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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Zwischenspiel/Vorbereitung: Nearer to thee, Mother Earth

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Hugh lag ruhig atmend auf dem mittlerweile vollkommen durchwärmten Boden. Einzelne Tropfen Schweiß hingen noch an den kümmerlichen Grashalmen, wie Tau im Morgengrauen.
    Sein ganzer Körper bebte vor wenigen Minuten noch, doch langsam kehrte die Ruhe in ihn ein. Der Atem wurde flacher, der Herzschlag ruhiger.
    Er spürte wie Léo neben ihm aufstand, wie ihr Unterarm dabei über seinen mit Striemen überzogenen Rücken strich.
    Wenn er nicht so müde und erschöpft gewesen wäre, dann hätte er sich vermutlich noch nach ihr umgedreht und geschaut aber...

    Scheiße tat ihm alles weh.

    Es war schon schwer genug ruhig liegen zu bleiben und nicht daran zu denken, dass er wortwörtlich aussah, als hätte man ihn überfallen.
    Zudem machte Seeker es ihm schwer sich überhaupt zu bewegen. Die Stammesführerin lag eng an seiner Brust, einen Arm um seine Hüfte geschlungen, die Hand auf seinem Steiß abgelegt.

    Er hörte im Hintergrund das Rascheln von Kleidung und... das blättern von dünnen Papierseiten.
    Seine Lider waren jedoch viel zu schwer, als das er sie hätte öffnen können. Er genoss einfach die Ruhe und den Frieden den er gerade hatte.
    Ständig machte er das eine, dann das andere. Einen Fuß vor den anderen, kam er niemals zum Stillstand. Doch selbst wenn sein Körper ihm eine Pause erlaubte, dann war es sein Kopf der ihn materte. Gehetzt, getrieben und innerlich zerissen.

    Ausgerechnet diese Nacht sollte es anders sein? Er lag still, atmete still, sein Kopf war still und auch sein Bauch... still.

    Leises Kritzeln im Hintergrund. Das selbe Geräusch wenn er einen Brief schrieb, nur weicher.
    Luft entwich zwischen Seiten und schweren Buchdeckeln. Er kannte das Geräusch noch aus seinem alten Leben.
    Erneut das rascheln von Kleidung und dann war es still.



    Jackman atmete tief ein und aus. Langsam rollte er sich auf den Rücken und spürte dabei jede einzelne der feinen Linien welche ihm mit Fingernägel auf die Haut gekratzt wurden.

    "Mhh. Ein Vogel der Freiheit kennt, wird immer die Flügel ausbreiten Laangkaster."

    Im aschfahlen Licht der Nacht versuchte Jackman Seeker anzuschauen. Leicht spiegelte sich das Licht in den Augen der Kriegerin, die dadurch noch unheimlicher wirkte als sie es sonst schon tat.

    "Mhh..."

    Kehlig grummelte der Schauspieler in seinen Mund ehe er den Oberkörper aufrichtete.

    "Was meinst du?"
    "Der große Laangkaster, Führer der Krieger Hope'Aris scharte Frauen um sich als er zu uns kam und doch ist er nie von ihnen umgeben."
    "Sag doch einfach was du sagen willst."

    Grashalme knirschten leise als sich Seeker aufrichtete und ihren nackten Oberkörper an seinen Rücken presste.
    Sanft spürte er ihre Hand auf seinem Rücken und die Lippen auf seiner zerbissenen Schulter.

    "Laangkaster umgibt sich selbst mit Rauch. Doch die Krallen des Raubvogels haben Ihre Beute bereits gefunden."
    "Mhh... du denkst also, dass..."
    "Echte Vultures leben wie es Ihnen Ihr Blut befiehlt, wie die Sonne Ihren Weg erhellt und die große Schlange Ihnen die Wahrheit flüstert. Wir denken nicht Laangkaster. Wir leben."

    Da war sie wieder. Die Unruhe. Das rasende Gefühl etwas verloren und verpasst zu haben. Tief in seiner Brust.
    Tief in sich ahnte Hugh bereits, dass er dieses Gefühl niemals loswerden könnte. Es würde ihn immer verfolgen und plagen.

    Langsam zog sich Jackman von Seeker weg und richtete sich auf.
    Die bemalte Kriegerin hinter ihm legte sich wieder hin und schloss die Augen. Echte Vultures lebten wie Ihr Instinkt es Ihnen befahl.

    Hugh hingegen war kein Vulture. Er würde gerne tun was sein Instinkt ihm sagte, hatte jedoch zu viel Angst vor den Konsequenzen und ob er mit ihnen leben könnte.
    Sein Blick fiel auf seine Kleidung... und auf das in weinrote Buch mit schimmerndem Silberschnitt.
    Langsam beugte sich Jackman vor und hob das Buch auf. Ein einfaches Kreuz und das Wort "Biblia"waren in den Einband geprägt.

    "Die Bibel?"

    Das muss es gewesen sein, was er vorhin hörte. Das blättern von dünnen Seiten. So dünn, wie die Seiten einer Bibel.
    Zögerlich ließ Jackman das Buch in seiner Hand aufklappen. Oft konnte man so die zuletzt geöffnete Seite sehen.

    CANCION de canciones, la cual es de Salomón.

    Hugh sprach kaum Spanisch. Das letzte mal vielleicht, mehr oder weniger, aktiv vor 20 Jahren... und das eine Mal auf der Farm. Doch selbst mit wirklicher Anstrengung hätte es niemals zu mehr gereicht als sich eine Cerveza und Tapas zu bestellen.

    Dann sah er die feinen grauen Linien, seitlich neben dem Text. Gezogen mit einem weichen Bleistift.



    Mit Küssen seines Mundes bedeckte er mich;
    Süßer als Wein ist deine Liebe.
    Wie Süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen.
    Seine Linke liegt unter meinem Kopf und seine Rechte umfängt mich.



    Alles an dir ist schön, meine Freundin.
    Alles ist schön.
    Rote Bänder sind deine Lippen.
    Hinter dem Schleier Deiner Augen, wie Tauben;
    und lieblich ist Dein Mund.
    Deine Brüste sind wie Kitzlein, die in den Lilien weiden
    Dein Schoß ist ein runder Kelch;

    Würzwein mangele ihm nicht.
    Dein Leib ist ein Weizenhilde mit Lilien umstellt
    Trauben am Weinstock seien mir deine Brüste
    Dein Mund köstlicher Wein.
    Öffne dich mir, meine Taube!
    Auf meinem Kopf die Tautropfen der Nacht.



    Komm mein Geliebter - lass uns schauen, ob der Weinstock schon treibt,
    Ob die Rebenblüte sich öffnet,
    Ob die Granatbäume blühen...

    Leocadia Arellano-Felix




    Seine Finger fuhren langsam über das Blatt Papier und die darauf geschriebenen Zeilen.
    Das Gefühl in seiner Brust wurde zunehmend unangenehmer.
    Jackman setzte sich auf den Boden, die Bibel in seinen Schoß gelegt. Seine Hand griff in seinen Haufen aus Kleidung, tief hinein zum Rucksack aus dem er die Ledermappe hervorzog.
    All die Briefe die er aufhob. Die Fotos. Die Erinnerungen...
    Das kratzige, alte, unbeschriftete Papier welches er noch hatte und jetzt füllen musste.
    Die Marken auf denen sein Name und seine Pseudonyme standen.

    Der alte Kugelschreiber kratzte über das ebenso alte Papier. Es kostete ihn so viel Kraft die Hand still zu halten, nicht zu zittern und zu ruinieren was er dort schrieb.

    Ein Messer, geborgt von der ahnungslosen Seeker, welches immer wieder über die Rückseite von Blech kratzte.

    Jackman faltete das beschriftete Stück Papier um die Erkennungsmarken herum und legte es zwischen die beiden Seiten der Bibel.
    Langsam klappte er das heilige Buch zu, ließ die Kettenanhänger dabei wie ein Lesezeichen zwischen den Seiten hervorblicken, ehe er das Buch wieder zurück auf den Kleidungshaufen legte.

    Seine Kehle schnürte sich zu. Seine Brust fühlte sich an wie eingequetscht. Er hatte das Gefühl zu ersticken. Er musste hier raus.

    Nur mit seiner Hose am Leib flüchtete er aus dem Zelt und lief durch das Gestrüpp und Geäst der Golfanlage und kam erst zum stehen, als er an einem der Wasserlöcher angelangt war.

    Geändert von Gendrek (11.11.2015 um 17:31 Uhr)

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