich was für uns beide." Bei der Erinnerung daran musste sie leise lachen.
"Dabei hast du damals sogar Shaun davon abgehalten, mich zu verprügeln, also lag es wahrscheinlich an mir. War das das Adrenalin? Oder warst du einfach nur schnell genug, um ihn zu überraschen? Vielleicht bist du auch einfach sehr zäh..."
Sie legte ihm kurz sanft ihre Hand auf den Arm.
"Du hast so viele Stärken. Auf welche davon vertraust du denn am meisten? Ich vertraue dir sowieso mit absolut allem, und werde überall mit dir hingehen."
„Dann hast du dir unseren Kumpel Adam bestimmt schon angesehen und weißt alles über ihn. Ich meine, wie ist er denn so? Ist er Fan der Chicago Bulls oder doch eher Football-Fan?“
Howard rechnete es Morris an, dass er sogar in dieser Situation noch einen Sinn für Humor behalten hatte. Er schien ja auch selbst wie ein Artefakt der alten Welt, so non-challant er über Dinge sprach die schon seit Jahrzehnten der Vergangenheit angehörten und wohl bald komplett vergessen werden würden, auch in ihrer neuen Welt ohne die Infizierten. Eine Welt die gezwungen war, wieder von vorn anzufangen, alle Errungenschaften der Zivilisation von neuen zu erkämpfen. Doch falls sie heute erfolgreich waren, hatten sie zumindest eine gute Chance, konnten dem langsamen Sterben der Menschheit ein Ende setzen.
"So wie er in die Vereinigen Staaten gereist ist, würd ich mit Sicherheit auf Football Fan tippen. Nur etwas daneben hat er gezielt, als er eingschlagen ist. Doch glücklicherweise konnten die Sheng's Hopes im letzten Quarter den Ball wieder finden und laufen geradewegs auf ein Touchdown. Bleibt nur noch zu hoffen, dass die Gegner uns nicht aufhalten können."
Howard war zwar nie ein großer Sportfan gewesen, aber auch er hatte es sich nicht nehmen lassen einmal ein solches Spiel in den Staaten zu erleben. Die Erinnerung erschien ihm fast absurd, ob in Zukunft sich die Menschen wieder erlauben werden so viel Mühe für nichts weiter als Unterhaltung zu investieren? Das lege wohl in ihrer Hand.
"Ich bin wirklich gespannt, was uns im Labor erwartet. Die Wissenschaftler dort, so weit es verstanden habe, hatten ihn schon vor Ewigkeiten erwartet. Sie hatten also schon einen Durchbruch erzielt, nur durch ein Unglück wurde alles im letzten Augenblick verhindert. Jetzt müssen wir ihre Arbeit beenden. Hoffentlich gibt es noch Aufzeichnungen die nach all den Jahren in Takt sind. Die armen Seelen darin konnten ja kaum so lange überlebt haben, fürchte ich."
Howard war mit seinem Essen fertig, und stellte sein Tablet neben den Tonbecher. Sein Blick ging in Richtung der Bunker-Anlage, wo er Jackman samt Begleitung vermutete.
"Unserer Anführer und die Sky-People planen wohl gerade was wir morgen tun müssen. Ich schätze die werden wohl jeden von uns nach Fähigkeit, Talent und Erfahrung aufteilen. Du dabei Morris? In Rambo-Aufmache in den Kampf oder eher als Unterstützer? Bei mir als "Mediziner" erübrigt sich die Frage ja oft, gerade jetzt wo ... Will nicht mehr da ist "
Bei der Lagebesprechung wusste Frank nicht im geringsten was er wirklich fühlen sollte. Es fühlte sich alles so seltsam an. Sollte all das nach 21 Jahren wirklich langsam sein Ende finden? Sie würden im Rahmen dieses Wahnsinns das Heilmittel herstellen und anschließend langsam über die gesamte Welt verteilen müssen. Ebenfalls ein Projekt das mehrere Jahre in Anspruch nehmen würde. Doch darüber konnten sie sich Gedanken machen, wenn sie hier überlebt hatten. Immer einen Schritt nach dem anderen.
Als Ellen von einem Himmelfahrtskommando sprach, grinste Frank sarkastisch. Das ist das ganze doch schon seit dem Moment, in dem wir Shengs Hope verlassen haben. Wir haben Zombiehorden, Gewehrfeuer und wahnsinnige Kultisten überstanden um unsere Freunde, Familien und die Ganze Welt zu retten, diesen letzten Schritt werden wir auch noch schaffen. sagte Frank entschieden als ihre Anführer geendet hatten und trat näher an den Lageplan heran um sich genau anzusehen, welche Aufgaben hier auf sie alle warteten.
Stirnrunzelnd sah er, dass es sehr viele Positionen gab die auf einen guten Schützen warteten, vielleicht mehr als sie Schützen hatten. Zwar konnten sie sicher einige auch anders besetzen, so würde am MG auch jemand gebraucht werden der sich mit Medizin auskannte, doch es war jetzt schon klar, wofür er sich melden würde. Eine Aufgabe in der Kampfzone. Er hatte ein ungutes Gefühl dabei, denn er hatte Angst davor zu sterben, seine Familie allein zu lassen, jetzt, wo sie nur unweit von ihm entfernt sein würden. Innerlich rief er sich jedoch zur Ordnung. Zum einen war die Kampfzone nicht die gefährlichste Zone und dazu gab es noch die Vultures und die Leute in der Supportzone, welche ihnen den Rücken frei halten würden. Es war nicht so gefährlich wie es sein konnte. Es war kein solch großes Himmelfahrtskommando wie es hätte sein können.
Hallo Wingman, die letzte gemeinschaftliche Patroullie ist ja schon eine Weile her. Das hier wird wohl etwas mehr als Löcher im Zaun ausfindig machen nicht wahr? scherzte er als er auf den ehemaligen Kampfpiloten zuging, um die Spannung etwas aufzulockern, wenn auch wahrscheinlich nicht sonderlich erfolgreich so wie er Wingmans Naturell einschätzte. Also kam er lieber gleich zur Sache. Ich werde mir wahrscheinlich den Panzer vorknöpfen, an Schützen herrscht ja wahrlich kein Überschuss. Ich suche auch noch jemanden der gut schießen kann der mit dabei hilft. Da du ja genauso gut an der Waffe bist wie ich, vielleicht auch besser, habe ich an dich gedacht Wingman. Wärst du dabei? Ich habe schon seit Shengs Hope Lust es den Kultisten heimzuzahlen. fragte er Wingman und beobachtete seine Reaktionen.
Raoul hatte nur stumm genickt, fast schien es Haile, als hätte er gehört was sie als Letztes gedacht hatte, einfach nur, weil dieser Satz so wunderschön, so perfekt, so romantisch gewesen war.
Doch sie hatte geschwiegen und Raoul war wieder in eine Ar düsteres Brüten versunken, dann plötzlich nahm er einen Kiesel vom Boden auf und schnippte ihn über das Wasser des Sees, der in einiger Entfernung vor ihnen lag, der junge Dieb brachte sogar das Kunststück fertig, ihn ein paar Mal auf der Wasseroberfläche tanzen zu lassen.
Unvermittelt sagte er, während er sich ein bisschen aus der Umarmung befreite und Haile so ein wenig die Kälte des Abends spüren ließ, nun wo sich ihre Leiber nicht mehr berührten.
„Du wirst morgen wahrscheinlich alles versuchen, um Georgina zu töten, richtig?“
Er spürte, dass Haile in der Dunkelheit nickte.
„Du weißt wie krass das wird. Sie ist nicht dieser Typ von Anführer wie Lancaster, der in der vordersten Reihe kämpft. Sie wird arschfeige wie sie ist, sofern sie überhaupt erscheint, recht weit hinten stehen und von dort aus alles kontrollieren.“
Haile schien einen Moment nachzudenken und zuckte dann mit den Schultern, als wäre das nur eine kleine Randnotiz in diesem Plan. Sie spürte, wie Raoul frustriert den Kopf senkte.
„Warum musst du das tun? Was ist an ihr so wichtig? Ist das so eine fiese Kultistensache, dass nur Einer von euch Beiden überleben darf? Wie eine… Rivalität in einer Bande? Nur einen Anführer darf es geben?“
Haile machte sich gerade daran zu antworten, als Raoul nun in trauriges Lachen ausbrach. „Und wahrscheinlich bin ich der Idiot, der zurückbleiben darf und sich mit einer idiotischen Aufgabe rumschlagen darf? Packt den Dieb nur möglichst weit weg und am besten am weitesten von Medizin und Munition… richtig?“
Er wirkte nun richtig frustriert, als er sich ein bisschen in Rage geredet hatte. „Und genau deswegen, Haile, werde ich in den Augen von Gorilleo niemals gut genug sein… ich bekomme NICHT einmal die Chance, gegen einen Gorilla zu kämpfen. Und du stapfst einfach mit zu großen Schritten voran. Wie soll da Jemand wie ich mit halten?“
Er warf frustriert einige ausgerupfte Büschel Gras in die Luft und betrachtete, wie sie langsam zu Boden sanken.
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Als er ihre Hand auf seinem Arm spürte, barg er wieder den Kopf an ihrer Schulter. Evi und Sheng waren wieder vereint, für einen Augenblick, so schien es.
„Ich weiß genau was du meinst… wir wollen unseren Freunden helfen, doch dabei nicht den Tod finden oder suchen. So ist es doch, nicht wahr?“, sagte er mit überraschender und entwaffnender Ehrlichkeit.
„Was auch immer uns da draußen erwartet, ich habe nur einen einzigen Wunsch – ich will an deiner Seite sein. Bist du nicht bei mir, würde ich nicht einmal dazu taugen, eine Tür in der richtigen Richtung zu öffnen, so sehr wäre ich in Sorge und so abwesend wären meine Gedanken. Wir waren nur einen lächerlichen Monat getrennt, aber für mich war dieser genau dreißig Tage zu viel, als ich endlich erkannte, was ich wollte und wonach ich mich sehnte. Für mich gibt es morgen nur einen Ort – an deiner Seite. Und was immer sie morgen auf uns werfen, was immer morgen passiert, ich bin bereit, es für dich zu ertragen. Die Zähne zusammen zu beißen und mich gegen alles zu stemmen, was man uns entgegen wirft. Morgen spricht nur mein Herz, meine Muskeln haben zu schweigen. Und was auch passiert, ich verspreche dir… du wirst leben.“ zwinkerte er und es war ihm sichtlich anzusehen, wie sehr und unglaublich er es genossen hatte, sie in all dem Trubel nicht nur noch einmal zu sehen, sondern auch mit ihr zu sprechen.
Denn nun waren die Vorzeichen anders als damals in Shengs Hope, wo sie Experten gewesen waren, einander „zu versäumen.“
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„Oh, also ganz ehrlich…“, grinste der Playboy in Richtung Howard, „…der Grund, warum ich gerade mein letztes Schnitzel und den letzten Becher, den ich den Vulture abschwatzen konnte, in dich investiert habe, ist, weil ich hoffte, du könntest mir eine Krankmeldung für morgen schreiben. Du weißt schon, so nach dem Motto: Mein Sohn kann leider die heutige Schulstunde nicht besuchen, zu viele Arcade-Automaten haben im Einkaufszentrum aufgemacht.“ Er lachte und fügte hinzu: „Oh Mann, was habe ich damals PacMan geliebt. Wenn mein alter Herr gewusst hätte, dass ich auf seine Elite-Uni pfeife und mir stattdessen eine wunderbare Zeit mache, dann hätte er mich wahrscheinlich enterbt. Es ist aber gut aus gegangen. Ich habe den Abschluss und das Geld bekommen und zudem das Leben, das ich immer haben wollte. Wusstest du, dass ich mit einem echten Model liiert war?“ Howard grinste schwach und machte mit zwei Fingern nur das typische „Geldzähl-Zeichen“, doch Morris winkte schmunzelnd ab. „Dann wäre es ja einfach gewesen. Aber diese Frau hatte nicht das geringste Interesse an Geld. Ich hatte mir mittlerweile mit dem Vermögen meines alten Herren richtig was aufgebaut. Ich war ein grandioser Verkäufer von Bankinformationen und steuerlichen Schlupflöchern, an Geld hat es nie gemangelt. Doch diese Frau, diese Frau, der ich mein Herz unbedingt schenken wollte, musste auf die herkömmliche Methode erobert werden! Und das hat Monate gedauert und war die gleichzeitig schönste und frustrierendste Zeit meines Lebens. Mit einem glücklichen Ende jedoch, denn eines ist sicher – die gute Dame Fortuna hat mich schon immer geliebt. Oder wie die Vulture sagen würden: Ich hatte ihr Auge auf mir.“
Grinsend lehnte er sich an den Stamm des Baumes und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Um die Frage also kurz zu beantworten: Ich würde am liebsten morgen weit weg sein. Aber ich bin bereit, zu helfen. Solange ich nicht mit einem Knüppel auf Kultisten hauen muss.“
Wingman sah auf und wischte sich über die Stirn.
"Der Fairness halber sollte ich zu Protokoll geben, dass ich eigentlich ein Kampfflieger bin, aber da wir wahrscheinlich kein Flugzeug organisieren können, ehm... bin ich dein Mann."
Er blickte noch einmal auf den Plan, fuhr mit dem Finger die Linien entlang.
Dann schnaufte er hörbar aus, knirschte mit den Zähnen und schob weiter imaginäre Figuren auf der Karte hin und her. Dann sagte er plötzlich: "Scheiss drauf, wir haben es eh nicht wirklich in der Hand. Ich bin auf JEDEN Fall an deiner Seite und helfe dir mit dem Panzer." Noch niemals hatte Frank seinen Quasi-Vorgesetzten mit solcher Überzeugung und Entschlossenheit sprechen hören. "Egal wie ich es zu planen oder zu schieben versuche, für diese Aufgabe bin ich perfekt geeignet. Außerdem, Frank, und das wollte ich wirklich schon lange mal sagen, kann man mit dir verdammt gut arbeiten. Wir arbeiten seit Jahren in Shengs Hope zusammen und erst diese Reise hat mir klar gemacht, wie gut wir es eigentlich hatten und was wir erreicht haben. Ich habe immer gedacht, wir stehen an der Schwelle zum Abgrund, dass Hope ein sterbender Ort ist, wenn wir nur eine Sekunde nachlassen. Aber das war er nicht. Das war er nie. Und das war auch unser Werk, Frank, unsere Arbeit."
Damit streckte er ihm die Hand hin um es zu besiegeln. "Auf uns, den Panzer und hoffen wir, dass wir dort drin eine Checkliste und ein Handbuch finden, wie man den perfekten Schuss abfeuert. Denn dann sind wir Beide diejenigen, die Geo...unserem Feind den Kopf von den Schultern trennt. Gute, U.S.-amerikanische chirurgische Präzision. So wie früher."
„Nun... es gibt noch einen einsatzfähigen Jeep da draußen - man könnte versuchen damit direkt zur feindlichen Führung durchzubrechen, aber das wäre ein absolutes Himmelfahrtskommando."
Sie zögerte nicht einen Moment. Die Red Witch hatte ihren Satz noch nicht mal beendet, da wusste Eryn, was ihre Aufgabe sein würde. Sie war bestimmt, um an vorderster Front zu kämpfen. Würde sie dort sterben - ob durch die Hand eines Feindes oder ihre eigene Kraftlosigkeit -, müsste sie zumindest niemanden ihrer Freunde gefährden, würde in ihrer neuen Form vielleicht noch den ein oder anderen Gegner mit in den Tod reißen können und Sekunden heraus holen, die den anderen ermöglichte, Adam wohlbehalten an sein Ziel zu bringen.
Doch die Barfrau war nicht die einzige, die sich vornahm, in die Todeszone vorzudringen. Ein einziger Blick zu Haile verriet ihr, dass die mutige Ziehtochter Shengs Ähnliches vorhatte. Sie war wohl mindestens genau so entschlossen wie die Irin selbst, bis zu Georgina vorzudringen und diese grausame Frau persönlich aus der Existenz zu verbannen. Und Eryn konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als sie dabei zu unterstützen.
Doch noch hatten sie Zeit, bevor alle Aufgaben fair verteilt waren. Wie viel Zeit die 25-Jährige noch hatte, bevor sie zum Biest wurde, konnte sie kaum sicher bestimmen. Doch das nun eindeutigere Ziel, der Plan, der ihnen taktische Vorteile verschaffen würde, gaben ihr Kraft. Kraft, die die bleiche Frau sich aufsparen musste, bis es wirklich in die letzte Schlacht ging. Denn ihre Schwester würde sich auf ihre Rückendeckung verlassen müssen - darauf, dass sie alles tat, um zumindest die Jüngere von beiden wieder sicher und heil aus der Gefahrenzone zu bringen.
Für den Moment wandte sich die Schwache vom Zentrum der Planung ab. Ihre Beine trugen sie noch, das war wohl das Wichtigste. Und trotzdem ihre Haut brannte, konnte sie noch frei denken und auch laufen, ohne zu torkeln. Es war schließlich der Wäschejunge, der ihre Aufmerksamkeit bekam. Er war in ein albernes Outfit gekleidet, welches ihm zuvor schon die Häme vieler Siedler eingebracht hatte. Doch der Gedanke war ziemlich süß. Und... da war doch noch was.
"Ben", machte ihn die zitternde Stimme der ehemaligen Kellnerin auf sie aufmerksam. Er wandte sich sofort zu ihr um. Sie hatte wahrlich schon besser ausgesehen, doch ihren Charme ließ Eryn sich nicht nehmen. Sie war noch immer ein Anblick, den man sich gerne gönnte, wenngleich er jedem, dem etwas an der Bardame lag, auch Angst vor der nahen Zukunft machen durfte. „Eryn!"
"Du siehst gut aus!", grinste sie, nicht ohne Spott, wirkte sein 'Kostüm' doch eher befremdlich. Doch es steckte der Geist darin, sich in den Farben des eigenen Teams zu schmücken. Ein Gedanke, den niemand so gut verstand wie sie, auch wenn sie das dreckige Kleid mit der Flagge von Sheng's Hope gegen ein sauberes, fahnenfreies Exemplar getauscht hatte. „Du auch", erwiderte er. Trotzdem Eryn zweifelnd die Augenbrauen hob, war das wohl nicht mal eine reine Lüge, wenn er auch sehen musste, dass es schlecht um sie stand.
Sie führte den Scavenger zum Wagen mit den Vorräten. Es hatte etwas Beruhigendes, mit ihm zu reden. Es erinnerte sie an eine andere Zeit. Eine, in der sie nicht sich aber die Umstände lieber gemocht hatte, in der sie nahezu frei von Anspannung war. "Ich werde wahrscheinlich mit Haile einen Jeep nehmen und bis an die vorderste Front fahren. Alles andere wäre nicht richtig." Ben antwortete nicht sofort, stattdessen fügte sie hinzu: "Du glaubst nicht, was ich in den letzten Wochen überlebt habe." Sie grinste, sagte da jedoch, als würde sie Gedanken an den eigenen Tod von sich und ihm stoßen müssen. Doch tatsächlich wäre es nicht das erste Mal, dass die Barfrau entgegen aller Wahrscheinlichkeiten unter den Lebenden verweilen durfte. Sie hoffte nur, dass das Heilmittel so mächtig war, wie es sein sollte. "Wie machst du dich nützlich?", fragte sie den Mann, keinen Zweifeln daran lassend, dass sie um seinen Mut wusste, der dafür sorgen würde, dass er während der großen Schlacht nicht still saß. "Kannst du überhaupt etwas anderes als... Wäsche waschen?", neckte sie ihn und lachte, was sich jedoch schnell in ein Husten wandelte.
Und dann erreichten sie die Vorräte. "Bevor du antwortest...", fing Eryn dann an und kramte in ihren eigenen Sachen, holte aus einem Lumpen Stoff die Überreste des Schokoriegels, den sie in der Wäscherei gefunden hatte. Sie lächelte als sie Ben das Stück präsentierte und es vor ihm in zwei Hälften brach, was sich aufgrund der inzwischen weichen Konsistenz als schwierig gestaltete. "Ich habe mich sehr darüber gefreut", teilte sie und grinste wieder. "Auch, wenn ich mich bislang nicht getraut habe, ihn zu essen. Aber jetzt wäre doch ein passender Zeitpunkt, oder?" Und mit diesen Worten bot sie ihm eine Hälfte des Riegels an.
Léo mied den Blick der meisten, als sie sich zum Lager der Vultures aufmachte.
Diese innere Ausgeglichenheit und Wärme, die sie seit Hjus Worten in sich spürte, wollte sie sich so lange es ging erhalten.
Unauffällig spähte sie nach Evi oder Haile, doch die schienen beide mit ihren schlechteren Hälften beschäftigt zu sein. Grundsätzlich konnte sie es ihnen nicht verübeln
Morgen würde sie dem alten Mann nicht von der Seite weichen, wenn sie kämpften; eigentlich wollte sie die womöglich letzten Stunden ihres Lebens mit ihm auskosten, aber ihr war klar, dass es zuvor noch Anderes zu tun gab. Und vor allem andere Leute, die ihr auch am Herzen lagen. Außerdem war Hju nach allem immernoch der Anführer und hatte als solcher im Moment eh genug damit zu tun, diesen verdammten Plan auszuknuspern. Dabei wollte sie ihm helfen.
Die Latina konnte die brennende Entschlossenheit der Vulture spüren, als sie bei ihnen ankam. Seeker hatte ganze Arbeit geleistet, ihr Feuer auf ihren Clan zu übertragen. Jeder von ihnen würde morgen bis zum äußersten gehen und sterben, um ihnen zu helfen. Der Gedanke an die damit verbundenen Worte ihrer Clanschwester drohte ihre innere Ruhe zu kippen.
Léo konnte es so gut verstehen, und zeitgleich überhaupt nicht nachvollziehen.
Wenn Seeker morgen wirklich ins Gras biss...
Die imposante Gestalt Voodoos sprang ihr ins Auge und unterbrach den gedanklichen Exkurs. Bei ihm standen Pray und die Vulture-Anführerin, die den Männern offenbar eine leidenschaftliche Rede hielt.
Schnurstracks ging sie auf das Trio zu und wartete, bis ihre Schwester geendet hatte.
"Hola, beratet ihr euch unter dem Auge der gefiederten Schlange für die große Schlacht?“
Diós mio, bei aller Sympathie, die sie für den Clan empfand, aber sie konnte einfach nicht die ganze Zeit so rumblubbern.
"Genau deswegen bin ich hier. Hj- Laangkaster soll ja den großen Plan austüfteln und es wäre wahrscheinlich nicht schlecht, die einzelnen Vorlieben einzuholen. Gerade bei euch, die ihr uns so unglaublich helfen werdet.
Ich muss auch ganz ehrlich zugeben, dass ich mir nicht wirklich sicher bin, wo ihr euch aufstellen wollt.
Klar, Schwester, Du wirst überall kämpfen, aber wahrscheinlich doch am ehesten Seite an Seite mit Deinem Clan, oder?“
Léo wand ihren Kopf gen Voodoo.
"Du als Großmeister verstehst Dich auf Handarbeiten, in den Genuss kam ich selbst schon und bist auch versiert in der Jagd. Doch wo siehst Du Dich morgen?
Und...“
Die Hände in die Hüften stemmend musterte sie Pray von oben bis unten.
"Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Du morgen gerne in’s direkte Kampfgetümmel einsteigen willst. Was kannst Du eigentlich?“
Ihr Vorgehen war sicher nicht die feine englische Art, aber sie war ja auch keine Engländerin.
Es war kalt geworden, nachdem Raoul sie von seinem Rücken geschüttelt hatte. Er starrte jetzt wieder grüblerisch auf den See, während sich Haile in der Decke einrollte und nun direkt neben ihm saß, ohne, dass sie sich berührten.
"..."
"..."
"...Ich will nicht, dass du stirbst."
"Frag mich mal. Aber du willst sterben gehen, denn das wird passieren, wenn du zu Georgina gehst."
"..."
"...und das...will ICH nicht."
Sie schaute zu ihm. Seine Augen hatten sich wieder verdunkelt und er traute sich anscheinend nicht, Haile anzuschauen.
"..."
"...Ich...ich...l..."
Er brach ab. Zu groß waren seine Zweifel, seine Angst, seine Sorge.
Es war so einfach.
Und so unfassbar schwer.
"Ich liebe dich."
"..."
In weniger als einem Wimpernschlag hatte Raoul Haile gepackt und in seine Arme gezogen, hielt sie fest in einer innigen Umarmung und barg sein Gesicht in ihre Haare. Seine Arme schlossen sich fest um ihren Körper, als würde er sie nie wieder gehen lassen. Er konnte es selbst nicht sagen, das spürte Haile instinktiv, aber sie wusste auch, dass sie ihn mit diesen drei Worten unfassbar bewegt haben musste.
"Du machst es nicht wirklich einfacher..."
"..."
"Ich werde dich begleiten. Wohin du auch gehst, ich werde mitkommen, und ich werde dich beschützen."
"..."
"...oder mich von dir beschützen lassen, wie üblich."
Er lachte kurz auf.
"Versprichst du mir das?"
"..."
Wie zur Bestätigung drehte Haile ihren Kopf nach oben und küsste ihn, langsam, sicher und tief.
Versprochen.
"GUTEN MORGEN, SONNENSCHEIN!"
Kerosa hatte unverschämt gute Laune und hockte direkt über Haile und Raoul, ihr Gesicht nur Millimeter von Hailes entfernt.
"Hab ich's gesagt oder hab ich's gesagt? Wer so schläft, hat das Motorenöl des anderen noch zwischen den Beinen. Ha!"
"..."
Haile blinzelte ein paar mal und versuchte sich zu orientieren. Nur langsam nahm sie die schwere Hand wahr, die auf ihrem Bauch lag, den warmen Körper hinter ihr, sein langsames Atmen. Raouls Lippen fanden ihren Nacken und drückten einen sanften Kuss auf ihre Haut.
Sie konnten nur wenige Stunden geschlafen haben, denn es war immer noch dunkel.
"Ich hab gehört, Eryn will als Himmelfahrtskommando dieser blonden Bitch auf der anderen Seite einen Besuch abstatten."
"Wir kommen mit."
"...!"
Kerosa stand auf und klopfte sich das Gras von den Knien.
"Erstmal ziehst du dir was an, Chromlöckchen."
"..."
Nur noch kurz. Sie drehte sich zu Raoul um, der die Augen geschlossen hielt und jetzt ihren Rücken langsam streichelte.
"...Bevor du fragst, ja, ich komme immernoch mit"
"..."
"...Hey, ich seh genau, wie du schaust, aber vergiss es, ich werde nicht in irgendein Loch kriechen, sondern mit dir zusammen Georginas Arsch treten. Hart."
"...Sag mir eines."
"Ja?"
"Du kannst kämpfen. Was kannst du noch?"
Ben war überrascht und dann stahl sich ein breites Grinsen in sein Gesicht.
„Du hast den noch?“, lachte er und ließ sich mit einem genußvollen Stöhnen den Schokoriegel schmecken. „Wahnsinn, ist die Kacke süß, boah, das erinnert mich irgendwie an Weihnachten und Kind sein, auch wenn ich mich an verdammt nichts erinnern kann, es ist einfach zu lange her.“ Mit karamellverschmierten Zähnen grinste er sie an und Eryn wurde bei der Art, wie er aß, wie er den Riegel schmelzen ließ und durch die enorme Süße des Riegels das Gesicht verzog, dass es vielleicht wirklich der erste Schokoriegel seit zwanzig Jahren war, den Ben aß.
„Also, wie komme ich zu der Ehre? Warum bist du nicht bei den Anderen und am feiern? Ich meine, ich hätte wetten können, dass du da am Tanzen bist, immerhin bist du doch der Tanzbär von Shengs Ho…ich MEINE…die Tänzerin von Shengs Hope… ohhh sorry, sorry, sorry… so hat Shaun dich immer genannt… und Steve… wenn sie mich aufziehen wollten weil du…und weil ich… jedenfalls ist das nicht wichtig. Ist auch egal. Also, eh, danke für den Riegel.“, lachte er mit von der Schoko leicht dunkleren Lippen und seine Finger an seinem „Wappenrock“ abputzend.
Dann blickte er nach vorne und zuckte mit den Achseln. „Eigentlich sollte ich bei den Anderen sein und diesen halben Schutzschirm um das Zentrum bilden, aber da sind nur die Kranken und Verletzten und ich bin eigentlich topfit. Die verdammten Kultisten haben aus irgendwelchen Gründen dafür gesorgt, dass es mir gut ging, eigentlich allen Scavengern. Ich habe keine Ahnung warum eigentlich. Ich meine, Morris hat erzählt, dass sie dann Lester und Steve geholt haben und die beiden töteten, weil sie beim Versuch, sich zu befreien, die halbe Armee der Kultisten dort auseinandergenommen haben.“ Ein Schatten fiel über sein Gesicht und sein Lachen erstarb.
„Oh Mann, Shaun und Steve… meine einzige Familie.“
Eryn witterte ihre Chance, räusperte sich und legte ihm tröstend einen Arm auf das Knie. „Sie haben dir doch wahrscheinlich viel beigebracht, oder?“
Ben nickte stumm und fuhr dann fort: „Sie waren wie ein Vater und Bruder und Freund für mich. Oh Mann, ganz ehrlich, die Beiden waren oft Arschlöcher, aber sie waren die besten Arschlöcher der Welt. Steve hat mich klettern gelehrt, damit wir anfangen konnten, die oberen Stockwerke auseinander zu nehmen. Du weißt schon. Niemand der bei Verstand ist, würde in einem Hochaus die letzte Etage untersuchen und plündern, weil man sich da ja ungeschützt durch ganze Etagen voller Zombieärsche hätte kämpfen müssen. Dank Steve komme ich überall hoch… aber er hat’s mir beigebracht, damit ich das übernehmen kann und er nicht muss. Und Shaun… Shaun hat mir den Umgang mit dem Messer gelehrt, indem er mit mir ständig dieses saudämliche Messerspiel spielen musste, du weißt schon…“ In Gedanken nahm er Eryns Hand und spreizte sie mit den Fingern auf dem Grasboden und versuchte dann in schneller Folge mit seinem Finger die freien Flächen zwischen ihren Fingern zu treffen. „Sowas halt. Dinge, die normale Menschen nicht brauchten, Scavenger aber schon. Wir waren wie Brüder, weil wir so anders waren…“
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Seeker wand sich um und musterte Leo überraschend kühl und abschätzend. Ihr Blick wirkte, als würde sie Leo zum ersten Mal sehen und als würde sie die Störung nicht unbedingt gut heißen.
Doch Voodoo, leicht angetrunken, sprang freudestrahlend auf und boxte die Latina in die Seite. „Leeeeo, die gefiederte Schlange schickt die wüsteste aller Klauen, um uns auf morgen einzustimmen! Ein Segen, dich zu sehen, hier nimm.“, sagte er, schwankte leicht und reichte ihr einen Becher mit dem Schnaps, während Pray still da saß und nur lauschte und bisher keine Regung zeigte, zumindest bis Leo anfing, mit ihm zu sprechen.
Als Erste ergriff Seeker das Wort: „Ich werde dort sein, Schwester, wo man mich braucht. Wo ich das beste und würdigste Ende finde um mir den Platz unter den ewigen Schwingen zu verdienen und um die Welt zu schützen, die nicht mehr die Meine ist. Gib mir eine Klinge in die Hand oder lass mich Jemanden mit bloßer Hand erwürgen. Ich verstecke mich nicht im Sumpf wie ein Krokodil, aber du kannst mich auf Baumkronen finden, wo ich wie ein Raubvogel, einer Schlange gleich nach unten auf unsere Feinde stoße. Und ich werde morgen so viel Blut vergießen, dass darin all‘ meine Ahnen baden können. Und deine Kinder, Leo, wenn du das Wort in die neue Welt bringst.“
Und damit wandte sie sich ab, nachdem sie Leo einmal kalt angesehen hatte.
„Wo ich morgen bin, willst du wissen, kleine Schwester?“, lachte Voodoo mit seinem leichten Schwips und streckte sich im Gras aus, die Muskeln unter der Haut warfen dabei im flackernden Schein des Feuers bizarre Muster auf der Haut.
„Dort wo die Menschen verzagen. Dort wo die Seele oder etwas repariert werden muss.“ Er lachte leise und es war ihm anzusehen, dass er die Frage nicht ganz ernst nahm. „Oder meinetwegen dort, wo echte Kraft gebraucht wird. Es ist vollkommen egal wo ich bin, die gefiederte Schlange alleine entscheidet, ob wir leben oder sterben und ich freue mich auf den Tod morgen. Ich habe dann eintausend Leichentücher, die ich bemalen kann.“
Und dann blickte Leo Pray an.
Dieser stand auf und erwiderte ihren Blick ohne Furcht. „Ich habe bereits bewiesen was ich kann.“, sagte er leise und mit Nachdruck. „Ich habe die, die du als deine Geschwister bezeichnest, aus der schlimmsten Zeit ihres Lebens gerettet und jeden von ihnen groß gezogen. Das ist mehr als du von dir behaupten kannst, nehme ich an.“ Es war ihm deutlich anzusehen, dass es ihn schmerzte, dass er von ihr vor den anderen Beiden so in Frage gestellt worden war und damit ging er an ihr vorbei und blieb ihr die Antwort schuldig.
Leo war drauf und dran, ihm hinter her zu laufen, doch dann stellte sich ihr Seeker in den Weg.
Wieder dieser seltsame Blick in ihren Augen, ungewohnt und fremd. Die Vulture legte der Reisenden eine Hand auf die Brust und sagte: „Vergiss meinen Vater für einen Moment. Du wirst mich aufsuchen, wenn du Zeit hast. Ich habe dir etwas zu sagen.“
Dann zog sie die Hand weg und drehte sich ebenfalls um.
Von hinten, dort, wo Voodoo saß, kam ein gemütliches Rülpsen und ein erhobener Becher. „Is‘ was Gutes.“, grinste er. „Glaube ich, betrifft uns Beide…“
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„Ficken?“
„Zählt nicht.“
„Mh, Lecken?“
„Hilft nicht.“
„Dann wird’s eng.“, lachte Kerosa und baute sich nun ebenfalls vor Raoul auf, der verwirrt dreinblickend die beiden Frauen ansah und Thorn, der in einiger Entfernung stand und gerade mit seiner verbesserten Waffe ein wenig übte.
„Ich…“, stammelte der junge Dieb und biss sich auf die Lippen. „Ich glaube, ich kann verdammt gut schleichen und mich, wenn notwendig, krass gut verstecken.“
„Glaubt man gar nicht, bei der wuscheligen Haarpracht. Hat der unten bei den Sportfelgen auch so dichtes Haar?“
„Kerosa!“, kam es von Haile und Raoul gleichzeitig und sie lachte laut auf.
„Und ich kann echt gut schwimmen, ich meine, ich habe dir ja meinen Geheimraum gezeigt.“, strahlte er Haile plötzlich an und war für einen Moment lang wieder der unbeschwerte, spitzbübisch dreinblickende Junge vom Schiff, als sich abermals Kerosas Gesicht in das Blickfeld der Beiden schob und sie grinste: „Geheimraum zeigen nennt man das in Shengs Loose?“
Kichernd warf sie beide Hände in die Höhe und schob dann Haile von ihm zurück, damit sie sich zwischen den Beiden aufbauen konnte.
„Außerdem ist es eh egal. Weil ich deine Fahrerin im Jeep bin. Ich meine, müsste die wurmstichige Mumu von Eryn nicht eher in Richtung Heilmittel transportiert werden? Und…Augenblick! Betrügst du •••••••• mich etwa mit Eryn?“, kreischte sie gespielt theatralisch. „Ich dachte, ich bin die Einzige, die so doof ist, mit dir im Bumms-Jeep zum Feind zu fahren… du wirst mich doch jetzt nicht bei irgendwelchen Langeweilern und Straßenschildbeachtern wie Frankieboy oder Schlongman parken? Boah ey, bloß nicht. Ganz ehrlich, ich will irgendwohin wo es richtig viel Bumms und Krach macht und wo ich was bewirken kann. Ich will deinen kleinen Arsch retten und dafür sorgen, dass er noch Einiges erleben kann. Dir muss schon echt was einfallen, damit wir dich nicht begleiten.“
Geändert von Daen vom Clan (15.11.2015 um 16:37 Uhr)
"Und was auch passiert, ich verspreche dir… du wirst leben.“ Sheng schien bei diesen Worten so voller Zuversicht zu strahlen, dass Evi in dem Moment keinen Zweifel daran hatte, dass er recht hatte. Sie würde leben. Alles in ihr zog sich zusammen.
"Das ist ein Versprechen, das ich nicht haben will." Sie lächelte, um ihm irgendwie zu deuten, dass sie dankbar war und all das, was er gesagt hatte, ihr wirklich viel bedeutete. Aber etwas anderes bedeutete ihr noch mehr.
"Wenn irgendetwas passiert, dann weiß ich, dass du da sein wirst. Ich zweifle nicht daran, dass du alles tun würdest, um mich zu retten." Sanft nahm sie seine Hände.
"Ich habe dein Leben schon mal gerettet, und dafür schuldest du mir etwas." Spielerisch verschränkte sie ihre Finger mit seinen und grinste ihn an.
"Und zwar nicht, dass du im Gegenzug mich vor dem Tod bewahrst, sondern dass du auf das, was ich gerettet habe, gut aufpasst. Du musst dein Leben um jeden Preis behüten. Wenn ich also in Schwierigkeiten komme, dann hilfst du mir nur, wenn du absolut sicher bist, dass wir beide lebend davonkommen. Verstehst du?"
Sheng wollte etwas erwidern, aber Evi schüttelte leicht den Kopf und legte schließlich ihre beiden Hände leicht an seine Wangen, um ihm eindringlich in die Augen zu sehen.
"Das ist mein Ernst. Ich komme aus dieser Sache nur mit dir gemeinsam wieder raus... oder gar nicht."
Es herrschte ein kurzer Moment der Stille, in dem Evi alles versuchte, um mit ihrem Blick tausend Dinge zu sagen. Sheng blinzelte langsam, als würde er damit deuten, dass er sie gehört hatte. Sie wusste, dass er nicht antworten würde - wie sollte man auf so etwas auch antworten? - aber das brauchte er auch nicht. Wichtig war, dass er verstand, was sie aus vollem Herzen gesagt hatte. Was er daraus machte, lag nicht in ihrem Einfluss.
"Gut, jetzt darfst du wieder herumwuseln und dich um die Leute kümmern, was du eben am besten kannst.", sagte Evi schließlich lächelnd, und ihre ernste Mine wich einem fröhlichen Gesicht. Sie gab Sheng einen Kuss auf die Wange und wandte sich dann den Plänen zu. Sobald sie eine Aufgabe gefunden hatte, musste sie unbedingt hier raus und mit ein paar Leuten reden. Alles loswerden, was es noch zu sagen gab, weil es vielleicht die letzte Gelegenheit war.