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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Zwischenspiel/Vorbereitung: Nearer to thee, Mother Earth

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Raouls Blick blieb immer wieder an Eryn hängen, die gerade dem alten Mann aus Shengs Hope irgendetwas sagte. Haile schaute nicht hin. Hörte nicht hin.

    Eryn.
    Eryn, die Mutige.
    Eryn, die so sein wollte wie Haile.

    Eryn, die nicht wusste, was sie da sagte.

    „Sie wirkt bei Weitem nicht mehr so arrogant wie früher, finde ich.“
    "Sie wird sterben."
    "Was?"

    Raoul starrte Haile mit offenem Mund an.

    "Ich...ich...kann es sehen."
    "...Oh."
    "..."
    "Das ist...ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll."
    "..."

    Die beiden saßen unter dem Baum, ihre Hände ineinander verschlungen und Raoul streichelte vorsichtig mit seinem Daumen über Hailes Hand. Die Stille zwischen Ihnen war nicht unangenehm. Das schätzte Haile wohl am meisten an ihm. Dass er nicht von der Dunkelheit verschlungen wurde, wie alle anderen um sie herum. Dass er es geschafft hatte, Haile nicht nur vor wenigen Stunden im Dome aus der Dunkelheit zu ziehen, sondern auch jetzt derjenige war, der sie von ihren Schuldgefühlen befreit hatte.

    "Sollten wir zu den anderen gehen? Ich meine, nicht, dass sie dich verdient hätten..."

    Er lachte einmal kurz auf.

    "...?"
    "Die anderen...sie haben immer auf uns hinabgeblickt. Auf mich sowieso, klar, ich bin ja auch kein Engel. Aber du...du hast ihnen nie etwas getan. Du warst ihr Sündenbock. Standest für alles Böse, was die Kultisten getan haben. Ich hab' sogar noch im Dome gehört, dass einige dich für all das verantwortlich gemacht haben."
    "..."
    "Ich hab das nie geglaubt."
    "..."

    Er drückte Hailes Hand kurz.

    "Ich...ähm...ich...egal."

    Ärgerlich räusperte Raoul das Zögern in seiner Stimme weg, das leichte Zittern, welches Haile so gefiel.

    "Wollen wir gehen?"
    "...!"

    Gemeinsam standen sie auf, immernoch Hand in Hand. Sie schauten sich kurz in die Augen und bewegten sich dann wie von einer unsichtbaren Macht gezogen aufeinander zu. Haile schloss die Augen, während sich Raouls Hand vorsichtig um ihren schlanken Körper bewegte und sie an seinen Körper drückte....


    "Eyyyy, Shenga! Meine Fresse, wat hab ich dich vermisst!"
    "...!"

    Kerosa schlug sich seitlich durch die Büsche und baute sich breit grinsend vor den beiden auf. Auf ihrem Rücken trug sie eine wirklich gefährlich aussehende Vorrichtung aus glänzendem Metall.

    "Ich dacht' schon, ihr wolltet mich da bei den Niedrigtourern verrotten lassen mit diesem Scheiß-Metalltank, und da dacht ich mir, ey, suchst du mal meine Shenga, und bringst ihr was Nettes mit."

    Sie fummelte etwas an ihrem Rücken herum und hielt Haile dann einen glänzenden Chromspeer hin. Er war bei weitem nicht so massiv wie das Metallteil, dass Kerosa vor so vielen Wochen in Hailes Schulter versenkt hatte. Im Gegenteil, er wirkte filigran, perfekt ausbalanciert und irgendwie...komplett untypisch für Kerosa.

    "So eine chromlose Reifenlutscherin hat das Teil verloren, als ich ihr einen kleinen Sonnengruß im Schädel versenkt hab. Das war so krass, ey, ich hatte kurz Angst, ich hätt' dich dich angefahren, so ähnlich sah die dir. Chromhaare und so. Aber fick die Wand an, Shenga, hast du dir auch endlich was zum Bumsen besorgt?"
    "..."
    "Ey, aufm Weg hierher hab ich noch so einen Reifenwämser erwischt, so ein Kerl mit echten Verschleißerscheinungen und viel PS, wenn du verstehst, was ich meine."
    "..."
    "Um den mal ordentlich auf Touren zu bringen hab ich noch ein bisschen mit dem Arsch gewackelt, dem wären fast die Augen rausgefallen, so krass war das."

    Kerosa hatte sich in Pose geworfen und machte sich daran, Haile und Raoul ebenfalls ihr Hinterteil zu präsentieren.

    "Eyyy, ich hab gehört, wir hauen den Chromlosen eine in die fiese Fresse? Count me in, Shenga, dann werd ich endlich meine Schuld abfahren und mit dir explodieren wie die Sonne, die den Weltenmotor antreibt."

    Strahlend setzte sich das Energiebündel in Bewegung. Raoul schaute Haile komplett entgeistert an.

    "Ist das..eine echte Flameriderin?"
    "...!"

    Sie folgten der jungen Frau auf dem Fuß - und Haile hatte ehrlich ein wenig Angst, was sie erwarten würde. Ob die Dorfbewohner von Shengs Hope in ihr immer noch das Monster aus dem Kult sahen - jetzt noch mehr als vorher? Während Kerosa solche Gedanken nicht zu haben schien - oder überhaupt Gedanken - spürte sie auf dem kurzen Weg, wie Raoul sie aufmunternd in die Schulter knuffte und war sich sicher, dass zumindest er sie vor der Wut der Bürger beschützen würde.

  2. #2
    „Bam, Zeit, die ausgedienten Oldtimer aufzumischen und ihnen ein bisschen Sprit ins Gesicht zu spritzen!“, grinste Kerosa und schulterte ihre neueste Errungenschaft, eine Art Armbrust aus Balsaholz, die über eine extrem breite Rinne verfügte und so augenscheinlich eher runde Geschosse verschießen konnte. Kerosa sah den neugierigen Blick von Raoul und blieb kurz stehen, nahm die Armbrust von der Schulter und reichte sie ihm.
    „Die Falschparker aus Shengs Hope werfen ständig die Deckel ihrer Raviolidosen weg, blind und dumm, wohl Risse in der Windschutzscheibe. Die Dinger kannst du geil anfeilen und mit dem „Schwanzschlitzer5000“ – so der Name des Babys – verschießen.“
    Sie grinste breit und nickte begeistert, hieb Raoul aber auf die Finger, als er die Armbrust nehmen wollte. „Angucken, nicht anfassen, ich packe deiner Shenga ja auch nicht an die Tittchen in deinem Beisein, oder?“

    Raoul klappte der Mund herab und dann lachte er. „Auch wieder wahr. Die Armbrust ist also dein Heiligtum, dein einer Gegenstand, den du mit keinem teilen würdest?“
    „Was? Da krepiert mir doch der Auspuff bei 100 KM/H. Wenn mir Jemand was Geiles für das Baby bietet, dann bin ich die Erste, die das Ding weg gibt. Flamerider haben keine weltlichen Heiligtümer, wir haben unseren Glauben an den fetten Rocker auf der ewigen Maschine und seine Gaben, die die Welt am Laufen halten.“

    So unterhielten sich Raoul und Kerosa grinsend und dann waren sie am großen Platz angekommen, wo die meisten der Verschleppten sich versammelt hatten.
    Da standen sie nun. Drei junge Menschen, Drei, die fast überall unerwünscht waren.

    Ein Siedler, eine Kultistin und eine Plünderin…
    Neugierig ruckten die Köpfe herum, wurden schiefgelegt und Haile spürte, dass sie etwas sagen oder tun sollte. Und sie wusste, dass die Reaktionen der Umstehenden von ihrer nächsten Aktion abhängen würde.

    Geändert von Daen vom Clan (06.11.2015 um 17:22 Uhr)

  3. #3
    Kaum war Howard mit seiner Behandlung von Wingman fertig, als auch schon langsam mehr und mehr kamen. Er würde sich wohl jeden von ihnen ansehen müssen, aber immerhin gab es keinen Grund zur Hetze. Er hatte wohl tatsächlich genug Zeit für sie alle. Er dachte einen Moment an Bezahlung, aber schüttelte auch gleich den Kopf. Dafür war einfach nicht der Ort und der Platz. Und aus seiner Erfahrung, war auch Dankbarkeit ein in dieser Welt hoher Preis. Nicht selten hatte er so ein Dach über dem Kopf gefunden, und eine warme Mahlzeit.

    Er wollte gerade an Wingman und Sara sagen was sie tun sollten, als jemand näher kam. Er erkannte ihn sofort. Es war Wills Vater.

    "Was habt ihr getan." Es war keine Frage, mehr eine verzweifelte Feststellung.

    Er wusste wie es war ein Kind zu verlieren. Kannte den Schmerz. Doch er brachte es nicht über seine Lippen es zu sagen. War es überhaupt notwendig? Vielleicht war es feige, aber Henry ging weiter und ließ schließlich seiner Trauer freien Lauf.

    Howard schloß seine Augen, und konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt.

    "Also ihr beiden könnt mir hier helfen. Ich kann nicht überall gleichzeitig sein, und kümmere mich zu allerst um alle mit Wunden, die verartztet werden müssen.
    Sara, du kannst mir da zur Hand gehen, hast ja noch zwei gesunde Hände. Wingman, auf dich hören die Bewohner. Unterteil sie in zwei Gruppen, diejenigen die schwer oder minder Verwundet sind, um die kümmer ich mich mit Sara, und für den Rest, es sieht auch aus, als ob viele unter Dehydration leiden. Schau, dass sie nicht zu lange direkt der Sonne ausgesetzt werden, und natürlich brauchen sie alle Wasser. Falls das Wasser in einem der Seen trinkbar ist, wär das perfekt, aber auch sonst sollten sich wohl alle dort gründlich waschen. Einerseits dürfte es mit dem Gestank helfen, aber auch sonst sollte es die Moral etwas anheben."

    Die beiden nickten ihm zu, und mit Sara im Schlepptau machte er sich an den ersten Dorfbewohner, der wie Wingmann eine Schnittwunde aufwieß. Sara lernte dabei schnell was von ihr erwartet war, und assiertierte ihm so gut sie konnte. Und so machte er sich daran, so vielen zu helfen wie er konnte. Er wusste, dass er es am nächsten Morgen am Körper spüren würde, aber die Arbeit vertrieb auch die Zweifel und die allgegenwärtige Anspannung.

  4. #4


    Henry stützte sich mit seinen Ellenbogen vom Boden ab. Sein Kopf schmerzte. Alles was er versucht hatte zu verhindern war eingetreten.
    Eryns Hand schwebte vor ihm in der Luft und mit ihr die Frage nach dem was er nun tun sollte.
    Will war tot. Und dieses Mädchen versuchte ihm zu erzählen was das Beste für seinen Sohn wäre.
    Henry spuckte auf den Boden. Mit einer schnellen Bewegung schlug er ihre Hand zur Seite und richtete sich wieder auf.
    "Du weißt nicht was Verlust bedeutet." Er klang ruhiger aber die Trauer in seiner Stimme war noch immer greifbar. "Wer glaubst du, das du bist? Du weißt nicht wer dieser Mann war, der dich "beschützt" hat. Du hast ihn nicht großgezogen." Seine Stimme begann erneut zu beben.
    "Du hast ihn nicht vor der schrecklichen Welt beschützt die auch schon vor dieser gottlosen Apocalypse geherrscht hat, verdammt du weißt nichtmal wie es damals war!" Er trat wieder einen Schritt auf die junge Irin zu, doch in seiner Bewegung lag nichts bedrohliches mehr. "Du hast ihn nicht vor der schmerzhaften Wahrheit bewahrt, dass seine Mutter fortgegangen ist weil sie niemals Kinder wollte und diese Schuld auf dich genommen." Er machte eine ausladende Geste mit seinen Armen.
    "Du weißt nicht wie es ist ein trauriges, verängstigtes Kind zu trösten das von der restlichen Welt nicht akzeptiert wird weil es anders ist." Eine Träne lief die Henrys verdreckte Wange herunter.
    "Du hast ihn nicht in den Armen gehalten als die Toten begangen wieder aufzustehen und er jede Nacht Angst hatte das er der nächste wäre der von ihren verwesten Zähnen zerfleischt wird." Das Gesicht des alten Mannes hatte sich zu einer Grimasse der Trauer entwickelt. Die Tränen die vorher noch von Wut und Hass zurückgehalten wurden bahnten sich nun ihren Weg über das Gesicht des trauernden Vaters und auf den Boden des Golf Club Geländes. Um sie herum war es Totenstill geworden.

    "Du weißt nicht wie schön es war ihn zu einem anständigen, gut erzogenen Mann aufwachsen zu sehen trotz der schrecklichen Dinge die er mit ansehen musste. Trotz meines Versagens als Vater. Trotz all der schrecklichen Menschen die unseren Weg kreuzten." Henry versuchte sich mit seinen verdreckten Händen die Tränen aus den Augen zu wischen. "Wie glücklich es ihn gemacht hat Menschen zu helfen die in Not waren. Nicht aus selbstsüchtigen Gründen sondern..." Henrys Stimme brach.

    "... weil er ein guter Mensch war."

    Der alte Mann griff nach Eryns Hand die er vor wenigen Minuten abgewiesen hatte und hielt sie vorsichtig in seiner.
    "Es tut mir leid." Seine Hände waren nass vor Tränen und zitterten.
    Schluchzend fiel Henry auf die Knie.
    "Es tut mir so leid..."

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