Frank besah sich die Westen genauer, suchte nach Flicken oder Nähten.
Ihm war klar, dass er die meiste Zeit mit Wingman verbracht hatte, obschon er den Bürgermeister auch durchaus öfters in einer Weste derselben Machart gesehen hatte.
Seiner Meinung nach waren die Westen tatsächlich echt, er hatte sich entschieden, er hielt sie für authentisch.
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Hugh und Evi sahen sich an.
Der junge Kultist, welcher der Frau noch einen kurzen Moment sehnsüchtig hinterher geblickt hatte, besann sich auf seine Aufgabe und machte sich daran, seinem seltsam apathischen Pferd die Sporen zu geben und los zu reiten. Das Pferd wieherte einmal erschrocken auf und setzte sich dann mit hoher Geschwindigkeit galoppierend in Bewegung. Es war deutlich zu erkennen, dass Schutt und Trümmer dem Pferd schmerzen mussten, doch der Kultist peitschte sein Pferd vorwärts, direkt in Richtung Süden, um Jack McAldrin zu warnen. Es war klar, dass er dabei feststellen musste, wie weit sie bereits gekommen waren und dass sie die Falle und Blockade des leiblichen Vaters von Haile bereits überwunden hatten. Doch wenn alles gut lief, dann würde der Angriff auf den Dome so oder so nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Irgendwie musste Hugh bei dem Gedanken grinsen, dass Bruder Victorius erst die zerschmetterten Barrikaden und ein reich geschmücktes, kaputtes Float vorfinden würde, nur um dann panisch zurück geritten zu kommen, um seinen Tempel besiegt und die Gefangenen befreit anzutreffen. Wenn sie ihre Karten richtig ausspielten, würde es nicht unbedingt der glorreichste Tag im Leben des jungen Kultisten werden…
Sie gaben der Frau ein paar Schritte Zeit, damit der Pulk sich auflösen konnte und dann legte Jackman auf die Frau an. Wissend, dass eine angesägte Patrone auch durchaus zu einem Rohrkrepierer werden konnte, dazu geeignet, ihm beide Hände abzureißen…
Die Taucherin hingegen lag schon zwei zerstörte Säulen weiter und konzentrierte sich auf die beiden riesigen Hünen, die grunzend und schnaufend sich daran machten, die Presse vom Boden hochzuheben um dann langsam und mit bedächtigen Schritten selbst in Richtung Osten zu stapfen, dem Alamodome entgegen.
Nun galt es!
-> PN!
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Währenddessen bei Eryn und Lisa:
Dunkel und bedrohlich lag der Klotz an Bauwerk vor ihnen.
Wie ein Schwarzbär, der sich als riesige Version inmitten der Stadt hingelegt hatte, wirkte der Alamodome durch die vielen schwarzen Tücher, die somit nicht nur seine Form sondern auch sein Inneres verbargen.
Die muffigen Roben rieben an ihrer Haut und drückten schwer auf die Schultern, da ihnen die Masse fehlte.
Die Masken hatten sie do drapiert und befestigt, dass sie gut durch den Stoff sehen konnten und anschließend die Kapuzen darüber gezogen. So war sichergestellt, dass man sie nicht sofort durchschaute, auch wenn ihre Verkleidung einer eingehenden Untersuchung sicher nicht standhalten würde.
Trotzdem war es absonderlich und verrückt – in diesen Roben, diesen Masken, fühlten sie sich irgendwie sicher. Nicht durch die Schutzummantelungen, die diese Kutten ihnen boten, sondern durch das Wissen, dass die Untoten sie durch den Geruch nicht attackieren würden und dass die Kultisten sie nicht behelligen würden, solange die Tarnung aufrecht blieb. Es war, als wären sie unter den schweren, schwarzen Schwingen einer bösen Macht für einen Augenblick in Sicherheit.
Und so gingen sie Richtung Osten, vorbei am zerstörten Highway, bis sie schließlich das Gebäude vor sich sahen.
Der ehemalige Parkplatz war überwuchert und trotzdem war der Weg zum Haupteingang deutlich zu sehen, denn die Kultisten hatten dort wo einst die Straßenlaternen standen, Seile wie Girlanden gespannt und von dort hingen tote Leiber oder einfach nur Körperteile nach unten, waren an Ketten und Seilen wie rituell aufgehangen und schienen vollkommen unversehrt, verwunderlich, wenn man bedachte, dass sowohl Zombies als auch Kultisten Dergleichen zu fressen pflegten. Es wurde immer offenbarer – die Familien und Templer hatten eine Möglichkeit gefunden, die Untoten auf eine rudimentäre Art und Weise zu kontrollieren, der Handschuh, den ihre Freunde im Zoo im Einsatz gesehen hatten, gab davon ebenfalls beredt Zeugnis.
Das wirklich gruselige an diesem Gang waren jedoch die still dasitzenden, wie in Trance versunkenen, Kultisten, die auf den Knien herabgesunken den Weg zum Alamodome flankierten.
Beide schluckten schwer, wissend, dass es sich nun entscheiden würde, ob ihre Maskerade funktionierte der sie gerade in ihr Verderben liefen.
Schwarz und dunkel funkelten die Augen hinter den Masken jener, die links und rechts neben ihnen saßen und es war nicht festzustellen, ob sie die beiden Frauen wahrnahmen, die dem gewundenen Weg in Richtung des großen Eingangs in den Alamodome folgten, als sie einer feierlichen Prozession gleich darauf zuhielten.
Und dann sahen sie den Eingang des Alamodomes direkt vor sich.
Gerade entschwand eine Truppe von Kultisten durch ihn und es schien, als würden die beiden Flügeltüren, die aus schweren, nun geschwärztem Glas bestanden, sich hinter der Gruppe schließen.
Es wäre auch zu schön gewesen, vielleicht fast zu leicht, doch aus dem einfachen Plan würde nichts werden.
Denn an den Glastüren waren die Griffe entfernt worden, so dass Jemand, der von außen kam bei geschlossener Glasfront durch das Schließen beider Türen lediglich eine komplett glatte Glasfläche vor sich sehen würde. Nichts, woran man hätte ansetzen können, um sich Einlass zu verschaffen, es schien also absolut notwendig, sich dort bemerkbar zu machen, auf dass die Türen von innen geöffnet wurden, wahrscheinlich mit einer eingehenden Musterung – kurzum: Ihr Plan war zum Scheitern verurteilt. Eryn und Lisa spürten, dass sie sich auf das geöffnete Maul eines Drachen zubewegten, doch wie mechanisch gingen sie noch einige Schritte weiter.
Und dann passierte etwas!
Einer der Sitzenden, der direkt am Eingang saß, er hatte eine Maske mit einem seltsamen, ungewöhnlichen Grünton der aufgemalt worden war, erhob sich langsam und stand nun vor der Tür.
Er war noch zu weit weg, um mit ihm zusammen hindurch zu schlüpfen, und sie Beide ärgerten sich, denn dies wäre ihre Chance gewesen.
Die Gestalt in Form des massigen Kultisten wurde eingelassen, doch diesmal… diesmal schwang die Tür nicht komplett zu. Es sah aus, als hätte sich etwas darin verkeilt.
Es war ein unglaublicher Zufall, unglaubliches Glück und als die beiden Frauen endlich an der schwarzen Tür waren, erkannten sie was es war.
Eryn blieb dabei das das Herz stehen und sie hoffte, dass ihr Zittern nicht zu offensichtlich war als ihr Herzschlag eine Sekunde aussetzte und sie schwanken ließ.
Was zwischen den beiden dicken Glaswänden, die die Flügeltür darstellten, verkeilt war, war nichts Anderes denn das Medaillon, der Anhänger, der einst ihr gehört hatte und den sie verschenkt hatte.
Dank dieses unglaublichen Zufalls war es ihnen ein Leichtes, die Tür mit einem Dolch selbst zu öffnen, nun, da sie den Spalt hatten, der ausreichte, wenigstens eine der beiden massiven Glasfronten zu öffnen und um hindurch zu schlüpfen.
Mit zitternden Fingern nahm Eryn den Anhänger an sich und verbarg ihn in ihren Klamotten.
Und dann waren sie im Tempel ihres Feindes, in seinem Heiligtum.
Die Vorhalle, in der sie sich nun befanden, war düster, trotzdem konnten sie den Schemen, der sich links von der Tür befand, deutlich ausmachen.
Es war ein Kultistenbrecher, ebenfalls massig und riesig von Gestalt, mit tiefschwarzer Maske, der sie nicht wahrzunehmen schien.
Sie waren offensichtlich wie Tiere trainiert worden, nur auf ganz bestimmte Vorgehen oder Prozesse zu reagieren, so wie diese Kreatur wahrscheinlich auf ein bestimmtes Klopfzeichen hin die Türe von innen öffnete, um die wandernden Kultisten herein zu lassen.
Sie konnten außerdem erkennen, dass der Dome innen mit Fackeln ausgeleuchtet war und einem Meer an Kerzen, was dem gesamten Ort etwas beunruhigend Friedliches, etwas Feierliches, gab.
Es war ohne Zweifel ein Heiligtum.
Als sie dann eine kleine Treppe hinauf gingen und feststellten, dass auch hier sämtliche Wände in sanftes Schwarz gehüllt waren, erkannten sie zwei Gänge.
Einer führte nach rechts und schien zu weiteren Räumen zu führen, dort war auch wütendes Rufen zu hören, die Stimmen kamen ihnen Beide vage bekannt vor, vielleicht die Gefangenen?
Sie konnten zudem erkennen dass dort, also rechter Hand, auch ein großer Zugang auf das ehemalige Spielfeld war.
Was sie dort erkannten, ließ sie ebenfalls schaudern. Kniende Gestalten, unzählige. Dort knieten und beteten vielleicht dreißig der kampfgestählten Kolosse und deutlich mehr lagen zitternd in ihren aus Kleidung und Leichenteilung angefertigten Nestern, fast so, als würden sie eine Transformation durchmachen, von der Howard und Frank bereits zu berichten gewusst hatten.
Aber zwischen ihnen waren noch andere Farbkleckse zu sehen, doch leider viel zu weit weg, um Genaueres zu erkennen. Sie würden erst bei direkter Betrachtung mehr herausfinden können.
Zu ihrer Linken jedoch schien der Gang relativ bald in Schutt zu enden…
Doch sie sahen dort Jemanden stehen. Einen Hünen. Fest in Roben gewickelt. Eine hölzerne Maske mit grüner Verzierung tragend und sie direkt anblickend.
Es war die genau gleiche Zeichnung die Frank berichtet hatte und die Zeichnung des Kultisten, den sie vor wenigen Augenblicken außen gesehen hatten.
Nun mussten sie sich entscheiden, was sie sich ansehen wollten. Und es schien klar, dass Eile geboten war, denn sie würden vielleicht jeden Moment erkannt und enttarnt werden und hätten gegen eine solche Übermacht nicht den Hauch einer Chance.
Sie befinden sich bei K = Eingang
Der Vollständigkeit halber: Haile und Jegor bei F&G: Dem Kanalisationseingang und dem ersten Zellenblock.
Geändert von Daen vom Clan (27.10.2015 um 11:41 Uhr)