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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Zwischenspiel/Vorbereitung: Nearer to thee, Mother Earth

Baum-Darstellung

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  1. #25
    Ihre Knochen knackten bedenklich, als Léo mühsam aufstand und sich streckte.
    Jeder Muskel in ihr schmerzte, kaum eine Stelle ihrer Haut war frei von Kratzern, Bissen oder sich langsam dunkel färbenden Flecken. Sie triefte vor Körpersäften aller Art. Selbst die kleinste Bewegung tat weh. Es war unsagbar heiß, stickig und roch nach Sex.
    Ihr war, als ob sie die Schlacht von morgen bereits geschlagen hätte.
    Es war der Hammer gewesen. Sie war unglaublich glücklich.
    Völlig ausgelaugt lehnte sie sich gegen den Zeltpfosten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Schob schwach das Stück Stoff beiseite, dass als Eingang fungierte.
    Ein Schwall aus frische Nachtluft, angereichert mit den Geräuschen der Feierlichkeiten schwappte ihr entgegen und ließ sie dankbar aufseufzen.
    Ein Blick über die Schulter bescherte ihr das Bild von Hju und Seeker, die aneinandergeschmiegt dalagen, genauso fertig wie sie selbst, augenscheinlich gerade dabei, wegzudämmern. Unwillkürlich musste die Latina grinsen. Die letzten Stunden mit den beiden erfüllten sie schon mit Stolz, wenn sie so daran zurückdachte.
    Es würde garantiert eine tolle Geschichte zum Weitererzählen abgeben. Sie konnte nun mit Fug und Recht behaupten, den besten Dreier der Welt gehabt zu haben. Sollte sie den morgigen Tag überleben.
    Unter weiterem Knacken rollte sie ihren Kopf um die Gelenkachse, dehnte ihre Schultern.
    Ging in die Knie, um ihre Sachen zusammenzusuchen.
    Ihr Körper sehnte sich nach Schlaf, doch ihre Gedanken rasten. Die Worte ihrer Stammesschwester hatten eine Saite in ihr anklingen lassen.
    Und morgen dann werden wir für euren Traum einer anderen Welt sterben.
    Niemand von uns will in dieser Welt leben.“
    Noch nie zuvor hatte sie darüber nachgedacht, ob es für sie persönlich überhaupt erstrebenswert war, die Menschheit von diesem untoten Fluch zu befreien. Klar, es war das Richtige und sie rechnete nicht damit, den übernächsten Sonnenaufgang zu sehen, vielleicht nicht mal den nächsten.
    Aber was, wenn doch?
    Würde es überhaupt einen Platz für sie in der Welt geben, die sie mit allen Mitteln erschaffen wollte?
    Es hatte einen Punkt gegeben, als sie sich um der alten Welt willen darum bemüht hatte, diese wiederherzustellen, den ganzen Mist zu beenden. Doch dieser Punkt war lange überschritten. Inzwischen trieb sie eigentlich nur noch Wiedergutmachung für den Fehler aus ewig vergangenen Zeiten an. Die alte Welt war nur noch eine blasse Erinnerung, ein ferner Traum, den sie schon lange nicht mehr träumte.
    Léo hatte sich verändert. Durch und für die neuen Verhältnisse. Hier und Jetzt kam sie bestens zurecht- normale Siedlungen, letzte kümmerliche Überbleibsel und ein verzweifeltes Klammern an die alten Regeln gingen ihr gegen den Strich. Wie sie nicht in Sheng’s Hope leben konnte, weil das einfach nicht ihr Ding war.

    Die ganze alte Welt, die die neue ... neue Welt werden würde, war nicht ihr Ding.

    Vielleicht war es am besten, sie würde auch mit den Kultisten und Zombies untergehen. War eh nicht so, als würde sie Jemand wirklich vermissen. Die Leute mochten sie ungefähr so sehr wie Fußpilz, sicher selbst die, die ihr irgendwie nahe waren.
    Haile, Evi und Hju respektierten sie vielleicht, weil sie für die Gruppe einen wichtigen Beitrag leistete, aber ob sie sie wirklich mochten...das konnte sich Léo nur sehr schwer vorstellen. Wenn schon Álvaro sie aufgrund ihrer Art verlassen hatte nach all der Zeit...
    Die Halbmexikanerin schüttelte sich, als ob dies ihre Gedanken vertreiben könnte. Über die weitere Zukunft sollte sie am besten erst nachdenken, wenn hier alles geschaukelt war, nicht eher.
    Im Moment waren die Nachwirkungen der kürzlichen Lust noch zu frisch, um sie gleich wieder zu ruinieren.
    Gerade packte sie ihre Hose, als aus deren Tasche das kleine Büchlein purzelte, für das sie ihr bester Freund im Stich gelassen hatte. Schnell fing sie es auf, bevor es auf den dreckigen Boden fallen würde und führte es sich vor die Nase.
    Sie wusste, wie sie sich ablenken konnte.
    Eifrig klappte sie die Bibel auf und blätterte zum Hohelied Salomons. Sie wusste genau, nach welchen Abschnitten sie suchen musste, sie waren so verteilt, aber dennoch so eingebrannt in ihre Seele...

    ...wie sich vor Jahren die südafrikanische Sonne in ihre Haut eingebrannt hatte.
    Das Kap der guten Hoffnung hatte sie sich damals eigentlich nur des Namens wegen als Zwischenstation nach Sidney ausgesucht. Dass dieser Name einen sehr ironischen Hintergrund hatte, konnte sie nicht ahnen, doch hatte sich der Trip ausgezahlt.
    Afrikaner waren mit Abstand die gastfreundlichsten Menschen neben Mexikanern. Mit ihren 16 Jahren kam Leocadia an und wurde sofort aufgenommen, als ob sie nie woanders gewesen wäre.
    Die Anderen plapperten den ganzen Tag mit ihr und miteinander- doch das konnte die Jugendliche damals noch sehr gut ab. Bacari allerdings sah sie nur an, meistens aus einiger Entfernung, lächelte sanft und schwieg.
    Volle vier Tage lang.
    Am fünften Tag trat er das erste Mal näher als 5 Meter an sie heran und sagte nur:
    „Du bist es.“, nahm ihre Hand und küsste sie.
    Von da an bestritten sie ihren Weg gemeinsam.
    Am Anfang hatte es Léo noch erstaunt, wie einfach sie sich hatte fallen lassen. Doch Bacari gab ihr nie einen Grund, es zu bereuen. Er baute ihr ein Haus, wie es in seiner Kultur Sitte war und brachte ihr bei, ihre mitgebrachte Machete ordentlich einzusetzen. Er machte sie zu einer wirklichen Kämpferin.
    Sie lernte alles über den Glauben an die Geister und Dschinns, die in allem leben, die guten und bösen Energien; sie erklärte ihm, wieso sie einen so unbeschwerten Umgang mit Toten hatte. Der christliche Glaube war einer der wenigen Übereinstimmungen von vornherein, und selbst dieser war für Léo eher unwichtig, für Bacari allerdings entscheidend. Er wollte nichtmal mit ihr schlafen, bevor sie nicht verheiratet wären.
    Als sie ihm eröffnete, dass sie nicht ewig hierbleiben würde, sondern auf der Suche nach ihrem Vater nach Australien wolle, war es für absolut klar, dass er sie begleiten würde. Schließlich waren ihre Leben verwoben, wo sie hinging, ging auch er und umgekehrt. Außerdem wollte er ihren Vater um seinen Segen bitten.
    Oft saßen die beiden einfach am Strand, wie am Abend, bevor eines der inzwischen raren
    Transportschiffe sie mit sich und hoffentlich näher an ihren Vater brachte.
    Er zog seine Bibel hervor, und las ihr einzelne Stellen aus dem Hohelied Salomons vor, die er für sie ausgesucht hatte und so tief unter die Haut gingen, wie kaum andere Worte zuvor.
    „Das nächste Mal lese ich sie Dir nach unserer Hochzeitsnacht vor, wenn sie zutreffen...“, hauchte er ihr entgegen, sein dunkles Gesicht von der untergehenden Sonne beschienen, sodass er wie ein Wesen aus einer anderen Welt wirkte.
    Léo liebte ihn über Alles.

    Mit schimmernden Augen und einem bittersüßen Lächeln las sie die Zeilen wieder und wieder. Ihr Blick fiel beiläufig wieder auf ihre Gespielen und blieb an Hju hängen.
    Sie fühlte wieder den Drang, wie damals im Zelt der Vultures, ihm einfach mal zu sagen, dass sie so froh war, ihn wiedergetroffen zu haben. Einen aus der ganz alten Truppe, als sie Leute noch sofort ins Herz geschlossen hatte und für immer da behielt.
    So unglaublich froh... vielleicht nicht nur deswegen.
    Doch wieder blieb es nur bei dem Gedanken.
    Schnell kramte sie einen kleinen Bleistift hervor, mit dem sie auf der letzten Seite, ähnlich all den Vorbesitzern, diese Worte endlich vereint niederschrieb. Sie übersetzte sie aus dem Spanischen in die Worte, die Er damals verwendet hatte. Zuletzt setzte sie ihren Namen darunter.
    Ehrfürchtig strich sie über die Seite, ehe sie die kleine Bibel wieder zuklappte und zurück in die Hosentasche stecken wollte. Spontan entschied sie sich aber, es auf den Klamottenhaufen der beiden anderen zu legen. Sie brauchte frische Luft und überhaupt gehörte so ein Buch nicht in die Arschtasche einer Hose, wo es ständig zerstört werden könnte. Sie würde eine kleine Runde drehen, dann zurückkommen und es in Álvaros Leichnam verstauen. Guter Plan.

    So schnell ihr ermüdeter Körper es zuließ, zog sie sich an und verließ das Zelt. Schwach stapfte sie durch die eingetretene Kühle der Nacht und sah sich um. Abermals blieb ihr Blick an dem kleinen, verhangenen Gebäude hängen.
    Stimmt, da war ja etwas gewesen.
    Wenige Minuten später stand sie vor dem...Bunker, zwischen den Bäumen und Büschen von weitem wirklich kaum auszumachen. Ein Schild betitelte dieses erbärmliche Ding als „Waffendepot 3.“
    Wow, noch kreativer ging es wohl n-
    Moment.
    Bei dem Namen klingelte etwas bei ihr. Das, was ihr schon spontan in den Sinn gekommen war. Darüber wurde kurz in San Antonio gesprochen, dass diese Dachfutzis sie zu einem idiotischen 5-Tage Trip zum Waffendepot 3 eingeladen hatten, um die RedWitch kennenzulernen.
    Na, so ein Zufall aber auch...
    Sofort machte sie sich daran, nach einem Weg hinein zu suchen. (Ermittler)

    Geändert von Mephista (10.11.2015 um 14:34 Uhr)

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