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Ehrengarde
Das sachte Streichen über den Rücken und die aufmunternden, aber auch forschenden Worte sollten sie zur Ruhe bringen, sich öffnen zu können und so weiter.
Aber all das wühlte Léo nur noch mehr auf.
Genau wie die Tatsache, dass sie diese verkackten Westen nicht zuordnen kannte. Weil sie diese verkackten Typen eh nicht kannte. Und sie eh nicht hier sein wollte, sondern schon im verkackten Forschungszentrum hätten sein sollen.
Die Wut brandete so plötzlich in ihr auf, dass sie mit einem Satz aufsprang und sich auf den Absatz zur Jägerin umdrehte. Mit funkelnden Augen taxierte sie Mary. Jeder Muskel in ihrem Körper zuckte vor Anspannung.
"Ich will mich aber mit diesen stinkenden Kackwesten ablenken, muchacha!“ Sie riss den Militärrucksack samt Plüschtieranhängsel hoch.
"Weil ich gerade meinen verfickten Affenkumpel fürs Leben verloren habe“ mit vollem Karacho pfefferte sie den Rucksack von sich fort„und ich verfickt nochmal keinen Bock habe, wieder in ein Loch zu Fall, weil ich darüber nachdenke, das hatte ich schon oft genug."
Léos Herz raste.
Mit einem lauten Aufprall traf der Rucksack einige Meter entfernt auf dem Boden. Der schwarze Beutel ging auf und der darin befindliche Kopf hüpfte davon, ein langgezogenes Stöhnen von sich gebend.
Die Latina brach in schallendes Lachen aus, ohne den Grund dafür zu kennen. Ihre Gemütslagen wandelten sich gerade so schnell, dass sie glaubte, völlig die Kontrolle über sich zu verlieren- wenn das nicht schon längst geschehen war.
Mit vor Gelächter schon schmerzenden Seiten trabte sie ihrem Papa hinterher und stolperte dabei einige Male, das Zittern in ihr wurde immer schlimmer. Ihre Haare klebten ihr vor Schweiß triefend im Gesicht.
Auf einmal blieb sie stehen. Ihr war, als ob sich ihr ganzer Körper gegen sie gestellt hatte.
"Scheiße, mir ist kotzübel..."
Ob es nun an dem sich langsam verbreitenden Verwesungsgeruch lag, oder dem anbahnenden Nervenzusammenbruchs- ohne weitere Vorwarnung kam ihr ihr fulminantes Ravioli-Mittagessen wieder hoch.
Das schier nicht enden wollende Würgen schnitt ihr das letzte bisschen Luft ab, dass sie noch erhaschen konnte und zwischen den Schüben japste sie, als ob sie gleich ertrinken müsste.
Endlich hatte sich ihr Magen entschieden, völlig leer zu sein, sodass Léo in die Knie ging.
Und noch immer musste sie lachen. Sie wollte nicht, sie musste. Sie war so erschöpft, aber konnte nicht aufhören, Panik überkam sie, weil sie nicht wusste, was sie dagegen tun konnte.
"Mach...bitte....dass es....aufhört...."
Geändert von Mephista (25.10.2015 um 19:02 Uhr)
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