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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Zwischenspiel/Vorbereitung: Nearer to thee, Mother Earth

Baum-Darstellung

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  1. #16
    Still lag November neben seine große Freundin und sah sie an. Es war schon komisch, dass sie auf einmal so müde geworden war, aber diese Menschen waren manchmal eben etwas seltsam. Wieder stubste er ihre Hand an und sah sie aus seinen treuen, goldenen Augen an.
    Sie musste doch irgendwann aufwachen, selbst wenn sie nach flüssigem Rot roch. Das war sie bisher immer.
    Der rote Grummel-Mann, dem seine große Freundin geholfen hatte, hatte sie nur stumm angesehen, den Kopf geschüttelt und sich weiter um das Mädchen gekümmert, das mit seiner großen Freundin noch im Nicht-lecker-Tote-Turm gewesen war, als die Splitterfelsen auseinander gebrochen waren. Warum hatte er sich nicht um sie gekümmert? Mochte der rote Grummel-Mann seine große Freundin nicht? Es gab hier ja einige, die sie nicht mochten... Der Laute Brüllmann, die sie beide angeschrien hatte, die Riecht-nach-Tod- Frau mit den Nachthaaren, die gemein zu ihr gewesen war... Nur der Mann,d er kein Stück nach Lüge oder Scham roch, war bei ihnen geblieben, hatte seine große Freundin ins Gras gelegt, zu den Blumen, die sie so sehr mochte und war zu seinem Rudel gegangen. Woher der Rudel-Mensch wohl wusste, dass sie die kleinen Weiße-Fänge-an-Rundem-Fleck am liebsten mochte?

    Dieser war es auch, der jetzt wieder kam und begann, ein großes Loch zu graben.Halb interessiert hob November den Kopf und sah ihm zu. Gab es Beute zu vergraben? Gab es etwas Gutes? Es musste doch, sonst würde ein Loch keinen Sinn machen, aber warum roch der Rude-Mensch dann nach schwerer Trauer, deren Geruch in seiner feinen Hundenase biss wie scharfer Rauch. Niesend schüttelte er den Kopf. Diese Menschen waren schon seltsam.

    Dann nahm der Rudel-Mensch seine große Freundin auf dien Arm und legte sie in das Loch. November sprang auf und folgte ihm. Warum sollte sie sich in dem dreckigen Loch ausruhen und nicht neben den Blumen, die sie so sehr mochte, auf der sonnenwarmen Erde statt dem kaltklammen Schmutz.
    Er sah zu dem Rudel-Mensch hoch. Auch der schien mit der Lage seiner großen Freundin nicht zufrieden, starrte sie bekümmert an. Etwas lief ihm über die Wange. "Tränen" hatte seine große Freundin immer dazu gesagt. "Wenn man soviel auf einmal empfindet, dass nicht mehr alles auf einmal ins Herz passt, kommen die Gefühle oben als salziges Wasser raus.", hatte sie immer allen erzählt, die nass im Gesicht geworden waren. November wusste nicht, was das hieß, aber es war nicht schlimm.

    Plötzlich riss der Rudel-Mensch den Grabestock aus der Erde und warf einen großen Schwung Erde auf seine große Freundin.

    Mit einem Fiepen sprang November in das Loch, möglichst versucht, dem Mädchen unter sich nicht weh zu tun, und schb den Dreck mit der Nase von ihr runter. Was erlaubte sich dieser dumme Mensch eigentlich? Seine große Freundin war müde und am schlafen und der hielt es vermutlich auch noch für witzig, sie einzubuddeln. Nicht, dass er das nicht auch schon getan hätte, aber nicht, wenn sie so müde war, dass...

    Mitten in der Bewegung hielt er inne, einen kleinen Haufen Dreck auf der Schnauze. Das konnte nicht sein.

    Um sicher zu sein, schüttlte er sich den Dreck von der Nase und schnupperte erneut an seiner großen Freundin. Schnupperte an ihrem Bauch, ihren Armen, um ganz ganz sicher zu sein auch hinter den Ohren. Nein...das konnte nicht sein. Ein leises Winseln entrann seiner Kehler, und vor lauter Bitte-Nicht-Gefühl setzte er sich perplex auf ihre Beine.

    Seine große Freundin roch nicht nur nach Flüssig-Rot. Sie roch auch nicht, wie sonst, nach Grün-für-Freundin-Essen, oder Grün-für-Freundin-Heilung, ihre vielen Beutel lagen noch neben den Blumen im Gras. Sie Roch auch nicht nur nach große-Freundin-singt-mit-Sternen-Rauch, oder nur nach sich selbst.

    Sie Roch nach Tod. Nach Aas.
    Sie war weg.

    Mit einem panischen Winseln stürzte er nach vorne und leckte ihr das Gesicht ab. Hoffte, sie würde wieder lachen, oder zumindest Zähne-zeigen-weil-froh. Nichts. Nicht einmal das kleinste Zucken.

    Langsam und Vorsichtig stieg November wieder aus dem Loch und sah auf seine große Freundin hinab. Mit den geschlossenen Augen sah sie aus wie schlafend. Aber jetzt wusste er es auch. Sie war leer.
    Plötzlich wollte er das nicht mehr sehen. Das sanfte Gesicht, die Nachthaare, die langen Pfoten, das grüne Wechselfell. Alles tat ihm schimmer weh als ein Splitter in der Pfote, ach was, wie ein Wespenschwarm im Maul.Nur nicht wirklich irgendwo an seinem Körper, sondern irgendwo von ganz tief innen drinn.

    Wie besessen stürzte er sich auf den Dreckhaufen und begann,die Erde auf Früher-große-Freundin-jetzt-leer zu schieben. Kein Schakal sollte sie ferssen, kein wilder Hund, keiner von den Tot-aber-laufend-Menschen. Still half ihm der Rudel-Mensch, der respektvoll gewartet hatte.

    Bald war die Erde wieder, wo sie gewesen war, und ein keiner Hügel hatte sich gebildet. Klar, schließlich war seine große Freundin jetzt drunter, das fehlte Platz für den Dreck. Aber das hatte nichts geholfen, der Schmerz war nicht weg, und das Bild von den Nachthaaaren, den Düften von Grün und ihrem sanften Bellen waren nicht verschwunden, alles war immernoch da wie vorher.

    Winselnd legte sich November vor den Erdhaufen und klemmte den Schwanz ein. Wie sollte er Schmerzen-wie-feuer-im Bauch bekämpfen,wenn er nicht wusste wie? Seine große Freundin hatte für alles ein Heilmittel gefunden...aber sie war nicht mehr da.

    Zum ersten Mal in seinem Leben war November alleine.

    Geändert von Soladra (08.11.2015 um 17:27 Uhr)

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