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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Zwischenspiel/Vorbereitung: Nearer to thee, Mother Earth

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    "Aber...aber was...woher...“

    Mit einem Gefühl irgendwo zwischen Mitgefühl und Faszination betrachtete Ellen die junge Frau vor sich. Wo sie sich zuvor trotz aller Indizien nicht wirklich sicher gewesen war, ob es sich bei ihr wirklich um das kleine Mädchen von damals handelte, war sie sich jetzt, von Angesicht zu Angesicht, sicher dass sie richtig gelegen hatte. Sie war älter, natürlich, und wo ihre Augen damals noch vor Unschuld glänzten, trotz des ganzen Chaos am Flughafen und danach, meinte Ellen nun ein anderes, härteres Glitzern zu sehen. Was sie wohl durchgemacht hat, nachdem ich sie aus den Augen verloren hatte? Was es auch war, sie hatte überlebt, und hatte es als Kämpferin wieder heraus geschafft - nicht als gebrochene Hülle wie so viele nach dem Zusammenbruch.

    "Was soll das hier Alles? Bist Du diese RedWitch? Wieso pinnst Du Dir tote und wahrscheinlich tote Leute an die Wand? Wa.... Wieso...einfach wieso...“

    Aber Kämpfernatur hin oder her - nach so einer Enthüllung verwunderte es nicht, dass sie etwas aus dem Gleichgewicht gebracht wirkte. Beruhigend und langsam hob Ellen die Hände, versuchte deutlich zu machen dass die Geste nicht aggressiv sein sollte.

    "Das... das ist eine längere Geschichte. Nachdem ich hier gelandet war - es waren ein paar Jahre, ich wusste am Anfang ja nicht dass... Also, nachdem ich endlich Zugriff auf alles hatte, hab ich versucht die Leute von damals wiederzufinden. Aber das war vier, fünf Jahre nach Sidney, und da war schon soviel zusammengebrochen.... es gab einfach keine zuverlässigen neuen Informationen mehr, und..."

    Frustriert ließ Ellen die Hände wieder sinken und schüttelte leicht den Kopf. Eine kleine Begegnung mit der Vergangenheit, und schon fing sie an wie ein Depp loszuplappern und über ihre eigenen Worte zu stolpern? Herrje... So entgeistert sie Leo sie immer noch anschaute, war sie sich nicht ganz sicher ob ihre Worte wirklich bei ihr ankamen, aber dennoch strömten die Worte weiter aus ihr heraus.

    "Alles was ich noch finden konnte waren ein paar Fragmente von .... vorher."
    Ellens Blick schweifte von Leo weg hinüber zu der Pinnwand. "Der Rest ist oben, aber ich wollte, naja..." Sie deutete mit einem Kopfnicken in Richtung ihrer Sammlung. "Ich wollte eure Gesichter nicht vergessen." Unvermittelt schloß sie die Augen und blinzelte dann einige Male heftig. Sie würde jetzt NICHT losheulen! Das hatte sie nicht als sie hier gestrandet war, nicht als die Station überrannt wurde, nicht als ihr Team draufgegangen war - und sie würde jetzt NICHT damit anfangen, nur weil diese faktisch Fremde mit den nicht mehr so unschuldigen Augen hier aufgetaucht war.

    Als Ellen die Augen wieder auf Leo richtete, wurde ihr bewusst dass diese immer noch den Facebook-Ausdruck von Clover in der Hand hielt. "Also, wenn du das behalten möchtest... "

    Geändert von Shinshrii (11.11.2015 um 22:42 Uhr)

  2. #2
    Ein essentieller Teil von Léos Überlebensstrategie lag darin, die Quellen für mögliche aufwühlende tiefgreifende Gefühle möglichst zu vermeiden.
    Die letzten 24 Stunden waren in der Hinsicht kein Paradebeispiel gewesen und sie fühlte sich dadurch langsam aber sicher emotional wirklich erschöpft.
    Den ganzen Tag im Kampf bis aufs Äußerste zu gehen war eine Sache.
    Aber sich einen ganzen Tag lag von einem emotionalen Extrem ins nächste zu rutschen war etwas ganz Anderes und es machte die Latina fertig.
    Sie musste atmen, versuchen, den Kopf von all den Gedanken zu befreien und sich auf eine Sache zu fokussieren. Zum Beispiel die Worte, die Ellen ihr nun entgegnete.
    "Das... das ist eine längere Geschichte. Nachdem ich hier gelandet war - es waren ein paar Jahre, ich wusste am Anfang ja nicht dass... Also, nachdem ich endlich Zugriff auf alles hatte, hab ich versucht die Leute von damals wiederzufinden. Aber das war vier, fünf Jahre nach Sidney, und da war schon soviel zusammengebrochen.... es gab einfach keine zuverlässigen neuen Informationen mehr, und..."
    Die ältere Frau schien auch durch den Wind zu sein, lag das an ihrem Besuch? Léo konnte sich nicht recht beruhigen, es war einfach zu viel, aber die Bemühungen zahlten sich durchaus etwas aus. Zumindest konnte sie den Worten ihres Gegenübers einigermaßen folgen.
    "Alles was ich noch finden konnte waren ein paar Fragmente von .... vorher."
    Ellens Blick schweifte von Leo weg hinüber zu der Pinnwand. "Der Rest ist oben, aber ich wollte, naja..."
    Moment, oben?
    Ellen deutete mit einem Kopfnicken in Richtung ihrer Sammlung. "Ich wollte eure Gesichter nicht vergessen."
    ...was?
    Die Rothaarige neigte ihr Haupt und schloss die Augen. Sie musste verdammt einsam gewesen sein, wenn sie gerade ihre Gesichter nicht vergessen wollte. Léo konnte sich nicht entsinnen, dass die beiden sich besonders nah gestanden hatten, als sie in Sidney gewesen waren. Dennoch berührte sie diese Offenbarung auf eine merkwürdige Weise...
    Sie wurde wirklich zu einem Weichfurz, wenn das so weiter ging. Langsam musste sie sich wieder zusammenreißen.
    . "Also, wenn du das behalten möchtest... "
    Offenbar hatte Ellen ihren schwachen Moment überstanden und wies auf das Bild in Léos Händen.
    "Oh...ja das...würde mir viel bedeuten, wenn das für Dich in Ordnung geht...“, meinte sie nach einer kleinen Sekunde des mentalen Sortierens.
    Ihr kamen wieder die mitgenommenen Waffen in den Sinn.
    "Die hier muss ich aber nicht behalten...“, sie nahm das Sturmgewehr von den Schultern und zog die Pistole aus der Hose, "... war ´ne Vorsichtsmaßnahme, Du hättest sonstwer oder –was sein können...“
    Schnell legte sie Beides zur Seite, ehe sie durchatmete.
    "Also... ich bin nicht gut mit Smalltalk und solchem Zeugs, ähm... also was genau machst Du nochmal hier? Du meintest, der Rest wäre oben, was ist da? Und...naja, ich weiß nicht...“
    Sie dachte angestrengt nach. Das ist nicht ihr Metier. Vielleicht sollte sie ja mal mit der grundlegenden Situation anfangen?
    „Ich bin oben mit meinen ...“Leuten“, weil wir Adam zum Forschungszentrum bringen wollen, wo nun wahrscheinlich schon die Kultisten hocken und auf uns warten, weil wir noch Balla- ähm, Anhang von einigen retten mussten...Aber wenn Du die Red Witch bist, weißt Du das wahrscheinlich schon...
    Jedenfalls machen wir uns grad bereit für den Kampf, die Vultures werden uns unterstützen, aber wir haben da noch dieses Minenfeld und allgemein noch nicht soooo viel darüber diskutiert, wie wir das angehen...“
    Weil sie die Anführer lieber erstmal ordentlich durchgenommen hatte. Es überraschte sie selbst, wie gut ihre Selbstablenkung immer funktionierte.
    "... wenn Du also irgendwas weißt und/oder uns helfen willst...nur zu...“
    Léo öffnete die Arme in einer Art einladender Geste, weil sie nicht wusste, wie sie sonst zeigen sollte, dass sie Ellen nicht verarschte. Aber noch etwas anderes brannte ihr auf dem Herzen. Sie rang um Worte, wie immer...
    ".Es.....es ist echt....schön Dich wiederzusehen....“

  3. #3


    Das Lagerfeuer brannte nun hoch und seine Flammen züngelten gierig und grell in den Nachthimmel hinein.
    Hätte Georgina gewusst, dass Niemand hier ihre inszenierte Schlachtmusik hören konnte, das schrill Fiepen der Flöten und die Trommeln und auch die Hörner, dann hätte sie wahrscheinlich fauchend den Angriff eingeleitet, doch das Lager der Vulture war zum einen gut gelegen und zum Anderen waren Gesänge und die eigenen Trommeln der Plünderer viel zu laut, um das grausige Orchester der Feindarmee auch nur wahr zu nehmen.

    Gierig schlangen die Krieger das fast schwarz und dunkel gegrillte Fleisch hinunter und spülten mit dem vergorenen Agarvensaft herunter, was durch die pure Gier im Hals stecken zu bleiben drohte.
    Sie feierten wild und ausgelassen, wissend, dass jeder getötete Feind in der kommenden Schlacht einhundert Lieder und ganze Arme voller Tattoos wert war, denn Seeker hatten ihnen berichtet, was sie sich zusammengereimt hatte und sie darauf eingeschworen, im Kommenden nicht zu vergessen, dass die Geschichte des Clans nun für immer in Blut geschrieben werden konnte.
    Kein Dahinsiechen in der neuen Welt neuer weißer Götter mit ihren Mikroskopen und Reagenzgläsern, kein Erstarken einer neuen Zivilisation sollte über sie einst entscheiden, dass sie keinen Platz mehr in der Welt hatten.
    Sie waren stolze Krieger und würden ihren Abgang in die eigenen Hände nehmen.
    Sie würden kämpfen und bluten, auch für die vielen Frauen und Kinder und Verletzten, die weit im Süden zurück geblieben waren und ohne ihre Kämpfer und Jäger bald schon von anderen Feinden verschlungen werden würden. Und so fanden sie sich im Tode vereint wieder alle zusammen, am Himmel als geisterhafte Vögel, vom Wind getragen und wissend, dass man anstatt sie zu vertreiben, nun Lieder über sie singen würde. Warme Stimmen, wohltönende Choräle, gesummter Windhauch in der Luft, der ihre geisterhaften Schwingen tragen und am Himmel halten würde.

    Sie balgten und prügelten sich, die Krieger sie tranken und sangen und gaben sich für alle sichtbar der Lust hin.
    Und zwischen ihnen, wie eine Festkönigin eines alten Hexengeschlechtes streunte Seeker herum die nun seltsam gelöst wirkte und von nichts Anderem als Zuversicht und Vorfreude auf die Schlacht erfüllt.
    Sie trat ab und an nach links oder rechts aus, um zwei zu sehr im Kampf verstrickte Jungkrieger zu trennen, stahl sich Küsse und Tonbecher mit dem scharfen, warmen Alkohol gleichermaßen und stimmte oftmals als Erste den Ton neuer Heldenlieder der Vulture an, die zumeist von Tod und Vernichtung handelten.
    Sheng wusste nicht, wo die Anführerin gewesen war, doch was immer sie erlebt hatte, sie wirkte nun „komplett“, gefestigter, vollständiger, sofern eine Steigerung noch möglich war.
    Und dann war sie an ihm heran. Sah Evi eindringlich an, drang unangenehm nah an ihn heran, als würde sie die vielgerühmte persönliche Distanz nicht kennen, nur um dann wölfisch zu grinsen und sich wieder zurück zu ziehen, fast so, als hätte sie ein letztes Mal den Duft von Evi wie eine Fährte aufnehmen wollen und Sheng zum ersten Mal richtig wahrgenommen, nun, wo er zwischen den Vulture saß und neben ihm seine erste Kriegerin.

    Das riesige Feuer machte einfach keine Anstalten, auszugehen und machte für die Krieger und Todgeweihten die Nacht zum Tage.
    Und Sheng besah sich die Gesichter jener, die bei ihm waren und plötzlich wusste er, dass sie morgen eine Chance haben würden.
    Dort war seine Ziehtochter, die das Wort Angst nur dann kannte, wenn es um den Kontakt mit anderen Menschen ging, und wie eine schwerelose Feder im Wind von Lachen und Worten schwebte sie nun zwischen Denen umher, die ihre Freunde zu sein schienen. Eine bunte Truppe, die unterschiedlicher nicht sein konnte. Neben der blonden Kultistin war da diese unverschämt großmäulige Flamerider, die permanent mit dem Unterleib irgendwelche Bewegungen ausführte und deren helle Stimme fast alle anderen übertönte, neben ihr der schweigsame junge Krieger der Vulture, dann noch Eryn, die arg blass wirkte und sich lange mit Evi unterhalten hatte, eine enge Freundschaft zweier so ungleicher Frauen.

    Evi… Teeth… die Frau, die er stets absichtlich übersehen hatte, damit er sich einreden konnte, es „morgen“ zu versuchen.
    Die Frau, die so oft an seiner Seite gewesen war, dass es schlichtweg an Absicht und ein Wunder grenzte, dass sie kaum ein Wort miteinander gewechselt hatten.
    Sie war die Eine, die ihn mehr beschäftigte als alles Andere, die, die nun sein Leben und dann seine Seele gerettet hatte.
    Sie, die die Wildheit und Stärke zu seinen Worten der Hoffnung war. Und er stellte in sich hineinlachend fest, wie schwer es war, die Lust, das Begehren, die Verliebtheit und das Gefühl nach Nähe gleichzeitig zu ertragen, wenn sie in seiner Nähe war und ihm diesen Blick zuwarf, der, wie gerade eben, der seine Lenden kochen ließ.

    An einem Baum gelehnt sah er Ranger, der alleine Unglaubliches geleistet hatte, indem er ihnen die wertvollsten Verbündeten gebracht hatte, die diese Welt für sie noch bereithalten konnte. Er wirkte, als wollte er alleine sein, ein Umstand, so kurz vor dem Ende so vieler Leben, den er ihm nicht verdenken konnte und wollte.
    Das Mädchen aus dem Schiff – Blades – und dieser Pray Vulture saßen zusammen neben ihnen, leise und doch mit einer sichtlichen Verbindung, die er jedoch nicht durchschauen konnte.
    Und dann kam immer wieder Voodoo zu ihnen, der ihnen weiter Getränke brachte und noch mehr Fleisch und der die Taucherin mit solcher Zufriedenheit und schieren Freude musterte, als würde er sich als Künstler an seinem Kunstwerk nicht satt sehen können. Es hätte den Bürgermeister nicht gewundert, hätte er sofort weitermachen wollen. Aber so schien die „Magie“ der Vulture nicht zu funktionieren.

    Und dann war da dieser Dieb aus dem Schiff, der eine innige Feindschaft mit seinem besten Mann pflegte. Die beiden waren häufiger aneinandergeraten als alle Vulture und Bucaneers zusammen.
    „Das werden ja lustige Weihnachten werden.“, lachte er leise und erntete einen verständnislosen Blick einer betrunkenen , vorbeistreifenden Vulture, der er zunickte, dann zuprostete und die ihm dann grinsend berauscht fast vor die Füße kotzte, ehe sie trillernd nach hinten umfiel.

    ---

    „Bahahaha, nicht deeeein Ernst!“, prustete Liz Graham los und verschluckte sich vor Lachen fast an ihren Dosenravioli, während sie mühsam darum kämpfte, nicht von dem umgefallenen Baumstamm zu fallen, auf dem sie Platz genommen hatte.
    Auch die anderen Siedler grinsten mehr dämlich und peinlich berührt, denn in ihrer Mitte stand der Scavenger Ben, mittlerweile voll ausgeheilt und nicht mehr zum Dienst in der Wäscherei verpflichtet, in etwas, was er ganz stolz Wappenrock genannt hatte, den er mehr schlecht als recht bemalt hatte.
    „Och Leute…“, maulte er grinsend, „wenn Eryn in einer Flagge als Kleid herum rennt, dann jubelt ihr der Frau alle zu.“, beschwerte er sich und drehte sich nochmals überzeugt im Kreis.

    Er hatte vorhin in einem der Zelte riesige Mengen grüner Decken gefunden und mit seinem ganzen Wissen aus dem langen Dienst in der Wäscherei einige Wappenröcke angefertigt, die man sich um den Kopf legen konnte, sie waren ärmelfrei und wurden dann durch einen Gürtel zusammengehalten. Er war unglaublich stolz auf sein Werk und seine Idee gewesen, immerhin zogen sie in eine Schlacht.
    Wie eindrucksvoll wäre es da gewesen, wenn sie ähnlich wie die Vulture im einigermaßen gleichen Gewand in die Schlacht gezogen wären.
    Doch ohne einen Fürsprecher waren seine Kameraden wahrscheinlich kaum zu begeistern.
    Sara schien die Einzige, die sich für den Gedanken halbwegs erwärmen konnte und stand zumindest auf, um sein „Kleidchen“ zurecht zu rücken und grade zu ziehen, augenscheinlich hatte es an seinem Rücken zu viele Falten geworfen und hatte mehr wie ein langer Kuhschwanz gewirkt. Er bereute es nun, sich nicht freiwillig gemeldet zu haben bei dieser Mission mit dem Sarg. Er war ein Gefangener gewesen, sie waren nun Helden.
    Wäre er ein Held, sie hätten seinen Vorschlag sicherlich ganz toll gefunden…
    Seufzend – und definitiv ohne seinen tollen Wappenrock abzulegen – setzte er sich neben Liz auf den umgestürzten Baumstamm und versuchte das leise Trommeln zu ignorieren. Das ihrer Feinde und das aus dem Vulturelager. Vor allem weil er keine Ahnung hatte, warum der Krieger, der ihm vorhin sozusagen „seinen Arm angeboten“ hatte, so glücklich gegrinst hatte, als er ihn mit "Ja, ja, auf jeden Fall." abgespeist hatte.

    Geändert von Daen vom Clan (11.11.2015 um 23:59 Uhr)

  4. #4
    Erleichtert registrierte Ellen, dass auch Leo sich wieder gefangen hatte. Und als sie dann anfing, Fragen zu stellen, wandte Ellen sich dankbar wieder der Gegenwart und ihren Problemen zu - besser das, als weiter in der Vergangenheit zu stochern.

    "Die hier muss ich aber nicht behalten...war ´ne Vorsichtsmaßnahme, Du hättest sonstwer oder –was sein können..." Waren das die von Punkt 3? Musste wohl so sein, der geflickten Stelle am Gurt des Sturmgewehrs nach.

    "Also... ich bin nicht gut mit Smalltalk und solchem Zeugs, ähm... also was genau machst Du nochmal hier? Du meintest, der Rest wäre oben, was ist da? Und...naja, ich weiß nicht..." Angesichts von Leos Fragen wollte Ellen gerade ansetzen, ihrerseits wieder mental auf Arbeitsmodus umzuschalten, stockte dann aber - zum zweiten Mal heute beinahe emotional aus der Bahn geworfen -, als Leo die Arme ausbreitete.

    ".Es.....es ist echt....schön Dich wiederzusehen...."


    Wo Ellens Lächeln vorher zweifellos freundlich, aber doch leicht distanziert gewirkt hatte, stahl sich jetzt ein richtiges Strahlen auf ihre Züge. Ein kurzer Augenblick des Zögerns, Abwägens, Analysierens - geboren aus über einem Jahrzehnt Gewohnheit -, dann schob sie zu ewiger Vorsicht mahnende Stimme für den Moment zur Seite, überwand die kurze Distanz zu ihrem Gegenüber, und drückte Leo mit einer regelrechten Bärenumarmung einen kurzen Moment fest an sich.
    "Und es ist wunderbar, dich wiederzusehen!"
    Falls sie beim sich wieder lösen ganz leicht schniefte, dann lag das mit Sicherheit nur diesem rührseligen Moment - und nicht etwa daran dass Leo doch recht... nun... streng roch.

    Und dann stolperte sie geistig, mit einiger Verspätung, über einen neuen Informationsbrocken, den Leo ihr gerade geliefert hatte - oder besser, bestätigt hatte. Adam. Sie haben ihn tatsächlich gefunden. Und er ist HIER.

    Ellen blinzelte als ihr die Tragweite dieses Umstands bewusst wurde. Zu wissen dass es ihn irgendwo gab, war eine Sache - aber direkt vor ihrer Haustür? Unvermittelt ergriff sie Leos Schultern. "Ihr habt den Tank also tatsächlich?! Wie geht es ihm, laufen die Systeme noch? Gabs Probleme mit der Kalibrierung? Doktor Ericson dachte, dass..." Sie unterbrach sich, als sie Leos verständnislosen Blick bemerkte. "Ach, egal - okay, fangen wir von vorne an. Komm mit!"

    Sie drehte sich um und ging schnurstracks auf eine unauffällige Tür an der Seite des Wohnbereichs zu - von dort war sie kurz zuvor auch herein gekommen. Während sie vorausging, sprach sie halb über ihre Schulter weiter zu Leo. "Was ich hier mache ist wie gesagt eine längere Geschichte - aber ja, ich bin die RedWitch der Skypeople."

    Als Leo durch die Tür trat, sah sie eine enge Metalltreppe nach oben führen, wo Ellen gerade durch einen weiteren Durchgang verschwand - anscheinend in einen direkt über dem Wohnbereich gelegenen Raum. Die Treppe endete hier allerdings nicht, sondern führte noch weiter - zum Dach womöglich?

    "Die Kurzfassung jedenfalls ist: ich bin nach Sidney beim Militär gelandet, dann bei der Einheit die die Forschungsstation bewachen sollte. Letzte Hoffnung der Menschheit - oh, wie sie uns mit Parolen eingepeitscht haben! Und die hatten ein NSA-Team vor Ort, um die Stadt zu überwachen - Perimetersicherung für die Forscher." Wieder Begriffe, der Sinn sich Leo nur aus dem Zusammenhang halbwegs erschloß. Sie folgte Ellens Stimme über die leise knarzende Treppe nach oben, und trat dann in einem Raum, gegen den ihr der ungemütlich sterile Bunker unten regelreicht heimelig und vertraut erschien.

    "Nachdem die ganze Sache dann zum Teufel ging, brauchten die Frischlinge von der NSA , die in den Außenteams, jemanden zu dem sie aufschauen konnten. Und da ich im Gegensatz zu den meisten von denen eh schon eine Einweisung hierfür erhalten hatte, hab ich diese Rolle übernommen."

    'Hierfür', das musste der monströse Aufbau aus Plastik, Metall und blinkenden Lichern sein, der die linke Hälfte dieses Raumes in Beschlag nahm. Jemand der mit der alten Welt besser vertraut war, würde in dem ordentlichen Setup technischer Geräte auf den Tischen dort neben einem leise rauschenden Funkgerät auch einen Computer mit mehreren Monitoren - die meisten derzeit abgeschaltet - erkennen, sowie einige kleinere Bildschirme die zu den Sicherheitskameras rings um den Bunker gehören mussten. Kisten aus mattem Metall, gefüllt mit verschiedensten Ersatzteilen und unter den Tischen verstaut, und dicke Kabelstränge die sich an der hinteren Wand nach oben durch die Decke schoben, erschienen für ein Kind der neuen Welt wie ein Teil der Aufbauen und verstärkten nur den Eindruck, dass sich hinter dem einen, einsamen Drehstuhl eine einzige riesige, monströse Maschine drängte, anstatt mehrerer kleiner.

    Auf besagtem Stuhl schwang sich just in diesem Moment Ellen in Richtung der Computermonitore, einen flüchtigen Blick hinüber zu den Kameras werfend. "Vultures, sagst du? Na, das erklärt wieso sich eure Zahl seit Sonnenuntergang fast verdoppelt hat - immerhin alles relativ ruhig da draußen." Während Ellen mit den Fingern auf einem kleinen knopfbewehrten Brett herumhackte ("Tastatur", erinnerte sich Leo), konnte die jüngere Frau ihren Blick über den Rest des Raumes wandern lassen. Ein großer Tisch mit mehreren Stühlen, wie geschaffen für eine Versammlung, und Wände, die - in krassem Kontrast zu der unpersönlichen Leere unten - über und über mit angepinnten Karten, Ausdrucken und Notizzetteln bedeckt waren. Informationskampagnen, Listen der größeren Plündererbanden im Umland, CDC-Informationsbroschüren, Volkszählungsliste der Skypeople, bekannte Mitglieder des Cult of Vision,... kein Flecken Wand war von der Informationsflut verschont geblieben.

    "Ah, hier - ich wusste der Plan ist hier drin." Zufrieden lehnte sich Ellen zurück, während an anderer Stelle im Raum einer der vielen Metallkästen schnarrend zum Leben erwachte. "Irgendwann würde ich zu gerne hören, wie ihr den verdammten Tank eigentlich finden konntet - und wie ihr euch mit einem von den Wilden Stämmen anfreunden konntet." Hier oben, in ihrem ureigensten Refugium, wirkte sie gleich wesentlich ... zielgerichteter, konzentrierter. "Also: schlechte Nachricht - die Kultisten sind nur noch ein paar Meilen entfernt , und ihre Armeen sind verdammt groß. Gute Nachricht - mit der Menge an Kämpfern da draußen haben wir vielleicht tatsächlich eine Chance, diese Sache hier zu einem guten Ende zu bringen." Sie stand auf, ging zu der nun nicht mehr schnarrenden Kiste hinüber, und zog einen großen Bogen Papier heraus. "Plan von der Forschungsstation." So langsam wurde nachvollziehbar, woher die Skypeople ihren abgehackten Sprechstil hatten. "Würde vorschlagen, eure Anführer treffen sich hier mit mir, damit ich nicht alles rausschleppen muss - oder mehrfach erzählen. Bis dahin bring ich die Pläne auf aktuellen Stand. Einverstanden?"

    Geändert von Shinshrii (12.11.2015 um 00:55 Uhr)

  5. #5
    Als Ellen ihre Arme um sie legte wie Pranken und sie fest an sich drückte, blieb Léo kurz die Luft weg. Ob nun von der Umarmung selbst oder der Überraschung, ohne irgendwas getan zu haben solch eine Sympathie entgegen gebracht zu bekommen, konnte sie selbst nicht einschätzen.
    "Und es ist wunderbar, dich wiederzusehen!"
    Wenn das weiter so ging, würde das richtig unangenehm werden. Doch noch bevor Léo sich zu winden beginnen musste, hatte die Ältere sich bereits mit einem sachten Schnaufen von ihr gelöst. Faszinierend, dass nichts von dem ...Film auf der Haut der Latina auf Ellens Klamotten gelandet war.
    Sie sollte sich dann echt mal waschen... sie roch vermutlich im Moment nach einem wandelnden Puff und sah aus, als ob sie aus einer Menschenmetzgerei geflohen wäre.
    Die Rothaarige packte sie nach einigen kurzen Augenblicken fest an den Schultern:
    "Ihr habt den Tank also tatsächlich?!“
    Ne, Léo dachte sich solche Sachen gerne aus, war neben Stricken ihr größtes Hobby.
    „Wie geht es ihm, laufen die Systeme noch?“
    Ähm...vermutlich? Sie hatten ja Batterien da dran gemacht...
    „Gabs Probleme mit der Kalibrierung?“
    Kaligrawas?
    „Doktor Ericson dachte, dass..."
    Wer...?
    Ellen unterbrach sich, als sie Léos verständnislosen Blick bemerkte. "Ach, egal - okay, fangen wir von vorne an. Komm mit!"
    Sprach’s und drehte sich um, die Schwarzhaarige folgte ihr auf dem Fuß. Durch eine Tür eine Metalltreppe hinauf, während die Vorrausgehende munter weitersprach.
    Also Fachchinesisch beherrschte Ellen fließend, das musste man ihr lassen.
    Den Raum, den sie schließlich betraten, erinnerte die Latina spontan an den Ort, wo sie vor vielen Jahren ihre große Chance verpasst hatten, weil Leute egozentrische Mistsäcke waren. Nur, dass es hier mehr wie ein Stalkerlabor wirkte mit all den Monitoren.
    Ellen hatte sich inzwischen hingesetzt.
    "Vultures, sagst du? Na, das erklärt wieso sich eure Zahl seit Sonnenuntergang fast verdoppelt hat - immerhin alles relativ ruhig da draußen."
    Wow, sie war wirklich eine Stalkerin und verbrachte anscheinend wirklich sehr, sehr, viel Zeit allein. Léo wusste nicht, ob sie sie beneiden oder bemitleiden sollte.
    Noch immer sprachlos sah sie sich weiter um und war überrascht, so ein Chaos an Karten, Zetteln und Plänen an den Wänden zu sehen. Das war also der „Rest“.
    Wenn sie nur viel Zeit mitgebracht hätte...oder sich auch nur im Ansatz dafür interessieren würde... Hier sollte jemand Anderes vorbeischneien, der sich für sowas begeistern konnte. Für ultraalte Geschichten, die ihnen im Moment überhaupt nicht weiterhelfen würden.
    "Ah, hier - ich wusste der Plan ist hier drin."
    Ihre Stimme zog Léos Aufmerksamkeit an sich, ebenso die Tatsache, dass an anderer Stelle im Raum einer der vielen Metallkästen schnarrend zum Leben erwachte. "Irgendwann würde ich zu gerne hören, wie ihr den verdammten Tank eigentlich finden konntet - und wie ihr euch mit einem von den Wilden Stämmen anfreunden konntet."
    Das ließe sich garantiert einrichten, wenn sie dann noch lebten.
    "Also: schlechte Nachricht - die Kultisten sind nur noch ein paar Meilen entfernt , und ihre Armeen sind verdammt groß. Gute Nachricht - mit der Menge an Kämpfern da draußen haben wir vielleicht tatsächlich eine Chance, diese Sache hier zu einem guten Ende zu bringen."
    Léo hob eine Augenbraue bei der Art, wie Ellen auf einmal sprach.
    Den Schwall an Papier, den sie aber auf einmal hervorzauberte und als "Plan von der Forschungsstation." , betitelte, brachte die Neugier der Schwarzhaarigen sekundenschnell wieder zurück.
    "Würde vorschlagen, eure Anführer treffen sich hier mit mir, damit ich nicht alles rausschleppen muss - oder mehrfach erzählen. Bis dahin bring ich die Pläne auf aktuellen Stand. Einverstanden?"
    Warum war sowas immer nur für die Anführer bestimmt? Zählte da jetzt Sheng auch wieder mit dazu? Als ob die automatisch das beste Verständnis für Kriegsführung hätten. Aber gut, sie wollte sich da nicht einmischen. Zwei der drei „Anführer“ waren Personen, denen Léo halbwegs vertraute, also ging das schon klar.
    „Einverstanden. Zwei sollten noch flach im Zelt liegen...und der andre wird auch aufzutreiben sein...Ich schick sie zu Dir.“
    So etwas wie ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, als sie sich nochmal kurz umblickte.
    „Auch wenn ich verstehe, warum Du hier gerne Deine Ruhe haben willst... Etwas frische Luft kann Dir sicher nicht schaden und oben läuft gerade die größte Party im Umkreis von vielen Meilen. Wer weiß, ob wir jemals wieder eine erleben können... nur so als Idee nach eurer Planbesprechung.“
    Sie zwinkerte und tippte auf die Spirale in ihrer Unterlippe.
    „Dann kann ich Dir erzählen, wie wir die Vultures zu Freunden und ich selbst die Anführerin zur Schwester gemacht habe.
    Vielen... Dank nochmal für das Bild und ... wir sehen uns.“
    Das war keine Floskel, sondern Aufforderung und Versprechen zugleich.
    Eilig wandte sie sich um und machte sich auf den Rückweg durch das kleine Labyrinth des Bunkers.
    Irgendwie ging es ihr im Moment seltsam gut. Normalerweise würde sie einen halben Anfall bekommen, einen verkackten Botengang zu erledigen. Doch jetzt musste sie sich nichtmal überreden, dass es wenigstens ihr Vorhaben voranbrachte, sondern schlicht ein Gefallen für eine sehr alte wiedergefundene Bekannte war. Die ihr mit Nichts als Freundlichkeit begegnet war, obwohl sie sich so verändert hatte.

    Die kühle Nachtluft war geschwängert von den Geräuschen und Gerüchen der Feier.
    Ihr Inneres wollte sich sofort dazu gesellen, tanzen, trinken und einfach die Sau rauslassen. Ihr Körper wollte endlich Schlaf. Doch ihr Verstand lenkte sie zunächst wieder zum Zelt mit Hju und Seeker, die sie gleich mit Vergnügen hochtreten würde.
    Wenn sie noch im Zelt gewesen wären.
    Wundervoll, es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn sie nicht ewig nach Jedem hätte suchen müssen.
    Von der Vulture-Anführerin war keine Spur mehr dageblieben, Guapos Habseligkeiten und sein Shirt lagen immernoch da. Merkwürdig, aber vielleicht hieß das auch, dass er nur kurz verschwunden war und gleich wiederkam.
    Sie griff nach der Biblia, die auf dem deutlich kleineren Haufen lag und...aus der Ketten hingen. Im Aufstehen klirrten diese sacht, einem Windspiel gleich, gegeneinander.
    Jemand war einfach an ihr Zeug gegangen. Schnell steckte sie das Buch weg, schritt nach draußen, wo der tote Álvaro angelehnt lag und durchsuchte ihn schnell. Doch hier schien nichts abhandengekommen oder dazugelegt worden zu sein. Allerdings fiel dabei ihr Blick auf die Souvenire aus Australien, die sie selbst nie benutzt hatte.
    Warum schleppte sie sie eigentlich die ganze Zeit mit sich herum, wenn es hier einen Haufen Schützen gab?
    Noch einmal blickte sie sich um, doch von Hju immernoch keine Spur. Hatte sich der alte Mann etwa halbnackt in die Feier gestürzt?
    Bei dem Gedanken musste sie grinsen, das würde sie zu gerne sehen.
    Mit großen Schritten näherte sie sich dem Getümmel, um schleißlich an einem der großen Feuer anzukommen, an denen sich eine kleine Gruppenversammlung eingefunden hatte.
    „Ey, hat Jemand Seeker gesehen?“, rief sie niemandem bestimmten zu. Sie hasste Versteck- und Suchspiele.
    Dann fiel ihr Blick auf Sheng und Evi, die andächtig nebeneinander hockten.
    „Hey, Sheng!“, brüllte sie ihm entgegen, „Dein Typ ist von der Red Witch gefragt, da hinten im Bunker. Sie möchte gerne über das Forschungszentrum und unseren Kampf mit den Anführern reden... keine Ahnung, es gibt hier sicher Leute, die Dich für einen Anführer halten, also sag ich’s Dir...und wo ist überhaupt Hju?“
    Léo ließ ihren Rucksack unsanft von der Schulter plumpsen, es klirrte an ihrem Hintern. Schnell fasste sie danach und erinnerte sich just wieder an das Buch, an dem sich Jemand vergriffen hatte.
    Beim Aufklappen fielen ihr drei Metallovale, die an den Ketten hingen, entgegen. Auf dem obersten stand „Lancaster
    Was zum...?
    Wieso legte gerade Guapo ihr sowas in ihre (geklaute) Bibel, wo er an sich schon nichts zu suchen hatte?
    Ungläubig klappte sie den Zettel auf, der um die Mettallteile geschlungen war.

    Hallo Léo,
    ich weiss nicht wann du das hier liest. Vielleicht bin ich schon weg, vielleicht bin ich noch da.
    Etwas muss ich dir allerdings noch sagen, bevor ich drauf-


    Sie brach ab und sah sich mit einem ganz flauen Gefühl im Magen um. Das konnte er nicht machen.
    Ihre Stimme überschlug sich fast, als sie erneut, nun deutlich besorgt rief:
    Wo, verdammte Scheiße ist Hju!?!
    ...“
    Ihre Inspizierung der versammelten Leute endete mit den Beiden, hinter denen sie von Beginn an zum Stehen gekommen war und die immernoch wild herumknutschten.
    „Und was glaubst Du hier eigentlich, was Du mit Haile machst, Muchacho?“
    Léo war auf 180.

    Geändert von Mephista (12.11.2015 um 12:40 Uhr)

  6. #6
    „Und was glaubst Du hier eigentlich, was Du mit Haile machst, Muchacho?“

    Große, goldene Augen, die erschrocken zu der Latina aufblickten, die offensichtlich vor Wut kochte. Dunkle Augen, immernoch leicht geschlossen, die diese merkwürdige, blutüberströmte Frau gar nicht einordnen konnten.

    "..."
    "...!"

    Während die Vultures immer heftiger feierten und die ersten jungen Krieger schon umgekippt waren, war das Kultistenmädchen immer wieder in Raouls Umarmung versunken. Mal tanzte sie mit Kerosa und den anderen Plünderern, mal wurde sie von ihm gepackt und vor purer Lebensfreude schwindlig geküsst. So auch jetzt - sie hatte gar nicht mitbekommen, dass Leo wieder aufgetaucht war.

    "Du lässt sofort deine dreckigen Griffel von meiner Hermana, oder ich reiß dir jeden Finger einzeln ab, klar, Muchacho? Und WO VERDAMMTE SCHEISSE STECKT HJU?!"
    "...LEO!"
    "Nichts mit LEO, Señorita! Für so einen Scheiss bist du entschieden zu jung, und er entschieden zu alt. Und überhaupt, wo hast du überhaupt gesteckt, ich hab mir Sor..."
    "....!"

    Leo schäumte. Haile funkelte sie wütend an, trotzig geradezu. Sheng und Evi warfen sich einen Blick zu, und Hailes Ziehvater stand auf, klopfte sich den Dreck des Bodens ab und sprach dann mit seiner unendlich beruhigenden Stimme auf Leo ein.

    "Wenn ich mich recht entsinne und richtig rechne, dürfte Haile ungefähr 16 sein. Und du Raoul, du bist...?
    "18."
    "18, siehst du, kein Grund zur Sorg...."


    Aber Leo hatte noch nicht einmal richtig begonnen...

  7. #7
    "Wenn ich mich recht entsinne und richtig rechne, dürfte Haile ungefähr 16 sein. Und du Raoul, du bist...?
    Was mischt sich der Pseudo-Anführer dieses verkackten Kaffes mit seiner scheißfreundlichen Stimme denn auf einmal ein? Sie redete hier mit Haile und ihrem potentiellen Vergewaltiger, nicht mit irgendeinen Shingshangsheng.
    Der ist ja schlimmer als Kerosin...
    "18."
    "18, siehst du, kein Grund zur Sorg...."

    " iLargo, chinito , o serás el siguiente! (Verpiss Dich, Schlitzauge, oder Du bist der Nächste!)

    Das hier ist ein verkacktes Privatgespräch, also wenn Du Deine Cojones für Deine Liebste behalten willst, dann bewegst Du Deinen Arsch in den Bunker da, da ist die Einsatzzentrale der Forschungseinrichtung. Die will mit euch reden. Mit den Anführern, und das stellst du ja dar, anscheinend. Und das Alles am besten ein bisschen rapido!“

    Vor Wut bebend starrte sie Sheng noch einen Moment, ehe sie sich wieder ihrem eigentlichen Ziel zuwandte.

    "Und DU..."
    Léo hielt inne.
    Ihre Augen hefteten sich einen Augenblick zu lang an die kleine Kette, die er trug und auf der der Name „Helena“ eingraviert war. Ebenso den neuen Halsanhänger um den Hals von Haile, die sie immer immernoch sauer anfunkelte.
    So unglaublich sauer.
    Waren die beiden etwa...?
    Kurz glitt ihr Blick über die übrigen Anwesenden der Runde. Anscheinend ja. So wie guggten, waren sie wohl live dabei gewesen.
    Wieso schmerzte es sie so, dass Haile es nicht wichtig gewesen war, dass sie sowas auch miterlebt? Sie hätte sich das eigentlich denken können.
    Nichtmal so beliebt wie Fußpilz, nein, so beliebt wie Genitalherpes.
    Eigentlich klar.
    Auch wenn sie sich gerade bei Haile eigentlich so sicher war, dass zumindest etwas Sympathie erwidert wurde.

    Sie schluckte kurz, atmete dann tief durch und ging vor Raoul in die Hocke. Die giftigen Seitenblicke von Haile und den anderen Gaffern ignorierte sie gekonnt.
    Léo packte den jungen am Oberteil und zog in zu sich, bohrte ihre nun tiefschwarz erscheinenden Augen in die seinen. Ein Schatten schien über sie gezogen zu sein, die Wut wich aus ihren Gesichtszügen.
    Dann hob sie mit sehr leiser, gefährlich ruhiger, aber zum bersten angespannter Grabesstimme an:
    „Pass auf, pendejo... Haile ist Familie für mich und wahrscheinlich viel zu gut für Dich. Aber wenn sie Dich mag, okay...
    Aber ich schwöre Dir eines, und präg Dir meine Worte gut ein... Wenn Du sie unglücklich machst, dann sind herausgerissene Finger noch das, was Du Dir am meisten wünschen wirst... Ich kenne mich sehr gut mit der menschlichen Anatomie aus, denn ich kann nicht nur Menschen umbringen, ich esse sie auch verdammt gerne. Weide sie aus, würze sie, röste sie knusprig...das volle Programm. Und glaube mir, ich habe schon Leute gegessen, die mir wesentlich mehr am Herzen lagen als Du es jemals wirst...
    Also, wenn ich mitbekomme, dass Du Haile zum Weinen bringst oder irgendwie sonst Schmerz jedweder Art zufügst... dann wirst Du Dich nirgends verstecken können... ich habe schon die halbe Welt gesehen und kenne Leute... außerdem habe ich die Angewohnheit, Sachen, die ich mir in den Kopf gesetzt habe, zu Ende zu bringen und wenn es 20 Jahre oder mehr dauern sollte...“
    Raouls Oberteil wurde freigegeben; Léo erhob sich wieder.
    „Also pass verdammt nochmal gut auf sie auf, Cabrón..sie ist was ganz Besonderes...“

    Geändert von Mephista (12.11.2015 um 18:39 Uhr)

  8. #8
    Jedes einzelne Wort, das ihre Freundin ihr gab, hatte sie so auch gebraucht, wenn es auch nicht dabei half, den Fluss an Tränen einzudammen. Evi war für die Sterbende da, mehr konnte sie sich nicht wünschen. Sie versicherte ihr, Unvollendetes in ihrem Namen zu erledigen - ein beruhigender Gedanke. Und doch gab die Kämpferin Eryn die Hoffnung, es gegen sämtliche Wahrscheinlichkeit irgendwie schaffen zu können.

    So lag die Bardame eine Zeit lang in den Armen der First Lady, deren Liebe immer wieder eher hilflose, mitleidige Blicke zu den beiden warf, während er ähnlich eng neben Evi saß wie die Irin selbst. Sie konnte nicht ausmachen, wie viele Minuten vergingen, doch mit jeder wurde die Kälte etwas weniger. Die Entspannung und die guten Gedanken halfen dabei, den Ausbruch der Krankheit von sich zu halten. Doch die kleine Idylle sollte gestört werden.

    Leo trat an die kleine Gruppe der vier Liebenden und Eryn heran und provozierte, nein, drohte Sheng und Raoul mit einem Feuer, dass andere selbst im Todeskampf gegen Feinde nicht zeigten. Wie konnte sie es wagen, diese Menschen für Nichts so anzugehen, nachdem sie sich bereits geweigert hatte, sie zu retten? Dieses egoistische Stück.

    Neben sich konnte die ehemalige Kellnerin ihre Freundin schnauben hören. Die 25-Jährige richtete sich noch im Sitzen auf und erkannte, dass die Halb-Vulture vor Wut fast zitterte. Wäre da nicht Sheng gewesen, der seine Finger in beruhigender Manier um die Oberarme der Amazone legte, um sie zu beruhigen und im Notfall sogar zurück zu halten - mit wahrscheinlich ausbleibendem Erfolg - wäre sie wohl auf der Stelle aufgesprungen, um das mexikanische Kaltblut um eben jenes zu berauben.

    Die Infizierte stand nun auf, vielleicht zu schnell und abrupt, denn es brachte ihren derzeit schwachen Kreislauf so in Wallung, dass ihr für einen Moment schwummrig vor Augen wurde. Doch diese Schwäche zeigte sie nicht. "Ey, chica!", raunte sie abfällig, ihre miserablen Kenntnisse der fremden Sprache präsentierend. Doch 'chica' bedeutete ihres Wissens nach sowas wie 'kleines Mädchen', und als mehr sah sie die wütende Aggressorin nicht. "Ist ja schön zu hören, wie stolz du auf deinen kleinen Menschenfressfetisch bist, aber du zeichnest dich als die schlechteste Familie der Welt aus, wenn du dem drohst, der deiner Schwester wichtig ist. Und bevor du vor hast, es noch mal zu tun: Wir reißen dir alle dermaßen den Arsch auf, bevor du auch nur eine Hand an Raoul oder Sheng legen kannst. Also nag an deinen eigenen Fingern weiter. Aber lass was übrig, denn ich gehöre bald zu deinem kleinen CLub!" Die Bleiche ihres Gesichts sollte gerade den letzten Satz untermalen Ein leises Grinsen legte sich auf ihre Lippen, deren Farbe langsam schon zu einem Hellblau wurde, als sie Evis Zustimmung in ihrem Rücken spürte, doch auch den sorgenvollen Blick ihrer Freundin bohren spüren konnte. Keiner außer Eryn selbst wusste so sehr wie sie, wie zehrend diese Aktion für sie war. Sie sah aus, wie sich fühlte. Doch sich für ihre Familie einzusetzen, gab ihr im selben Moment auch Kraft.

    "Du beruhigst dich besser und konzentrierst deine Wut auf die, die sie treffen sollte. Und quatsch nichts von Privatgesprächen. Niemand hat dich um deine scheiß Meinung gebeten."

    Geändert von MeTa (12.11.2015 um 19:12 Uhr)

  9. #9
    Seine Brust bebte durch das unruhige und vollkommen unrythmische Atmen.
    Was zur Hölle ist nur bitte los mit ihm? Er hatte doch sonst keine Probleme damit anzupacken und Scheiß zu erledigen. Es war als würde er sich selbst jedes Mal in die Eier und den Kopf gleichzeitig treten. Nur so konnte er sich zumindest die Aktionen erklären die er gerade abzog. Weit entfernt von jemandem mit einem Blumenkohl als Gehirn waren die jedenfalls nicht.

    Jetzt stand er hier. 65 verfickte Jahre alt. Kein Hemd. Keine Socken. Nur eine billige Jeans am Arsch kleben die vermutlich auch noch von Fawyers extrem schlecht, wenn überhaupt, bezahlten Personal zusammengenäht wurde. Fawyerjeans, genäht von traurigen ••••nhänden. Fucking A.

    Stumm stand er am Wasserloch, in dem früher Golfer einen Ball nach dem anderen versenkt haben und irgendwelche armen Schweine zum Tauchen gejagt haben.
    Vermutlich war das trotzdem noch ein Traumjob gewesen. Die meisten der Ballsammler hier kamen höchstwahrscheinlich aus Mexiko und waren froh genug, dass die wahnsinnige Knarren-Junkies sie nicht umgeballert haben.

    Während das hier also früher ein Ort war an dem sich reiche Snobs aufgeregt haben, dass José ihnen den Job geklaut hat, kein Englisch spricht und es wagt das ganze für weniger Lohn zu machen als es überlebensnotwendig gewesen wäre... jetzt sah das ganze hier recht friedlich aus.
    Friedlich genug um sich vielleicht auch mal zu waschen.
    Hugh sah sich gerade das erste Mal selber im grauen Schein des Mondes und... heilige Scheiße was haben die beiden bitte mit ihm angestellt?
    An seiner Brust und seinen Armen klebten dicke, dunkelrote und krustige Rinsäle an Blut. Seine Schultern waren komplett davon bedeckt und immer noch leicht verschmiert.

    So einfach wie er vorhin in seine Hose reingekommen ist, so schnell kam er auch wieder heraus. Nur wenige Sekunden später wurde die Nacht von einem lauten Platscher erfüllt. Mit dem Kopf voran und ausgestreckten Armen tauchte der Schauspieler in das kalte Nass ein.
    Wie schon in Shengs Hope ließ sich der Anführer durch das Wasser treiben, drehte sich noch unter der Wasseroberfläche herum und ließ sich, Bauch voran, nach oben treiben.
    So trieb er nun, wieder auf der Wasseroberfläche, auf dem See herum. Den Kopf halb eingetaucht, die Ohren unter Wasser.
    Er konnte es fühlen. Das vibrierende, kühle Nass.
    Er konnte es hören. Das Trommeln und Feiern der Vultures. Bass und Rhytmus schwangen durch die Nacht, trieben sich durch den Boden, ins Wasser und direkt in den Gehörgang des vom Leben gezeichneten Hugh Jackman.

    Minuten vergingen in denen er einfach die Ruhe genoss. Doch er hatte wirklich nicht ewig Zeit.
    Er musste wieder zurück, es gab noch so viel zu tun, so viel vorzubereiten.
    Wenn er draufgehen würde... würde er wenigstens etwas Schönes zurücklassen wollen.
    Der Schauspieler tauchte seinen Körper langsam unter Wasser und schwamm wieder zurück an die Stelle wo er eingetaucht war.

    Da er kein Handtuch hatte, strich er sich das Wasser einfach von den Beinen hinab. Tropfen um Tropfen presste er dabei aus der Behaarung seiner Beine hinaus, ehe er sich wieder seine Hose anzog.
    Noch einmal blickte er auf den See, der so wundersch...

    Der See, der vorhin noch dunkelblau, fast schon schwarz im Licht der Nacht erstrahlte sah nun leicht anders aus.
    Denn genau dort wo Hugh getrieben hatte schwamm nun eine rote Schicht.
    Das war postapokalyptischer Vandalismus in Reinstform. Geil.

    Seine nun nicht mehr nackten sondern auch nassen und kalten Füße, trugen ihn langsam dahin wo das Geräusch der Feier lauter wurde.
    Doch auch etwas anderes wurde lauter.

    "Ey, chica! Ist ja schön zu hören, wie stolz du auf deinen kleinen Menschenfressfetisch bist, aber du zeichnest dich als die schlechteste Familie der Welt aus, wenn du dem drohst, der deiner Schwester wichtig ist. Und bevor du vor hast, es noch mal zu tun: Wir reißen dir alle dermaßen den Arsch auf, bevor du auch nur eine Hand an Raoul oder Sheng legen kannst. Also nag an deinen eigenen Fingern weiter. Aber lass was übrig, denn ich gehöre bald zu deinem kleinen Club!"

    Da waren sie also alle versammelt. Also... mehr oder weniger alle. Eryn, Evi, Haile, Raoul, Sheng, Léo.

    "Du beruhigst du dich besser und konzentrierst deine Wut auf die, die sie treffen sollte. Und quatsch nichts von Privatgesprächen. Niemand hat dich um deine scheiß Meinung gebeten."

    Mit einem Ausdruck von leichter Angepisstheit, also dem Status Quo, kam Jackman auf die Gruppe zu und nachdem was Eryn sagte und so wie sie aussah musste Jackman nur 1 und 1 zusammenzählen. Er hatte den Scheiß schon oft genug gesehen. Jeder sah mal scheiße aus. Aber Scheiße aussehen und laut rausposaunen bald an Menschen zu nagen?

    "Und einige andere reißen dir den Arsch auf wenn du bald keine scheiß Meinung mehr hast, sondern uns deine Zähne in den Arm rammen willst. Meine Fresse, könnt ihr mal alle die Luft anhalten und nicht euch nicht aufführen wie ein verkackter Pimmelverein?"

    Hugh schaute mit wütendem Schnauben Eryn direkt an ehe er in die Gesichter der Gruppe blickte.
    Hier herrschte gerade nicht nur 7 Tagen schlechtes Wetter Stimmung. Hier herrschte gerade ne Stimmung als wäre den Leuten ne Jauchegrube in die Fresse explodiert.

    "Bevor wir uns also zerhacken... könntet ihr einfach mal durchatmen?"

    Geändert von Gendrek (12.11.2015 um 19:15 Uhr)

  10. #10
    Sheng war überrascht, wie aggressiv und hasserfüllt die junge Frau vor ihm war, aber dann wurde ihm klar, dass es wahrscheinlich Furcht vor dem Verlust war, die sie umtrieb und sein Blick wurde weich und voller Mitgefühl als Leo ihn musterte und er lächelte sie an.
    „Es ist in Ordnung, Leo. Sei ohne Sorge. Du bist hier unter Freunden, im Kreis deiner Verbündeten. Ich habe keine Ahnung, was dir vorhin so Schlimmes widerfahren ist, dass du im Moment so aufgeregt bist und dein Herz so blutet.“
    Dazu hob er beruhigend die Hand und spürte einen schlimmen Stich von Schuld, wahrscheinlich hatte die zornige Latina gerade einen schlimmen Verlust erlitten oder gerade eine übel zugerichtete Leiche gefunden, während sie hier getanzt und sich geliebt hatten.
    Und ihm wurde klar, dass er sie tatsächlich einige Zeit lang nicht gesehen hatte, sie war verschwunden, kaum dass sie hier angekommen waren und in dieser Zeit musste ihr Grausiges widerfahren sein, anders war sein Verhalten nicht zu erklären.

    Raoul starrte die Latina vollkommen verdattert an und sofort zog er seine Hand von Haile zurück, nachdem sie ihn gepackt hatte
    Er war vollkommen verwirrt, vor einem Augenblick lag er noch zum ersten Mal in den Händen der Frau, die ihm wirklich etwas bedeutet hatte und dann war dieser Racheengel über ihn hereingebrochen und bedrohte ihn für etwas das er noch nicht einmal getan hatte. Aber es verletzte ihn zutiefst, dass sie offensichtlich glaubte, er wäre dazu in der Lage.
    Raoul kannte sie nur flüchtig, sie hatten bisher kaum ein Wort miteinander gewechselt, er blinzelte, sie sah aus wie eine Vulture und war offensichtlich eine Freundin von Haile, seiner Haile.
    Der junge Dieb hätte nicht sagen können, was ihn so verwirrte, aber er hob entschuldigend die Hände und blickte sich unsicher um, im Moment vollkommen verwirrt, was da über ihn gekommen war ,aber für ihn war jedes Gefühl von Romantik verschwunden, er fühlte sich eher so, als hätte er schon wieder einen Fehler gemacht. Betroffen stand er auf, blickte zu Boden, als würde er es nicht wagen, in das Antlitz dieser Rachegöttin zu blicken und lehnte sich weiter weg gegen einen Baum, dort, wo Kerosa und Thorn standen, die die Szene ebenfalls betrachtet hatten.
    Kerosa grinste und legte dem Jungen den Arm um die Schulter und flüsterte genau so laut, dass es jeder hören konnte: „Junge, lass den Motor nicht streiken. Leo ist bei Berggorillas aufgewachsen. Die zeigen so ihre Sympathie. Außerdem hey, sie weiß, dass du einer von den Bösen bist, das hat die Misses Banana schon ganz gut durchschaut.“ Dabei nickte sie eifrig und versuchte ernst zu bleiben, während Thorn nur breit grinste, als Raoul genervt mit den Augen rollte und den Arm von Kerosa von seiner Schulter strich um dann das zu tun, was er Zeit seines Lebens schon immer gemacht hatte – er war weg gelaufen und hatte gewartet, bis der Sturm sich gelegt hatte. Haile war Kerosa einen wütenden Blick zu, doch diese grinste nur frech und breitete die Arme in einer entschuldigenden Geste aus.

    Dann hatten Eryn und Lancaster, der sich nun Hugh nannte und tatsächlich dem Schauspieler glich wie ein Ei dem Anderen, gesprochen und Stille hatte sich über die Streitenden gelegt.
    Der Bürgermeister war froh, dass Hugh wieder aufgetaucht war, er wollte ihn schon seit Stunden suchen und ihm im Namen aller Menschen danken, die er befreit hatte, und das war eine riesige Anzahl. Sie alle hätten wissen sollen, was für Helden sie sind, aber dazu war es nicht gekommen durch das plötzliche Auftauchen der Vulture und der aggressiven Haltung der Bewohner von Shengs Hope seiner Ziehtochter gegenüber.

    Schließlich sprach Sheng in die Stille hinein. Wie immer voller Zuversicht, nun da er nicht glauben wollte, dass sich ihr Glück jetzt noch einmal würde wenden können, wo sie alle vereint waren.
    „Es ist gut, dass du da bist, Leo und für dich, Hugh, gilt dasselbe. Ich kann und mag mir nicht vorstellen, welche grauenvollen Schrecken ihr habt erdulden müssen, während ihr diese Mission, für die ich euch ausgesandt habe, für die Welt, für die Siedlung und auch für mich erledigt habt. Es ist bekannt, dass ich kein großer Kämpfer bin, sonst wäre ich der Erste gewesen, der sich gemeldet hätte, aber es steht zu befürchten, dass ich keine große Hilfe gewesen wäre. Wofür auch immer ich verantwortlich bin, Leo, es tut mir leid. Womit auch immer ich deinen Zorn auf mich gezogen habe – ich denke, wir werden das zu gegebener Zeit regeln.“

    Er blickte sie nun fest und entschlossen a, suchte ihren Blick. „Doch du bist nicht alleine auf dieser Welt. Du willst den Menschen helfen, die du liebst? Dann zerstöre nicht was sie haben, jetzt, in den Momenten vor der Schlacht. Haile hat unglaubliches erlitten und Evi hat mir von ihren Taten berichtet. Sie macht mich zum stolzesten Vater auf dieser kleinen Erde, die uns geblieben ist. Und wenn ihr Lohn ein Kuss von dem Jungen sein soll, dann gönne ich es ihr von Herzen. Nicht jeder ist so mutig wie du, Mädchen, nicht jeder kann so sehr und fest auf seine Stärke vertrauen. Für uns war und für uns ist dieses Fest wichtig gewesen. Damit wir Mut schöpfen können um morgen zusammen zu kämpfen. Ich hätte diesen Moment, in dem wir uns endlich in aller Ruhe sehen, gerne genutzt, um euch Beiden noch mal meinen Dank auszudrücken. Ihr seid gekommen, uns zu retten und habt uns in dem Moment der größten Schwäche geholfen. Ich weiß nicht, ob es Shengs Hope je gelingen wird, diesen Gefallen zu erwidern. Doch wenn es etwas gibt, dann tretet einfach an mich heran. Den Ort gibt es nicht mehr, mein Lebenswerk wurde zerstört. Aber noch lebe ich und mit jedem Atemzug kann ich zumindest versuchen, den Traum am Leben zu erhalten. Und mich erkenntlich zeigen. Egal was es ist.“

    Leo hatte schon wieder Luft geholt, eine mehr als steile Zornesfalte, ein neuerlicher Ausbruch eines Vulkans, doch Sheng lächelte entwaffnend, durchschaute sie augenscheinlich und kam ihr zuvor, indem er sagte: „Außer es ist der Wunsch, dass ich endlich aufhöre zu reden. Das MUSSTE ich sagen. Es war das Wichtigste, was ich zu sagen hatte. Nicht jeder hier weiß es zu schätzen, viele haben Furcht. Doch wer hier noch lebt und atmet aus unserer Siedlung, der verdankt es euch.“

    Er blickte sich nun wieder um, gestrafft und stolz, sein Blick streifte Evi und er bemerkte, sie jegliche Lust, jegliches Wunsch einander zu umgarnen, nun verschwunden war und sie durch Leo allesamt wieder in den Ernst des Lebens zurück katapultiert worden waren. Nun gut, dann würden sie also an die Arbeit gehen. „Du hast dir also den Bunker angesehen und dort Jemanden getroffen? Einen Soldaten? Und dort sollen wir vorstellig werden? Das war sehr gute Arbeit, den Bunker zu finden. Unsere Leute haben ihn wohl einfach als verlassen eingestuft. Da trennt sich die Spreu wohl vom Weizen.“, grinste er.

    Er blickte sich um, suchte den Blick von Hugh und Evi, dann auch von Eryn und Haile. „Wollen wir uns das gemeinsam ansehen? Zusammen den letzten Plan angehen? Gleichberechtigt?“

    Geändert von Daen vom Clan (12.11.2015 um 20:37 Uhr)

  11. #11
    Eine Party? Nachdem Leo sich zum Gehen gewandt hatte, runzelte Ellen noch zweifelnd die Stirn und beobachtete durch die Kameras, wie die Latina sich auf den Rückweg machte. Als die Bunkertür dann hinter ihr zufiel, ließ Ellen die Schultern sinken und atmete tief durch, als ein Teil der Anspannung der letzten Minuten von ihr wich. Puh... das lief tatsächlich so gut wie erwartet. Rasch schälte sie sich aus der abgewetzten Militärjacke, die - wie ein Schnuppern daran schnell klarmachte - doch ein wenig von dem recht reifen Aroma Leos angenommen hatte, und machte sich dann daran, auch die Kevlarweste auszuziehen, die sie darunter getragen hatte. Und es lief um Längen besser als ich befürchtet hatte.

    Rasch huschte sie nach unten zu ihrem Spind, und verstaute die beiden Kleidungsstücke dort zusammen mit dem Rest ihrer Scavenger-Ausrüstung. Sie hatte das abgewetzte Outfit nur deshalb getragen, weil sie angesichts der den Bunker ignorierenden Menge - hatte Enigma ihre Einladung etwa nicht richtig weitergegeben? - drauf und dran gewesen war, selbst nach draußen zu gehen und sich die Verantwortlichen zu suchen. Jetzt aber, wo die Führer dieses Trupps da draußen sie in ihrem eigenen Refugium aufsuchen würde, war etwas anderes wesentlich... angemessener.

    Wieder oben in der Abhörzentrale angekommen räumte sie eine der vielen Pinwände an der Wand frei, und befestigte die zuvor ausgedruckten Pläne daran. Ein paar Notizen und Textmarker-Striche später, zufrieden mit ihrem Werk, wandte sie sich dann den restlichen Vorbereitungen zu.

    Nachdem der Raum für die Ankunft ihrer Besucher angemessen präpariert war, nahm sie an ihrer Workstation Platz und rief das Log auf.
    "Outpost 1Alpha, dritter November 2033, Eintrag zwei. Der kryogenische Tank mit Subjekt 'Adam' ist wie im vorgestrigen Logeintrag angekündigt am heutigen Abend beim Außenposten angekommen, begleitet von einer Milizgruppe aus der Siedlung 'Shengs Hope'. Wilder Stamm 'Vultures' als augenscheinliche Verbündete hinzugestoßen. Erste Kontaktaufnahme positiv verlaufen, Briefing zur aktuellen Lage erfolgt in Kürze. Angesichts der Personenzahl erscheint erfolgreicher Vorstoß zum Forschungszentrum möglich, wenn auch unwahrscheinlich. Feindkontakt mit Cult of Vision am morgigen Tag erwartet." Ellen seufzte und rieb sich die Augen. Wie groß war überhaupt die Chance, dass diese Aufnahmen nochmal jemand anhören würde? Falls das morgen schiefgeht, mit Sicherheit Null. Ich bin hier so nah dran an der Station, hier wird mit Sicherheit alles vom Kult überrannt. Trotzdem, falls der Außenposten lange genug unentdeckt bliebt... "Automatische Notfalldurchsagen für den Fall der Niederlage sind eingesprochen und zur Sendung vorbereitet. Bleibt das Trägersignal vom Forschungszentrum aus, erfolgt die Umschaltung auf Notbetrieb auf den folgenden Frequenzen: .... ...."

    Geändert von Shinshrii (12.11.2015 um 23:23 Uhr)

  12. #12
    Howard kümmerte sich praktisch den ganzen Tag um die unzähligen Verwundeten von Shengs Hope. Er wusste, dass sie nur einige Tage unter der Hand der Kultisten leben mussten, doch sowohl der Angriff, als auch die Reise zurück und schließlich das Leben in Gefangenschaft hatten von vielen einen hohen Tribut verlangt. Die meisten offenen Wunden kamen zwar nur von den letzten Tagen. Alles ältere war offensichtlich selbst-verheilt, ohne richtige Behandlung. Einige davon würden wohl unschöne Narben abgeben, aber das war in dieser Welt wohl das harmloseste. Soweit er feststellen konnte, litt auch niemand unter einer eitrigen Wunde.

    Nachdem er schließlich alle, die bereitwillig zum ihm gekommen waren angesehen hatte, verwies er sie auf die kleinen Seen des Golfsplatzes. Einige folgen den Anweisungen nur wiederwillig, waren zu müde und wollten wohl direkt schlafen, oder zumindest jegliche Bewegung vermeiden. Aber auch sie waren nach dem kurzen Eintauchen im kalten Nass froh darüber. Howard wusste, dass Gesundheit nicht nur ein physischer Faktor war, und eine solche Katharsis würde ihnen sicher helfen die Ereignisse zurück zu legen und sich für morgen vorzubereiten.

    Er war dabei so beschäftigt, dass er die Rege Aktivität der anderen nur halb mitbekam. Er konnte natürlich verstehen wie schwierig es sein muss, in so einer Situation auch noch die ganze Familie dabei zu haben. Die Angst des Versagens war da doppolt so groß, wohl aber auch die Hoffnung eines Sieges.

    Nach getaner Arbeit packte er langsam seine Sachen zusammen. Es war nicht mehr alzu viel übrig, aber falls morgen alles gut ging und sie alle sicher im Labor unterkommen sollten sie dort wohl sowieso bessers Equipment haben, so hoffte Howard jedenfalls. Auf jeden Fall würden sie wohl für eine Weile dort bleiben, es wartete ja für viele Dorfbewohner keine Heimat mehr, alles war zerstört.

    Er legte sich unter einen der Bäume des alten Golfparkes. Er hörte die Blätter rauschen von den gelegentlichen Windböen. Er war zwar im Windschatten des Baumes, spürte aber auch den stechend kalten Zug. Es würde wohl nicht mehr lange bis zum Winter dauern. Es war ruhig hier, es wirkte wie ein wunderschöner Naturpark, nur die gelegentlichen Hügel und die Reste des ein oder anderen Wagens ließen ein geschultes Auge erkennen was dieser Ort in der alten Welt gewesen war.

    Er hörte entfernt die anderen in der Gruppe. Zum Teil klang es freundlich, aber auch einige disharmonische Töne waren dabei. Einige Worte konnte Howard sogar ausmachen. War das Eryns Stimme? Angesichts der enormen Anspannung, die auch Howard selbst fühlte, war es wohl nur verständlich. Für ihn war es eigentlich recht einfach, er hatte sein ganzes Leben darauf gewartet, er musste in dieses Labor. Beenden was er all diese Jahre begonnen hatte. Und danach? Würde er sich endlich ausruhen, als ihm die Augen plötzlich schwer wurden.

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