Nach dem Zwischenspiel am Lagerfeuer, das dort für eine kurze Weile eine etwas ruhigere, wenn nicht gar gedrücktere Atmosphäre erzeugt hatte, schwappte die gute Laune der ringsum Feiernden rasch wieder zurück auf den Platz ums Feuer - nicht zuletzt in Gestalt von Voodoo, der sich gerade mit einigen der anderen Vultures einen Trinkwettstreit mit für Außenstehende unergründlichen Regeln lieferte, bei dem es vor allem ums Schneiden möglichst furchteinflößender Grimassen zu gehen schien. Die Stimmung hob sich merklich wieder, doch wirkliche Ausgelassenheit stellte sich nicht wieder ein. Nach Leos Ankündigung, dass sie im Bunker erwartet wurden, lag - auch wenn man nach Shengs Worten beschlossen hatte zu warten - eine nervöse Unruhe in der Luft.
Nach und nach kamen hier viele der noch wachen Hope'Ari und Vultures vorbei, um sich am Feuer aufzuwärmen, oder auf der Suche nach etwas zu trinken - und wer auf ein paar Worte mit den Anwesenden da blieb und Interesse am Besuch des Bunkers zeigte, der ließ sich ebenfalls Nähe nieder, um mit den anderen zusammen zu warten.
Eine der ersten die dazustieß, war Seeker Vulture, die steifbeinig - als hätte sie gerade einen langen Ritt hinter sich - auf die Lichtung stakste, damit beschäftigt ihren Waffengurt festzuzurren und hintersinnig lächelnd wie eine satte Katze. Wenig später gestellte sich, aus dem Lager der Skypeople kommend, auch Enigma hinzu - merklich ungeduldig als er erfuhr dass noch gewartet wurde, aber doch zu nervös, um alleine vorzugehen.
Als dann schließlich als Letzte Leo und Jackman unter den Bäumen hervortraten, erhob sich Sheng zusammen mit Evi, die Eryn eine Hand zum Aufstehen reichte. Mit dieser Geste schien es als wäre ein unhörbares Startsignal gegeben worden, und gemeinsam setzte sich die wild zusammengewürfelte Truppe in Bewegung.
In der nächtlichen Dunkelheit wirkte bei Tageslicht so unscheinbare Waffendepot 3 wesentlich größer, bedrohlicher. Geleitet von dem roten Auge der Sicherheitskamera, trat Leo zielstrebig auf die versteckte Tür zu, Hugh hinter sich herziehend, als wäre sie unwillens ihn jemals wieder loszulassen. Wie schon zuvor, schwang die Tür bereitwillig unter ihrem Griff auf - lautlos bis auf das leise Wehklagen des eingeklemmten Zombies einige Schritte weiter.
Wo der Bunker bei Leos Besuch noch überwiegend in Dunkelheit getaucht gewesen war, wies den Eintretenden jetzt ein von den grellweißen Deckenleuchten hell beschienener Pfad den Weg durch Lagerräume und Regalgänge. Deutlich waren zu erkennen, dass ein Großteil der Lagerbestände wohl schon vor längerer Zeit ausgeräumt worden war. Dennoch, die verbleibenden Kisten und Container - der Beschriftung nach aus den Beständen eines halben Dutzend versschiedener Armeen - mussten immer noch genug Material beinhalten, um eine kleine Truppe wie die ihre mehr als ausreichend auszurüsten.
Die Tür, durch die Leo vor einigen Stunden das Mannschaftsquartier betreten hatte, war geschlossen. Unweit davon hatte sich dafür eine andere Stahltür geöffnet, durch die man ebenfalls das enge Treppenhaus hinauf zur Abhörstation betreten konnte.
Nacheinander drängte sich die Gruppe oben in den großen Raum, und hier und da war in der kleinen Menschenmenge ein erstauntes Luftholen zu hören.
Der rechte Teil des Raumes, mit den über und über papierbedeckten Wänden war hellerleuchtet - ein helles, kaltes Licht, das so manchen blinzeln ließ, und gerade den jüngeren Anwesenden, die soetwas wie Halogenlampen kaum noch kannten, unangenehm und falsch erschien. Noch befremdlicher musste auf sie der Konferenztisch wirken - nicht nur war er makellos sauber, so wie der Rest des Bunkers, nein - wie Relikte aus grauer Vorzeit waren in der Mitte des Tisches Gläser und Flaschen aufgereiht worden, als würde hier gleich ein Vorstandsmeeting stattfinden.
Wobei - irgendwie war das ja schon der Fall, nicht wahr?
Kaum dass der Letzte sich in den Raum geschoben hatte, erhob sich drüben in der linken Häfte des Raums - diesmal im Schatten liegend, und nur von dem Blinzen der verschiedenen Geräte spärlich erhellt - eine Gestalt aus ihrem Sessel und trat auf die Gruppe zu ins Licht.
"Willkommen im Außenposten 1Alpha der Forschungsstation San Antonio. Ich bin Colonel Ellen Boyd, Codename RedWitch." Sie ließ den Blick über die ungleichen Verbündeten vor ihr schweifen - mit einem kurzen, aber ehrlichen Lächeln als sie Leo und Hugh erkannte -, und deutete dann auf den Konferenztisch. "Bitte - setzen Sie sich. Wir haben einiges zu besprechen, und ich nehme an, Sie haben einige Fragen."