„Was auch immer du vorschlagen willst, oberster Späher, mein Platz ist an seiner Seite, sein Platz ist an meiner Seite.“, sagte „You are“ stur und sie machte keinen Hehl daraus, dass sie trotzdem am liebsten an vorderster Front gekämpft hätte, doch die Worte von Frank schienen sie langsam zu überzeugen und sie blickte Romero auffordernd an.
„Ich… ich kann gut singen.“, sagte er und die Frau, die ihn eigentlich liebte, lachte spöttisch auf. „Du sollst dem Mann sagen was du alles kannst wenn es zur Schlacht kommt.“, zischte sie und schubste ihn abermals grob vor die Brust.
Ihr Zorn schien noch lange nicht verraucht zu sein und eben so wenig die Tatsache, dass sie sich von ihm verraten fühlte.
„Ich kann mich um die Verletzten kümmern.“, sagte er dann mit Nachdruck. "Und obschon ich nicht der Stärkste bin, kann ich verdammt schnell laufen.“
„Das stimmt…“, warf die Vulture von der Seite ein und fing den tadelnden Blick von Frank mit einem breiten Grinsen ab.
„Wie ist also dein Plan, Späher? Wie willst du es hinbekommen, uns Beide zusammen einzusetzen, wo die gefiederte Schlange Tag und Nacht auch an verschiedenen Enden der Welt postiert hat? Ich sage dir, das geht nicht. Hast du denn einen Plan? Was sagen eure Anführer zum Kampf, der uns bevorsteht?“
Sie wirkte nun wieder aggressiver, noch immer verletzt. Wie ein Tier, dass sich nach Ruhe und Schlacht gleichermaßen sehnte und Frank wusste, dass die Vulture ihn so sehr liebte, wie sie Angst hatte, ihn in der Schlacht zu verlieren. Und dass sie schlichtweg nicht wusste, wie sie mit einem geliebten Menschen umzugehen hatte, der nicht so gern kämpfte und mordete wie sie, die Vulture.
Sie war ruhelos und konnte in dieser Verfassung keinen Vorschlag annehmen. Frank musste überlegen, wie er zu ihr vordringen konnte und sich überlegen, ob er an die Frau oder die Vulture appellieren wollte oder wie er sie anders mit sich selbst ins Reine bringen konnte, das Mädchen, das so zerrissen war und für das eine bereit war, das Andere zu opfern. Romero für die Ehre der Schlacht. Oder die Schlacht für Romero.
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Seeker drehte sich von den beiden weg und schien nachzudenken.
„Fesseln abstreifen… Das ist, was uns damals das Leben gerettet hat. Die Fesseln von Mitgefühl hat mich als Kind getötet, nur die Erwachsene hat überleben dürfen, um der gefiederten Schlange zu dienen. Dann sind die Legenden wahr, die man nun hört? Ihr habt etwas bei euch um die, die zwischen den Welten stehen endgültig zu vernichten? Eine am Boden gefangene Teufelei von den Verrätern in weiß, nehme ich an.“
Hugh nickte entschlossen. „So ist es, Seeker. Wir setzen die Waffen derer, die uns dieses Unheil gebracht haben, gegen sie ein. Und wir machen dem Ganzen ein Ende. Für immer.“
Seeker bleckte die Zähne und ihr Leib erschauderte sichtlich.
Dann griff sie nach vorne und packte den überraschten Anführer grob am Nacken, zog ihn zu sich heran und drückte ihm einen kurzen, harten Kuss auf den Mund.
„Das ist dafür, dass du es gewagt hast, meinen Weg zu kreuzen und mir einen gefiederten Boten zu schicken, damit mein Clan und ich an der größten Schlacht der Menschheit teilnehmen können.“
Ihre Stimme war lüstern vor Blutdurst und noch immer erschauderte ihr ganzer Leib. „Als das Mädchen sterben musste und die Schlange uns den einzigen Weg durch den Sumpf des Überlebens zeigte, da wusste ich, dass die Vulture nicht für immer würden fliegen werden. Den Tod in dieser Schlacht zu finden ist das ehrenvollste und mutigste, das sich eine Vulture vorstellen kann. Unsere Welt mag fallen und sich verändern. Aber daran, an diese Schlacht, an die Vulture wird man sich immer erinnern.“
Sie lächelte und zeigte ihre Zähne, den Blick über die Beiden auf den Stoff des Zeltes und gen Himmel gerichtet, dort, wo die Armee ihrer Feinde sich in der beginnenden ausbreitenden Dunkelheit des Abends langsam versammelten.
Dann fiel ihr Blick auf die noch immer nackte Leo und sie legte ihr einen Finger in das Tal zwischen ihren Brüsten und fuhr versonnen damit nach oben, nahm den Schweiß auf, der noch immer am Körper vom erhitzten Liebesspiel perlte und fuhr dann mit ihrer seltsam gespaltenen Zunge über die Fingerkuppe, schmeckte den Schweiß von Leo und lächelte böse.
„Wir feiern. Heute Nacht das Leben. Morgen den Tod.“
Und mit einer fließenden Bewegung ließ sie ihr mit Federn geschmücktes ledernes Wams zu Boden gleiten und stand nun ebenfalls in der einzigen Kleidung vor ihnen, die ihr als Anführerin der Vulture gebührte und wirklich stand: Gekleidet in Hautzeichnungen, Piercings und Narben, die ihren Körper wie Landkartenzeichnungen von geschlagenen Kriegen bedeckten.