Seit Wochen schon trudelten zunehmend beunruhigendere Nachrichten von den Außenposten ein: umfangreiche Menschenjagden in den Sümpfen von Louisiana, ein enormer Anstieg der Opferungen im Großraum Dallas ... Alles "Rekruten" für die Armeen der großen Familien, natürlich. Vorhersehbar, nachdem die altersschwache Konsole im Funkraum kurz zuvor ein Signal aufgefangen hatte, auf dass sie nun schon seit Jahren wartete.
Und nun? Ein endlos erscheinender Strom von Kultisten und Untoten wälzte sich langsam auf San Antonio zu, und diesmal, das musste sie sich eingestehen, würden ein paar Guerillatricks nicht ausreichen, der nahenden Flut Einhalt zu gebieten.

Sie war gerade dabei gewesen, die spärlichen Personenakten, die ihr über die Skypeople zur Verfügung standen, zu sortieren, um jene zusammenzustellen die fliehen sollten, um nach dem Durchmarsch der Kultisten den Kampf weiterzuführen - jene wenigen Glücklichen, die noch eine Zukunft haben würden -, als sich unvermittelt im Funkrauschen eines Außenpostens ein Fragment ihrer eigenen Vergangenheit zu Wort meldete.
Versucht er etwa schon wieder...?
Hastig eilte sie zum Funkgerät: "RedWitch hier, Enigma zum Report."

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Keine vier Tage später stand nun ein weiteres vertrautes Gesicht vor ihrer Tür, und starrte mißtrauisch zur Kamera hinauf. Konnte sie das tatsächlich sein? Das Alter würde stimmen, der Name laut dem, was Enigma von der mehrtägigen Reise berichtet hatte, auch...
Die Frau, die seit Jahren nur die RedWitch gewesen war, zögerte kurz. Rausgehen und ihnen allen die Lage erläutern wäre vielleicht sinnvoller... andererseits machte die junge Frau draußen vor dem Bunker keine Anstalten, wieder zu ihrer Gruppe zurückzukehren. Und der einzige andere Weg, unbeobachtet rauszukommen, ist die Kanalisation. Urks. Nein.
Mit geübten Fingern ließ sie die Kamera herumschwenken und auf die Tür zeigen. Einmal, zweimal, bis ihre Besucherin den Wink verstanden hatte. Dann griff sie sich ihre Jacke von der Stuhllehne und machte sich auf den Weg nach unten.

An der Tür, die in den Wohnbereich hineinführt, verharrte sie einen Augenblick und beobachtete - ha, Macht der Gewohnheit! - die junge Frau und ihre Reaktion. Angesichts des Hauchs von Wiedererkennen beim Anblick ihrer kleinen Sammlung nickte sie zufrieden, strich noch einmal ihre Militärjacke glatt, auf deren altem, abgewetzten Stoff nur mehr Bruchstücke eines Namens zu erahnen war, und trat dann hinter ihrer Besucherin in den Raum.

"Hallo, Leo."


"... Ellen?!"