Lisa atmete tief ein und schob vorsichtig den Vorhang beiseite. Sie blickte noch einmal zurück über ihre Schultern zu Eryn und sah, wie die 25-jährige ihr zunickte. Jetzt galt es also...
Langsam schlich sie auf ihren nackten Füßen auf den Leichenberg zu, immer darauf bedacht ja kein Geräusch zu machen, welches dieses stinkende Ungetüm vor ihr aufwecken könnte. So flink und wendig wie es ihr unter ihrer mit Kissen und Stoffbahnen ausgestopften Kutte möglich war kletterte sie an den verwesenden Armen und Beinen hinauf, wobei sie aufgrund der eher matschigen Konsistenz ein paar Mal gefährlich abrutschte. Glücklicherweise boten ihr jedoch die Knochen der Leichen, auf welcher sich der Kultistenbrecher gebettet hatte, immer wieder Halt, so dass sie ohne große Zwischenfälle neben dem Riesen ankam und nun neben seinem Hals hockte.
*Chrrrr....* Ein lautes Schnarchen hallte durch den Raum und die 19 jährige hielt inne. 'Hoffentlich wacht der nicht auf, bevor ich den Schlüssel auch nur in der Hand habe.' Doch nur wenige Sekunden später folgte ein seliges *Huiiii* und Lisa wusste, dass der Wächter weiterhin friedlich schlief. Mit angehaltenem Atem streckte sie nun also ihre Hand aus und fingerte nach dem Schlüsselbund. 'Eins.. zwei..' Es waren insgesamt drei Schlüssel an der Schnur befestigt, welche um den dicken Hals des Koloss gebunden war und Lisa achtete darauf, alle gleichzeitig in die Hand zu nehmen, damit sie nicht durch ein eventuelles Aneinanderklappern des Metalls auf sich aufmerksam machte. Es gelang und nun hatte sie nur noch die Aufgabe vor sich den Schlüsselbund vom Hals des Monstrums zu bekommen.
Also erhob sie sich langsam von ihrer hockenden Position und bewegte dabei ihre zur Faust geformte Hand mit den Schlüsseln darin in Richtung Kopf des Kultisten. Sie spürte ihre Aufregung und ein leichtes Zittern in den Händen, doch es gelang ihr das Schlüsselband komplett über den Kopf zu ziehen, ohne dass der Zombie-Riese davon etwas mitbekam. Sobald sie dieses komplett in ihrer Gewalt hatte, hüpfte sie so schnell sie konnte hinunter auf den Boden und zum Ausgang des Raumes. Dort hielt sie Eryn grinsend die Schlüssel vor die Nase und diese zeigte ihr zur Bestätigung ein „Daumen hoch“.
Auf dem Gang angekommen spürte Lisa ihr Herz in einem Wahnsinnstempo klopfen. Der erste Teil ihres Plans hatte ohne Probleme geklappt. Ob der Rest auch so glatt lief? Um keine weitere Zeit zu verlieren, gönnte sie sich jedoch keine große Verschnaufspause, sondern lief sofort hinüber zu der ersten Zellentür, an welcher Eryn zuvor mit Morris gesprochen hatte, und steckte den ersten Schlüssel, den sie in die Finger bekam, in das Schlüsselloch. Sobald sie diesen rumdrehte, hörte sie von drinnen aufgeregtes Stimmengewirr. „Wir werden gerettet!“ „Psst.. leise!“ „Vielleicht holen sie auch wieder jemanden zur Folterung.“ „Aber was ist mit...?“ „Jetzt seid doch mal leise!“ Doch die Tür öffnete sich nicht. „Mist! Falscher Schlüssel!“ fluchte Lisa vor sich hin. „Das ist Lisa!“ hörte sie von drinnen wieder eine Stimme. „Psst! Verdammt noch mal!“ Das war Morris. Den noch vor wenigen Woche so feinen Lebemann, der stets Gentleman war, nahm die ganze Situation wohlhoch mehr mit als sie zunächst annahm, wenn er vor Anspannung schon anfing zu fluchen. „Ganz ruhig. Alles ist gut.“ flüsterte die Halb-Deutsche, hauptsächlich um die Gefangenen in der Zelle zu beruhigen, aber auch um selbst nicht die Nerven zu verlieren. Der zweite Schlüssel passte und Lisa öffnete die Tür. „Kommt!“ winkte sie die in der Zelle eingesperrten Bewohner von Sheng's Hope heraus und Morris flüsterte sie zu „Wartet kurz. Ich hole noch eben die von nebenan.“ Lisa rannte zur zweiten Zellentür hinüber und dieses Mal passte der Schlüssel sofort.
Als sie nun so alle gemeinsam im Gang versammelt waren, beschworen Lisa und Eryn die soeben Befreiten noch einmal darauf ein, sich nicht zu auffällig freudig oder euphorisch zu benehmen. „Mitkommen!“ rief Lisa nun mit verstellter tieferer Stimme Morris, Silvia und den anderen zu und machte sich daran diese über den Gang in Richtung Ausgang des Alamodomes zu geleiten.
„O! say can you see...“ schallte es nach einem lauten Knacken plötzlich über die Lautsprecher durch den gesamten Dome. 'Was ist das?' Hektisch blickte die junge Frau sich um. Doch statt der Herkunft des Gesangs erblickte sie nur die monströse Gestalt des riesigen Kultistenbrechers, dem sie nur wenige Minuten zuvor die Zellenschlüssel geklaut hatte. Sie schluckte. 'Mist, nun sind wir dran.' „Äh...“ brummte Lisa unter ihrer Kutte, streckte den rechten Arm nach vorne und zeigte somit in Richtung des Eingangs des Alamodomes. „FEIND“ Die 19 jährige gab sich alle Mühe so viel Tiefe und Brummen wie nur möglich in ihre Stimme zu legen und hoffte, dass der Riese ihr abnahm, dass sie dazu gehören würde. Für einen Moment sah er sie fragend an, doch dann nickte er und trampelte an ihnen vorbei nach vorne, wo sich Eryn befand um die Flucht nach vorne abzusichern. In der Hoffnung, dass diese das Ungetüm ebenso überzeugen konnte, nutzte sie die Gunst der Ablenkung, die ihre Partnerin in diesem Moment darstellte und schaffte es somit zusammen mit den Gefangenen bis zum Ausgang des Alamodomes zu gelangen. Dank der Hilfe der Skypeople hatte sich glücklicherweise die Versammlung der Kultisten vor dem Eingang aufgelöst, so dass der Weg bis zum Hotel keine größeren Gefahren mehr darstellte.
Sie hatte es tatsächlich geschafft. Sie hatte zumindest einen Teil ihrer Familien und Freunde befreien können. Doch was war mit Sheng? Und hatte man auch ihre Mutter retten können? Und wo blieb eigentlich Eryn???
„FEIND“, hörte sie Lisa rufen. Für den Anfang rätselte sie noch, doch als sie den Fleischberg auf sich zulaufen sah, waren ihre Fragen beantwortet. Ihre Mitstreiterin hatte ihn erfolgreich von sich und den Befreiten abgelenkt. Doch nun würde er in Richtung Ausgang rennen und dort eine weitere Hürde darstellen, der sich später nicht nur sie, sondern auch die anderen, irgendwo im Dome befindlichen Freunde stellen mussten. Etwas, das Eryn nicht zulassen konnte.
"Komm schon, Fettsack!", rief sie ihm zu. Er wurde langsamer, stoppte gar ganz. Seine Augen musterten sie, wenngleich sich die Irin fragte, wie er durch sie sehen konnte, waren sie wie viele Partien seines Körpers doch verdeckt von einer Schicht herunterlappender Haut. "Ich bin der Feind." Es schien als brauchte er einen Moment, um ihre Worte zu sortieren. Am Ende war es wohl mehr der Ton als der Inhalt ihres Rufens, der ihm zu verstehen gab, dass sie ihm nicht freundlich gesonnen war. Als er nur begann, seinen massigen Körper in ihre Richtung zu bewegen, lief Eryn durch den Vorhang zurück in den Raum aus dem er kam - seine Schlafstätte, die einer Metzgerei täuschend ähnlich sah. An seinem aufgeregten, feindseligen Grunzen war zu erkennen, dass er vorhatte, bald zu schlachten.
Noch während die Schönheit zurückwich, hoffte sie, dass Lisa, Morris, Silvia und die anderen nun würden fliehen können. Dann stieß ihr Rücken an etwas Weiches, Glitschiges. Es gab einen matschigen Ton von sich und trotz der Robe konnte Eryn die Feuchtigkeit an ihrem Rücken spüren, als sich der Gewehrkolben unter dem Stoff etwas in das ehemalige Bett des Kultisten bohrte. Für einen der beiden würde dies ihre letzte Schlafstätte werden, denn niemand hatte vor, den jeweils anderen unversehrt davon kommen zu lassen.
Es war ein ungleiches Duell; der 25-Jährigen war dies vom ersten Augenblick an klar. Lediglich Entschlossenheit vermisste sie im Blick des Hünen, doch schob sie dies darauf, dass sein Gesicht kaum zum Ausdruck derartiger Emotionen in der Lage war. Er war ein Klumpen an verbeulter Haut, Muskelmasse und Fleisch. Der Prototyp einer brutalen Tötungsmaschine, nur zu diesem Zweck mutiert. Was auch immer sich einst hinter ihm verborgen haben mag, war längst nicht mehr. Das hier war kein Mensch. Und dennoch hielt er einen Moment inne, als er mit Leichtigkeit in Reichweite gekommen war, um Eryn mit seinen Äxten niederzustrecken. Als würde er wenigstens etwas honorieren, dass er diesem Exemplar Frau vor ihrer Ermordung Respekt zukommen lassen musste, sie sich vor ihm vielen, zu groß wirkenden Gefahren gestellt hatte. Auch, wenn beide wussten, dass sie sich dieses Mal tatsächlich übernommen hatte.
Er atmete, so viel war zu sagen, und das nicht leicht. Seine massige, verklumpte und wie der Rest bestialisch stinkende Brust hob sich beinahe einen halben Meter, so kam es ihr vor. Es schien, als würde er Kraft sammeln, sich Luft in die Lunge pumpen, um die Äxte nur tiefer in das Fleisch der Frau zu rammen. Eine dieser Waffen hob er nun auch über seinen eigenen Kopf. Noch immer konnte sie seine Augen nicht sehen, doch sein Kopf wandte sich eindeutig nicht von ihr ab. Der Sadist ließ sich Zeit. Dies war kein einfacher Mord, sondern eine Hinrichtung. Hätte das Monstrum Regungen offenbaren können, dann würde er ihr zeigen, wie viel Spaß es ihm machte - da war die Barfrau sich sicher.
Doch sie würde ihm zumindest einen guten Kampf bieten.
Die Axt sauste nieder. Es war zu hören, wie sie die Luft durchschnitt. Die Frau, deren Beine sich bemühen mussten, um nicht zu zittern, drückte eben diese durch und sprang bei Seite, vorbei an der Waffe und hinter einen übergroßen Tisch in diesem vermoderten Raum. Die Klinge, die sie hatte treffen sollen, durchschnitt den Leichenberg, der Mutant spaltete sein Bett. Eryn konnte nicht einatmen, da riss er die riesige Waffe wieder nach oben, zerfledderte seine Schlafstätte, was ihn nur wütender zu machen schien. Sie bemühte sich, zügig aufzustehen, schon schlug das Monstrum erneut zu, dieses Mal mit einem horizontalen Hieb. Er grunze zufrieden, als seine Axt in den Stoff auf der Höhe ihrer Maske schnitt, die Irin nicht rechtzeitig wegtauchen konnte. Doch es schlug ihr nur die Maske vom Kopf, mit ihr den Turban, den Lisa aus einem Laken gewickelt hatte, wenn es auch nur Millimeter waren, die ihr Skalp vor der Abtrennung bewahrten.
Sie warf sich auf den Boden, ihr übergroßer Feind schien sich fangen zu müssen, hatte noch nicht verstanden, dass sie lebte. Eryn drückte ihre Hände über den schmierigen Boden nach vorne, rutschte so beinahe aus, doch zog ihren Körper unter den Tisch. Wieder vernahm sie ein Grunzen, konnte nur die Beine des Hünen sehen. Doch festigte sich sein Stand, was sie als Zeichen für den nächsten Schlag wahr nahm. Und tatsächlich: Keinen Augenblick, nachdem sie sich weggerollt hatte, brachte er mit Wucht und Axt dem Tisch zum Einbruch, den die ehemalige Kellnerin nur splittern hörte. Während sie panisch keuchte und stöhnte, schien es ihm egal zu sein, dass er sein eigenes Mobiliar zerstörte. Sein einziges Ziel schien ihr Tod zu sein. Und je länger sie sich ihm aussetzte, desto mehr verlor sie die Kraft, um ihm diesen Plan zu vereiteln.
Wieder ließ er die Axt auf sie herunterkrachen, wieder verfehlte er, doch klemmte den Stoff ein, der die Robe halb herunterriss, als würde er erst ihre Tarnung nehmen wollen, die sie ohnehin nicht mehr brauchte. Ohne das Kostüm der Feinde fühlte sie sich mehr und mehr entblößt. Doch Eryn nahm die Chance wahr, die dies bot, da sich auch das Gewehr auf ihrem Rücken freilegte. Sie stand nur halb auf und sprang weg, ohne zu sehen, ob ihr Feind schlug. Doch tatsächlich hörte sie die Wucht abermals im zitternden Boden aufschlagen, was ihr die Sekunden gab, die sie brauchte, um ihre Waffe vom Rücken zu nehmen. Die Sicherheit, die sie sonst verspürt hatte, wenn sie das Kriegswerkzeug in den Händen hielt, war jedoch kaum gegeben. Sie riss das Gewehr bei Seite, als der nächste Schlag des Riesen es nahezu aus ihrer Hand geschlagen und zerfetzt hätte. Er war nicht schnell, doch schnell genug, um ihr keine Zeit zu geben, zu zielen. Sie würde nicht die Chance bekommen, genug Distanz zwischen sich und ihren Henker zu bringen. Diese Zelle war groß genug, um den Hünen zu beheimaten, doch es war alles andere als ein Stadion. Und er hatte Heimspiel.
Sie sprang erneut bei Seite. Nur die Tage, die sie tanzend verbracht hatte, konnten ihr noch das nötige Geschick geben, um den Schlägen des Mutanten auszuweichen. Eryn rannte bis zur gegenüberliegenden Wand, links vom Eingang. Zeit! Endlich Zeit. Ihre zitternden, vom Matsch am Boden nassen Finger versuchten, das Gewehr gerade zu reißen, rutschten jedoch einmal ab. Der zweite Versuch gelang und es löste sich der erste Schuss. Er traf den Riesen in der Brust, nicht weit unterhalb der Stelle, an der bei Menschen der Hals gewesen wäre. Äußerlich blieb er unbeeindruckt, doch offenbarte mehr Wut. Kurzerhand griff er nach den Überresten eines Tischbeins und warf es nach ihr. Sie hatte keinen Vincent, der sich statt ihr in das Objektil warf, keinen Will, der sie per Gitter schützte. Sie war alleine und wurde vom hölzernen Wurfgeschoss getroffen.
Das zerfaserte Holz traf sie knackend am Unterarm, zwang sie dazu, die Waffe fallen zu lassen, beschädigte womöglich sogar Knochen und hinterließ Splitter in kleinen, blutigen Wunden. Sie beugte sich nach dem Gewehr, doch der heranrauschende, seine Axt schwingende Feind zwang sie dazu, ein weiteres Mal rettend in die Richtung zu springen, in der dieses sich nicht befand. Unwillkürlich trat der Riese das Jagdinstrument in seinem Ansturm bei Seite, doch verfehlte wenigstens sie. Jeder Schlag, mit dem er die 25-Jährige nicht traf, schien ihn ungeduldiger, brutaler und entschlossener zu machen. Er wollte sie nicht gehen lassen.
Eryn wollte sich mit dem rechten Arm vom Boden abdrücken, doch der Schmerz ließ sie einknicken. Sie konnte dem nächsten Schlag nur rollend ausweichen, nun auch ihr Kleid mit der Flagge von Sheng's Hope den stinkenden Sud vom Boden der Wachzelle immer mehr aufsaugen. Sie lag auf dem Rücken, während das Monstrum vor und über ihr stand. Er hätte sie mit seinen Füßen zerquetschen können, doch wieder sollte es eine seiner Äxte richten.
Er hätte gegrinst, wäre er dazu fähig gewesen. Die klumpigen Mundwinkel verzogen sich in einer Manier, die so gruselig wie endgültig war. Eryns Atem überschlug sich. Es war, als konnte sie sich nicht mehr bewegen, als wäre sie dort am Boden gefesselt. Die blutige, verschmierte Axt glitzerte, als würde sie der Barfrau zeigen wollen, wie scharf und tödlich sie war; so grausam wie tröstend. Es würde ein schneller Tod werden.
Regungslos blickte sie die Waffe des Riesen an, um dann zu fliehen. Doch dieses Mal floh sie nicht mit ihrem Körper, nur mit ihrem Geist, das Monstrum allein mit dem lassend, was bald nur noch ihre Überreste sein würden. Wie einst das Opfer des Arztes, der ihr ein guter - vielleicht der beste - Freund geworden war, ihnen die erste Schlacht mit den Kultisten gewonnen hatte, so würde nun auch ihr Ableben anderen wenigstens die Möglichkeit zur Flucht bieten, mehr konnte sie nicht wünschen. Wenn es ihr auch schmerzte, so viel nicht mit eigenen Augen ansehen zu können.
Wie Silvia und Frank sich wieder in die Arme schließen würden. Wie auch Thomas seine Eltern wieder vereint sah.
Wie Sheng wieder unter Freunden war, seine Ziehtochter wieder sehen und Evi endlich selbst seine Liebe gestehen konnte.
Wie sie selbst den Mann wieder sah, der ihr ein Leben in Sheng's Hope ermöglichte, dem Ort, den sie immer als Heimat angesehen hatte, wenn sie sich auch so oft über alles andere stellte. Ein letztes Mal hörte sie in ihrem Geist Derrecks letzte Worte an sie, die sie durch so viele, schwierige Momente geführt hatten, wenngleich sie doch so anklagend waren.
"Du bist ein Spielzeug, das die Götter einsetzen, um die Glücklosen dieser Erde zu strafen."
Ein Luftzug. Im ersten Moment hielt Eryn es für das Nachleben, in das sie der Koloss geworfen hatte, doch in Windeseile stieß der Gestank wieder dazu. Die Hölle? Nein. Dies hier war noch immer der selbe Raum, noch immer der selbe Moment. Und die Szenen, die sie vor Augen gesehen hatte, waren nicht ihr bisheriges Leben, welches in Zeitraffer an ihr vorbeieilte, sondern Vorstellungen von der Zukunft, die sie erleben wollte... erleben musste. Es sollten nicht bloß tränenreiche letzte Wünsche einer bald Sterbenden sein, sondern echte Szenen, die ihre Freunde erlebten, die sie erlebte. Sie wollte Derreck wiedersehen. Und wenn er sie für eine Strafe hielt, für ein Spielzeug, dann war sie doch ein lebendiges Spielzeug, ein atmendes. Sie hatte nicht all das überstanden, um jetzt drauf zu gehen. Wer würde sonst Touristen in den Pub locken, den das neue, strahlende Sheng's Hope haben würde? Wer sonst würde Georgina das Leben zur Hölle machen? Wer sonst würde erzählen, wie sie diesem fetten, stinkenden ••••••• das Maul gestopft hatte?
Sie klammerte sich mit aller Kraft an den Anhänger, den sie ihrem ehemaligen Chef geschenkt und der auf skurrile und doch glückliche Weise den Weg zu ihr zurückgefunden hatte.
"ICH!"
Es war wie ein Kampfschrei. Eryn warf sich nach vorne und entkam der Axt, drängte sich mit einem Hechtsprung durch die Beine des Riesen hindurch nach vorne, wo ihr Gewehr lag. Ihr Arm pulsierte vor Schmerz, brannte fürchterlich. Es war als würde das modrige Gift der zerfledderten Leichenberge sich den Weg durch ihr Blut bahnen, durch ihren Körper gepumpt werden. Doch sie war bereits infiziert, hatte nicht vor, es zu bleiben. Sie standen kurz vor dem Heilmittel, nur dieser Kampf musste noch geschlagen werden.
Sie griff die Waffe so fest, dass nicht die Möglichkeit bestand, sie fallen zu lassen, huschte noch weg, bevor der Koloss sich umgedreht hatte. Er wirkte wie ein orientierungsloser Troll, der seine Waffen angespannt, doch unbedrohlich in der Hand hielt. Was zuvor ein beeindruckendes Monstrum gewesen ist, war nun eine zu groß geratene Ratte in der Falle. Hinter ihm stehend jagte sie den Lauf des Gewehrs in seinen klobigen Fuß. Es knackte, als würde die steinerne Haut absplittern. Eryn drückte ab und schoss dem Hünen den Stand weg. Sein halber Fuß verabschiedete sich vom Rest seines Fleisches und mehr durch den Schreck taumelte er, um schließlich zu fallen. Er schwang die Äxte dabei, doch eine rutschte ihm aus der Hand. Er versuchte, sich aufzurichten, doch nach zwei weiteren Schüssen aus dem Gewehr der Irin fehlte ihm auch der zweite Fuß dazu.
Sie bestieg seine Beine, die er wie ein fettes Baby strampeln ließ. An den bestialischen Geruch hatte sie sich nicht gewöhnt, doch die Schönheit war zu entschlossen, dem Treiben des Fettklumpen ein Ende zu bereiten. Froh über den Batzen an fettiger Masse, der sein Gemächt verdeckte, schwang sie sich auf den Bauch. Ein Arm schnellte in ihre Richtung, doch das Gewehr schoss ein Loch in seine Hand. Er jaulte und krächzte, heulte fast. Die zweite Hand folgte, mit der er versuchte, die Barfrau von seinem Bauch zu wischen, doch sie tänzelte über den Griff hinweg, ließ seine erschöpfte Hand ins Leere wandern. Aus dem Grunzen war nunmehr ein hässliches Heulen geworden.
Eryn erreichte seinen Hals und trat mit den Füßen fest auf eben diesen. Durch die verranzte, schorfige Haut durfte er kaum etwas spüren, doch trotzdem schüttelte er gequält mit dem Kopf. Ein letztes Mal griff sie das Gewehr fest und schob den Lauf vorbei an Furunkeln und überlappender Haut in die Nase des Wächters. Und nun war es er, der aufgegeben hatte.
"Gegen mich darf man mal verlieren!", spottete die ehemalige Kellnerin erschöpft und grinste.
Dies hier war schlimmer als die Fliegerbombe zu entschärfen. Da war es zwar auch um sein Leben gegangen, seines und das von Lisa aber alle anderen waren in Sicherheit. Wenn er hier nun mit diesen Bomben Mist bauten, dann riskierte er nicht nur das von Mary und sich selbst, die sich ja freiwillig gemeldet hatten, sondern auch noch das der 20 Einwohner von Shengs Hope, die hier gefangen waren und zu denen unter anderem Sara und Henry gehörten. Henry... sie würden ihm beibringen müssen, dass sein Sohn vor wenigen Tagen sein Leben gelassen hatte, um sie so weit zu bringen. Einem Vater erklären das sein Sohn gestorben war, sein einziger Sohn. Frank konnte sich gut vorstellen wie sich dies dann anfühlen würde, doch jetzt war nicht die richtige Zeit dafür. Wenn die Flucht so reibungslos wie möglich gelingen sollte, würden sie ihn leider noch im dunkeln lassen müssen. Mit diesen Gedanken setzte er die Drähte an die richtigen Stellen und befestigte sorgfältig die Bombe an der Wand, die bald nicht mehr als ein Tor in die Freiheit für die Gefangenen sein sollte. Schweißtropfen liefen ihm ins Gesicht, als er höchst konzentriert erst an dieser und dann der anderen Bombe arbeitete.
Die Bombe ist scharf, ich zünde sie jetzt! gab er den Gefangenen aus Shengs Hope und auch Mary bekannt, kurz darauf aktivierte er die Bombe und begab sich hinter einem Schrank nahe der zweiten Bombe in Deckung.
Probe Schulbildung: Bestanden
Der Knall war Ohrenbetäubend und für einen Moment hörte Frank nichts als ein pfeifen und er befürchtete schon, dass es ihm die Trommelfelle herausgeblasen hätte, als die Geräusche der Welt langsam wieder zu ihm zurück kehrten. Kommt Leute, lauft! Dort entlang! rief Frank, jede Heimlichkeit fallen lassend, denn wenn die Kultisten diese Explosion nicht gehört hatten, dann würden sie garnichts mitbekommen. Ein wenig Sorge bereitete ihm die Decke, über die sich nun schon einige feine Risse bildeten, hoffentlich muteten sie dem Stadion nicht mehr zu, als es verkraften konnte. Es würde allen nichts nützen, wenn sie unter ettlichen Tonnen Schutt begraben würden.
Die Einwohner von Shengs Hope standen einen Moment noch wie erstarrt da, sich offensichtlich noch nicht sicher ob sie diese Wahnwitzige Befreiungsaktion nicht nur träumten. Sie sahen alle fürchterlich aus. Die Mangelernährung, das eingepfercht sein und der Gewaltmarsch hierher hatte sichtbare Spuren hinterlassen. Doch in ihren Augen brannte wieder die Hoffnung. Ein Ausgang der zum Greifen nah war, etwas an das sie nicht mehr zu glauben gewagt hatten war doch noch wahr geworden. Dann langsam setzten sich die Ersten in Bewegung und das brach den Bann. Die Flucht begann. Macht euch keine Sorgen um die anderen. Sheng, Wingman, Morris, Silvia und einige andere leben auch noch und wir retten sie auch gerade in diesem Moment. Die Kultisten bekommen ihre gerechte Strafe. sagte Frank grimmig um die Flüchtenden noch weiter zu ermutigen und hoffte, das der Oberste der Kultisten bereits tot war und seine Frau und sein Sohn in Sicherheit.
Er bückte sich dann zu der zweiten Bombe hinunter und machte auch sie scharf, als die letzten auf seiner Höhe waren und die erste Kultisten herein stürmten um sie aufzuhalten. Kaum war der Zündmechanismus der Bomben aktiviert, wich er weiter zurück, rückwärts laufend um die Übersicht nicht zu verlieren und weiterhin schießen zu können. Beeil dich Mary! rief er Mary zu, welche Sara beim, Laufen half. Sara war zwar nicht bewegungsunfähig aber rennen konnte sie durch die Strapazen auch nicht einfach so. Die Kultisten kamen schon bedrohlich nahe, während Frank bereits die ersten beiden Kugeln in die Köpfe von Kultisten jagte
Als schließlich die zweite Bombe detonierte, zerfetzte sie nicht nur mehrere Kultisten und verschaffte ihnen so wertvolle Sekunden, doch über ihnen begann ein dumpfes Donnergrollen. Die Risse in der Decke hatten sich bedrohlich ausgeweitet und die Decke begann zu zerbröseln. Beeilt euch, bald stürzt der ganze Raum ein! rief er mit einem leichten Anflug von Panik in der Stimme, während er weiter auf die Kultisten schoss.
Probe Schütze: Bestanden
Dann, nur wenige Momente später geschah das Befürchtete, die Decke stürzte ein, noch bevor die Letzten, Sarah und Mary hindurch kamen, selbst November stand schon neben Frank und wartete auf sein Frauchen. Lauft weiter, ich helfe den anderen beiden durchs Fenster hinaus! rief Frank den Flüchtenden zu.
Hastig, um ihr Leben fürchtend, rannten die anderen Menschen aus den Ruinen des Zelle in freie. Hoffnung schimmerte in ihren Augen, Hoffnung , ihre Familien wiederzusehen, Hoffnung dem Schrecken entfliehen zu können,der Misshandlung, den Schmerzen. Einigen wurde von den Kultisten schlimmer zugesetzt als Anderen. Eine junge, braunhaarige Frau, wie alle anderen abgemagert bis auf die Knochen, versuchte, irgendwie Schritt zu halten. Entlang ihres linken Beines zog sich eine hässliche, leicht blutende Wunde mit zerrissenem Rand , also ob die Kultisten eine alte, fast schon verheilte wunde wieder geöffnet hätten. Flink wie ein Wiesel sprang Mary zwischen zwei aus der Wände fallenden Betonbrocken zurück in die klaffende Öffnung, die Frank in die Wand gesprengt hatte. Mit ihrem sanften Lächeln legte sie sich Saras Arm um die Schulter und stütze sie, wandte sie wieder der um... und sprang, Sara mit sich zeihend, zurück, als die die Wand mit einem ohrenbetäubendem Krachen in sich zusammenbrach. Die riesige graue Staubwolke, die dadurch aufgewirbelt wurde, nahm ihr Atem und Sicht, brachte sie zum Husten. Von draußen hörte sie November winseln und Frank rufen. Benommen und halb desorientiert hob sie den Kopf, hörte, gedämpft durch den Schutt, der sich von ihr auftürmte und ihr den Ausweg versperrte, Franks Stimme.
Das Fenster. Der Mann war ein verdammtes Genie.
Mit neuer Zuversicht drehte sie sich um und lächelte die andere junge Frau aufmunternd an, die Stimme beinahe völlig ruhig.
„Komm hoch, Sara. Wir kommen hier raus, ich verspreche es dir. Ich bin im übrigen Mary und...RUNTER!“ Mit einem Ruck an der Schulter der Brünetten lagen beide wieder flach auf dem Boden, nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor auf der Höhe, auf der sich zuvor ihre Köpfe befunden hatten, Kugel durch die Luft zischten und mit einem metallischen Knallen und fliegenden Funken auf den Trümmerhaufen trafen.
Hecktisch sah sie sich um und begann, die Trümmer hinauf ins obere Stockwerk zu klettern, während der Raum sich langsam, aber sicher mit schwarzgewandteten Gestalten füllte. Nach wenigen Momenten Zog sie die verletzte Frau über eine Kante , aus der eine Metallstrebe wie eine gebrochene Rippe hervorragte, und nickte weiter ins Richtung oberes Stockwerk.
„Geh schon vor. Ich verschaffe uns ein paar Momente Zeit!“ Mit einer einzigen fließenden Bewegung zog sie den Bogen von der Schulter, legte den Ersten Pfeil auf und streckte den vordersten Kultisten, der die Hand schon nach Saras Knöchel ausgestreckt hatte, mit einem Schuss in die groteske Maske nieder. Das nervenaufreibende Röcheln, dass die fallende Gestalt von sich gab,schien die anderen Gestalten nur noch mehr anzustacheln, die beiden Frauen in ihre Finger zu bekommen. Wie eine stetig steigende schwarze Flut ergossen sie sich in den Raum, trieben Mary und Sara immer und immer weiter hinauf und in die Enge, egal, wie schnell Mary ihre Pfeile fliegen ließ und ihnen den gefiederten Tod brachte. Selbst die Leichen ihrer Brüder und Schwestern, die ihnen von oben entgegenkamen,von Mary mit einem Kräftigen Tritt als Hindernis gebraucht, schienen sie kein Stück zu verlangsamen. Wieder und wieder hastete Mary hinauf, half Sara, schoss einen Pfeil nach dem anderen ab und versuchte, die toten oder verletzten Fanatiker hinunter zu stoßen, um den Rest zu verlangsamen
Es fühlten sich an wie Jahre, bis Sara endlich den Berg, den Mary in wenigen Momenten hinauf gehuscht wäre, erklommen hatte. Mit einem erleichtertem Aufatmen rannte ihr die junge Frau nach, warf noch einen schnellen Blick über die Schulter, als sie sich in den Resten der Decke nach oben zog, und runzelte die Stirn.
Die waren stehen geblieben, und lichteten eine Gasse für... eine solche große, hässliche Monstrosität hatte Mary in all den Jahren, in denen sie das Land bereist hatte, noch nie gesehen. Groß wie ein Bär und breit wie ein Panzerschrank stampfte die große, schwarze Gestalt einfach die Trümmer hinauf, als wäre es ein gemütlicher Feldweg. Dort, wo die Ärmel der Robe zu kurz waren und blick auf die baummstammdicken Arme freigab, offenbarte sich ein Übelkeit erregender Anblick: Die Haut war von einem blassen grau, aber über und über mit schwärenden, eitergefüllten Blasen übersät, die bei jeder Bewegung zitterten, als würden sie gleich platzen. Die übergroßen Hände waren geschwollen und rot entzündet, die Finger standen in den unmöglichsten Winkeln ab und endeten in schwarzen, Ekel erregend langen Fingernägeln, die mehr den Klauen eines Tieres als irgendetwas anderem glichen. Der Anblick dieses Kolosses lies Mary schlucken, und sie schüttelte den Kopf, wie um ihre Angst zu vertreiben. Es war ein Zombie oder ein Mensch, sterben konnten beide. Ihre rechte Hand fuhr zu ihrem Köcher, während sie schon halb den Bogen hob, ihn grob aus das Monster ausrichtete...
Ihre Finger fanden nur Leere vor.
Mit einem erschrockenen Aufkeuchen sah sie an sich herab. Erbarmungslos präsentierte ihr Hüftköcher ihr die blanke Wahrheit: Sie hatte keine Pfeile mehr. Sie konnte nicht mehr schießen.
Sie war wehrlos.
„FUCK!“ fluchte sie, sprang weg und schob Sara weiter zum Fenster. „Okay,wir haben ein Problem. Ein zwei Meter großes und halbtonnen Schweres Problem.... Ich habe einen Plan, aber dafür musst du mir vertrauen.“ Mit einem Kopfschütteln warf Mary ihren Zopf zurück, und lächelte die Frau ihr gegenüber zuversichtlich an, während sich hinter ihr das Kultistenmonster durch das Geräusch schwere Schritte und knirschender Steine ankündigte.
Blass und erschöpft nickte Sara nur. Mary nickte ebenfalls.“Danke. Dann setzt dich so nah ans Fenster wie Möglich und halt den Kopf unten.“ Schnell sprang sie wieder weg, weg vom Fenster, balancierte auf dem letzten Rändern der Decke am Rand entlang und federte ab, welche Teile sie noch trugen und welche nicht.
Langsam, mit der drohenden Präsenz einer nahenden Naturkatastrophe , erhob sich die Gestalt des Kultisten aus dem Loch und starrte Sara an, steckte schon die erste Klauenhand nach ihr aus... und fuhr dann mitten in der Bewegung herum. Mary stand am anderen Ende des Raumes und funkelte des Riesenzombie herausfordernd an. Dunkelrot floss ihr Blut zwischen den Fingern hervor, einer Spur folgend, die ihren Ursprung an einem Schnitt an ihrer Hand hatte.
Mit einem Tosen sprang dieses Monster auf die junge Frau zu, gierig die Hände nach ihr ausgestreckt... machte einen Satz auf sie zu. Noch einen, bei dem der Boden unter den Füßen des Monsters erbebte. Langsam, mit Verunsicherheit im Blick, die sich langsam in Blanke Angst verwandelte, ging Mary Rückwärts, immer den Zombie vor sich, immer weiter zurück, bis sie die Wand im Rücken spüren konnte. Von unten schallte das schadenfrohe Gelächter der Kultisten wie das von Dämonen herauf. Der Koloss sprang das letzte Mal auf Mary los, eine Wolke von Verwesungsgestank mit sich tragend, die Krallen schossen auf ihren Kopf zu...
...und zischten wirkungslos nach unten, als die sowieso schon stark mitgenommenen Deckenreste unter dem Gewicht des Kultisten nachgaben und zusammen mit ihm nach unten stürzte. Das Lachen der Kultisten verwandelte sich in Schreien.
Zitternd, eng an die Wand gedrückt, wagte Mary es,ihre Augen wieder zu öffnen. Sie stieß ungläubig, als hätte sie selbst nicht damit gerechnet, die Aktion zu überleben, den Atem aus, und balancierte an den noch etwa Fußbreiten Resten des Bodens, die geblieben waren, zu Sara ans Fenster, die sie ungläubig anstarrte.
„Wir haben nicht viel Zeit. Ich will, dass du dich an meinen Handgelenken festhältst. Ich halte dich fest und runter, unten fängt Frank dich auch. Egal was passiert, ich will, dass du dich festhälts. Ich werde dich nicht fallen lassen, egal was passiert.“
Sara nickte. „Mary...danke, ich...“ „Spar dir das für später, wenn wir zeit zum Tratschen finden.“ erwiderte diese, riss den schwarzen Stoff vom Fenster, kniete sich ans Fensterbrett und winkte die Verletzte her. Fest schlang sie die Hände um die dünnen, abgemagerten Handgelenke,lies Sara sich aufs Fensterbrett sitzen und ließ sie langsam und vorsichtig, um sie nicht zu verletzten, hinunter. Mary ächzte leise, als sich ihr das Fensterbrett in den Bauch grub und sie mit aller Kraft den frischen Schnitt in ihrer Handfläche gegen den Arm von Sara drückte. Ein lautes Krachen lies beide Frauen und auch Frank, der unten schon die Arme nach Sara ausstreckte, zusammenfahren, und vor Schreck ließ die geschwächte , verletzte Frau beinahe los.
„Nicht.“ Mary krallte sich in Saras Arme fest und bewahrte sie somit davor, abzustürzen.
„Sara, ich habe dir gesagt, du darfst nicht loslassen!“ rief Mary über den Krach hinweg, den die Kultisten verursachten, als sie über die restlichen Trümmer der Decke hinweg und den beiden entgegen stiegen.
„Ich verspreche dir, es wird alles gut. Ich lasse dich nicht los. Vertraust du mir?“ Wieder erschien ihr übliches Lächeln auf ihrem Gesicht, dermaßen voller Hoffnung, dass es selbst die andere Frau ansteckte und ebenfalls zu einem leichten Lächeln brachte. Sara nickte.
Soweit es ging, lehnte sich Mary aus dem Fenster und brachte Frank Sara zo nahe wie möglich.
„Frank, hast du sie?“
Plötzlich weiteten sich ihre hellen, hoffnungserfüllten Augen und wurden Glasig. Fest, fast schon schmerzhaft grub sie die Finger in Saras Arme, während langsam das Lächeln von ihrem Gesicht gewischt wurde wie ein Sonnenstrahl von einer Wolke. Ihre Arme begannen, unter der Last zu zittern und zu Beben, ihr Gesicht wurde blass.
Der Polizist von unten sah hoch, griff Sara an den Oberschenkeln und zog vorsichtig daran. Mary ließ erst los, als sie sich ganz sicher war, das Frank die Frau hatte.
Dann stürzte sie Kopfüber aus dem Fenster, während sich im Fensterrahmen die dunklen Gestaltend er Kultisten zeigten und den winzigen Rest des Raumes füllten. Mit einem dumpfen Schlag, begleitet von einem ungesunden Knacken, landete Mary mit der vollen Wucht auf dem Rücken. Der Aufschlag trieb ihr jegliche Luft aus den Lungen, und sie blieb einige Momente liegen, so lange, dass Frank sich umdrehte.
„Mary? Alles in Ordnung?“
Keine Reaktion. November winselte leise, rannte zu seinem Frauchen und begann, ihr das Gesicht zu lecken
„Mary?!“
Mit einem schmerzerfülltem Stöhnen richtete sich das Mädchen auf und kam langsam, mit verzerrtem Gesicht, wieder hoch. „Nov, du hast Mundgeruch.“ Murmelte sie Leise und zog sich an ihrem übergroßen Hund hoch. Sie warf dem besorgten Polizisten ein schiefes,wenn auch nicht ganz echtes Grinsen zu, während ihr die Qual ihres Aufschlags noch ins Gesicht geschrieben standen.
„Was machst du noch hier, Frank? Die anderen warten auf dich!“ sagte sie leise, mit einem leichten Zittern in der Stimme. Sie kam tatsächlich wieder auf die Beine. „Ich komm grad nach“ Plötzlich wurde sie von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. „Ist alles in Ordnung bei dir? Der Sturz...“ „Hat mir vermutlich ne Hand voll Rippen gebrochen. Nichts, was sich nicht wieder einrenken lässt.“ unterbrach Mary den Polizisten und schob ihn in Richtung des Gullys. „Jetzt Hop, bevor die Kultisten hinterher hüpfen.“
Es platschte leise, als Frank, Sara und Mary als letzte in die Kanalisation kamen und mehrere Augenpaare, die sich erschrocken zu ihnen umdrehten, begrüßten sie.
„Keine Sorge. Wir sind es. Es sind alle raus. Vorsicht, es wird dunkel“ beruhigte Frank die Anwesenden und zog den Gullydeckel über sich zu. Dunkelheit umfing die Anwesenden, nur Unterbrochen von einzelnen Lichtflecken, die durch offene Gullydeckel oder Löcher in Straße und Kanal entstanden. Dann schlang er Saras Arm um seine Schulter und stützte sie beim Tragen, während Mary hinten das Schlusslicht bildete, ihren treuen Freund fest an ihrer Seite.
Sie hatten es geschafft.
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Alle Anwesenden unter der Erde zuckten zusammen und schauten sich hektisch um, als eins schauriges, fast schon unmenschliches Geräusch durch den Kanal hallte. Frank legte die Hand auf den Griff seiner Pistole und sah sich misstrauisch um. Es dauerte einen Moment, bis er das hallende Weinen als das Winseln von November identifizierte. Als er sich zu Mary umdrehte, bekam er einen Schreck. Das Mädchen war blass wie ein Gespenst, stütze sich an Wand und Hund ab und wankte bedenklich. Wieder wurde sie von Husten geschüttelt. Schnell ließ er Sara runter und lief zu Mary. Das dreckige Wasser platschte laut und spritze seine Beine hinauf, doch das war ihm egal.
„Mary, was...MARY!“ Gerade noch rechtzeitig streckte er die Arme aus, um das Mädchen aufzufangen, bevor sie in das dreckige Brackwasser fallen konnte. Als seine Hände ihren Rücken berührten, spürte er eine warme Flüssigkeit, die die Rückseite ihres Kleides durchtränkt hatte. Er zog eine Hand zurück. In der beinahe völligen Dunkelheit, die in den Tunneln herrschte, sah es schwarz aus, doch der metallische Geruch war ihm nur allzu bekannt.
„Sorry, Frank...ich hab's...verpatzt.“ sagte sie mit leiser , zitternder Stimme ins Dunkel hinein. Das Licht genügte gerade, um ihr Gesicht erkennen zu können. So in Franks Armen, ohne genügend Kraft, noch weiterzugehen, sah sie kindlicher aus denn je; Nicht das Gesicht einer jungen Frau, sondern das eines Kindes , versteckt unter Blut und Asche, schaute dem Polizisten entgegen. „Ich... komm gleich...gleich nach, ja? Nur kurz ausruhen. Is...nur halb...so wild“ Wieder war es November, dessen Winselnd durch den halben Tunnel hallte, und er stubbste Fragend Marys Hand an,wie auf der Suche nach einem Leckerli. Das Mädchen lachte leise ihr glockenhelles sanftes Lachen, dass erneut von einem heftigen Hustenanfall unterbrochen wurde. Ein dünnes Rinnsal Blut rann aus ihrem Mundwinkel und strafte ihre Aussage Lügen.
Franks Augen weiteten sich. Das sah nicht gut aus,das sah gar nicht gut aus. Schnell schlang er einen Arm um ihre Schultern, die anderen unter ihre Knie und Hob sie hoch. „Halt durch Mary. Wir bringen dich zu Howard. Er hat schon viele Leute wieder zusammen geflickt, außerdem schuldet er dir noch was dafür, dass du ihn mit Säure übergossen hast.“ Er versuchte zu Lachen, doch das Lachen klang genauso gezwungen und unecht wie der Witz. Dann begann Frank zu laufen, zu rennen, an den anderen vorbei, November im Schlepptau. „Er bekommt dich wieder hin Mary, du wirst schon sehen, alles wird gut werden, alles wird wieder gut...“ Seine Stimme brach leicht, und der gestandene Polizist musste sich zusammenreißen. Er würde nicht vor dem Mädchen anfangen zu weinen-
„Heey, hey, ist schon gut... Nicht traurig sein, ja? Lächelnd gefällst du mir viel besser,...“ , sagte sie, versuchte, den Mann, der sie hielt, zu trösten.
Verdammt. Soviel zu dem Vorsatz. Er konnte nicht verhindern, wie sich eine einzelne Träne aus seinem Augenwinkel stahl. Trotzdem versuchte er, für Mary zu lächeln. Sie war so groß gewachsen, dass es gewesen war, sich darüber hinweg zu täuschen, wie jung sie war, wie kindlich.
„Frank... bleib stehen. Wir schaffen es nicht mehr rechtzeitig, das wissen wir beide... „ „NEIN! Wir werden es schaffen! Wir...“ der restliche Satz ging verloren, während Frank weiter lief, den Rest der Dörfler hinter sich. Doch je weiter er lief, je mehr er spürte, wie Marys Leben ihm buchstäblich durch die Finger rann,wie ihr zarter Körper von Husten geschüttelt wurde desto langsamer wurde er. Schließlich blieb er stehen,schwer atmend, unter einem der Löcher.
Das schimmernde Licht der verschwindenden Sonnenstrahlen drang gerade noch hindurch, und die ersten , winzigen Punkte der aufgehenden Sterne waren zu sehen. In dem Licht sah Mary noch schlimmer aus, das Gesicht weiß wie ein Laken, nur unterbrochen von den roten Linien, die das Blut an ihrem Kinn hinterlassen hatte. Ihre blassen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und sie schloss genießerisch die Augen, als die letzten Sonnenstrahlen ihr Gesicht streichelten. „Danke, Frank... für...für alles.“ Mit jedem Zug ging ihr Atem schwerer, rasselnder, und sie zitterte wie Espenlaub. „Bitte...bitte sag Léo...und Jackman ,dass...sie..nicht mehr böse auf mich sein müssen,ja?“ Frank nickte. „Versprochen“, sagte er leise , mit sanfter, leiser Stimme, und strich Mary über die Haare. „Danke... ich...hab was für dich...Ist in meiner Tasche, bei dem Hemd von meinem Dad, blauer Beutel...die Anderen...sollen mein Zeug... nehmen, was sie brauchen...Howard meine Kräuter...“
Sie zuckte zusammen und erschauderte. Tränen rannen über ihr Gesicht, trotzdem lächelte sie, die tapfere kleine Mary. „Es gibt...auf einmal...soviel, was ich noch sagen will...“ Wieder hustete sie, stärker, als bisher, und rang verzweifelt nach Luft. Ihr Blick wanderte ins Leere... kurz. Dann sah sie Frank wieder an. Selbst jetzt, kurz vor dem Ende, schimmerte Hoffnung in ihren hellen, grünen Augen. „Passt auf euch auf...alle von euch... deine Familie...ich wünsche euch...alles Gute...“
Frank lächelte nur zurück. „Danke Mary. Ohne dich hätten wir es nicht geschafft... Danke.“ Er schlang die Arme fester um die junge Frau und zog sie an sich. Er hielt sie fest in den Armen, während der Rest der der Gruppe langsam näherkam. Er spürte nur, wie sich ihre Brust hob.
Und Sank.
Hob.
Sank.
Hob.
Sank.
Langsam hob sie sich aus ihrem Körper, und flog den Sternen entgehen. Um sie herum wirbelten ihre liebsten Erinnerungen wie kleine Funken. Die Stimme ihrer Mutter,wenn sie ihr vorlas. Das Lachen ihres Vaters bei ihren ersten versuchen mit dem Bogen. Ihre kleine Schwester Sally, die ihr lachend um den Hals fiel...“Ich hab dich so lieb, Schwesterherz!“ Das helle Lachen ihrer Freunde, als sie alle zusammen am Lagerfeuer saßen. November als Welpe, der ihr in die Arme sprang. Das Kribbeln der Jagd, das Lächeln,derer, die sie geheilt und denen sie geholfen hatte. Auch die seltsame Gruppe von Abenteurern, denen sie begegnet war, wirbelte um sie herum. Etwas nachsichtig musste sie lächeln. Diese Leute würden die Welt retten.
Sie wusste es.
Mit einem leisen jaulen legte November Frank eine Pfote ans Hosenbein. Der Mann sah auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah zu dem Hund. „Du hast Recht. Ich habe ihr versprochen, zu lächeln.“ murmelte er leise, und musste wirklich lächeln, wenn auch sehr schief. Sein Blick fuhr nach oben, zum Himmel, und er runzelte die Stirn.
Er hätte schwören können, der eine kleine Stern dort oben hätte ihm gerade zugefunkelt.
Aus dem Schatten der Lounge, verborgen hinter schwarzem Stoff, löste sich ein Schatten und schritt in würdevollen, langsamen Schritten auf das Ende der Empore zu.
Versonnen spielten die nackten Zehen des Schattens mit dem gräulichen, Schlieren ziehenden Blut des Mannes, der einst Stane war, der Kreatur, die sich zum Großmeister erhoben hatte und sie alle in den ewigen Frieden führen wollte.
Ein Narr und ein Träumer zugleich, in den Augen des Schattens, der nun von der Empore sprang und leichtfüßig wie ein Panther unten aufkam, vorbei am nun leeren Kran, vorbei an den nun leeren Pfählen an denen die Geopferten ihr Leben aushauchen sollten.
Sie hatten zweifelsohne eine Niederlage erlebt, doch war der Krieg noch lange nicht entschieden, denn die Armee aller Familien waren gerufen worden und würden in weniger als einem Tag hier sein um die Geächteten, die diesen Tempel entweiht hatten, zu richten und zu vernichten.
Der Schatten lächelte böse, als er im Norden die Flüchtenden sah, die sich gerade durch das Oberlicht – welch verdammte Schwäche in ihrer Verteidigung – davon machten, nach oben kletterten.
Doch noch stand eine Person unten, Jemand, der sich als Letztes davonstehlen wollte und genau die Person, die sie gesucht hatte…
Haile war gerade dabei, nach oben zu greifen um das Seil mit beiden Händen fest zu packen und dann diesen verdammten Ort zu verlassen.
Doch dann hörte sie eine Stimme.
Eine erschreckend wohlbekannte Stimme.
„Schwesterchen, glücklich mit dem was du angerichtet hast?“
Sie ruckte herum, kampfbereit, den Dolch in einer fließenden Bewegung nach vorne gereckt, doch neben dem nur noch leise tuckernden Truck war Niemand zu sehen, nur ein schlanker Schatten, der nun in das Licht trat das der Scheinwerfer des Trucks warf. Trotzdem lagen noch mehrere Meter zwischen ihnen. Haile zögerte kurz, ein toter Kultist mehr würde vielleicht keinen Unterschied machen, doch etwas hielt sie zurück.
„Kleine Schwester.“, sagte der Schatten und Haile fühlte, wie eine Faust ihren Magen packte und erbarmungslos zudrückte.
Ihre Knie wurden weich, denn all die verdrängten Erinnerungen, die die Sicherheit von Shengs Hope sie hatte vergessen lassen, drängten zurück. Sheng als liebevoller Vater-Ersatz hatte diese Barrieren errichtet, als er sie gerettet hatte und ihr die Kraft gegeben, zu vergessen und zu verdrängen.
Doch man vergaß niemals die wahre, leibliche Familie.
Genau so wenig wie das eigen Fleisch und Blut einen selber vergaß.
Die Gestalt, die schwarzgewandete Kultistin, die oben auf der Empore gewesen war, als Stane starb, nahm ihre kunstvoll verzierte Holzmaske ab und Haile starrte in das boshaft lächelnde Gesicht von Georgina!
„Da fliehst du nun, Schwester des Tags und lässt deine Schwester der Nacht zurück.“
Haile erkannte nun alles wieder. Wie heftige Schläge auf ihren Kopf prasselten die Erinnerungen auf sie ein. „Nicht alleine!“ – das war es, das ihr Unterbewusstsein ihr die ganze Zeit hatte sagen, ja, zuschreien wollen!
Sie warnen wollte!
Sie zwingen wollte, sich zu erinnern.
Und sie sah wieder zwei Schwestern.
Gemeinsam aufgewachsen, gemeinsam von Dienern umsorgt und dann plötzlich weinend sich in den Armen liegend.
Weil eine Schwester gehen musste - eine Mission!
Weil sie einen heiligen Auftrag vom Großmeister bekommen hatte und zurück blieb eine Schwester alleine.
Eine Schwester verschwand in der Nacht und im Verborgenen, zurück blieb die Schwester, die die Sonne sehen konnte.
„Ja, du erinnerst dich sicherlich. An deine auserwählte Schwester, die direkt zum Feind gesandt wurde, um bei unserem Agenten, meinem inszenierten… ‚Vater‘ „ sie spie das Wort wie einen Fluch aus – „zu leben. ICH, die Auserwählte. Georgina, die Schwester der Nacht. Keinen Zweifel gab es an der Prophezeiung als ICH geboren wurde.“
Sie zischte nun jedes Wort voller Hass in Richtung Haile, die nur noch ihre große Schwester Georgina wahrnahm und gar nicht mitbekam, wie sie oben auf dem Dach schon feierten und keine Notiz von ihr nahmen.
„Ich wurde geliebt! Verehrt und wie eine Göttin behandelt! Blond war mein Haar, wie das des Apostels aus den Reliefs der großen Prophezeiung. Es war MEINE Aufgabe, den Messias zu finden!“
Sie hatte anklagend den Finger ausgestreckt und musterte Haile, es machte ihr Spaß, sie leiden zu sehen, das schien offensichtlich.
„Die Jahre vergingen und der Messias tauchte nicht auf. Der Tempel wurde erst ungeduldig, dann wütend, dann wollte man meinen Kopf. Offensichtlich war ICH nicht die Auserwählte, so hieß es. Die andere Schwester musste es sein und man zwang mich … DICH … an den Ort der Feinde zu holen. Alles war perfekt in Shengs Hope, doch dann kamst du...“
Haile war wie erstarrt – sie war gefangen im Netz aus Lüge und Wahrheit, das Georgina spann.
„Ja, wer denkst du, hat deinem schwachsinnigen "Vater" die Position des Tempels verraten? Wer hat diesem Trottel von Wingman zugespielt, wie man dort eindringen kann?“ Sie lachte hysterisch auf.
„ICH war es, die dich nach Shengs Hope brachte! ICH war es, die dich zu deinem neuen Vater brachte, den WIR dir ausgesucht hatten, da dieser Trottel George bereits mich als „Tochter“ hatte. Ja, ja, du verdankst deinen neuen Daddy MIR! Und er sollte nun tot dort unten liegen.“
Sie lächelte nun voller Hintersinn und Boshaftigkeit.
„Denn du kennst die Prophezeiung! ICH habe meinen Vater getötet, an jener wundervollen Nacht, in der ich endlich Rache nehmen durfte an deiner perfekten Familie und deinem perfekten Ort! Wie sehr habe ich es geliebt, sie leiden zu lassen. Jahrelnag wandelte ich unter ihnen, sammelte ihre Geheimnisse und Schwächen. Machte mir auf meine Art und Weise Stutton und andere Männer untertan und schmiedete Pläne, unendliche Pläne. Ich schenkte Georg seine Familie wieder, von der er sich nicht trennen konnte und sicherte mir so seine Loyalität. Und dann warteten wir… auf den Messias. Und er kam, offensichtlich DANK dir.
Und während du entgegen deinem Schicksal unseren Feinden geholfen hast, habe ich meinen Vater getötet.“
Anklagend hatte sie den Finger auf Haile gerichtet.
„Aber das war den Familien nicht genug!“, fauchte sie. „Sie wollten mich nicht als Apostel anerkennen, waren sie doch sicher, du würdest deinen Vater ebenfalls töten oder töten lassen. Und zwar heute. Hier. Aber leider hast du wie immer nicht getan wozu du ausersehen warst. Du hast uns weder Adam gebracht noch deine Vater getötet. Er wurde von mir nur am Leben gelassen, damit du ihn opfern darfst.“
Und nun lächelte Georgina fast fröhlich.
„Doch Sheng lebt, wissen wir doch alle, dass er hunderte Male mehr dein echter Vater war als Jack McAldrin. DU hast mich heute zur Anführerin der Familien werden lassen und mich durch deine Schwäche als Anführerin bestätigt, kleine Schwester und ich verspreche dir – ich werde jeden den du liebst und kennst, töten. Jeden einzelnen verwandeln und dich dann vom untoten Sheng, der untoten Evi, dem Zombie-Raoul zerfetzen lassen.“
Sie kicherte wie ein kleines Mädchen und Haile stieß nach vorne, bereit, mit dem Dolch Georgina aus diesem Leben zu stechen, doch dann erkannte sie, wie die weggelockten Kultisten durch die Halle auf sie zugeeilt kamen und Georgina noch vor ihr erreichen würden. Und obschon die davon träumte und sich sehnte, ihr den Opferdolch durch den dürren Hals zu treiben, wusste sie, spürte sie, dass dieser Kampf erst noch kommen würde.
Und dann war sie oben, bei Hugh, bei Evi, Leo und Wingman. Und zusammen mit Sheng und Raoul flüchteten sie von diesem dunklen Tempel - dem Ort der endgültigen Schlacht entgegen - das Forschungszentrum von San Antonio, sie würden dort mit der Armee von Georgina eintreffen.
Ganz am Ende ihrer Reise, wenn die Schwester von Tag und die Schwester von Nacht sich mit Denen, die treu zu ihnen standen, die Schlacht um das Schicksal der Welt liefern würden.
Weiter geht es im "Vorspiel zu Station 7"
Geändert von Daen vom Clan (01.11.2015 um 21:46 Uhr)