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[Eure Daenigkeit]
Sheng war überrascht, wie aggressiv und hasserfüllt die junge Frau vor ihm war, aber dann wurde ihm klar, dass es wahrscheinlich Furcht vor dem Verlust war, die sie umtrieb und sein Blick wurde weich und voller Mitgefühl als Leo ihn musterte und er lächelte sie an.
„Es ist in Ordnung, Leo. Sei ohne Sorge. Du bist hier unter Freunden, im Kreis deiner Verbündeten. Ich habe keine Ahnung, was dir vorhin so Schlimmes widerfahren ist, dass du im Moment so aufgeregt bist und dein Herz so blutet.“
Dazu hob er beruhigend die Hand und spürte einen schlimmen Stich von Schuld, wahrscheinlich hatte die zornige Latina gerade einen schlimmen Verlust erlitten oder gerade eine übel zugerichtete Leiche gefunden, während sie hier getanzt und sich geliebt hatten.
Und ihm wurde klar, dass er sie tatsächlich einige Zeit lang nicht gesehen hatte, sie war verschwunden, kaum dass sie hier angekommen waren und in dieser Zeit musste ihr Grausiges widerfahren sein, anders war sein Verhalten nicht zu erklären.
Raoul starrte die Latina vollkommen verdattert an und sofort zog er seine Hand von Haile zurück, nachdem sie ihn gepackt hatte
Er war vollkommen verwirrt, vor einem Augenblick lag er noch zum ersten Mal in den Händen der Frau, die ihm wirklich etwas bedeutet hatte und dann war dieser Racheengel über ihn hereingebrochen und bedrohte ihn für etwas das er noch nicht einmal getan hatte. Aber es verletzte ihn zutiefst, dass sie offensichtlich glaubte, er wäre dazu in der Lage.
Raoul kannte sie nur flüchtig, sie hatten bisher kaum ein Wort miteinander gewechselt, er blinzelte, sie sah aus wie eine Vulture und war offensichtlich eine Freundin von Haile, seiner Haile.
Der junge Dieb hätte nicht sagen können, was ihn so verwirrte, aber er hob entschuldigend die Hände und blickte sich unsicher um, im Moment vollkommen verwirrt, was da über ihn gekommen war ,aber für ihn war jedes Gefühl von Romantik verschwunden, er fühlte sich eher so, als hätte er schon wieder einen Fehler gemacht. Betroffen stand er auf, blickte zu Boden, als würde er es nicht wagen, in das Antlitz dieser Rachegöttin zu blicken und lehnte sich weiter weg gegen einen Baum, dort, wo Kerosa und Thorn standen, die die Szene ebenfalls betrachtet hatten.
Kerosa grinste und legte dem Jungen den Arm um die Schulter und flüsterte genau so laut, dass es jeder hören konnte: „Junge, lass den Motor nicht streiken. Leo ist bei Berggorillas aufgewachsen. Die zeigen so ihre Sympathie. Außerdem hey, sie weiß, dass du einer von den Bösen bist, das hat die Misses Banana schon ganz gut durchschaut.“ Dabei nickte sie eifrig und versuchte ernst zu bleiben, während Thorn nur breit grinste, als Raoul genervt mit den Augen rollte und den Arm von Kerosa von seiner Schulter strich um dann das zu tun, was er Zeit seines Lebens schon immer gemacht hatte – er war weg gelaufen und hatte gewartet, bis der Sturm sich gelegt hatte. Haile war Kerosa einen wütenden Blick zu, doch diese grinste nur frech und breitete die Arme in einer entschuldigenden Geste aus.
Dann hatten Eryn und Lancaster, der sich nun Hugh nannte und tatsächlich dem Schauspieler glich wie ein Ei dem Anderen, gesprochen und Stille hatte sich über die Streitenden gelegt.
Der Bürgermeister war froh, dass Hugh wieder aufgetaucht war, er wollte ihn schon seit Stunden suchen und ihm im Namen aller Menschen danken, die er befreit hatte, und das war eine riesige Anzahl. Sie alle hätten wissen sollen, was für Helden sie sind, aber dazu war es nicht gekommen durch das plötzliche Auftauchen der Vulture und der aggressiven Haltung der Bewohner von Shengs Hope seiner Ziehtochter gegenüber.
Schließlich sprach Sheng in die Stille hinein. Wie immer voller Zuversicht, nun da er nicht glauben wollte, dass sich ihr Glück jetzt noch einmal würde wenden können, wo sie alle vereint waren.
„Es ist gut, dass du da bist, Leo und für dich, Hugh, gilt dasselbe. Ich kann und mag mir nicht vorstellen, welche grauenvollen Schrecken ihr habt erdulden müssen, während ihr diese Mission, für die ich euch ausgesandt habe, für die Welt, für die Siedlung und auch für mich erledigt habt. Es ist bekannt, dass ich kein großer Kämpfer bin, sonst wäre ich der Erste gewesen, der sich gemeldet hätte, aber es steht zu befürchten, dass ich keine große Hilfe gewesen wäre. Wofür auch immer ich verantwortlich bin, Leo, es tut mir leid. Womit auch immer ich deinen Zorn auf mich gezogen habe – ich denke, wir werden das zu gegebener Zeit regeln.“
Er blickte sie nun fest und entschlossen a, suchte ihren Blick. „Doch du bist nicht alleine auf dieser Welt. Du willst den Menschen helfen, die du liebst? Dann zerstöre nicht was sie haben, jetzt, in den Momenten vor der Schlacht. Haile hat unglaubliches erlitten und Evi hat mir von ihren Taten berichtet. Sie macht mich zum stolzesten Vater auf dieser kleinen Erde, die uns geblieben ist. Und wenn ihr Lohn ein Kuss von dem Jungen sein soll, dann gönne ich es ihr von Herzen. Nicht jeder ist so mutig wie du, Mädchen, nicht jeder kann so sehr und fest auf seine Stärke vertrauen. Für uns war und für uns ist dieses Fest wichtig gewesen. Damit wir Mut schöpfen können um morgen zusammen zu kämpfen. Ich hätte diesen Moment, in dem wir uns endlich in aller Ruhe sehen, gerne genutzt, um euch Beiden noch mal meinen Dank auszudrücken. Ihr seid gekommen, uns zu retten und habt uns in dem Moment der größten Schwäche geholfen. Ich weiß nicht, ob es Shengs Hope je gelingen wird, diesen Gefallen zu erwidern. Doch wenn es etwas gibt, dann tretet einfach an mich heran. Den Ort gibt es nicht mehr, mein Lebenswerk wurde zerstört. Aber noch lebe ich und mit jedem Atemzug kann ich zumindest versuchen, den Traum am Leben zu erhalten. Und mich erkenntlich zeigen. Egal was es ist.“
Leo hatte schon wieder Luft geholt, eine mehr als steile Zornesfalte, ein neuerlicher Ausbruch eines Vulkans, doch Sheng lächelte entwaffnend, durchschaute sie augenscheinlich und kam ihr zuvor, indem er sagte: „Außer es ist der Wunsch, dass ich endlich aufhöre zu reden. Das MUSSTE ich sagen. Es war das Wichtigste, was ich zu sagen hatte. Nicht jeder hier weiß es zu schätzen, viele haben Furcht. Doch wer hier noch lebt und atmet aus unserer Siedlung, der verdankt es euch.“
Er blickte sich nun wieder um, gestrafft und stolz, sein Blick streifte Evi und er bemerkte, sie jegliche Lust, jegliches Wunsch einander zu umgarnen, nun verschwunden war und sie durch Leo allesamt wieder in den Ernst des Lebens zurück katapultiert worden waren. Nun gut, dann würden sie also an die Arbeit gehen. „Du hast dir also den Bunker angesehen und dort Jemanden getroffen? Einen Soldaten? Und dort sollen wir vorstellig werden? Das war sehr gute Arbeit, den Bunker zu finden. Unsere Leute haben ihn wohl einfach als verlassen eingestuft. Da trennt sich die Spreu wohl vom Weizen.“, grinste er.
Er blickte sich um, suchte den Blick von Hugh und Evi, dann auch von Eryn und Haile. „Wollen wir uns das gemeinsam ansehen? Zusammen den letzten Plan angehen? Gleichberechtigt?“
Geändert von Daen vom Clan (12.11.2015 um 19:37 Uhr)
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