Sheng zerdrückte Haile fast und sie konnte spüren, wie seine Tränen ihre Haare immer feuchter werden ließen. All ihre Zweifel waren vergessen - Sheng hasste sie nicht. Raoul hasste sie nicht. Sie sahen Haile nicht als das Monster, das sie war. Und Haile würde sie beschützen. Sie alle. Mit allem, was dazu nötig war.

"..."
"...Haile..."
"...!"

Haile löste sich aus der festen Umarmung und schaute Sheng an. Dass er hier war, war schön und gut, aber warum war er nicht bei Evi? Sie legte ihren Kopf schief und warf einen Blick nach hinten, wo Raoul immer noch an den Baum lehnte. Sheng hob eine Augenbraue.

"..."
"...Das erklärt eine Menge. Ich hab mich schon gefragt, was sie von ihm wollte..."
"...?"

Sheng seufzte kurz auf.

"Egal. Ich bin so froh, dass es dir gut geht, Haile."
"...!"

Die beiden schauten sich kurz an, dann stand Sheng wieder auf und zog Haile gleich mit nach oben.

"Ich schätze, ihr wollt...eure Ruhe?"
"..."
"Jaja, ich mache mir zu viele Sorgen..."
"Papa, geh zu Evi."
"Was?"
"Evi."
"...ich schätze, du hast Recht."

Zufrieden grinste Haile ihren Vater an. Sie war vielleicht ein wenig weltfremd, aber nicht blind. Und sie wusste genau, was Evi fühlte. Sheng wandte sich wieder um, nicht ohne Raoul einen kurzen Seitenblick zu widmen. Im Gehen drehte er sich noch einmal um.

"Aber kommt nachher zu anderen, ja? Sie vermissen dich, Haile."
"...!"

Sie nickte enthusiastisch und hüpfte förmlich zurück zu Raoul und griff nach seiner Hand. Wie damals im Schiff verflechteten sich ihre Finger mit seinen und sie schenkte ihm ein weiteres Lächeln. Sein Blick dagegen fiel auf ihr Halsband, an dem der Kupferanhänger in der Nachmittagssonne schimmerte. Er hob seine Hand und berührte sanft das kühle Metall.

"Haile...ist das...?"