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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Zwischenspiel/Vorbereitung: Nearer to thee, Mother Earth

Baum-Darstellung

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  1. #27
    Nachdem sie dem alten Mann und sich aus den schrumpfenden Vorräten etwas Essbares gesucht hatte, saß Eryn eine Weile still neben Wills Vater. Immer kleiner war der Haufen an Vorräten geworden, den sie vor ihrer Reise in Sheng's Hope zusammengesammelt hatten. Damals war die Irin naiv genug gewesen, ausschließlich optimistisch in die Zukunft zu schauen. Sie hatte nicht an mögliche Tote gedacht, nicht an die große Gefahr. Es war eine Möglichkeit gewesen, den fürchterlichen letzten Tagen in der Siedlung zu entfliehen. Vielleicht hatte sie auch nur sich unterschätzt, nicht damit gerechnet, dass sie sich aktiv gefährden würde. Noch weniger damit gerechnet, dass es ihr mindestens genau so stark zusetzen würde, andere gefährdet zu sehen. Nicht damit gerechnet, freundschaftliche Gefühle für andere zu entwickeln. Und sie dann sterben zu sehen.

    Sie blickte zu Henry, der auf dem Wagen mit den Vorräten saß, seinen müden, alten Körper anlehnte und stumm zu Boden starrte. Lediglich sein Kiefer bewegte sich rhythmisch. Er sah noch immer traurig aus, und grimmig. Wahrscheinlich war das einfach nicht aus ihm zu bekommen, nicht jetzt. So grundverschieden er und sein Sohn auch gewesen sind, so sehr erinnerte der Mann neben ihr Eryn an ihren Beschützer.

    Es konnte ihr auch jederzeit passieren. Vielleicht würde sie es provozieren. Nicht mit offenen Armen den Tod empfangen, doch sich für andere hergeben, wenn es die Situation verlangte. Das Gift, das Menschen zu Monstern machte, pumpte durch ihre Venen. Auch, wenn das Heilmittel in greifbarer Nähe war, machte sie das zu der Person, deren Tod am wenigsten bedeutete. Doch es würde ihr schwer fallen, den letzten Mut für ein riskantes Agieren aufbringen zu können, wenn sie nicht abgeschlossen hatte.

    Was wollte sie tun, bevor sie starb?

    Sie hatte sich bei Evi ausgekotzt. Etwas, das half und ihren Nachlass in gewisser Weise sicherte.

    Sie hatte vielleicht ein paar Impulse geliefert, um ihre Freundin und den Bürgermeister zueinander finden zu lassen.

    Sie wollte Derreck sehen. Streichen wir das. Man kann nicht alles haben.

    Sie sah gut aus. So gut, wie es aufgrund der Zombiebleiche möglich war. Vielleicht sollte sie auch ihre Waffe putzen.

    Raoul...

    Sie hatte sich vorgenommen, nach der letzten großen Schlacht mit dem Jungen zu reden, für dessen Tod sie fast gesorgt hatte. Doch für 'nach der großen Schlacht' war in diesem Gedankengang kein Platz. Womöglich würde es für sie kein 'danach' geben. Und für Raoul wäre sie auf ewig die selbstsüchtige, eiskalte Kellnerin, die ihm mit einer Pfanne den Kopf einschlug, wenn es nur zu ihrem Besten war.

    "Ich... muss kurz...", verabschiedete sich gedankenverloren und mehr schlecht als recht von Wills Vater und verließ ihn wie Adams Sarg. Das letzte Mal hatte sie den Dieb und Haile am Clubhaus vorbei gehen sehen, also war dies wohin ihre Beine sie trugen. Sie stapfte in etwas Entfernung vorbei an Wingman, der sich mit Ranger unterhielt und erkannte schon in einiger Entfernung und vor einer Ansammlung an Bäumen stehend ihr Ziel. Eryn trat näher und wurde erst spät gesehen.

    "Und was zur Hölle ist eine Drohne und was ein Reisebus?"

    "Hi."

    Stille. Eine Person, die nicht wusste, was sie sagen sollte. Eine Person, bei der die Anwesenheit der Ersten was auch immer auslösen musste. Eine Person, die selten sprach. Sollte sie Haile für den Moment wegschicken? Das wäre ihr erster Impuls gewesen, doch auch richtig? Das Letzte was sie wollte war, dass die tapfere Teenagerin sie für das hasste, was sie getan hatte. Und in Anbetracht dessen, wie eng sich die beiden waren, hielt die 25-Jährige diesen Fall nicht für unwahrscheinlich. Doch sie musste einen Punkt machen, für sich selbst. Anfangen, ehrlich zu sein, zu ihren Fehlern zu stehen. Auch wenn es untertrieben war, von dieser Sache nur als 'Fehler' zu sprechen.

    Immerhin rannte Raoul nicht augenblicklich davon. Hätte er gewollt, dass alle von ihr und dem, was sie tat, wüssten, hätte er schon längst mit dem Finger auf die Schönheit gezeigt und es laut hinausgebrüllt. Es fiel ihr noch schwer, den jungen Mann anzublicken. Doch es kam ihr beinahe so vor als wäre er entspannter als sie. Gut, das war vielleicht kein Maßstab.

    "Ich weiß nicht, was man zu jemandem sagt, dem man angetan hat, was ich dir angetan habe, Raoul.", begann sie, ohne zu wissen, wo es enden sollte. "Ich kann nur sagen, dass ich... froh bin, dass es dich noch gibt... und... und es mir Leid tut. Aber, ja - du merkst; ich... finde keine angemessenen Worte. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass mir bewusst ist, dass es keine angemessene Entschuldigung dafür gibt, dich... auf diese Art und Weise in die Hände dieser... schlimmen Menschen gegeben zu haben. Du hast jedes Recht der Welt, mich zu verachten." Sie kannte den Jungen kaum, doch trotzdem presste der Gedanke, er könnte sie tatsächlich hassen, eine Träne aus ihrem Augenwinkel, den sie sofort wegwischte, daraufhin ein tiefes, langes und von unruhigem Atmen hörbar nervöses Einziehen von Luft folgen ließ. Die nächsten Tränen folgten der Ersten, ohne sich jedoch aus ihren schönen Augen zu wagen. Sie riss die Lider weit hoch, um durch die verschwommene Sicht zu Hailes Freund blicken zu können.

    "Aber ich bin nicht mehr dieser Mensch."

    Geändert von MeTa (09.11.2015 um 13:08 Uhr)

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