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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Zwischenspiel/Vorbereitung: Nearer to thee, Mother Earth

  1. #141
    Gott, von so viel Planung schwirrte ihm einfach nur der Schädel.
    Reingehen, Heilmittel herstellen, rausgehen, fertsch. Aber nein. Das wäre ja zu einfach. Georgina die größte Arschbratze der Welt musste ja unbedingt mit ihrem Gefolge an abgelaufenem Hackfleisch aufrücken.
    So ein gewaltiger, dampfender Haufen Scheiße.

    Hugh machte einfach das, was er am besten konnte. Den Leuten vorzuspielen als hätte er einen Plan. Den er nicht hatte. Solange die anderen jedoch glaubten, dass er vollen Durchblick hatte würde das schon irgendwie zu schaffen sein.

    Jackman war immer noch mit dem Lageplan beschäftigt. All die Möglichkeiten und diese vielen Leute die man irgendwie einer Aufgabe zuteilen musste.
    Ihm wurde so langsam klar, dass das hier viel schwieriger werden würde als er anfangs noch annahm.
    Vor allem... weil er keinen blassen Schimmer hatte für welchen Scheiß die Leute sich eignen würden. Nicht jeder konnte sich hinter ein MG setzen und damit auch noch gut umgehen. Im schlimmsten Fall würde einer auf die Idee kommen den Rambo zu machen und mit dem Teil in den Dauerfeuer-Modus gehen, bis ihm das Teil um die Ohren fliegt.

    Im Bunker waren immer noch einige Leute versammelt, darunter unter anderem Enigma und Ellen die sich über einen Plan gebeugt beratschlagten.
    Hinter ihnen war Liz die gedankenverloren in die Luft starrte. Wie schon in Fawyerland spielte sie mit ihrem Kampfmesser.
    Liz könnte bestimmt gut kämpfen und er wusste von Ellen, dass sie sich gut tarnen konnte. Aber Enigma? Der schwang bisher reden und half ihnen mit der Zip-Line vom Dome runter.

    "Okay, ich hab echt keinen Bock, dass mehr Leute draufgehen als irgenwie notwendig. Es ist glaube ich jedem klar, dass wir alle unseren Teil zu dieser Sache beitragen müssen. Aber blindlings bei irgendeinem Scheiß anzupacken wird uns nur umbringen."

    Ellen, Enigma und Liz sahen nun alle drei zu ihm.

    "Bestätige: Aufgaben müssen nach Talent verteilt werden. Unkoordiniertes Handeln gefährdet Mission."
    "Ja... genau... eh... das meinte ich Enigma. Wo wir also dabei sind... was denkst du kannst du besonders gut? Also, abseits von Protokollen einhalten, Druckerpressen betreiben und..."

    Enigma funkelte Jackman böse an.

    "...und natürlich die freie Bevölkerung unter einer Sache versammeln. Charismatisch bist du ja. Gibt es noch was anderes wo du dich sicher fühlst?"

    Jackman wendete den Blick zu Ellen.

    "Und bei dir müssen wir ja garnicht lange suchen. Damals auf der Quarantäne Mauer haben wir die Jungs von der Nationalgarde ja ganz schön verarscht. Infiltrieren ist bestimmt deine Stärke, auf den Kopf gefallen bist du auch nicht und ich wette du bist immer noch super gelenkig. Ne?"

    Oh Gott. Was tat er da? Liz schaute ihn mit offenem Mund an ehe Jackman mit einem selbstsicheren, und derbe aufgesetzten, Grinsen die junge Frau anschaute.

    "Und wenn wir jemanden brauchen der filetiert haben wir ja dich. Ballermann bedienen liegt dir bestimmt auch, oder? Und wer länger bei Fawyer war der kann auch bestimmt einiges einstecken, richtig?"

    Er drückte seine Hände in die Hüfte und schaute nun alle drei wieder gemeinsam an.

    "Immer raus damit. Wir wollen ja nur Beste für uns alle."

    Geändert von Gendrek (15.11.2015 um 17:22 Uhr)

  2. #142
    "Und was auch passiert, ich verspreche dir… du wirst leben.“ Sheng schien bei diesen Worten so voller Zuversicht zu strahlen, dass Evi in dem Moment keinen Zweifel daran hatte, dass er recht hatte. Sie würde leben. Alles in ihr zog sich zusammen.
    "Das ist ein Versprechen, das ich nicht haben will." Sie lächelte, um ihm irgendwie zu deuten, dass sie dankbar war und all das, was er gesagt hatte, ihr wirklich viel bedeutete. Aber etwas anderes bedeutete ihr noch mehr.
    "Wenn irgendetwas passiert, dann weiß ich, dass du da sein wirst. Ich zweifle nicht daran, dass du alles tun würdest, um mich zu retten." Sanft nahm sie seine Hände.
    "Ich habe dein Leben schon mal gerettet, und dafür schuldest du mir etwas." Spielerisch verschränkte sie ihre Finger mit seinen und grinste ihn an.
    "Und zwar nicht, dass du im Gegenzug mich vor dem Tod bewahrst, sondern dass du auf das, was ich gerettet habe, gut aufpasst. Du musst dein Leben um jeden Preis behüten. Wenn ich also in Schwierigkeiten komme, dann hilfst du mir nur, wenn du absolut sicher bist, dass wir beide lebend davonkommen. Verstehst du?"
    Sheng wollte etwas erwidern, aber Evi schüttelte leicht den Kopf und legte schließlich ihre beiden Hände leicht an seine Wangen, um ihm eindringlich in die Augen zu sehen.
    "Das ist mein Ernst. Ich komme aus dieser Sache nur mit dir gemeinsam wieder raus... oder gar nicht."

    Es herrschte ein kurzer Moment der Stille, in dem Evi alles versuchte, um mit ihrem Blick tausend Dinge zu sagen. Sheng blinzelte langsam, als würde er damit deuten, dass er sie gehört hatte. Sie wusste, dass er nicht antworten würde - wie sollte man auf so etwas auch antworten? - aber das brauchte er auch nicht. Wichtig war, dass er verstand, was sie aus vollem Herzen gesagt hatte. Was er daraus machte, lag nicht in ihrem Einfluss.

    "Gut, jetzt darfst du wieder herumwuseln und dich um die Leute kümmern, was du eben am besten kannst.", sagte Evi schließlich lächelnd, und ihre ernste Mine wich einem fröhlichen Gesicht. Sie gab Sheng einen Kuss auf die Wange und wandte sich dann den Plänen zu. Sobald sie eine Aufgabe gefunden hatte, musste sie unbedingt hier raus und mit ein paar Leuten reden. Alles loswerden, was es noch zu sagen gab, weil es vielleicht die letzte Gelegenheit war.

  3. #143
    „Erbitte: Erlaubnis, frei zu sprechen.“ Sagte Enigma und blickte Ellen an, die ihm mit einer Handbewegung lächelnd das Wort erteilte.
    „Fachkundige Einschätzung: Forschungszentrum. Patriotischer Zusatz: Dort, wo ich gebraucht werde. Persönliche Expertise: Ich kenne das Gelände des Zentrums durch frühere Propagandaeinsätze. Zudem Anmerkung: Ich kenne die Elektronik und die Steuerungen dort. Zusätzlich: Auch alle Fachbegriffe vor Ort oder etwaig anderslautende Anweisungen. Persönliche Anekdote: Es gibt dort einige Informationen in chinesisch. Spreche ich fließend seit Operation: Facebook für Kim“. Habe zudem auch Einblicke in die Arbeit mit energewinnenden Solaranlagen. Scharfer Blick ist gegeben, um Fehler der jetzigen Config dort zu finden.“
    Er war in straffer Hab-Acht-Stellung gestanden und blickte Ellen und Hugh stolz an. „Glaube, am Forschungszentrum beste Einsatzchancen für mich zu sehen.

    Liz hatte mit den Augen gerollt und war dann neben Enigma getreten.
    „Mir isses egal, Cheffe, meinen Bastler habe ich verloren, der wäre Gold wert gewesen. Aber drück mir ein Gewehr in die Hand und ich baller Georgina ihr Grinsen aus dem Gesicht. Ansonsten kannst du mir glauben, habe ich keine Angst davor wenns mal dreckig wird oder Eier gebraucht werden weil es heiß, laut oder stickig ist. Ich will diesen Krieg nur beenden und dann... was auch immer ihr als Nächstes vorhabt, dabei sein. Denn in dieser kack Welt, diesem scheiss Erdball, der still im All verharrt, seid ihr die Ersten, die wirklich was bewegen. Und DAS ist was ich an euch allen so liebe.“

    ---

    Sheng lächelte sie an und nickte dann.
    „Ich will mein Leben mit dir verbringen. Das ist es, was ich mir mehr als alles Andere wünsche. Ich will den wilden Menschen hinter dir kennenlernen und deine sanfte Seite hervorkitzeln.“
    Er blickte sie warm an. „Verlass dich auf mich. Und jetzt würde ich mich tatsächlich wieder um einige Leute kümmern, einige Bewohner haben noch immer viel zu viel Angst vor den Vulture…“
    (Shengs unbekannter Metatrait hat nun eine Einschränkung.)

  4. #144
    Irgendwas war nicht so, wie es sein sollte bei Seeker....
    „Leeeeo, die gefiederte Schlange schickt die wüsteste aller Klauen, um uns auf morgen einzustimmen! Ein Segen, dich zu sehen, hier nimm.“, sagte er, schwankte leicht und reichte ihr einen Becher mit dem Schnaps, mit einem unmerklichen Nicken nahm sie ihn an. Den Drang, sich die leicht pochende Stelle am Arm zu reiben, unterdrückte sie einfach.
    „Ich werde dort sein, Schwester, wo man mich braucht. Wo ich das beste und würdigste Ende finde um mir den Platz unter den ewigen Schwingen zu verdienen und um die Welt zu schützen, die nicht mehr die Meine ist.“
    Ihre Schwester war geradezu besessen davon, morgen abzutreten. Es war eine Sache, keine Angst vor dem Tod zu haben, ihn willkommen zu heißen, wenn es soweit ist. Aber geradewegs darauf zuzuarbeiten war... so irritierend und bizarr für die Latina.
    „Gib mir eine Klinge in die Hand oder lass mich Jemanden mit bloßer Hand erwürgen. Ich verstecke mich nicht im Sumpf wie ein Krokodil, aber du kannst mich auf Baumkronen finden, wo ich wie ein Raubvogel, einer Schlange gleich nach unten auf unsere Feinde stoße.“
    Vieles davon war Léo schon durch die Grubenerfahrung bekannt und sie würde sichergehen, dass Seeker an einer für sie angemessenen Stelle kämpfen kann.
    „Und ich werde morgen so viel Blut vergießen, dass darin all‘ meine Ahnen baden können. Und deine Kinder, Leo, wenn du das Wort in die neue Welt bringst.“
    Hätte ihre Schwester sie nicht fast schon beängstigend kalt angesehen, hätte die Latina nun laut gelacht.
    Sie und Kinder, klar.
    Es gab ja nicht schon genug Probleme in ihrem Leben...

    „Wo ich morgen bin, willst du wissen, kleine Schwester?“, lachte Voodoo mit seinem leichten Schwips und streckte sich im Gras aus, die Muskeln unter der Haut warfen dabei im flackernden Schein des Feuers bizarre Muster auf der Haut.
    Er war wirklich zum Anbeißen und wenn er zehn oder zwanzig Jahre älter gewesen wäre, hätte er Hju ernsthafte Konkurrenz gemacht.
    „Dort wo die Menschen verzagen. Dort wo die Seele oder etwas repariert werden muss.“
    Ihr war, als würde er sie auf die Schippe nehmen, so, wie er gluckste.
    „Oder meinetwegen dort, wo echte Kraft gebraucht wird. Es ist vollkommen egal wo ich bin, die gefiederte Schlange alleine entscheidet, ob wir leben oder sterben und ich freue mich auf den Tod morgen. Ich habe dann eintausend Leichentücher, die ich bemalen kann.“
    Léo nahm einen großen Schluck aus ihrem Becher. Damit konnte man doch was anfangen.
    Und dann blickte sie Pray an.
    . „Ich habe bereits bewiesen was ich kann.“, sagte er leise und mit Nachdruck. „Ich habe die, die du als deine Geschwister bezeichnest, aus der schlimmsten Zeit ihres Lebens gerettet und jeden von ihnen groß gezogen.“
    Also...wenn wir jetzt einen Kindergarten für die Schlacht brächten, wäre er die erste Adresse als Erzieher. Super. Total hilfreich.
    „Das ist mehr als du von dir behaupten kannst, nehme ich an.“
    Der alte Mann schien richtiggehend beleidigt zu sein und stapfte an ihr vorbei.
    Meine Güte, wieso die alten Säcke momentan auch alle ihre Tage haben mussten, so scheiße empfindlich.
    Sie wollte ihm gerade hinterher, als Seeker ihr den Weg versperrte.
    Noch immer lag dieser merkwürdige, distanzierte Schein in ihrem Blick. Ihre Hand wanderte auf Léos Brust, nahe des Tattoos.
    „Vergiss meinen Vater für einen Moment. Du wirst mich aufsuchen, wenn du Zeit hast. Ich habe dir etwas zu sagen.“
    Dann zog sie die Hand weg und drehte sich ebenfalls um.
    Die Ausgeglichenheit verpuffte. Die Wärme war dank des Schnapses noch vorhanden.
    Nervosität breitete sich in der Latina aus.
    Eigentlich konnte sie sich nicht wirklich vorstellen, wieso Seeker jetzt ihr gegenüber angepisst sein sollte. Sie hatten zusammen mit Guapo ein paar wirklich fantastische Stunden gehabt, war nicht wirklich zimperlich mit ihr umgegangen und auch sonst hatte sie jetzt Nichts getan, was ihr irgendwie aufstoßen sollte...
    Außer vielleicht...oh madre mía, lass es nicht wegen Jackal sein, den ihr ihre Schwester zum Geschenk gemacht hatte.
    Hinter sich hörte sie ein lautes Rülpsen. Léo drehte sich um und sah den sitzenden Voodoo vor sich.
    „Is‘ was Gutes.“, grinste er. „Glaube ich, betrifft uns Beide…“
    Sie und Voodoo? Aber...warum?
    Langsam verstand sie garnichts mehr.
    Er hob den Becher und ohne groß nachzudenken stieß sie mit ihm an.
    "Na, Dein Wort im Ohr der gefiederten Schlange...“
    Ein weiterer großer Schluck.
    Das Zeug war wirklich stark. Brannte sich durch ihre Gedärme.
    "Wenn wir es schon um uns Beide geht, dann schwing Deinen Hintern mal auf...“
    Sie reichte ihm ihre freie Hand, die er annahm und leicht unkoordiniert hochkam.
    Zusammen gingen sie der Vulture-Anführerin hinterher.
    „Hatte ich mich eigentlich schon für das Tattoo und die Spirale bedankt? Sind echt buena onda (sehr geil)! Wenn wir morgen entgegen aller Wahrscheinlichkeit noch beide aufrecht stehen sollten, wäre es eine riesige Ehre, deine Kunst erweitert zu wissen.“


    Ihr war, als hätten die beiden quer durch das Lager gehen müssen, der Einfluss des Agavenschnapses konnte ihr Empfinden aber auch etwas trüben.
    Doch schließlich standen sie wenige Meter entfernt von Seeker, die ihnen den Rücken zugewandt hatte.
    In ihrem Magen schien sich ein Igel auf einmal herumzuwälzen.
    "Du hast mir etwas zu sagen, Schwester, also hier bin ich.“
    Noch viel spröder konnte man sowas garnicht anfangen.

    Geändert von Mephista (15.11.2015 um 18:44 Uhr)

  5. #145



    „Dann ist es soweit.“, sagte Seeker und ging schnellen Schrittes auf sie zu.

    Noch immer hatte sie diesen kalten Gesichtsausdruck, noch immer diese seltsame Distanz zwischen ihnen, die überhaupt nicht zu dem passte, was die Beiden in den letzten Stunden zu dritt erlebt hatten. Nun schoss ihre Hand nach vorne und durch Leos Leib peitschte Adrenalin, fast ging sie in die Knie, um sich gegen einen Angriff zu wappnen, doch stattdessen wurden sie am Hinterkopf gepackt, herangezogen und sie spürte einen harten Kuss auf ihren Lippen. Dann entließ Seeker sie mit einem leichten Kopfstoß aus dem Kuss und blickte sie an, der Blick war unverändert angespannt.

    „Ihr Beide werdet morgen leben.“, sagte sie mehr zu sich selbst und sowohl Voodoo als auch Leo gingen einen Schritt nach vorne, auf Seeker zu, die sich rasch zu ihnen umdrehte und Leos Gesicht musterte.
    „Ich habe mich entschieden. Wenn mir morgen etwas zustößt – und das wird es, dafür sorge ich – will ich, dass du den Clan in die neue Welt führst, Affenmädchen. Hier sind die Krieger versammelt, ALLE, die sich nicht vorstellen wollen, in einer neuen Welt leben zu müssen. Doch einige Frauen und Kinder, Schwangere und Verletzte sind noch immer in unserem Lager, konnten uns nicht folgen. Sie haben Anweisung, sich zu töten, sollten sie nichts von uns hören. Wenn der Feind also unseren Flug beendet…“
    Jetzt war es heraus und Seeker starrte sie mit brennendem Blick an.
    „Ich habe erlebt, wie gut du dich gegen Siedler und ihre Maschinen und ihre ewigen Wörterlabyrinthe durchzusetzen weißt.“ Sie ballte die Fäuste und entspannte sich wieder. „Und ich habe die Stunden zuvor erlebt, was ich wissen musste, um zu glauben, dass du die Richtige bist. Du hast Hass und Härte in dir und würdest für die, die du Familie nennst, alles tun. Trotzdem ist dein Herz noch kein funkelnder Stein wie das Meine. Du kannst es vielleicht fertig bekommen, dich zu öffnen und den Clan so in die neue Welt führen.“

    Voodoo war ebenso erstaunt und er ging einen Schritt auf sie zu und legte seine Hand auf ihre Schulter. „Was ist, wenn wir nicht wollen? Was ist, wenn wir mit dir sterben wollen? Leo und ich?“

    Seeker lächelte und packte fest die Hand von Voodoo, drückte sie, als sie noch immer auf seiner Schulter lag. „Dann seid ihr herzlich willkommen, es mir gleich zu tun und mit mir in die Schriften der gefiederten Schlange zu reiten, wo wir unsere Geschichte mit Blut schreiben werden. Sieh dir die Krieger nur an. Keiner von ihnen will die Welt, die wir erschaffen, doch brauchen wir diese Welt, denn sonst fressen die Feinde der Schlange alles leer, bis es nur noch Schatten gibt und Krieger und Kriegerin gleichermaßen verhungern.“

    Sie blickte Leo in die Augen. „Ich frage dich, weil du weißt, was es bedeutet, Teil eines Bundes zu sein, der nicht durch Blut definiert ist, doch dadurch nur noch stärker wird. Ich habe nun verstanden, dass ich für die Krieger entscheiden kann. Nicht aber für die, die nicht sind wie ich. Die von den Vulture, die noch ein Herz haben, das nicht alleine für den Krieg schlägt. Schwester, du wirst morgen mit mir in den Untergang reiten oder mit deinen anderen Schwestern die Welt retten. Doch wenn du es überlebst und du den Mut hast, dann sollst du die neue Seeker werden. Ich war die Sucherin für Zuflucht in einer Welt, in der jeder Schritt tödlich war. Du wirst die Sucherin der Zukunft sein, damit beauftragt, einen Ort zu finden, an dem die Deinen leben können und wo unsere Geschichten weiter erzählt werden.“

    Voodoo blickte erschrocken zwischen den beiden hin und her. „Was ist aus dem Plan geworden, alle in den Tod zu reiten?“
    Seeker blickte ihn traurig an. „Das ist ein Plan für Krieger. Mein Plan. Versprich mir, dass du an der Seite der neuen Seeker sein wirst und sie beraten wirst wie du mich beraten hast. Und dass du ihr den Weg zeigst. Von Schlange, von Geier und von Affe, wenn sie sich dafür entscheidet, das Los anzunehmen, um das ich sie bitte. Lebt weiter und lasst die Erinnerung an die Vulture nicht sterben.“

    Und damit blickten Beide Leo an. Es war kein Drängen darin, nur eine sanfte Frage.

    Geändert von Daen vom Clan (15.11.2015 um 19:10 Uhr)

  6. #146
    In all den Jahren die er Wingman nun schon kannte und in denen er mit ihm zusammen gearbeitet hatte, auf langweiligen Patroulliengängen, verzweifelten Kämpfen gegen Plünderer oder auch dem Abschiedsfest bevor sie hierher aufgebrochen waren, nie hatte er Wingman so... menschlich, so normal erlebt wie jetzt, vor der großen, alles entscheidenden Schlacht. Wenn Wingman in seinem Element war, der militärischen Planung, schien es ihm immer etwas besser zu gehen als sonst aber nun war alles von ihm abgefallen: Das schon beinahe maschienenhaft militärische, die halb geflüsterte Sprechweise und der gehetzte, andauernd umherschweifende Blick. Nun war er, wenn wohl auch nicht für lange, ein fast völlig normaler Mensch.
    Von Wingmans Worten war Frank zutiefst beeindruckt und schaute seine Hand an wie eine Erscheinung. Er hatte immer gut mit Wingman zusammen arbeiten können, da er selbst körperlich Fit und ein guter Schütze war und so Wingmans hohen Ansprüchen mehr als einfach nur genügte und zudem auch noch bis zu einem gewissen Grad Wingmans Leidenschaft für genaue Regeleinhaltung und seine Loyalität zu Sheng teilte. Trotzdem hatte er ihn immer wieder für seine viel zu strengen Ausbildungsmethoden kritisiert. Am letzten Tag vor ihrer Abreise jedoch, als er die Munition wiedergefunden hatte, hatte Wingman dann jedoch schoneinmal gezeigt, wie er über Frank mochte und was er, Frank, über Wingman herausgefunden hatte, hatte ihn Wingman bewundern lassen.
    Da hast du recht. Es war auch mir eine Freude mit dir zu arbeiten. Es war nicht immer perfekt aber dennoch und nichts, dass wir in all den Jahren getan haben, war je vergebens. so sehr es Georgina auch versucht hat, sie hat es nicht geschafft, einen Keil durch Shengs Hope zu treiben, den hier stehen wir nun, alle zusammen, mit Verbündeten von denen wir nie zu träumen gewagt hätten. mit diesen Worten ergriff er Wingmans Hand und schüttelte sie kräftig. Und was den Panzer angeht: Wir werden den Untoten das Fürchten auf eine Art lehren, welche jeden Scharfschützen vor Neid erblassen lassen Würde. mit einem rostigen Panzer gegen eine Armee tausender Untoter, das war so verrückt, das musste einfach funktionieren, dachte Frank bei sich. Und wenn diese pflichtvergessenen Soldaten kein Handbuch für uns dagelassen haben, dann werden wir es eben schreiben wenn wir mit dem ganzen Wahnsinn fertig sind. meinte er grinsend.

    Geändert von wusch (15.11.2015 um 20:10 Uhr)

  7. #147
    "Gelenkig? Ich weiß nicht genau, was du da von damals zu erinnern glaubst... " Ellen hob skeptisch eine Augenbraue, und neben ihr blickte Enigma leicht fragend drein. "... aber ich hatte es nie nötig, mich zu verbiegen und zu winden." Ein schelmisches Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. "Ich habe andere Leute dazu gebracht, das zu tun, und noch viel mehr - und es zu mögen." Sie zuckte mit den Schultern. "Nicht dass uns das morgen wirklich weiterhelfen wird - Untote springen dann doch eher schlecht auf psychologische Spielchene an. Wenn du mir also nicht gerade ein schummeriges Separee besorgen kannst, und das eine oder andere Familienoberhaupt des Kults...." Auf Enigmas Gesicht wechselte ungläubige Verwirrung die fragende Miene ab, während Ellen unbeirrt weitersprach. "Ansonsten... naja - offensichtlich, oder nicht?" Sie wies in einer ausholenden Geste auf die blinzende und surrende Wand voller Gerätschaften. "Diese Anlage war nie für einen Einzelnen ausgelegt, oder für zwanzig Jahre Dauerbetrieb - also hab ich gelernt, zu improvisieren. Mund wieder schließen, Sergeant!"

  8. #148
    Kerosa hatte sich während ihrer kleinen Rede in Position geworfen, als wäre sie eine antike Statue, was ihren ganz und gar unadeligen Profil zu noch mehr Kanten verlieh.

    "..."
    "Ach, jetzt wird nicht sentimental, Prinzessin. Ich weiß was ich tue!"

    Sie wuschelte Haile noch einmal durch die vom Schlaf zerwühlten Haare und stand dann wieder auf, sich selbst streckend.

    "Wie auch immer, Shenga, du solltest mal in dem Bunker von der roten Hexe vorbeischauen, bei genauerer Betrachtung war meine Kutte, die ich dir gestern gebastet habe, der letzte Scheiss. Wenn wir schon Welt retten fahren, dann sollst du auch ein bisschen ordentlich aussehen, und nicht wie durchgefickt."
    "..."

    Haile drückte sich nach oben und streckte sich nun ebenfalls. Sie hielt Raoul eine Hand hin und zog ihn nach oben. Er sah schon erheblich besser aus und schien ziemlich viel Mut gesammelt zu haben. Er lächelte sie an und gemeinsam folgten sie Kerosa in die Tiefen des unauffälligen Bunkers.



    "Ich dachte an eine Rüstung, weiß, wie ein verfluchter Lamborghini, so richtig schön Kontrastprogramm. Und wie geil das kommt, wenn wir dann in Blut gebadet sind!"
    "Wovon um alles in der Welt redest du, Kerosa?"
    "...?"
    "Uh, ihr seid echt nicht die hellsten Kerzen im Zylinderkopf, oder? Die Frau hier ist das letzte überlebende Fashion-Icon der verdammten verstrahlen Welt!"
    "Und...?"
    "Alter, ihr hättet den Mantel gestern sehen sollen, ey, dafür würd' ich töten. Dafür HAB ich schon getötet!"
    "...Du willst mir jetzt aber nicht sagen, dass du irgendwas von Mode verstehst?"
    "Behalt deinen Kopf lieber da, wo er hingehört, namentlich zwischen Hailes Beinen."
    "..."

    Ellens Augen wurden während der Konversation immer größer und wechselten zwischen der wahnsinnig grinsenden Flameriderin, dem komplett zerstört aussehenden Jungen und dem blonden Mädchen hin und her. Gelegentlich flog ihr Blick zu einer Pinnwand an der Wand, wo ein vergilbter Ausweis irgendeiner australischen Behörde hing.

    "Hier, Frau, ähm, Ellen? Meine Freundin hier ist irgendwie wichtig und wir gehen nachher der chromlosen Bitch in ihrem unmotorisierten Tempel auf die Fresse hauen, aber NICHT. In. Dem. Kleid. Also, eine Lederjacke für den Typen, irgendwas schickes in Weiß für unsere Prinzessin hier und du hast nicht zufällig ein bisschen Gesichtsfarbe? Ich hab da eine GROßARTIGE Idee."
    "..."
    "Tut mir Leid, Mrs. Unsere Freundin ist...ähm..."

    Aber Ellen reagiere gar nicht, sondern musterte Haile ausgiebig.

    "Sag mal, kenne ich dich? Ich meine das ernst. Ich meine...das kann nicht sein. Aber...du kommst mir bekannt vor... Schau mich mal an."
    "..."

    Haile hob ihren Kopf und blickte der rothaarigen Frau direkt in die Augen.

  9. #149
    Evi durchstreifte das Lager und an jeder Stelle schien sich etwas zu bewegen oder besprochen zu werden. An Schlaf dachte offenbar niemand. Sie konnte vorerst niemanden ausmachen, mit dem sie dringend sprechen wollte, aber ihr Weg führte sie sowieso fast wie automatisch zurück zu den Vultures. Sie würden ihre Feiern und Schlachtvorbereitungen nicht für sentimentale Worte des Abschieds unterbrechen, aber die Taucherin wollte ohnehin noch einmal ihre wilden Tänze sehen, sich die glorreichen Tätowierungen und den Metallschmuck einprägen und einfach die Atmosphäre still genießen, die sie an diesem Stamm von Anfang an fasziniert hatte.
    Fast hätte sie sich erneut einen Becher Alkohol geholt, ihre Jacke, die sie nun wieder trug, einfach abgeworfen und noch ein wenig die Sorgen wild weggetanzt, aber es wäre nicht richtig gewesen. Außerdem entdeckte sie, als sie sich an einem gefährlich schwankenden, jungen Krieger vorbeiwand, Pray. Vielleicht war es sein gedankenversunkener Blick, oder einfach nur der Schatten der tanzenden Flammen des Feuers, aber er wirkte abgekapselt. Und Evi erinnerte sich, wie er vor gefühlt hundert Jahren seine Bibel still und heimlich gelesen hatte. Vielleicht war er der einzige Vulture, der diesen Moment völlig anders wahrnahm als die anderen - Halb-Siedlerinnen mit eingeschlossen.

    "Hey.", begrüßte Evi ihn lächelnd und sein Gesicht nahm sofort freundliche Züge an.
    "Bist du schon bereit für die große Schlacht?" Der alte Mann nickte, schwieg aber.
    "Ich bin gerade dabei, noch das Wichtigste zu erledigen, bevor es losgeht. Also, mit Leuten reden, die ich mag und... du weißt schon." Kurz zögerte die Taucherin, aber sie wusste instikntiv, dass er der einzige war, mit dem sie darüber sprechen wollte.
    "Es ist ganz seltsam. Irgendwie habe ich... naja,... Angst."
    "Das ist ganz natürlich. Und auch wenn ich hier wahrscheinlich der einzige dieser Ansicht bin... es ist nichts wofür man sich schämen muss.", versicherte Pray ihr leise.
    "Das kann schon sein... aber ich kann es mir nicht ganz erklären. Ich meine, ich weiß wie sich das anfühlt, wenn man sich Sorgen um seine Liebsten macht. Needles Tod und... die anderen von uns, die wir auf der Reise verloren haben. Und die Zerstörung der Siedlung... wie gesagt, ich weiß, wie sich das anfühlt. Aber vorhin hat es mich trotzdem kalt erwischt. Vielleicht weil wir so nahe am Ziel sind und ich weiß, nach diesem letzten Kampf ist alles vorbei. Danach wird alles gut sein. Nur noch diese eine Hürde..."
    Pray nickte verständisvoll und wartete, dass die Taucherin weitersprach. Aber sie hatte Probleme weiterzumachen, weil sie merkte, dass der seltsame Kloß zurückkam. Sie musste das Thema wechseln.
    "Ist das für dich nicht ein großartiges Gefühl? Ich kann mir kaum vorstellen, wie es sein muss. Du kanntest die alte Welt, erinnerst dich noch daran wie es war... du trägst Teile davon in deinem Innersten, wie du mir selbst gesagt hast. Wie... wie fühlt sich das an? Bist du nervös?" Evis Augen leuchteten bei dem Gedanken, was es für den alten Mann bedeuten musste, der ihr nun ein Lächeln schenkte, als wäre sie ein aufgeregtes Kind. "Rede ich dummes Zeug? Sag mir ruhig, wenn es so ist. Aber würdest du nicht unglaublich gerne dabei sein, wenn Adam ins Forschungszentrum gebracht wird? Beobachten, wie eine neue, alte Welt ihren Anfang nimmt? Oder hast du schon einen anderen Platz für dich gefunden?"

    Geändert von Lynx (15.11.2015 um 21:47 Uhr)

  10. #150
    Ellen blickte in das Gesicht einer Toten.

    Nicht wortwörtlich, natürlich - aber das letzte Mal, als sie dieses Gesicht gesehen hatte, war bei einer hastigen Verabschiedung vor langer, langer Zeit gewesen... und die Frau hinter dem Gesicht war kurz darauf tot gewesen. Ganz sicher.

    "Du..." Irgendwo in ihrem Hinterkopf war ein leises Stimmchen ganz froh darüber, dass die Planer drüben am Tisch zu sehr in die Pläne vertieft waren, um sie jetzt zu sehen. Den Spitzel Nummer Eins sprachlos überrascht so glotzen zu sehen, wäre ihrem Ruf nicht grade zuträglich.

    "Du bist doch nicht etwa die Tocher von...? Nein, das kann nicht sein, dafür bist du viel zu jung - sie ist gestorben lang bevor du ge..."
    "...??"
    Ellen schüttelte den Kopf, den Blick nicht von Haile abwendend. So wie das Mädchen jetzt fragend schaute, diese fragende Falte auf der Stirn, der mißtrauische Blick - da war definitiv eine Ähnlichkeit.
    "Du bist eine McAldrin." Eine Feststellung, keine Frage.
    "... ..." Haile nickte und reckte fast trotzig das Kinn vor, Ellens Blick weiterhin begegnend.
    "Ist das vielleicht 'n Problem? Sie kann nix dafür dass ihr Daddy einer von den Oberärschen war!" Raoul machte die ganze Starrerei sichtlich nervös, und das brachte ihn zum Plappern - und brachte ihm einen Ellbogenstoß von Kerosa ein. "Pscht ey - das soll'n sie doch nicht alle hören hier!"
    "Die Tochter von Jack McAldrin also." Wieder eine Feststellung. " ..." Wieder ein Nicken.
    "... wusstest du, dass du eine ältere Schwester hattest?" Abrupt stand Ellen auf - Raouls Hand fuhr nervös an seine Seite - und trat an die Pinnwand heran.

    ".... hatte?" - "Wie, hatte? Wer hat'n die kaltgemacht, wir hatt'n doch was vor!"

    Die ältere Frau löste sorgfältig einen alten, vergilbten Ausdruck aus dem Blätterwald heraus und hielt ihn Haile hin, die neugierig danach griff. Sie hatte noch eine Schwester? "Helena. Sie war Zollbeamtin in Sidney, als damals alles anfing." Ellens Blick glitt ins Leere. "Sie ist kurz vor dem letzten Schiff zurückgeblieben, als wir durch die Barrikaden der Armee mussten. Ich glaube sie hatte mit ein paar anderen einigen Kindern Deckung gegeben. Josh, Leocadia,..." - "... LEO?" - "Ah, das war ja fast schon ein ganzer Satz - ja, eure Leo." - "Die Irre mit dem Affen?" - "Ähm, ja." - "Sie ... Helena hat sich geopfert?" - "Das kann man so sagen, schätze ich." Ellen stockte kurz. Sie hatten noch etwas vor? Mit einer Schwester? Oooooohhh.... Hastig überflog sie die Pinnwände nach - ah, da! Sie nahm ein paar Handzettel hervor, die mit Rotstift bekritzelt waren und denen ganz ähnlich sahen, die zumindest Haile auf ihrer Reise schon mehrfach gesehen hatte.

    "Und das hier..." Ellen wedelte mit den Handzetteln. "... hat damit zu tun, dass du dich in diese Selbstmordmission stürzen willst - noch eine Verwandte." Enervierend, wie sie immer so selbstgefällig Tatsachen verkündete.

    "Ja." - "...?" Ellen blickte Haile fragend an. "Meine Schwester. Tochter der Nacht. Glaubt sie ist der Apostel - aber ich bins." Haile atmete durch. Jetzt würden die Fragen kommen - sie konnte es am Stirnrunzeln der Rothaarigen erkennen. Wie soll man so einem... einem tief in der alten Welt verwurzelten Relikt bloß die Prophezeihung und den Glauben des Kults erklären, und die Rollen die sie und Georgina darin zu spielen hatten, die sie spielen mussten? Es war ein Fehler gewesen, sich von Kerosa herschleifen zu lassen - als Ellen sich zusammenraffte und zu Sprechen ansetzte, wusste Haile das jetzt eine "Das ist irrational und viel zu gefährlich für euch Kinder!"-Rede auf sie zukam, die mit Sicherheit....

    "Okay. Tochter des Tags dann also? Oder des Lichts? Weiß also... das kriegen wir hin - kommt mit!" Die RedWitch nickte ihnen bekräftigend zu und ging dann raschen Schrittes auf die Treppe zu, ihnen bedeutend dass sie ihr folgen sollten. Verdattert schaute Haile ihr nach.

    "... Einfach so?" Ellen hielt auf der Treppe kurz an und sah zu ihr hoch. "Ja. Jetzt schau mich nicht so an - ich weiß wie wichtig Symbole für die Menschen sind. Symbole, Anführer, Zeichen denen sie folgen können... " Sie führte die kleine Truppe nach unten, zurück in die Lagerräume unter der Abhörzentrale. "Wenn euer kleiner Stunt gelingt, dann wendet ihr vielleicht die Schlacht - das ist das Risiko wert, oder nicht?" An einer der schweren Stahltüren machte sie Halt, und schob sie auf.

    Das aus dem Gang einfallende Licht erhellte ganz vage einen Tisch gegenüber der Tür, und darauf den Schemen einer weiteren der hier allgegenwärtigen Maschinen. Tief in den Schatten hinter dem Tisch standen kopflose Gestalten - sie erschienen Kerosa Wächter dieses Raums, der wohl so eine Art Allerheiligstes sein musste. Wieso sonst der Maschinenaltar?

    Die Jugendlichen zögerten, als Ellen sie hineinwinkte, aber niemand wollte sich die Blöße geben, draußen zurückzubleiben. Ellen tastete an der Wand neben der Tür herum, und britzelnd erwachten die Lampen an der Decke zum Leben. Links an der Wand hingen mehrere Sets an Kleidung - Hauptsächlich Scavengerausrüstung, mit verschiedenen Siedlungszeichen versehen. Der Altar in der Mitte blieb den dreien unverständlich, denn eine Nähmaschine hat noch nie einer von ihnen in Aktion gesehen. Beruhigend war zumindest, dass die Wächter nichts weiter als kopflose Puppen zu sein schienen, die man mit Kleidungsstücken behängt hatte - hier Uniformteile, dort zwei, drei Kleider, mal eng, mal wallend-weit (was für eine Stoffverschwendung!), und alles in unterschiedlichsten Rottönen gehalten.

    Und rechts, wo der Raum weiter in die Tiefe ging? Regale, dicht an dicht bestückt mit Stoffbahnen und Kleidungsstücken aller erdenklichen Art, manches halbzerfetzt, anderes fast wie neu - wie von einem irren Sammler aus den Ruinen draußen gerettet und wahllos zusammengeworfen. Wie ein Mann drehten sich die drei zur Red Witch um, die tatsächlich leicht rot zu werden schien, und wie um Entschuldigung heischend grinste. "Äh, was soll ich sagen - als das mit dem Codenamen anfing, musste ich ein bißchen rumprobieren - und überhaupt, es wird auf Dauer langweilig hier drin, wenn nichts zu tun ist." Sie deutete auf ihre Schätze. "Tobt euch aus."

    Geändert von Shinshrii (16.11.2015 um 01:21 Uhr)

  11. #151
    Pray legte ihr eine Hand, trocken und warm, auf ihre Hand und sanft streichelte er beruhigend mit dem Daumen über ihren Handrücken.
    "Du hast für Jemanden, der die Kultur der Vulture so liebt, ein feines und ungewohnt gutes Gespür für Menschen, Kind."

    Er zog die Hand zurück und lächelte sie offen und ehrlich an. "Meine eigene Tochter sieht im Moment nur einen Weg für sich und ihre Familie, doch du bist es, die so viele Wege sieht."
    Leise seufzte der alte Mann, dann hob er entschuldigend die Hände. "Aber du bist sicher nicht hier, um das Gejammer eines alten Mannes zu hören, der weiß, dass er morgen seine Tochter zu Grabe tragen wird. Ja. Ja, sage ich dir, ich kenne die alte Welt noch. Das Geheimnis, liebes Kind, warum ich die Zeit bei den Vultures mit all dem Blut und all dem Morden mit mir vereinbaren, ja sogar fördern konnte, war dieses Buch hier, dass ich an meiner Seite trage. Ich wusste, ich spürte einfach, dass es eine Zeit für neue Götter gab, die uns durch diese schlimme Zeit geleiten würden und ich wusste auch schon immer, dass diese Zeit vorüber gehen würde und neue Segen und neue Bücher wieder kommen würden."
    Er fuhr liebevoll mit der Hand über seine Tasche und tätschelte dann den Stoff.

    "Es wäre mir eine große Ehre, wenn ich morgen an dem Ort sein dürfte, an dem die neue Welt den ersten Atemzug des Neugeborenen schöpft. Doch ich bin kein Mann des Kampfes, dessen müsst ihr euch bewusst sein. Aber du weißt was ich war und immerhin nähern wir uns einer Stätte des Lehrens und des Wissens. Ich stehe also morgen bereit und werde alles in meiner Macht Stehende tun, um ein Zeitalter zu schaffen, in dem ein Glaube an einen friedfertigen, einen liebenden Gott wieder seinen Platz findet und inne hat." Er lächelte sie an, sichtlich ruhig und doch mit Freude in den Augen..
    "Meine wunderschöne, meine wundervolle Tochter ist nun erwachsen und wenn es morgen endet, dann habe ich meine Aufgabe erledigt." Ein Spur von Tränen bahnte sich den Weg durch sein dunkles Gesicht.
    "Ich bin ein Mann der Liebe und des Friedens. Aber als ich die Kinder so schwach und verletzt fand, da bin ich in den Krieg für sie gezogen. Ich bin so unglaublich stolz auf Seeker und ihre Krieger, denn nun bin ich der, der schwach und verletzlich ist und die Kinder, die nun erwachsen sind, ziehen für den Traum einer besseren Welt in den Krieg. Und damit für all das, woran ich immer geglaubt habe, auch wenn ich ihnen einen anderen Weg zeigen musste."

    Sein Griff um seine Stofftasche, in der Evi die Bibel wusste, wurde fest.
    "Ich werde morgen helfen und alles tun was ich kann. Doch davor muss ich dich, Kind, um einen Gefallen bitten. Du wirst es nicht wissen, doch das Mädchen aus Shengs Hope, das sich Blades nennt, ist am Ende ihrer spirituellen Kraft. Ich will ihr einen Moment der Ruhe schenken und ihrem Wunsch nach einer Taufe nachkommen. Die Vulture jedoch werden diese fremde Religion nicht zulassen. Würdest du meine Schweizer Garde sein?"
    Evi lächelte verblüfft, da sie mit diesen Worten nichts anfangen konnte und Pray sprach lächelnd: "Ob du mich während dieses kleinen Festes für den Glauben beschützt und vielleicht Jene ablenkst, die zufälligerweise in unsere Richtung stolpern? Du musst es nicht tun, es würde dem Mädchen aber viel Ruhe und Frieden schenken. Im Moment spürt sie nichts als Kummer und braucht einen Halt."

  12. #152


    Jede Faser, jede Zelle in Léos Körper schien in Schockstarre zu verfallen, als Seeker ihr Anliegen vorgetragen und sie, wie auch Voodoo, ansahen.

    Was würde sie darum geben, einen riesigen Anschiss kassiert zu haben.
    Weil Jackal nicht mehr da war.
    Weil sie Pray irgendwie auf den Schlips getreten war.
    Von ihr aus auch einfach so, ohne jeden Grund.
    Darauf wäre sie klar gekommen. Das war sie gewohnt.
    Worauf sie nicht klar kommen konnte, war, vor die Wahl gestellt zu werden, ihre bisherige Schiene weiterzufahren oder den zu Hause gebliebenen Rest der Vultures zu übernehmen.

    Dass ihre Clanschwester nicht mehr von ihrem eigenen Entschluss abzubringen, hatte sich Léo schon im Zelt eingestehen müssen. Es war wie ein Knoten in ihrer Brust, der sich fester und fester zog, weil sie wusste, dass sie absolut nichts mehr dagegen tun konnte.
    Zugegebenermaßen hatte sie der Gedanke schon gereizt, den Clan zu übernehmen oder zu führen, aber bei der Idee war es ja immer der komplette Clan gewesen, stark, stolz, uneinnehmbar. Hier nun sollte sie...ja,...im Prinzip die Anhängsel, das Sheng’s Hope der Vulture anführen.
    Kinder, Verletzte, Frauen und Männer ohne Kampferfahrung...
    Bereits wie Ballast zurückgelassen, warten sie auf Nachricht oder die Gewissheit, ihren Leben gemeinsam ein Ende zu setzen.
    Und sie, Léo, sollte ihre Lösung, gar Rettung sein? Sie, die sie sich selbst noch nicht sicher war, ob sie sich überhaupt zurechtfinden könnte in dem, was sie gerade im Begriff war zu schaffen?
    Die sich dadurch anbahnende Verantwortung schien auf krasseste Weise mit ihren Prinzipien zu kollidieren.
    Wenn sich Hju in seinem Anführerposten auch nur halb so beschissen fühlte, wie sie sich in diesem Moment, müsste sie so einige der Sachen, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte, zurücknehmen.

    Wollte sie, dass dieses Gefühl von jetzt an ihr treuer Begleiter wurde? Die paar Stunden, in denen sie sich für Jackal verantwortlich gefühlt hatte, waren die Hölle gewesen, vor allem, da er ihr deswegen danach weiterhin auf die Eierstöcke gegangen war.
    Sie betrachtete Seeker und Voodoo, der selbst noch immer geschockt schien, eingehend. Er würde ihr den Weg zeigen, alle Wege der Vulture zu begreifen. Im Prinzip wusste sie so wenig von ihnen, auch wenn sie glaubte, den Geist des Clans begriffen zu haben.

    Doch auf der anderen Seite hätte sie dann auch nach morgen ein wirkliches Ziel vor Augen. Eine Möglichkeit, sich zurechtzufinden. Und wenn dann auch noch Guapo an ihrer Seite stünde...
    Sollte sie die neue Welt zum Anlass nehmen, auch etwas komplett Neues zu wagen? Den Schritt in die Zukunft zu gehen?
    Oder sich an ihre bestehende Vorstellung halten, die sie durch dieses Leben gebracht hatte; der Vergangenheit treu bleibend?


    Nachmittags auf der Villenterrasse. Ein vergleichsweiser milder Augusttag in Tijuana., Insekten und ein merkwürdiges Stöhnen erfüllten die warme Luft mit ihrem Schwirren; während Léo mit ihrer Abuela mächtig einen durchzog.
    Die faltige Frau mochte vielleicht schon an die 90 sein, aber durchs Familiengeschäft war der Graskonsum für sie so natürlich wie das Tequila-trinken. Die dazu notwendige Pflanze kultivierte sie schon vor dem großen Zehren im Garten.
    Zufrieden beobachtete sie aus ihren weisen aber noch immer wachen tiefschwarzen Augen, wie ihre Maultiere das saftige Grün der Umgebung abgrasten.
    „Es gibt wenig bessere Unternehmen heutzutage, nieta (Enkelin).“
    "Oh, Abuela, nicht schon wieder... ich sage Dir jeden Tag, dass ich keinen Bock habe, verkackte Maultiere zu züchten...“
    „Und doch willst Du eines meiner verkackten Maultiere, um abzuhauen, sobald ich diese Welt verlassen habe.“
    Abuela nahm einen kräftigen Zug und bließ den Rauch in kleinen Ringen aus.
    "Bitte, wie oft muss ich Dir denn noch erklären, da-„
    „Nein, nein, es ist schon gut, dass Du Dich um la Familia kümmerst und für mich ordentlich bestatten wirst. Wenn Du das mal nur auch für Fransisco getan hättest...“
    Léo grunzte etwas Unverständliches. Geistesabwesend tätschelte die Alte die Quelle des Stöhnens; den abgehackten Kopf ihres Lieblingssohnes, den ihre Lieblingsenkelin bei ihrer heißersehnten Heimkehr im Gepäck hatte.
    Jeden Tag hatte die Greisin dafür gebetet, dass ihr Javier und seine kleine Léo wiederkommen würden und nach 19 langen Jahren hatte der Padre sie erhört, wenn auch nicht vollständig. Die nächsten Monate widmete sie voll und ganz damit, den Stolz der Familie Arellano-Felix auf eine gute Bahn zu führen- mehr oder weniger erfolgreich.
    „Nieta, Maultiere sind unglaublich nützlich. Sie transportieren Dich oder andere Sachen, halten den Garten knapp, düngen, geben Dir Fleisch und Milch... damit kannst Du Dir dann auch jeden Mann aussuchen..“
    "ABUELA!“
    „Sí claro, Du kannst nicht ewig diesem Negro hinterhertrauern. Du bist 27, ohne Irgendjemanden und bald die letzte Arellano-Felix. Ich erwarte Urenkel!“
    "Weißt Du was:
    Klar, ich mach das wie Papa...“
    „Ahh, madre mía, bloß nicht...“
    Boshaft grinste die junge Latina.
    "Oh doch, ich suche mir nen oberscharfen Australier, der mich regelmäßig zur Weißglut treibt, aber wahnsinnig gut im Bett ist ...klingt suuuuper, oder Abuela? Dein Alptraum wiederholt sich...“
    „Der Padre nimmt sowas sehr wörtlich und bald bin ich bei ihm, dann sorge ich dafür, dass Du genau so einen bekommst.“
    Ein kehliges Lachen entfuhr Léo, bei dem sie schubweise den eben eingeatmeten Rauch ausstieß.
    „Aber wenn er im Gegensatz zu Deiner Mutter wenigstens 2 Gehirnzellen hat, bin ich schon glücklich. Hauptsache Du kommst endlich mal in trockene Tücher.“
    "Bin ich doch schon längst, Abuela. Ich komm wunderbar allein zurecht, ohne Maultiere, ohne Mann oder Kinder und das darf sehr gerne so bleiben.
    Und ich geh auf jeden Fall weg, ich muss das aus der Vergangenheit endlich regeln.“
    Geistesabwesend nickte ihre Großmutter, starrte auf keinen bestimmten Punkt. Nach einigen Minuten des gemeinsamen Schweigens sprang die Faltige auf einmal auf und verschwand im Haus, nur um nach einigem Fluchen mit einem Teleskop wiederzukommen, dass sie Léo in die Hand drückte.
    Mit erhobener Augenbraue sah diese ihre Abuela an, die nur an den Horizont deutete. Schulterzuckend setzte sie das Teleskop ans Auge und blickte in die Ferne.
    „Siehst Du den Berg mit den Mulas da drüben? Alles erscheint so nah- das ist die Zukunft.“
    Die Alte nahm das Teleskop und drehte es um, so dass nun die große Linse an Léos Auge lag. Sacht drehte sie das Gerät, sodass es auf den verfaulenden Kopf gerichtet war, durch die ungewöhnliche Betrachtungsart winzig.
    „Und jetzt.... ist alles so weit weg- das ist die Vergangenheit.
    Du musst Dich entscheiden, wie weit Dein Weg sein soll, doch es lohnt sich fast nie, den langen Weg zurück in die Vergangenheit zu nehmen. Vor allem, wenn eine so tolle Zukunft direkt vor Dir liegt...“

    Merkwürdig, dass ihr das gerade jetzt einfiel. Damals hatte sie Nichts auf diese Worte gegeben und sich auf den Weg zur Ostküste gemacht. Für ihre Vergangenheit.
    Und war nun hier, nach einem schier endlosen, langen, mühsamen Weg.
    Doch jetzt stand Léo vor der einer der schwersten Entscheidungen ihres Lebens. Die Frage, ob sie sich für die Menschheit opfern würde, war dagegen ein Klacks für sie gewesen.
    Es gab kein Vertun, sich das einzugestehen: Sie hatte Angst. Angst zu versagen, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein, Seeker zu enttäuschen und ihren Clan ins Verdeben zu reißen.
    Da war dieser Widerstand, so viel in wahrscheinlich nicht fürs Überleben nützliche Personen zu investieren, die sie selbst und andere runterziehen könnten.
    Der eigentlich springende Punkt war: Im Gegensatz zu den Leuten, die die Anderen im Dome gerettet hatten, gingen ihr dieses Schicksal irgendwie nahe. Da war diese natürliche Verbundenheit mit den dem Clan, die Léo schon damals empfunden hatte und jetzt einfach nicht abschütteln konnte. Da war dieses unermesslich tiefe Band mit ihrer Schwester Seeker, für die die Vulture eindeutig ihre Familie waren.
    Und sie wollte ihre Familie, ihr Wertvollstes, das, was sie aufgebaut hatte, in die Hände und Obhut der Latina geben. So sehr vertraute sie ihr, so hoch schätzte sie sie ein.
    La Familia es todo.

    Ihr schlug das Herz bis an den Kehlkopf.
    Ihre Augen schimmerten, als sie ihre Hände auf die Schultern Voodoos und Seekers legte und fest griff.
    Tief blickte sie beiden in die Augen, ehe sie die ihrer Schwester fixierte.
    Langsam atmete sie aus, um ihre Stimme ruhig zu halten, als sie entgegnete:
    "Es ist das Mindeste, was ich für Dich und den Clan tun kann, nach allem, was Du für mich und meinen getan hast. Wenn ich aufrecht aus der Schlacht gehe, werde ich die neue Seeker.“
    Léo schluckte. Sie fühlte, dass die vielleicht die letzte Gelegenheit war, mit dieser beeindruckenden Frau zu reden.
    "Das....Das größte Geschenk und die größte Ehre, ist Dich als Schwester zu haben....“
    Sie zog Seeker zu sich, und raunte leise in ihr Ohr.
    "D-Du wirst mir so fehlen...“
    Dann biss sie ihr sacht in den Nacken.

  13. #153
    Meine wunderschöne Tochter.
    Nur zu oft vergaß Evi, dass Seeker wirklich Prays Tochter war. Sie wirkten einfach so grundverschieden und auch jetzt, vor der letzten Schlacht hätten ihre Gedanken und Wünsche nicht unterschiedlicher sein können. Trotzdem akzeptierte der alte Mann vollkommen, was Seeker empfand und die Taucherin kam nicht umhin, ihn zu bewundern. Obwohl er seine Tochter verlieren würde - sie würde es regelrecht darauf anlegen, ehrenvoll in diesem Kampf zu sterben, das war Evi jetzt auch klar - lächelte er der Zukunft entgegen. Wehmütig und etwas traurig, aber gleichzeitig ruhig und stolz.
    Genau das wollte sie auch. Sie musste akzeptieren, wie die anderen in diese Schlacht ziehen wollten und einfach ihr Bestes geben, sie in diesen Entscheidungen zu unterstützen und zu verstehen.

    "Ich kann dir doch keinen Gefallen abschlagen.", sagte Evi schließlich und klopfte Pray, dessen Tränen zum Glück wieder getrocknet waren, etwas unbeholfen auf die Schulter.
    "Mit deinen Worten hilfst du auch mir, die ganze Sache vielleicht mit anderen Augen zu sehen. Alleine deshalb werde ich deine, äh, schwarze Garde sein." Der alte Mann schmunzelte und gemeinsam gingen sie los. Evi hatte Blades die ganze Zeit über nicht gesehen und eigentlich auch irgendwie völlig vergessen gehabt, aber irgendwie hatte Pray seinen Weg zu ihr gefunden. Verrückt, wie das Leben manchmal spielte.
    "Und deine Tochter wird niemals in Vergessenheit geraten." Ihr war klar, dass Pray dies auch wusste, aber vielleicht war es trotzdem gut, es laut auszusprechen. Vor allem für die Taucherin selbst war es etwas, das sie erst jetzt zu erfassen schien. Sie alle würden niemals in Vergessenheit geraten, ganz egal was passieren würde. In der Geschichte der Welt würden sie ewig leben.

  14. #154


    Voodoo, der sonst nie um ein breites Lächeln verlegen war, presste die Lippen zusammen und musterte Seeker mit derselben Intensität, mit der auch Leo ihre Schwester ansah.
    Dann sprach er mit rauer und belegter Stimme: „Ich wäre mit dir in den Tod geritten, Sucherin. Bis unsere Leiber zerschmettert am Boden liegen und nurmehr unsere Seelen nun ihr Gefieder spreizen um zu fliegen.“
    „Das weiß ich, Herr der Rituale. Nur ein Feind der Vulture mit dem Wunsch auf Krieg, wäre so dumm etwas Anderes zu behaupten. Aber dein Platz ist bei den Lebenden und der Zukunft. Nicht bei den Toten und der Vergangenheit.“
    Seeker lächelte nun und es war deutlich, dass sie die Berührung genoss, die beiden Hände auf ihren Schultern. Doch dann nahm sie sich aus dem Reigen, so dass alleine die Hände von Voodoo und Leo noch auf den Schultern des jeweils Anderen lagen.
    „Ich verschwinde in der Erinnerung und führe die Truppen der gefiederten Schlange im Totenreich an. Von dort aus töte ich unsere Feinde, so dass ihr die Vulture in die neue Welt führen könnt. Achtet auf den Regen wenn ich nicht mehr bin. Mit ihm wasche ich meinen blutbedeckten Leib nach der Schlacht. Wollt ihr mir nahe sein, steht im Regen.“

    Dann schwieg sie eine feierliche, fast zeremonielle Stille legte sich über die Drei.
    Voodoo führte seinen Kopf nahe an Leos heran und legte seine Stirn auf die von Leo.
    „Ich werde alles tun um dir ein guter Berater und noch besserer Freund zu sein, Monkey Vulture. Jetzt und dann, wenn du die Seeker Vulture bist. Und ich werde den Riten von Geier und Schlange mit Freuden und Blut die Riten des Affen hinzufügen. Lassen die Geier uns fliegen und tötet die Schlange unsere Feinde, so wird der Affe uns klug und listig werden lassen. Und uns den Weg zeigen, den Clan Vulture braucht, um einen neuen Ort zu leben zu finden. Fernab von den Schlachtfeldern, von denen Geier und Schlange sich lange ernährt haben.“

    Dann legte er beide Hände auf die Seiten von Leos Hals und senkte den Blick.
    „Kein Geist wird uns entzweien können, ich schwöre für dich zu kämpfen, zu leben und zu sterben. Was auch immer die Seeker befiehlt.“

    Dann ging er einen Schritt zurück und grinste breit. „Ich bin sehr gespannt, was die Affengeister mir zu sagen haben.“
    Er verschränkte die massigen Arme und sah Leo an, sie erwiderte kurz den Blick und dann stellten sie fest, dass Seeker verschwunden war. Vielleicht, um sich auf die Schlacht vorzubereiten, vielleicht, um ein letztes Mal mit ihren Kriegern zu feiern. Doch dort, wo sie gestanden war, fand sich nur noch die Schwärze der Nacht, die sich anstemmte gegen das Licht des Tages und diesen Kampf zu verlieren schien, denn schon bald würde die Sonne aufgehen. Und damit die Schlacht beginnen.

    ---

    Pray blickte sie aus den Augenwinkeln an und lächelte sanft.
    „Und meine Tochter wird alles in ihrer Macht stehende tun, um sich dieses Geschenk ewiger Erinnerung als würdig zu erweisen.“, sagte er leise und führte Evi zu einem der kleinen Seen, die sich hier durch Regenfall gebildet hatten. Der Mann, der die Vulture als Idee erschaffen hatte, hieß Evi kurz zu warten und nahm ein Bündel von seinem Rücken, während er hinter einigen Büschen verschwand. Als er wieder hervor trat, glaubte Evi ihren Augen nicht zu trauen. Er wirkte nun ganz anders auf sie. Ein langes, schwarzes Gewand trug er nun am Leid und eine ihr seltsam vertraut vorkommenden weiße Halsbinde, als würde sie sich aus ihren frühesten Kindheitserinnerungen an solche Gewänder entsinnen können. Man sah dem liturgischen Gewand sein Alter und seine häufigen, wahrscheinlich heimlich durchgeführten, Flickarbeiten an, doch trotzdem wirkte er erhaben und feierlich. Und das spiegelte sich im unglaublichen Glück in seinen Augen und dem Lächeln wider.

    Die Bibel, die er in der Hand hielt, gab er der Taucherin in die Hand und blickte auf den See hinaus.
    Die ersten, beginnenden, noch müden Strahlen der Sonne schoben sich hier durch das Geäst und ließen den See geheimnisvoll und mystisch wirken und genau dort, wo sich erste hellrote Strahlen zeigten und im See spiegelten, ging Pray bis zur Hüfte hinein.

    Evi fuhr herum, als sie ein Rascheln im Gebüsch hörte und sie sah ein schmutziges und unglaublich verloren wirkendes Mädchen, das sich dort versteckt gehalten haben musste, heraus treten und erstarren, als sie die Taucherin sah. Sie erbleichte, doch der Priester rief sie leise und beruhigend winkend zu sich.

    „Nun liegt es an dir, Teeth Vulture.“, sagte er leise zu Evi. „Lass uns hoffen und beten, dass es nicht Seeker ist, die uns hier findet, denn dann sterben wir, da ihrer Meinung nach dieser Tag der nach Blut dürstenden gefiederten Schlange gehört. Der Tag mag der Schlange gehören, doch nicht dieses Mädchen, das alles verloren hat und mehr Licht denn Blut braucht. Wir sind einander begegnet, um uns gegenseitig aus der Dunkelheit zu helfen, in die uns diese Zeit gestoßen hat. Ab heute bin ich wieder der Mann der ich einst war.“

    Und bei diesen Worten hatte Evi verstehend genickt und war vom Ufer des Sees weg in Richtung Wald geschlichen, um sich dort auf die Lauer zu legen.
    Denn die Befürchtung des Priesters sollte sich als wahr heraus stellen – kaum war die Taucherin einige Meter in den kleinen Wald verschwunden, hörte sie leises Rascheln und Stimmen.
    „Glaub‘ mir, Snare, ich habe etwas gesehen. Die Schlange will uns jagen sehen und hier war ein blondes Mädchen in den Büschen. Du sollt mein Pferd morgen für die Schlacht bekommen, wenn ich mich geirrt habe, aber jetzt folge mir und halte dein Messer bereit, es wird Zeit, jagen zu gehen.“

  15. #155
    Nachdem Frank alles für die große Schlacht mit Wingman besprochen hatte was es zu besprechen gab, nach der aktuellen Planung würde Ellen noch mit ihnen zusammen beim Panzer sein und mit ihrem Handwerklichen Geschickt dafür sorgen, dass der Panzer noch lange genug hielt und alles Reibungslos lief, machte er sich auf den Weg um sich von seiner Familie zu verabschieden und noch ein paar Stunden mit ihnen zu verbringen. Er hoffte, dass es nur ein Abschied auf Zeit war und nicht für immer.
    Da bin ich wieder Schatz. sagte er, und gab seiner Frau einen Kuss als er wieder vor ihr Stand und setzte sich dann mit ihr zusammen auf eine Decke, die sie auf dem Gras ausgebreitet hatten. Entschuldige dass ich nochmal so lange weg war aber die Besprechung ist eben nicht unwichtig, wie es eben so ist. Ausserdem hat Wingman die taktische Seite des ganzen übernommen und, du weißt ja wie er da ist. dann erklärte er Silvia noch etwas genauer, was sie besprochen hatten und wie der Plan aussehen sollte.
    Wir haben ja doch noch einige Kinder bei uns, mehr als ich befürchtet hatte als wir in Shengs Hope waren... begann Frank ein Thema einzukreisen, dass ihm schon seit der Besprechung um Kopf umher ging. Was würde während der Schlacht mit Silvia und Thomas geschehen? Er war froh gewesen, dass sie sich nicht gemeldet hatte. Er würde sich auch freuen wenn sie sich meldete und an ihrer Seite kämpfen, keine Frage aber so wusste er sie zumindest in relativer Sicherheit. Nun hieß es noch für Sicherheit zu sorgen und das nicht nur für seine eigene Familie. Wir werden während der Schlacht etwas mit ihnen machen müssen und selbst die Supportzone wäre für sie zu gefährlich. Könntest du vielleicht noch jemand anderes der nicht direkt kampftauglich ist nehmen und weiter hinten, ungefähr bei den Skypeople, wo es halbwegs sicher ist, die Kinder irgendwie beschäftigen und von dem ablenken was vorsich geht? Ich weiß das du das kannst und im Notfall auch weißt wie du dich verteidigen kannst. sagte er und die Sorge war ihm mit Sicherheit anzusehen.

    Geändert von wusch (16.11.2015 um 15:10 Uhr)

  16. #156
    Glücklich wie ein Trüffelschwein stürzte sich Kerosa in die unzähligen Regale mit verschiedenen Stoffen, einfachen Oberteilen und Hosen und metallisch aussehenden Gürteln und Bändern.

    "Wusstest du, dass sie so ein Ding für...Klamotten hat?"
    "..."
    "Huh. Stille Wasser sind tief, Kerosa ist tiefer."
    "..."

    Haile gab ein kurzes Schnaufen von sich, welches tiefen Unglauben ausdrücken sollte und warf Raoul einen amüsierten Seitenblick zu. Der grinste und hob die Schultern.

    "Ey, weniger lästern, mehr Spaß haben, bevor wir von dieser verdammten Welt fahren!"
    "...!"
    "Shenga, dein Stecher kann auch mal neue Klamotten vertragen. Lederjacke, ein Oberteil aus EINEM Stück, und wir können schon fast über einen Dreier reden!"
    "...Nein."
    "Nein."
    "Naaaah, ihr seid SOLCHE Parkverbotsschildbeachter."

    Ellen schmunzelte und deutete auf eine hintere Ecke des Raumes. Haile zog Raoul in die Richtung, wo tatsächlich eine weitestgehend gut erhaltene Lederjacke hing, sowie einige ganz normale Männershirts. Auch hier war alles penibel sauber und ordentlich. Haile hüpfte auf einen der Schreibtische und blickte den jungen Dieb erwartungsvoll an. Der drehte sich um, zögerte kurz und zog sich dann sein wirklich zerstörtes Oberteil über den Kopf, den Rücken zu Haile gedreht.

    "...!"
    "...Wie gesagt, Georgina ist echt eine Bitch."
    "...!"
    "Die anderen "wichtigen" Familienmitglieder von euch wurden immer verschont, aber ich kann ja meine Klappe nicht halten"

    Er warf Haile einen schüchternen Blick über die vollkommen vernarbte Schulter zu, ihre Reaktion abwarten.

    Sie hatte so etwas noch nie gesehen. Sie kannte Folterungen. Sie kannte die La Valettes. Sie kannte Georgina.

    "...Sie hat mich nichtmal den Helden spielen lassen. Immer, wenn ich meine Ration mit einem der anderen geteilt habe und erwischt wurde, hat sie mich ganz allein eingesperrt. Und so lange mit dieser Gerte bearbeitet, bis ich nicht mehr konnte."

    Sein Rücken war über und über mit langen, gerade Narben übersäht, Striemen von Peitschen, Schnitte, Gertenschläge. Hailes Hand ballte sich zur Faust.

    "..."
    "...Lass nachher was von ihr übrig. Für mich."
    "...Versprochen."



    "Und, was sagt ihr?"

    Ellen schaute die Puppe mit großen Augen an, Haile strahlte über das ganze Gesicht und Raoul hatte in seiner brandneuen Lederjacke die Arme verschränkt und starrte Kerosa mit einem ungläubigen Ausdruck an.

    "Wie hast du das gemacht? So schnell?"
    "Betriebsgeheimnis!"
    "Das ist...wirklich beeindruckend."

    Haile, keine Frau großer Worte, hatte die Distanz von wenigen Schritten überwunden und die Arme um Kerosa geworfen und drückte sie eng an sich.

    "Jetzt probier erstmal an, husch!"



    Es passte. Es war unfassbar. Haile drehte eine kleine Pirouette im Raum und breitete grinsend die Arme aus. Aus einem schwarzen Tanktop, einer einfachen schwarzen Hose, goldenen Metallteilen und meterweise weißem Stoff hatte die Flameriderin ein kleines Kunstwerk geschaffen.

    "Und du kannst darin kämpfen?"
    "Du hättest sehen soll, wie sie so einen fetten Oschi zerlegt hat in dem alten Fetzen, und da ist viel mehr Stoff durch die Gegen geflogen."
    "...!"
    "Mh, Kerosa, was mir einfällt, du wolltest Gesichtsfarbe? Und...ich denke, ich habe da etwas für dich."

    Die ehemalige Domina lächelte geheimnisvoll und barg dann ein rot-orangenes Kleid aus einer Schublade.

    "Du bist eine Flamerider, oder? Das ist einer meiner...ähm...Prototypen. Aber die Farbe passt du dir viel besser."

    Kerosa quietschte kurz auf und sprang Ellen dann ganz und gar unzeremoniell an



    "So, noch hier ein bisschen, und deine Schwester wird sich EINPISSEN."
    "...Sicher, dass das gesund ist?"
    "EINPISSEN WIRD SIE SICH!"

    Mit einer Mischung aus schwarzem Staub und ein wenig Öl pinselte Kerosa Haile neue Zeichnungen aufs Gesicht. Ellen hatte irgendwo noch goldenen Staub und einen Pinsel aufgetrieben, und vervollständigte ihr Kunstwerk auf dem Gesicht der Tochter des Tages mit filigranen Linien. Beide Frauen standen wieder auf und betrachteten die Kriegsbemalung von Haile.

    "Perfekt."
    "Perfekt!"

    Kerosa gönnte sich ebenfalls die volle Dröhnung. Sie bemalte ihre komplette obere Kopfhälfte mit der schwarzen Mischung, betonte ihre Brandnarben noch etwas stärker und grinste sich dann selbst in Ellens Spiegel an.

    "Sind die Damen fertig?"
    "...!"


  17. #157
    Evi kauerte hinter irgendeinem Gebüsch, dessen fast würziger Duft ihr in die Nase stieg. Sie hatte es nie besonders gemocht, sich irgendwo in den Wäldern versteckt zu halten, es gab einfach viel zu viele Spuren, die man hinterlassen konnte und überall raschelte und knackte es. Und es gab nichts, womit man sich vernünftig tarnen konnte, wenn man nicht im Vorhinein Vorbereitungen ergriff.
    Wenn Seeker wirklich ihren Weg hierher finden würde, dann saßen sie ziemlich tief in der Scheiße. Verstecken würde sie sich vor ihr sicher nicht können, und die Wortgewandtheit, um ausgerechnet die Anführerin der Vultures tatsächlich von irgendetwas abzuhalten, besaß sie nun wirklich nicht.

    "Glaub‘ mir, Snare, ich habe etwas gesehen
    Der Taucherin setzte fast der Herzschlag aus, als sie tatsächlich eine Stimme hörte. Sie klang nach einem eher jungen Krieger, allerdings nicht nach einem Kind. Wahrscheinlich und bei ihrem Glück war es ein muskulöser Kämpfer in seinem besten Alter. Und er war nicht alleine.
    "...aber jetzt folge mir und halte dein Messer bereit, es wird Zeit, jagen zu gehen."
    Fabelhaft, absolut fabelhaft.

    Hektisch brach die Taucherin ein paar Zweige ab und versuchte, offensichtliche Fußspuren in die weiche Erde zu treten. Es war nicht sonderlich schlimm, wenn sie Geräusche machte, sie wollte diese Typen ja zu sich locken. Trotzdem bemühte sie sich um ein bisschen Vorsicht, wenn sie zu früh bei ihr waren, hatte sie schneller ein Messer im Rücken als sie realisieren konnte.
    Evi wusste, wie offensichtliche Spuren aussahen und hoffte inständig, dass ihre konstruierten auffälliger waren als die, die Pray oder Blades vorhin hinterlassen hatten.

    "Hey, hörst du-", sagte nun die zweite Stimme, die von einem leisen "Shhhh." unterbrochen wurde. Evi hielt die Luft an. Hatten sie sich in ihre Richtung gewandt? Sie hoffte es inständig.
    Kurzerhand streifte Evi noch einmal mit voller Absicht einen dichten Strauch und fasste dann den Ast eines Baumes ins Auge, der nicht allzu schwierig zu erklimmen schien. Trotzdem, gerade bei etwas Unebenem und Rutschigem wie einem Baumtamm tat sie sich etwas schwerer, aber sie hatte genug Kraft in den Armen, um damit ein bisschen etwas wett zu machen.
    Sie musste sich zusammenreißen, nicht laut zu keuchen, als sie sich auf den Ast zog. Aber es war nicht nur jetzt praktisch, sondern eventuell auch für weitere Störenfriede, die man von da oben sicher schneller erspähen konnte.
    Von dort konnte Evi nun jedenfalls sehen, wie sich etwas in die Richtung zu schleichen schien, wo sie gerade noch auf festem Boden gestanden hatte. Gut. Jetzt musste sie diese beiden nur noch überzeugen, dass sie auf jeden Fall weit weg vom See ihre Beute finden würden.

    Sie brauchte jetzt etwas Glück. Also war es wohl wirklich an der Zeit, das Ding endgültig loszuwerden.
    Evi hielt den Korkenzieher in ihrer Hand und legte den Kopf schief. Wenn sie mit viel Kraft werfen würde, würde das Ding vielleicht gleich mehrere, aufeinanderfolgende Geräusche machen, während es durch Laub und Äste flog. Hoffentlich klang das nicht zu auffällig nach etwas, das geworfen wurde.
    Ohne weiteres Zögern - die beiden Vultures waren anscheinend schon gefährlich nahe an ihrem Baum - schleuderte sie den Gegenstand, den sie irgendwann als ihren offiziellen Glücksbringer auserkoren hatte, in die Finsternis. Er musste ihr nur dieses eine Mal noch Glück bringen. Für Pray. Und eine verlorene Seele.

    Und wenn das Teil sich als so nutzlos herausstellen würde, wie es im tatsächlichen Gebrauch meist gewesen war, konnte sie immer noch mit einem Kampfschrei von diesem Ast springen und
    vorgeben, dass sie ebenfalls auf der Jagd nach etwas war. Irgendwie würde das schon klappen.

  18. #158
    „Wo ich sein werde, Liebster?“, sagte Slyvia sanft und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    „Dort, wo ich gebraucht werde. Und das wird nicht nur weit hinter den feindlichen Linien sein.“
    Frank starrte sie an, das hatte er befürchtet.
    „Die Welt ist zu dunkel und die Aufgabe zu wichtig, um mich heraus und in Sicherheit zu halten. Ich weiß, Jemand MUSS auf die Kinder aufpassen, aber das sollte nicht die Ehefrau des Mannes sein, der für Schutz und Sicherheit zuständig und im Grunde der Stellvertreter von Wingman ist. Die Menschen werden tratschen und das wird dir nach hängen. Das Lazarett kann überrannt werden, wenn die Stellungen nicht halten, die Kinder sollten also weit hinter den Skypeople liegen, noch ferner von der Schlacht. Ich würde Talia mit der Aufgabe der Kinder betrauen und mich entweder beim Lazarett der Skypeople einfinden oder zusammen mit den anderen Bewohnern den Schutzgürtel um das Forschungszentrum verstärken. Doch in beiden Fällen brauche ich eine Waffe. Und darum bitte ich dich nun.“, sagte sie noch immer sanft, doch bestimmt und man sah ihr an, dass sie natürlich furchtbare Angst hatte, doch ihm zuliebe Stärke mimte.

    ---

    Zischend verschwand der Korkenzieher in den Büschen und ließ diese rascheln, ehe er mit einem deutlich hörbaren Laut gegen einen Baum prallte.
    Sofort verschwanden die Geräusche aus ihrer Richtung und man konnte hören, wie die beiden Jungkrieger sich rennend durch das Unterholz bewegten, dabei selbst recht laut und auffällig waren, so dass sie sicher sein konnte, dass sie sich entfernten.
    Und dann hörte sie wieder Stimmen: „Ooooho, ein Augenstecher!“, sagte eine bewundernde Stimme fröhlich und sie konnte sich vorstellen, dass ihr Korkenzieher einen neuen Besitzer gefunden hatte. „Wärst du nur bei den Kindern geblieben…“, sagte die andere Stimme spöttisch „…das ist keine Waffe, das wird benutzt, um alte Flaschen zu öffnen, jedes Küken weiß das. Und jetzt denk nach – wenn so ein Teil hier liegt, dann ist das Mädchen, das du gesehen hast, wahrscheinlich einfach nur eine kleine schwache Siedlerin und keine Kultistin. Selbst die Fußspuren passen perfekt dazu. Wie kannst du mit so wenig Auge nur im Sumpf so lange überlebt haben? Als ob die große Schlange dich hat leben lassen, damit du uns erheiterst.“
    Beide lachten und wandten sich dann zum Gehen um, darüber fabulierend, wie viele der Siedler wahrscheinlich noch niemals sich in der Umarmung eines Kriegers befunden hatten…

    Evi lauschte noch einen Augenblick in den erwachenden Morgen hinein und konnte in der Umgebung keine Geräusche mehr ausmachen, die Gefahr war gebannt.
    Und als sie dann zurück schlich und wieder bei Pray und Blades angekommen war, sah sie Beide einträchtig dort sitzen. Blades war vollkommen durchnässt, Pray nur bis zur Hüfte, sie mussten dieses Ritual der Taufe also durchgeführt haben und nun las er ihr aus der Bibel vor.
    Das Mädchen, das nun im Schneidersitz vor dem Priester saß, sah noch immer schwach aus, doch die alles vernichtende Verzweiflung in ihren Augen war einem hoffnungsvollem Schimmern gewichen.

    Blades hatte Hoffnung geschöpft. Besser konnte die Moral nur noch sein, wenn die Beiden sich nicht trennen würden, so zumindest ein Gedanke von Evi.

  19. #159
    Frank nickte. Mit diesen Worten hatte er gerechnet. Er konnte ihre Angst sehen, wusste aber auch, dass sie ihren Teil leisten wollte und nicht nur untätig herum sitzen während er sich in die Schlacht stürzte. Mit seiner noch freien Hand fuhr er ihr sanft über die linke Wange. Du weißt das ich Angst habe dich und Thomas erneut zu verlieren und euch deshalb am liebsten so weit wie möglich von der Schlacht wegschicken möchte. Silvia öffnete bereits den Mund und wollte zu einer Erwiederung ansetzen, als er ihr mit einer Geste gebot, noch einen Moment mit ihrer Antwort zu warten. Doch ich schätze deine Meinung und weiß, dass ich dich nicht in Watte packen kann. Wenn du es wirklich möchtest, dann kannst du es machen. Ich bin stolz das du so denkst, ganz ehrlich. Wenn ich Wingman wäre, dann würde ich jetzt höchstwahrscheinlich vor dir salutieren. Und was die Pistole angeht... sagte er mit ehrlicher Bewunderung und begann bei den letzten Worten an seinem Gürtel herumzufummeln und löste die Pistole samt Holster schließlich und übergab ihr beides. Hier hast du. Das gute Stück hat mich in über 20 Jahren nie im Stich gelassen und da es schließlich die Waffe ist, an der ich dich ausgebildet habe, dürftest du ja sehr gut damit klar kommen. Sie haben hier auch noch andere Pistolen, also werde ich sicher ohne größere Probleme an eine heran kommen, für dich hier jedoch nur das beste. sagte er dann mit einem ernsten Gesichtsausdruck, der keinen Wiederspruch duldete, auch wenn er sich zugegebenermaßen seltsam nackt ohne seine Pistole fühlte. Er hatte bis jetzt jeden Kampf mit ihr ausgefochten. Auch in dieser Schlacht würde sie wieder gute Dienste leisten und Menschen für den Zombies und Kultisten schützen, wenn auch nicht in seiner Hand. Nur damit du es weißt, du musst es nicht mir zuliebe machen. Ich gebe nichts auf das Gerede der anderen.

    Geändert von wusch (16.11.2015 um 17:39 Uhr)

  20. #160
    Noch immer starrte Léo auf die Stelle, von der Seeker von der Nacht verschluckt worden war.
    Es würde kein nächstes Mal, kein Wiedersehen mit ihr geben. Diese Gewissheit legte sich bleiern schwer zusammen mit der zukünftigen Verantwortung ihre Schultern. Der Punkt ohne Rückkehr war nun endgültig überschritten.
    Léo sah wieder Voodoo an, der sehr schnell mit seinen Empfindungen schalten konnte, wie ihr schien.
    "Wenn wir schon nicht unser Leben opfern können, dann werden wir morgen der gefiederten Schlange so viel von unserem Blut und dem unseres Feindes opfern wie möglich. Außerdem Seeker und den tapferen Kriegern des Clans zu Ehren, damit wir ihres Erbes würdig sind...“
    Ihr Rucksack wurde fester über die Schulter gezogen.
    "Wir sehen uns morgen Abend...“
    Sie versuchte, alles an Entschlossenheit und Zuversicht in diesen Satz zu legen. Noch wartete sie die Reaktion seinerseits ab, dann lenkte sie ihre Schritte langsam zurück zum Bunker.
    Es galt, sich für die Schlacht fertig zu machen.


    Die Nacht hatte ihren schwärzesten Punkt erreicht.
    Also würde die Morgendämmerung nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Léo musste sich beeilen. Die Müdigkeit ihres Körpers ignorierte sie einfach, es gab viel zu viel, was sie noch tun wollte und es war viel zu wenig Zeit selbst dafür. An Schlaf war nicht zu denken.
    Der Bunker kam immer näher, als sie drei Personen ausmachte, die sich gerade von diesem fortbewegten.
    An ihren Kleidern konnte sie sie nicht erkennen, so gemahnte sie sich zur Vorsicht.
    Im Näherkommen vernahm sie das unverwechselbar „zarte“ Stimmchen ihrer allerbesten Freundin Kerosin.
    Die absolut fürchterlich aussah. In jeder Definition. Aber sie sah aus wie eine Flameriderin, das musste man ihr lassen.
    Der Typ neben ihr in einer neuen Lederjacke schien Hailes Macker zu sein, nebst Haile selbst, die...
    ...
    Léo blieb stehen. Selbst aus der Entfernung war ihre Hermana eine beeindruckende Erscheinung, weißer Stoff, goldene Akzente aus Metall, sie schien wie aus einer anderen Welt.
    In ihr haderte es, ob sie sich einer Konfrontation mit den dreien überhaupt ausliefern sollte. Auf zwei der dreien war sie überhaupt nicht gut zu sprechen, doch gleichzeitig hatte sie sich wahrscheinlich bei allen dreien verschissen. Gerade bei Haile aber ging ihr das nicht komplett am Arsch vorbei.
    Na wunderbar.
    Normalerweise würde sie auf Zeit spielen, irgendwann renkte sich sowas wieder ein, doch genau das war das eine, was sie nun nicht mehr hatte.
    Sich wappnend stieß sie ihren Atem kraftvoll aus, dann stapfte sie ihnen entgegen.
    "Haile! Kerosin! Ravioli!“
    Ihr lag eine ehrliche Bemerkung über die Aufmachung des Trios auf den Lippen, doch sie verkniff sich diese zur Abwechslung mal. Sie drehten sich um, sahen sie an. Nicht gerade begeistert.
    "Ich möchte eigentlich nur...naja, im Prinzip ein Vier-Augen-Gesprächs....dingens mit Haile...“

    Geändert von Mephista (16.11.2015 um 18:27 Uhr)

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